Zurück zu Gourmetrestaurant Arens im Arens Hotel 327 m NN
GastroGuide-User: DaueresserGK0712
DaueresserGK0712 hat Gourmetrestaurant Arens im Arens Hotel 327 m NN in 67487 Sankt Martin bewertet.
vor 7 Jahren
"Philipp Arens inszeniert weiterhin die Speisen raffiniert in Szene (leider) mit Abzügen in der P-NOTE – das Flair vergangener gemütlicher Kulinarik-Tage scheint dagegen in Hainfeld geblieben zu sein"
Verifiziert

Geschrieben am 31.01.2018 | Aktualisiert am 31.01.2018
Besucht am 28.01.2018 Besuchszeit: Abendessen 8 Personen Rechnungsbetrag: 500 EUR
Neue Umgebung, gleiches Konzept ? Nicht ganz, die Weinstube in Hainfeld ehemals gepachtet, musste in der Gegenwart wohl u.a. der Bausparvertrag herhalten für den Erwerb des Hotelkomplexes „Haus am Weinberg“. Das "Haus am Weinberg" ist nicht nur Restaurant, sondern lädt auch Gäste zum Entspannen (u.a. Sauna, Dampfbad, türkisches Bad etc) ein, natürlich sprangen wir nach dem Essensbesuch allesamt in den Whirlpool und tauchten ab.
Turbo, ein geschätzter Gastroguide Kritiker, wollte hier auch gerne übernachten. Aber ich glaube, er hatte da was falsch verstanden. So teuer wie in seiner Bewertung angegeben, sind die Übernachtungen nicht. Es gibt Arrangements 2 Übernachtungen mit jeweils einmal 3 Gang Regional Menü sowie einmal 5 Gang Gourmet-Menü am Abend inkl. Wellness, Dampfbad und Blick in die Rheinebene für 239 Euro pro Person, da kannst eigentlich nicht meckern.


Unser Familienoberhaupt hat für 8 Personen eingeladen, meiner einer reservierte vor gut 3 Wochen für letzten Sonntag ein Tisch. Gerne habe ich die Vorbewertungen von Marc074 und Turbo gelesen, hier scheint es öfters sehr voll zu sein, daher die Vorab-Reservierung. Ziel sollte also heute St Martin sein, eines der schönsten Dörfer Deutschlands, steht zumindest auf der Homepage. Und nach St Martin kann man nicht nur am 11. November, jenes Dorf, welches geografisch oberhalb von Maikammer liegt. Maikammer kann man natürlich (kleiner Tipp für "Nicht-Pfälzer") auch nicht nur im Mai besuchen (man sollte es aber), denn das Dorf macht außer einigen Winzern nicht wirklich was her. Wir haben unser Navi geladen, ist auch von Nöten, denn nach den Ortschaften endet wohl irgendwo die Straße, aber vorab geht es noch einen Bergweg hinauf, zur Rechten unterhalb eines Baumes steht auch ein kleines Hinweisschild "Haus am W..." (vielleicht könnte man das beleuchten?)


Zwei mal hoch und runter und schon kommen wir an dem Parkplatz an. Ein großes Gedränge ist hier nicht. Ganz hinten steht ein weißer Golf mit dem Schild NW-AP .... (Arens Phillipp?), sowie ein dunkelblauer Ford. Mit dem Ford fort und mit dem Zug heim oder was ? Nee, nicht ganz, es ist das Auto von meiner Schwester. Sie befindet sich auf dem angeblichen Keschdeweg mit ihrem Mann, nachdem sie 20 Minuten später am Parkplatz ankam stellte ich die Frage, ob sie nicht doch im Grand Canyon war, von oben bis unten vermatscht. Sie kamen wohl in ein riesiges Schlammloch, ihr Mann rutschte wohl zudem noch in nassem Treibsand, er hatte Glück nicht unter gegangen zu sein (hier in Sankt Martin sind schon einige mysteriös verschwunden), ein geübter Pfälzer Wanderspaziergänger geht aber ohnehin ohne sein Wenger nicht aus dem Haus (Hinweise gibt es hier: https://www.amazon.de/Wenger-Schweizer-Offiziersmesser-Messer-Schatulle/dp/B000R0JDSI)


Wir kommen

oben an der Rezeption an, die Hotel-Kraft schaute uns an und fragte „Sie wünschen ?“, wir antworteten, wir hätten reserviert für heute Abend im Restaurant, uns sollte ein schöner eingedeckter Achter Tisch vorbereitet werden. „Das muss ein Irrtum sein. Wir haben heute keine Reservierungen“, sie schaute nochmal nach und bekräftigte ihre Aussage. Ich kramte mein Handy hervor und zeigte auf die Bestätigung, sie zuckte mit den Achseln und rief jemanden an. "Tisch gehe in Ordnung, für die Wartezeit ginge der Aperitif dann beim Menü aufs Haus." Original O Ton Empfangsdame.


