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Genauso eingefahren ist die große Weihnachtsfeier des Vereins, wo neben uns alten Hasen auch die Kinder und Jugendlichen sowie die Wettkampfkader teilnehmen. Da können dann natürlich auch die Ehe-bzw. Lebenspartner mitkommen, sollten sie nicht der Tanzpartner sein, oder ebend die Eltern der Kinderpaare. Unter eingefahren verstehe ich nun aber hier, dass es da halt immer in ein und dieselbe Kneipe geht. Hier ist eine Woche vor Weihnachten die Gaststätte „Rudolphia“ im Dresdner Norden unser Ziel.
Gaststätte "Rudolphia"
Warum unbedingt diese Gaststätte? Ganz einfach, ist die Rudolphia nicht nur Gaststätte, sondern auch eine Freizeitanlage mit 4 Mini-Bowlingbahnen sowie 2 Kegelbahnen. So muss niemand den ganzen Nachmittag still am Tisch sitzen, sondern kann sich nebenbei auch noch sportlich betätigen.
Minibowlingbahn
Die Gaststätte „Rudolphia“ liegt mitten in der gleichnamigen, riesigen Gartensparte, und wurde zu DDR-Zeiten wohl als Vereinshaus gebaut. Mein Nachbar, welcher früher dort in der Gegend gewohnt hat, erzählte mir das die Rudolphia zu DDR Zeiten auch eine beliebte Disko war. Heute zeugt nur noch eine kleine Bühne im großen Gastraum davon. Ansonsten wurde versucht den DDR-Charme mit frischer Farbe zu übertünchen, was aber nur mäßig gelang, denn die Heizungsrohre der ehemaligen Schwerkraftheizung waren noch immer zu sehen wie die alten Deckenplatten aus sozialistischer Produktion. Zusätzlich wurde zu allem Überfluss auch noch ein Überstand im karibischen Flair in den Gastraum gebaut, wobei ich mich noch immer frage warum.
Beim Mobiliar hat man indes auf rustikale und stabile Korbmöbel gesetzt. Man sitzt in diesen Sesseln sehr bequem, allerdings ist es umständlich, wenn man aufstehen will, da man den Korbstuhl dann komplett aus der Reihe schieben muss. Die Tische sind groß genug um auch ausreichend Speisen und Getränke aufzunehmen. Das junge Team stellt die Tische nach Bedarf zu verschiedenen Gruppen zusammen, sodass auch größere Feiern wie die unsere stattfinden können.
Gastraum
Unser Verein hatte nun also geladen, und jeder konnte, nach Voranmeldung, kommen wann er lustig war. So gab es einige die bereits dort zu Mittag speisen wollten, andere bevorzugten erst zum Bowling oder dem Kaffeetrinken zu erscheinen. Auch meine Frau wollte nicht zum Mittag vor Ort sein, da sie nicht der Mittagsesser ist, und sie unter der Woche ganz gern darauf verzichtet. Ich wiederum liebe mein tägliches Mittagessen, und hatte hier vorab in der Speisekarte gelunscht was denn so zur Auswahl steht. Und da hatte es mir von vornherein die Gänsebrust aus dem Ofen mit Apfelrotkohl und Wickelklöße angetan, da es bei uns zu Hause keine Gans gibt, da es für uns vier einfach schlichtweg zu viel ist. Mit engelsartiger Geduld gelang es mir schließlich meinen Schatz zum Mittagessen mit unseren Vereinskameraden zu überzeugen, vielleicht hatte sie mit mir und meinem Heißhunger auf Gänsebraten ja vielleicht auch ein klein wenig einsehen.
