Geschrieben am 08.09.2023 2023-09-08| Aktualisiert am
08.09.2023
Besucht am 04.02.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 28 EUR
Trifft man sich mit dem Mannheimer Daueresser in kulinarischer Mission, so muss einem - das sagt ja bereits sein Nickname - von vornherein klar sein, dass ein solches Unterfangen mit spürbarer Sättigung einhergeht. Da ist kulinarische Standfestigkeit gefragt oder eben ein gewisses Magenvolumen.
Mit beidem war ich an diesem Samstagabend Anfang Februar gesegnet und so konnte es nach den genossenen Sushi-Preziosen bei Mr. Le mit fachmännisch gegrillter „Anatolika“ – ganz ohne lästige Nebenwirkungen – in unmittelbarer Nähe des Mannheimer Marktplatzes weitergehen.
Mit der S-Bahn ging es aus der Schwetzingerstadt zurück in die City. Mein lokaler Futterführer hatte bereits im Vorfeld von dem dort erhältlichen „Cag Kebap“ – einer Lammspieß-Spezialität aus der türkischen Provinz Erzurum – geschwärmt. Warum nicht die Gunst der späten Drehspießstunde nutzen, um in diesen recht seltenen fleischlichen Genuss zu kommen?
Außerdem: nach dem Sushi ist bekanntlich vor dem Kebap! Und genau mit dieser Attitüde liefen wir in dem gut besuchten osmanischen Grilltempel ein. Wirkte von außen wie ein ganz gewöhnliches Ocakbasi
Drinnen ging es noch richtig trubelig zu. Ein lauter, in würzigen Grilldunst gehüllter Gastraum empfing uns. Wir ergatterten einen der letzten freien Tische und nahmen in dem viel zu hell beleuchteten Inneren des geräumigen Kebap-Schuppens Platz.
Dass hier an einem Samstagabend der Papst bzw. der Imam im Kettenhemd boxt, war eigentlich klar, gilt doch der aus 100% Lammfleisch bestehende, Cag Kebap als eine horizontal über Holzkohle gegrillte Besonderheit, die es in Mannheim nur in dem nach der Stadt Oltu benannten Laden zu erstehen gibt. Somit stand unser beider Essenswunsch schon vor dem Eintritt in die hauptsächlich von türkischem Publikum frequentierte Drehgrillbastion fest. Das Herzstück des Laden: der Holzkohlegrill
Auf eine kurze Besprechung mit dem geschäftstüchtigen Mann vom Service folgte dann die Ernüchterung. Vom berühmten Cag Kebap war nichts mehr übrig. Die letzten Lammfleischfetzen waren längst vom Drehspieß gesäbelt, was scheinbar an einem Samstagabend zu späterer Stunde keine Überraschung für die osmanische Grillfraktion darstellte.
Nun gut, deswegen gleich frustriert das Weite suchen, war jedenfalls nicht unser Ding. Ein Blick in die vorbildlich laminierte, mit Fotos der Gerichte versehene Speisenkladde ließ uns am Plan B schmieden und hatte zwei Portionen Adana Kebap (für jeweils nur 10 Euro im Spätprogramm) zur Folge. Wie sang doch gleich Schlagerbarde Roland Kaiser in den späten 70ern: "Cag matt - nimm Adana vom Grill...". Oder so ähnlich jedenfalls ;-)
In Ermangelung eines alkoholischen Getränkeangebots, löschten wir mit Cola und Mineralwasser unseren Durst und harrten der Deftigkeiten, die bald geliefert werden sollten.
Kurz angegrilltes – und deshalb noch warmes – Fladenbrot machte den Anfang. Dieses Fladenbrot gefiel
Wir hatten es uns anstelle von Reis und Pommes als Beilage gewünscht. Dieses dippten wir in die auf einem kleinen Teller mitgelieferten Saucen – eine gar nicht mal so knollentief knoblierte Haydari und eine anregend scharfe Gewürzpaste namens Ezme –, die unsere aus Lamm- und Kalbhackfleisch bestehenden Spießgesellen schmackig unterstützten. Ezme und Haydari zum Dippen
Ihr wohliger Duft nach orientalisch gewürztem Grillfleisch förderte unseren Spachteldrang. Gleich neben den beiden äußerst saftig ausfallenden, nicht zu kurz geratenen Hackstäben lag die obligatorische, in jedem Döner steckende Frischekostbeilage in Form von Tomaten, Eisbergsalat, Kraut und Gurken. Der Adana Kebap mit Salat
Der vegetabile Teil des Tellers hätte mit ein wenig Dressing vielleicht sogar die Geschmacksnerven gekitzelt, so blieb er blass ging ohne echte Gaumeninformation zum Großteil wieder retour.