Unten im Restaurant (geht man die Treppe zuvor hoch dann ja, man kann auch ebenerdig rein, dann ist das Restaurant auf der Etage) kommt uns die Mutter von Philipp Arens entgegen. Sie hat in der Hand ein große Flasche Sekt. „Geht doch“ mein Gedanke. „Sie kenne ich noch“ sagte ich grinsend zu ihr. Ihre sympathische Antwort „ und ich muss sie jetzt auch kennen oder was ?“. -- Na klar, man(n)/frau muss mich kennen. Wer mich nicht kennt, der pennt. Oder leasen ? Bei Auto Friesen ? (mir geht der Spruch seit meiner Kindheit nicht mehr aus dem Hirn)


Wir werden dann am Tisch nach einem Aperitif gefragt, ich verrate schon jetzt dem Leser, dass der Aperitif nicht aufs Haus ging. Da wir alle Durst & Lust hatten auf erfrischenden Raumland Traubensecco und Rieslingsekt, riss der Aperitif schon mal ein erstes größeres Loch ins Budget. Aber wir sind ja hier um zu schlemmen. Es wird heute geklotzt und nicht gekleckert. Ich hatte extra an dem Tag mittags nur eine kleine Stulle gegessen und an der Salami gelutscht, damit nicht nur mein Auge sich am Essen ergötzen konnte. Wir bekommen back to the roots / genau wie früher - den ersten Küchengruß, klassisch an den Tisch: 

Butter, Fleur de Sel, Limettencreme und Aioli wurde zum selbstgebackenen Brot gereicht. Die zweite Amuse Bouche, der erste kleine kulinarischer Gaumenkitzler, folgte nach einem kleinen aber angenehmen Zeitabstand. 
Kleiner Gaumenkitzler
Auf rohem Rotkraut eine Art Fleisch-Tatar, zudem als Gegenpart auf einem krossen Chip ebenfalls "fleischiges" in brauner Soße, dazu Butter und grüne Soße. Wir starten gut und hofften insgeheim, dass die Fleischportionen später etwas größer ausfallen würden.

Die Frau des Erzeugers vom jüngsten Stammhalter hatte sich schon vor Wochen in das angebotene 4 Gang Hummer Menü verliebt. Ihre Wahl fiel auf das Hummer Spektakel, alle anderen am Tisch entschieden sich für ein selbst zusammengestelltes 2-3 Gang Menü. Am Ende mussten etwas mehr als 500 Euro berappt werden. Der Junior, bei Leibe kein Süßer, verzichtet bewusst auf den Nachtisch, um anschließend bei seiner Freundin zu kosten. Da auch bei unserer Familie der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, entscheidet sich der Vater und sein ältester Sohn für ein jeweils ähnliches 3 Gang Menü. Gleiche Vorspeise (Forelle), dazu gibt es eine Flasche von Bassermann Jordan, ein Weißburgunder für erfreulich faire 18 Euro angeboten. Da kann die Servicebedienung gerne zeitnah eine zweite Flasche bringen. 


Insgesamt bestellen wir 3x die „Dreyerlei“ von der Forelle, 
Dreyerlei Forelle, Filet, Geräuchert und Tatar
ich hätte da gerne ein Mouse bzw ein Schäumchen gehabt. Dreierlei ist für mich immer auf drei verschiedene Arten zubereitet,  oder verschiedene Gar-Zustände, oder verschiedene Temperaturen, oder verschiedene Zubereitungsarten etc. Ich spreche aber hier nicht von Sterne- oder Kreativküche, sondern einfach von den "Dimi" Basics. Vielleicht aber hatte Herr Arens wirklich heute mit keinem Gast gerechnet und daher nichts vorbereitet ?


Kann aber eigentlich nicht sein. Geschmeckt hat es uns dann doch die dreierlei Forelle. Schade, dass alles auf dem Forellen-Teller kalt war. Einmal Filet auf Pumpernickel und einmal geräuchert sowie ein Teelöffel Forellen-Tatar. Für eine Vorspeise und mit 15 Euro nicht zu knapp kalkuliert, war mir da zu wenig „schwimmendes Tier“ auf dem Teller. Vor ein paar Jahren hatte ich ein Praktika-Erfahrung in einem gehobenen Restaurant erleben dürfen. Wenn ich mich richtig entsinne: Fisch oder Fleisch als Vorspeise ca 80-100 Gramm, aber das was wir Forellen-Esser da auf den Tellern hatten, war wenig. Bis auf die Hummer Esserin.
Mousse und Tatar vom Hummer mit Kohlrabi und Mandarine
Ihre Vorspeise war sensationell, vom Geschmack, von der Anrichte und von der Menge.