Wir stellten also unseren fahrbaren Untersatz am Rande der Gartenanlage ab, und durften nun bei schönstem Winterwetter einen kleinen Spaziergang unternehmen, denn die Gaststätte liegt ja ziemlich Mittig in der Gartenanlage. Nachdem wir unsere Tanzkollegen begrüßt hatten, wurde dann schon gebeten bitte die Speisen auszusuchen, da trotz der Vielzahl der Gäste alles frisch hergerichtet wird. Uns zugeteilt war eine junge Dame im Schulalter, welche sich hier wohl den ein oder andern Pfennig dazu verdient. Das ist nicht schlecht, das haben meine Mädels auch gemacht. Allerdings sollte man die junge Dame vorher dann doch einmal in Freundlichkeit schulen. Schon ihr Blick an diesem Sonntagmittag verriet das sie heute nicht viel Lust hatte. Ein kleines Lächeln fehlte leider völlig. So zog sich das dann auch den ganzen Nachmittag hindurch.
Eine kleine Winterspeisekarte wurde uns gereicht, auf welcher neben einer Gänsebrühe als Vorsuppe noch vier vegetarische Gerichte, vier Kindergerichte, Sülze, zwei verschieden Schnitzel, ein Steak, Wildgulasch und ebend meine heiß begehrte Gänsebrust stand. Ein Wechsel der Beilagen wird mit 1,50 € berechnet, bei einer Seniorenportion werden 1,50 € abgezogen. Mit einem breiten lächeln bestellte ich nun also meine Gänsebrust, musste aber im gleichen Atemzug von der Kellnerin erfahren: „De Gans war gestern schon zum Mittag wech“. Häh? Wie bitte? Samstagmittag ist die Gans alle, am Sonntag sind wir als Verein dort zum Mittag, weitere Mittagsgäste ebenfalls und man bekommt es in einer Großstadt wie Dresden nicht hin noch ein paar Gänsebrüste zu ordern? Meine Laune war von einem Schlag von hundert auf null. Meine Lust auch. Aber zum Glück erging es nicht nur mir so, denn auch andere unseres Vereins hatten sich auf die Gänsebrust gefreut. Also noch mal Karte wälzen und was Neues raussuchen.
Winterspeisekarte 1 Winterspeisekarte 2
Nun orderten wir als Getränke:
· 2x 0,3ér Tonic Water für je 3,00 €
Da es als Vorspeise nur die Gänsebrühe gab, zur Hauptspeise aber keine Gans, verzichteten wir darauf. So sollten es als Hauptgerichte bei uns sein:
· 1x Schupfnudel Pfanne mit gehobeltem Parmesan, Rosenkohl, getrockneten Tomaten und gerösteten Pinienkernen für 15,00 €
· 1x Knoblauchsteak und Hirtenkäse überbacken, mit Tomaten-Knoblauchbutter und Thymian Pommes für 18,00 €
Eigentlich mag ich zum Mittag keine Pommes, zum Abend keine Kartoffeln. Hier gab es ja aber außer dem Wildgulasch nichts mit Kartoffeln, also griff ich zum Knoblauchsteak, was auch passend zu mir war. Ich war stinkig, da konnte ich auch stinken.
Irgendwann nach nicht allzu langer Zeitkamen dann die Getränke an unseren Tisch. Gut das wir wussten was wir bestellt hatten, die junge Dame wusste es nicht mehr. Oje.
Genauso unterschiedlich kamen dann auch unsere Speisen. Da die junge Dame nicht wusste das ich Knoblauchsteak hatte, wurde mein Essen einem anderen Kollegen an unserem Tisch serviert der auch Knoblauchsteak bestellt hatte, aber einiges später als ich, während meine Frau nun auch ihr Essen bekam. Ich durfte dann noch 20 Minuten auf mein Essen warten, währenddessen meine Frau dann schon fertig war. Organisation ist alles, aber die stimmt hier nicht so ganz. Dafür waren die Speisen gut.
Meine Frau hatte sich die Schupfnudel Pfanne mit gehobeltem Parmesan auserkoren. Ein großer Teller war gut gefüllt mit bissfesten Schupfnudeln.