Das half natürlich bei der Konzentration aufs Wesentliche, den beiden türkischen Hackhelden aus der südlichen Provinz Adana. Und die waren richtig gut gelungen. Durch das Drehen der Spieße hatte das heraustretende Fett die deftigen Bosporus-Stangen außen mit einer knusprigen Schicht überzogen. So grillt man Hackfleisch!
Innendrin hatte das aromatisch gewürzte Hackfleisch genau die richtige Saftigkeit vorzuweisen, die es, zusammen mit den Dipsaucen und dem fluffigen Fladenbrot genossen, zu einem rundherum gelungenen Grillfleischerlebnis der osmanischen Art machte.
Irgendwie fühlte ich mich an den sensationellen Grillteller im Doyum Grillhaus während meiner letzten Klassenfahrt in Berlin erinnert. Genau wie für diesen Grillfahrtsort für Fleischversessene, gilt auch für das Oltu Cag Kebap in Mannheim die Erkenntnis, dass man die beste Regionalküche eben dort findet, wo die entsprechende Volksgemeinschaft selbst is(s)t.
Nach der erfolgreichen Vertilgung unserer beiden Adana-Kebaps – an dieser Stelle ein ausdrückliches Dankeschön an den GG-Kollegen Daueresser, der mich dazu einlud –, und der damit einhergehenden Premiere unseres ersten gemeinsamen Mannheimer Dinner-Duathlons, ging es mit der Straßenbahn zurück in den Waldhof, wo unser japanisch-türkischer Genussabend endete und ich mit gut gefülltem Bauch per Auto die Heimreise antrat.
Ende Juli fand dann die Fortsetzung der aus zwei Disziplinen (=Restaurantbesuchen) bestehenden Reinhauruckaktion statt. Dabei standen spanische Tapas und peruanisches Ceviche auf unserem Speiseplan. Mal schauen, vielleicht schreibe ich irgendwann sogar etwas darüber…oder der Herr Daueresser kommt mir zuvor
Trifft man sich mit dem Mannheimer Daueresser in kulinarischer Mission, so muss einem - das sagt ja bereits sein Nickname - von vornherein klar sein, dass ein solches Unterfangen mit spürbarer Sättigung einhergeht. Da ist kulinarische Standfestigkeit gefragt oder eben ein gewisses Magenvolumen.
Mit beidem war ich an diesem Samstagabend Anfang Februar gesegnet und so konnte es nach den genossenen Sushi-Preziosen bei Mr. Le mit fachmännisch gegrillter „Anatolika“ – ganz ohne lästige Nebenwirkungen – in unmittelbarer Nähe des Mannheimer Marktplatzes... mehr lesen
3.5 stars -
"Culinary Collini-Tales Pt. 2: Nach dem Sushi ist vor dem Kebap!" marcO74Trifft man sich mit dem Mannheimer Daueresser in kulinarischer Mission, so muss einem - das sagt ja bereits sein Nickname - von vornherein klar sein, dass ein solches Unterfangen mit spürbarer Sättigung einhergeht. Da ist kulinarische Standfestigkeit gefragt oder eben ein gewisses Magenvolumen.
Mit beidem war ich an diesem Samstagabend Anfang Februar gesegnet und so konnte es nach den genossenen Sushi-Preziosen bei Mr. Le mit fachmännisch gegrillter „Anatolika“ – ganz ohne lästige Nebenwirkungen – in unmittelbarer Nähe des Mannheimer Marktplatzes
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Mit beidem war ich an diesem Samstagabend Anfang Februar gesegnet und so konnte es nach den genossenen Sushi-Preziosen bei Mr. Le mit fachmännisch gegrillter „Anatolika“ – ganz ohne lästige Nebenwirkungen – in unmittelbarer Nähe des Mannheimer Marktplatzes weitergehen.
Mit der S-Bahn ging es aus der Schwetzingerstadt zurück in die City. Mein lokaler Futterführer hatte bereits im Vorfeld von dem dort erhältlichen „Cag Kebap“ – einer Lammspieß-Spezialität aus der türkischen Provinz Erzurum – geschwärmt. Warum nicht die Gunst der späten Drehspießstunde nutzen, um in diesen recht seltenen fleischlichen Genuss zu kommen?
Außerdem: nach dem Sushi ist bekanntlich vor dem Kebap! Und genau mit dieser Attitüde liefen wir in dem gut besuchten osmanischen Grilltempel ein.
Wirkte von außen wie ein ganz gewöhnliches Ocakbasi
Drinnen ging es noch richtig trubelig zu. Ein lauter, in würzigen Grilldunst gehüllter Gastraum empfing uns. Wir ergatterten einen der letzten freien Tische und nahmen in dem viel zu hell beleuchteten Inneren des geräumigen Kebap-Schuppens Platz.