Der jüngste Bruder meiner Schwester entschied sich für geräucherten Büffelmozarella. Es hat ihm geschmeckt,
Geräucherter Büffelmozarella
aber auch hier, hätte es gern etwas mehr sein können.


Erfreuliches gab es von meiner besseren Hälfte. Sie hatte sich für zweierlei Gans entschieden. Und hier, siehe da. Auf zwei diverse Arten zubereitet. 
Rotkohlsuppe mit Limetten Liasion und zweierlei Gans
Als lauwarme Gans-Praline, sowie scharf angebratenem Gänse-Speck, dazu gab es einen Teller geschäumte Rotkohlsuppe. Diese war sehr samtig-cremig-fluffig. Hervorragend abgeschmeckt, schöne Säure, schön ausbalanciert. Auch der Preis für das Gericht stimmig, ich glaube um die 7 Euro.


Es sollten dann die Hauptspeisen kommen. Endlich, das Karnivorenfestival konnte beginnen. Obwohl, zuerst wurde der Fasahn serviert. Oh je, dachte ich. Zwar schön angerichtet, aber wo war das Fleischige ? 
Das Beste vom Wild Fasan mit Riesenpapaya und Schwarzwurzel für € 26,00
Das Beste vom Wild Fasan mit Riesenpapaya und Schwarzwurzel für € 26,00 dazu gab es die Empfehlung aus 2011 ein Cuvee „Z“, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Syrah, Barrique vom Weingut Oliver Zeter. 

Auch Marc074 berichtete schon „bäriges“ von diesem Rotwein. Er stand mit 38 Euro in der Karte, nach dem ersten Schluck das trockene Fazit des Ältesten am Tisch „es gibt sicherlich bessere Rotweine“ - dennoch, ich kann die Begeisterung von Marc074 teilen, auch wenn der Syrah den wir beide mal in Hainfeld genossen haben, ich glaube das war ein großes Gewächs vom Weingut Klein, ich da besser in Erinnerung hatte. Aber der war schon gut. Ja, beim Karnivoren-Festival hätte da der Wild Teller wohl einen hinteren Platz belegt. Das Filet wirklich winzig (aber vielleicht ist das immer beim Fasahn?), dazu noch zwei kleine Tranchen. Da hatten meine Bruder und ich schon mehr auf dem Teller. Wir beide hatten Rinderfilet
Rinderfilet mit Wacholder und Apfel
mit Wacholderhaube, Apfel und allerlei von der Milchrübe. Da gab es ein kleines Gratin, dazu eine kleine Spalte Apfel und gute 200-250 Gramm Filet. Beide hatten wir es schön medium, das Filet angenehm gesalzen. Was ich übelst vermisste: ein paar Kartoffelspalten, ein paar Kohlenhydrate, kleine Sattmacher. Immerhin ist das Arens ja auch Weinstube/Restaurant und nicht nur ein "Vitales Fit for Fun" Amuse Bouche Restaurant. Sattmacher hatte die Freundin meines Bruders dagegen, sie wählte zum Hauptgang den Arens-Klassiker, dieser bestand aus Saumagen, halber Leberknödel mit Specksauce und ordentlich gewürzter Bratwurst. Dazu gab es Kraut und sehr gut abgeschmecktes Sellerie-Püree. Ja, heute waren es wieder die regionalen Klassiker, die wir auch schon in Hainfeld lieben durften. Meine Frau entschied sich daher
Mit Zwiebelmarmelade gefüllte Frikadelle auf Wirsing-Curry. Keine Experimente
für die mit Zwiebelmarmelade gefüllte Frikadelle auf Wirsing-Curry. Keine Experimente bei ihr.


Experimente gingen aber meine Schwester und ihr Mann ein. Da fällt mir doch gleich ein Lacher ein, wenn ich an die beiden „Lehrer-Beamte“ denke. Für Kreuzworträtsel-Junkies: Flüssigkeit mit 15 Buchstaben ? „BEAMTENSCHWEISS“ Meine Lieblingsschwester entschied sich experimentierfreudig (so wie sie halt ist) 
Brust und Keule vom Milchhahn mit Totentrompeten und Brokkoli für 23,00 €
für Brust und Keule vom Milchhahn mit Totentrompeten und Brokkoli für 23,00 €, der Vater meiner Lieblingsnichte: 
Dampfnudel mit Wildschweinragout gefüllt, Grünkohl und Mandarinen 26,00 €
Dampfnudel mit Wildschweinragout gefüllt, Grünkohl und Mandarinen 26,00 € . Beide Gerichte ernteten volles Lob und Anerkennung. - für Qualität, Anrichte, Zubereitung und Menge. Schaue ich mir jetzt nochmal die beiden Bilder an, weiß ich, was die beiden richtig gemacht haben


