Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Nun, die Tour, die uns von der Vahr aus durchs Blockland bis an die Wümme führte, war nicht die kürzeste, aber sicherlich eine der schönsten, die wir bisher zusammen unternahmen. Als wir in Lesum ankamen, waren die Frühstückskalorien natürlich schon lange verbraucht. Schon im pittoresken Örtchen Wasserhorst beschlichen mich erste Anzeichen von aufkommendem Hungergefühl. Doch der Lesumdeich musste ja noch bezwungen werden, ehe wir die Halbzeitpause unseres Sonntagsausflugs unter griechischen Bedingungen einläuten konnten.
Über das „Sparta“ hatte ich so gut wie keine Vorkenntnisse. Lediglich der ausgewiesene Gastro-Hellene „Hanseat1957“ hatte es in seiner mittlerweile legendären Rangliste griechischer Lokale in und um Bremen gelistet (siehe dessen GG-Rezension zum Innenstadtgriechen „Notos“). Vertraut man seiner fachkundigen Einteilung, befindet sich das „Sparta“ im kulinarischen Mittelfeld, das er als „sättigend ohne große Beanstandungen“ näher beschreibt. An einem seiner Favoriten, dem „Orpheas“ in Burg-Grambke sind wir auf dem Weg zum „Sparta“ sogar noch vorbei geradelt.
Das griechische Restaurant in Bremen-Lesum ist ohne Frage ein Traditionslokal. Schon seit mehr als 30 Jahren werden hier Gäste empfangen und verköstigt. Es befindet sich auf dem Gelände des Schützenvereins Lesum-Burgdamm und schon der groß angelegte Außenbereich kündet von einer Auslegung auf viele Gäste (ca. 80 Plätze allein im Sommergarten). Vor der Sonne schützt das große rote Zeltdach. Aufgrund der warmen Witterung haben die vereinzelt stehenden Wärmepilze heute „hitzefrei“. Abends sind sie für „Draußenesser“ sicherlich eine Wohltat. Wir sitzen auf recht bequemen Stühlen aus Kunststoffgeflecht an Bistrotischen mit dunkler Platte. Ob das nun Holz oder Kunststoff war, ist mir nicht mehr in Erinnerung. Simple Eindeckung mit Einfachbesteck, Papierserviette, Pfeffer-/Salzstreuer und einem eher schmucklosen Tischläufer als Unterlage.
Die freundlichen, komplett in einheitlichem Schwarz gekleideten Servicemädchen, hatten viel zu tun, denn der Lesumer Grieche füllte sich zusehends. Mit der Speisenkarte kam auch der erste Begrüßungsouzo an den Tisch. Der Pilavas-Schriftzug auf meinem Glas ließ mich auf seine Herkunft schließen. Dennoch kam er mir nicht ganz so stark vor, wie es die 40 Volumenprozent suggerierten. Ob es sich hier um eine „Verdünnung“ handelte, kann ich nicht bestätigen. Das frisch gezapfte Konzernpils (0,4 l für 3,60 Euro) kümmerte sich schließlich um den Ausgleich meines Flüssigkeitshaushaltes. Und der Einstiegsouzo war sowieso schnell „verdampft“.
Sechs hungrige Personen, die das obligatorisch üppige Standardangebot der Speisenkarte studierten, zählte unser Tisch. Jaja, die Speiseauswahl griechischer Lokale brachte schon so manchen Vegetarier an den Rand der Verzweiflung. Kein Wunder, fühlt man sich doch gegenüber dieser „Randgruppe“ in Anbetracht der Palette an Fleischgerichten hoch überlegen. Im Zeitalter des voranschreitenden Veganismus spenden solche Carnivoren-Enklaven den einfachen Grill-Gemütern besonderen gastronomischen Trost.
Die beiden Damen zu meiner Linken schien dies nicht zu tangieren. Sie bestellten trotzig die Vegetaria-Platte (14,50 Euro) mit den üblichen, kalt-warmen Hellas-Antipasti. Die übrigen Mitglieder unserer Tischgesellschaft agierten vernünftiger und gönnten sich schweinische Leckereien vom Grill. So sorgten natürlich auch Souvlaki, Gyros und Co. für das leibliche Wohl der Radsportgruppe. Ein mit zwei ansehnlichen Spießen belegter Souvlaki-Teller (11,50 Euro), gegrillte Putenfilets mit Pommes (12,80 Euro) sowie die Samos-Platte für zwei Personen (27,50 Euro) wurden von der Fleischfraktion geordert.
Der Krautsalat kam vorweg mit einem ordentlichen Klecks Tsatsiki, ein paar milden, in Essig eingelegten Peperoni, einer Tomatenscheibe und der obligatorischen schwarzen Olive, die auf dem Gurken-Joghurt-Dip thronte. Nun ist ja Krautsalat nicht ganz so mein Ding. Grüner wäre mir dann doch lieber gewesen. Egal, so ein Beilagensalat gehört zum üblichen Vorspeisengeplänkel beim Griechen einfach dazu. Abnicken und weiterreichen war hier die Devise. Denn die Fleischplatte nahte.