Dass hier an einem Samstagabend der Papst bzw. der Imam im Kettenhemd boxt, war eigentlich klar, gilt doch der aus 100% Lammfleisch bestehende, Cag Kebap als eine horizontal über Holzkohle gegrillte Besonderheit, die es in Mannheim nur in dem nach der Stadt Oltu benannten Laden zu erstehen gibt. Somit stand unser beider Essenswunsch schon vor dem Eintritt in die hauptsächlich von türkischem Publikum frequentierte Drehgrillbastion fest.
Das Herzstück des Laden: der Holzkohlegrill
Auf eine kurze Besprechung mit dem geschäftstüchtigen Mann vom Service folgte dann die Ernüchterung. Vom berühmten Cag Kebap war nichts mehr übrig. Die letzten Lammfleischfetzen waren längst vom Drehspieß gesäbelt, was scheinbar an einem Samstagabend zu späterer Stunde keine Überraschung für die osmanische Grillfraktion darstellte.
Nun gut, deswegen gleich frustriert das Weite suchen, war jedenfalls nicht unser Ding. Ein Blick in die vorbildlich laminierte, mit Fotos der Gerichte versehene Speisenkladde ließ uns am Plan B schmieden und hatte zwei Portionen Adana Kebap (für jeweils nur 10 Euro im Spätprogramm) zur Folge. Wie sang doch gleich Schlagerbarde Roland Kaiser in den späten 70ern: "Cag matt - nimm Adana vom Grill...". Oder so ähnlich jedenfalls ;-)
In Ermangelung eines alkoholischen Getränkeangebots, löschten wir mit Cola und Mineralwasser unseren Durst und harrten der Deftigkeiten, die bald geliefert werden sollten.
Kurz angegrilltes – und deshalb noch warmes – Fladenbrot machte den Anfang.
Dieses Fladenbrot gefiel
Wir hatten es uns anstelle von Reis und Pommes als Beilage gewünscht. Dieses dippten wir in die auf einem kleinen Teller mitgelieferten Saucen – eine gar nicht mal so knollentief knoblierte Haydari und eine anregend scharfe Gewürzpaste namens Ezme –, die unsere aus Lamm- und Kalbhackfleisch bestehenden Spießgesellen schmackig unterstützten.
Ezme und Haydari zum Dippen
Ihr wohliger Duft nach orientalisch gewürztem Grillfleisch förderte unseren Spachteldrang. Gleich neben den beiden äußerst saftig ausfallenden, nicht zu kurz geratenen Hackstäben lag die obligatorische, in jedem Döner steckende Frischekostbeilage in Form von Tomaten, Eisbergsalat, Kraut und Gurken.
Der Adana Kebap mit Salat
Der vegetabile Teil des Tellers hätte mit ein wenig Dressing vielleicht sogar die Geschmacksnerven gekitzelt, so blieb er blass ging ohne echte Gaumeninformation zum Großteil wieder retour.
Das half natürlich bei der Konzentration aufs Wesentliche, den beiden türkischen Hackhelden aus der südlichen Provinz Adana. Und die waren richtig gut gelungen. Durch das Drehen der Spieße hatte das heraustretende Fett die deftigen Bosporus-Stangen außen mit einer knusprigen Schicht überzogen.
So grillt man Hackfleisch!
Innendrin hatte das aromatisch gewürzte Hackfleisch genau die richtige Saftigkeit vorzuweisen, die es, zusammen mit den Dipsaucen und dem fluffigen Fladenbrot genossen, zu einem rundherum gelungenen Grillfleischerlebnis der osmanischen Art machte.
Irgendwie fühlte ich mich an den sensationellen Grillteller im Doyum Grillhaus während meiner letzten Klassenfahrt in Berlin erinnert. Genau wie für diesen Grillfahrtsort für Fleischversessene, gilt auch für das Oltu Cag Kebap in Mannheim die Erkenntnis, dass man die beste Regionalküche eben dort findet, wo die entsprechende Volksgemeinschaft selbst is(s)t.
Nach der erfolgreichen Vertilgung unserer beiden Adana-Kebaps – an dieser Stelle ein ausdrückliches Dankeschön an den GG-Kollegen Daueresser, der mich dazu einlud –, und der damit einhergehenden Premiere unseres ersten gemeinsamen Mannheimer Dinner-Duathlons, ging es mit der Straßenbahn zurück in den Waldhof, wo unser japanisch-türkischer Genussabend endete und ich mit gut gefülltem Bauch per Auto die Heimreise antrat.
Ende Juli fand dann die Fortsetzung der aus zwei Disziplinen (=Restaurantbesuchen) bestehenden Reinhauruckaktion statt. Dabei standen spanische Tapas und peruanisches Ceviche auf unserem Speiseplan. Mal schauen, vielleicht schreibe ich irgendwann sogar etwas darüber…oder der Herr Daueresser kommt mir zuvor