Kommen wir zu den Desserts. Im Menü gab es eine Abschluss:Kombination von Pfälzer Karotte und Buttermilch mit Limette. Meine Frau nahm diesen Gang. 
Kombination von Pfälzer Karotte und Buttermilch mit Limette
Aber irgendwo an diesem Abend haben wir Teile schon gesehen. Ah ja, zum Kaffee, gab es diesen Karottenhupf. Auch das Pre-Dessert, welches vorab unsere Zungen auf den süßen Höhepunkt lustvoll vorbereiten sollte, haben wir schon gesehen bzw geschmeckt (nicht geleckt) gehabt an diesem Abend. Kann natürlich auch Absicht gewesen sein, die Bedienung und einige an unserem Tisch rasselten ein paar Mal "akustisch" zusammen. Kleines Beispiel: Unser(e) Hummer Esser (in) hatte noch ein Zwischengericht, und dass alle anderen am Tisch nicht nur zuschauen mussten, gab es eine kleine Aufmerksamkeit der Küche. In einer Espresso-Tasse: 
Hummerschaumsuppe mit Aa ... Einlage
Hummerschaumsuppe mit Algen-Einlage. Sauer und bitter, nicht Jedermann Sache. Ich fand sie gut (Geschmäcker sind verschieden), als die Bedienung die Tassen abräumte und zeitgleich meine Schwester mir ins Ohr flüsterte (die Suppe war nicht so mein Ding) wollte es die Bedienung erneut wieder genau wissen. Meine Schwester, in ihrer Art schüchtern und introvertiert, erklärte leise, der erste Gruß, habe ihr deutlich besser geschmeckt. Da antwortete die Bedienung prompt „seien sie doch froh, dass sie überhaupt was gekriegt haben. Die Geschmäcker sind verschieden. Gott sei Dank, sonst hätten heute alle mein Hemd an“, manche an unserem Tisch fanden die direkte Art, auch wenn sie uns so bekannt war, nicht so prickelnd. Wir kennen bereits den Umgang mit ihren Gästen und kommen gut aus, für den ein oder anderen am Tisch war das heute wohl ein „Einzelner Besuch“, das Fazit von einem Gast am Tisch : „war ok der Abend“ - mehr nicht. Schade. 


Ein Schade gab es dann auch von mir für das Dessert. Zwei Mal unpassender Geschmack für das Allerlei Crème brûlée, 
Allerlei Crème brûlée 8,50
irgendwas mit Traube und Mango ?.Hat aus meiner Sicht nicht gepasst. Kleines Lob gab es dann mehrmals für das Dessert: 
Halbflüssiger Schokoladenkuchen mit zweierlei Banane und Zitronen-Rosmarin-Eis
Halbflüssiger Schokoladenkuchen mit zweierlei Banane und Zitronen-Rosmarin-Eis, wobei sich fast alle einig waren. Den halb flüssigen Schokoladenkuchen haben sie allesamt schon mal besser gegessen. Marc074 ? Irgendwo dunkel im Hinterkopf ? Schoko-Malheur ? In der Orange ? An einem verschneiten Ort, unweit vom Mercedes Werk auf dem Erfinder Bezirk Waldhof ?


Zusammenfassend hat der ein oder andere heute mit seinen drei Gängen wohl nicht das erwartende auf dem Teller, am Ende nicht ausreichend genug in der Magengegend gehabt. Das kann dem Anspruch der kreativen Küche geschuldet sein. Der Abend war kulinarisch kreativ, ich würde mir dennoch mehr Sättigungsbeilagen wünschen, nachdem ich mitunter beim ersten Mal zum Brot nachfüllen „schräg angeschaut wurde“.um den Anspruch der Wandertouristen, Seminarteilnehmer und Daueressenden gerecht zu werden.




Fazit:
Meine Frau und ich werden bestimmt in der Spargelzeit nochmal kommen, wenn die Außenbestuhlung dem Gast den atemberaubenden Blick in die Rheinebene erleichtert und die Küchencrew mit saisonalen Gängen uns bestimmt wieder ein Kulinarisches Lächeln auf die Lippen zaubert, dass dann auch unser Magen mit einem angenehm gesättigten Gefühl die direkte Heimreise antritt und nicht wie letzten Sonntag noch der Super Döner auf dem Waldhof besucht werden muss.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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Carsten1972 und 18 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.