Schupfnudel Pfanne mit gehobeltem Parmesan, Rosenkohl, getrockneten Tomaten und gerösteten Pinienkernen
Dazu frischer, ebenfalls bissfester Rosenkohl, getrocknete Tomaten und gedünstete Minitomaten. Das Ganze mit gerösteten Pinienkernen und frischen Kräutern wie Kresse und Petersilie abgeschmeckt. Reichlich herzhafter, dick gehobelter Parmesan schloss das ganze ab. Nicht schlecht und reichlich. So reichte es für mich als ab und an kleines Häppchen, sozusagen als Vorspeise.
Schupfnudel Pfanne mit gehobeltem Parmesan, Rosenkohl, getrockneten Tomaten und gerösteten Pinienkernen
Ich hatte mich ja nun notgedrungen für das Knoblauchsteak entschieden. Auch hier wurde mir ein großer und voller Teller serviert, wenn auch 20 Minuten zu spät.
Knoblauchsteak und Hirtenkäse überbacken, mit Tomaten-Knoblauchbutter und Thymian Pommes
Ein großes und daumendickes Schweinesteak wurde hier kredenzt. Außen herum kräftig und gut gewürzt und scharf angebraten. Leider war das dann ein bisschen zu scharf angebraten, denn im inneren war es mir persönlich schon zu trocken. Das dürfte bei solch einer Stärke des Fleisches eigentlich nicht passieren. Zum Glück gab es aber obenauf den würzigen Hirtenkäse, mit welchem das Schweinesteak überbacken war. So kam wenigstens etwas Feuchtigkeit dazu. Die kräftige und sehr herzhafte Tomaten-Knoblauchbutter tat ihr übriges. Die großen Thymian Pommes waren zum richtigen Zeitpunkt der Fritöse entnommen wurden, sie waren angenehm kross und durch die Würze mit frischem Thymian auch sehr kräftig im Geschmack. Wie vorhin schon gesagt, eigentlich hätte ich mir so ein Essen zum Abendbrot gewünscht.
Knoblauchsteak und Hirtenkäse überbacken, mit Tomaten-Knoblauchbutter und Thymian Pommes
Beim Blick auf die Nachbarteller fiel mir auch überall die doch enorme Größe der Portionen auf. Vor allem die Salatbowls waren der Wahnsinn.
der sehnsüchtige Blick auf die anderen Teller
Nach so einem herzhaften Essen ging es dann zum Bowling. Doch auch hier versagte unsere Bedienung gnadenlos. Die Bestellung der Getränke erfolgte pro Bahn, geliefert wurde immer ein großes Tablet, welches sie dann nur am ersten Tisch abstellte. Da nicht alle das mitbekamen, blieben einige Biere stehen, und das Lokal am Ende auf diesen Kosten sitzen.
Da an diesem Sonntag nun auch das Finale der Fußball WM war, hatten sich einige Herren um Beamer und die notwendige Empfangstechnik gekümmert, so könnte man doch im Lokal gucken. Leider wurde uns dies verwehrt, da man sonntags pünktlich 17 Uhr schließt. Nein auch für uns keine Ausnahme. Für mich nicht ganz verständlich. Hier hätte man es als geschlossene Gesellschaft deklarieren können, noch einige Biere, und eine Stunde später locker auch noch einmal 30 Abendbrotessen verkaufen können. Wer nicht will der hat schon. So verließen die Fußballbegeisterten schon kurz nach dem Kaffeetrinken die Rudolphia, um sich in anderer Gastronomie wieder zu treffen. Schade.
Unser Fazit: da wir nur für das Mittagessen und die Getränke zahlen mussten, ließen wir 45,00 € in der Gaststätte „Rudolphia“. Den Rest zahlte der Verein. Das Essen war gut und reichlich. Das es Sonntagmittag keine Gans mehr gab ist nicht zu verstehen. Und auch die Bedienung sollte noch einmal eindringlich in Freundlichkeit, Höflichkeit und Schnelligkeit geschult werden.