Zwei mächtige Souvlaki-Spieße lagen quer über dem zentralen Gyros-Massiv. Flankiert wurden sie von zwei nicht minder stattlichen Hacksteak-Inseln, hier Biftekis genannt. Komplettiert wurde die Grill-Landschaft von zwei Häufchen Tomatenreis und den üblichen rohen Zwiebelringen zur Stärkung des Immunsystems. Die dunklen Röststreifen kündeten von der Zubereitung über offenem Grillfeuer. So ein Fleischgericht bedarf einer gründlich überdachten Vorgehensweise, was die Reihenfolge der zu verzehrenden Grilladen betrifft. Niemals, aber auch wirklich niemals mit dem Gyros beginnen! Ein kulinarischer Anfängerfehler, den ich früher oft mit zähem Schweinefilet oder steinhartem Souvlaki-Spieß folgerichtig bezahlte. Klar, das Hacksteak muss auch nicht gleich das allererste Opfer unserer Gier nach Grillgut sein, denn seine Textur zeigt sich eher unbeeinflusst was das leichte Auskühlen angeht. Ganz anders der Schweinespieß. Hier hatten wir es gleich mit zwei Vertretern der Gattung „Porcus souvlakis“ zu tun. Dicke Tranchen hatte man da auf Edelstahl gespießt und danach Gott sei Dank nicht totgebraten.
Damit nahm die kulinarische Plattentektonik ihren Lauf. Um es vorweg zu nehmen: im Sparta stimmt die Qualität beim Fleisch. Dem saftigen Spieß folgte ein eher zurückhaltend gewürztes Bifteki, ehe der knusprige Gyros die letzten Zweifel in Sachen Fleischgenuss aus dem Weg räumte. Der Tomatenreis war erfreulich körnig und hatte genug Frucht, um das pikant-würzige Hellas-BBQ geschmacklich etwas aufzufangen. Und so schlugen wir uns ähnlich wacker wie der anfangs erwähnte Leonidas am Thermopylen-Pass. Jedoch mit dem Unterschied, dass wir unsere Samos-Platte „vernichteten“.
Der Rest der Radsportgruppe „Bremen-Vahr“ strahlte ähnliche Zufriedenheit über das Essen aus. Alte Geschichten von früheren Sparta-Besuchen wurden aufgetischt. Damals, als die Gyros-Portion keine zehn Mark kostete…
Die beiden „Aushilfsvegetarösen“ neben mir teilten sich die Vegetaria-Platte, wohlwissend dass dieses Beispiel griechischer Frittierkunst alleine kaum zu bewältigen gewesen wäre. Und wirklich, hier wurde nicht gekleckert, sondern so richtig draufgeklotzt. Gegrillte Peperoni mit ordentlich Knoblauch obendrauf, gefüllte Weinblätter, gebackener Schafskäse, überbackene Champignons, Gigantes-Bohnen in Tomatensauce, frittierte oder gebackene Scheiben von der Aubergine und der Zucchini. Gehaltvolles zum Reindippen (Schafskäsecreme und Tsatsiki) vervollständigten das Veggie-Glück. Für die 14,50 Euro war das Gebotene wirklich erstaunlich und die beiden Mädels genossen ihre Platte sichtlich.
Kurz bevor wir den Rückweg antraten, schaute ich mir noch den mit dunklen Holzbalken versehenen Hauptgastraum an. Ihn streifte ich auf dem Weg zur Toilette, die einen etwas heruntergekommen Eindruck machte und sicherlich kein Örtchen des Wohlfühlens darstellte. Der Gastraum wirkte wesentlich einladender, machte er doch schon aufgrund der dunklen Holzpfeiler einen leicht verwinkelten Eindruck. Gepolsterte Eckbänke und „eiserne Vorhänge“ ließen gemütliche Sitzecken entstehen, die zur heimeligen Atmosphäre passten. Im angrenzenden „Wintergarten“ ging es da schon etwas betriebsamer zu. Bei insgesamt 120 Innenplätzen wunderte das auch nicht, war an jenem Sonntagmittag nicht nur die Außenterrasse gut besucht.
Auf der Internet-Seite las ich von einem Buttersäure-Anschlag vor rund vier Jahren in eben jenem Gastraum. Die feigen Täter wurden scheinbar nie gefasst. Bleibt zu hoffen, dass der Betreiberfamilie Rempelos solche existenzgefährdenden Erlebnisse in Zukunft erspart bleiben und sie auch weiterhin so gute Qualität in Bremen-Lesum auf die Teller bringen. Ein wirklich lohnendes Ausflugsziel, das vor allem bei gutem Wetter seine Reize hat.