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Am „Jackie Su“ kamen wir bei unserem kleinen kulinarischen Spaziergang auch vorbei, doch ihm schenkte der Szenekenner kaum Beachtung. Wollte er mir etwas verheimlichen? Durchtrieben genug wäre er. Oder hat er etwa im benachbarten Asia-Lokal „Pochana Thai“ Aktien drin? Fragen, die nur der veritable Wesergaumen selbst beantworten kann.
Panasiatischer Küchenmix versus Thai-Food. Wir entschieden uns für die erstere Variante. Das hübsch gestaltete Logo des „Jackie Su“ trug die zeitgemäßen Worte „urban street kitchen“ schon im Namen. Das darauf abgebildete Mädchen mit den Ess-Stäbchen wirkte wie frisch aus einem Manga-Comic entsprungen. Bild, Name und Unterschrift suggerierten Internationalität. Und einem Pfälzer aus der Provinz würde ein bisschen Weltläufigkeit auch ganz gut zu Gesicht stehen. Das Wetter passte auch und wir ließen uns auf der „Straßenterrasse“ direkt vor dem Betonbau nieder.
Nun ja, besonders bequem waren die aufgestellten Sitzbänke aus Metall und Kunststoff nun wahrlich nicht. Wenigstens ein paar Kissen hätten dem schmucklos wirkenden Terrassenmobiliar gut getan. Unseren Allerwertesten übrigens auch. Urban-trendiger Stil ok, aber man muss aufpassen, dass man bei aller optischen Schlichtheit nicht ins Anspruchslose abdriftet.
Der flink agierende Service war von geschäftstüchtiger Effizienz. Er reichte uns zeitnah die aufklappbare Speisenkarte, die von einem zusätzlichen Wochenangebot ergänzt wurde. Letzteres hielt weitere sechs panasiatische Gerichte zwischen 5,70 Euro und 8,90 Euro bereit. Das überschaubare „Normalprogramm“ bestand aus asiatischen Suppenklassikern (Pho, Zitronengrassuppe), ein paar Curries (Gemüse-, Fisch- und Hähnchencurry), diverse Salate (z.B. Couscous-Salat) sowie einer Reihe Specials wie Bratreis, Pad Thai oder Hähnchen-Saté-Spieße. Mit 11,50 Euro stand das thailändische Fischcurry mit Spinat, Cashewkernen und Reis preislich an der Spitze. Die große Portion scharfer Möhrensalat mit Erdnüssen und Koriander wurde für 6,50 Euro angeboten. Wahlweise konnte man diesen mit Tofu oder Saté-Spießen „upgraden“.
Bei den Getränken schwor man auf den bekannten indischen Joghurtdrink. Etliche Lassi-Variationen (mit Mango, Minze, Himbeer-Maracuja etc.) waren in der Karte zum Einheitspreis von 3,50 Euro für den Drittel-Liter (0,33 l) gelistet. Das kostete im Übrigen auch das Fläschchen Singha-Bier. Die Flasche Vio medium (0,75 l) setzte die recht „urbanen“ Getränkepreise fort. Stolze 5,90 Euro blätterten wir dafür hin. Die Flasche Holunder-Bionade wurde mit 3 Euro berechnet. Aber die unausgewogene Preispolitik beim Mittagstisch, die auf günstigem Essen und teuren Getränken beruht, ist ja kein unbekanntes Phänomen mehr.
Wir entschieden uns für das thailändische Gemüsecurry mit Tofu (8,50 Euro), das indische Dhal Curry mit Tomaten (7,80 Euro) und das indonesische Rinderhack-Curry mit Gemüse und Sojasauce (8,70 Euro) von der Wochenkarte. Bei jedem der Gerichte kam die Reisbeilage gleich mit dazu in die weiße Schüssel. Auch mit frischem Koriander wurde bei keiner Curry-Schale gespart. Vom Schärfegrad her war das Asia-Food eher zurückhaltend gewürzt. Lediglich das Thai-Gemüse-Curry brannte etwas auf der Zunge. Sehr positiv: das Gemüse kam bei jedem der drei Gerichte noch schön bissfest gewokt auf den Teller. Die panasiatischen Kombinationen waren allesamt stimmig abgeschmeckt und lagen nicht schwer im Magen. Insgesamt also eine gute Wahl für den schnellen Mittagslunch.
Der Besuch der Nassräume erlaubte mir einen kurzen Streifzug durch das schlauchartig angelegte Innere des Lokals. Dort traf ich zunächst auf unverputzte, mit chinesischen Schriftzeichen versehene Betonwände, die schlicht-urbanen Industriecharakter ausstrahlten. Hier befand sich auch die offene Küche, dem Reich von Chefköchin Suphada Ketla aus Thailand, die sich mit ihrem kleinen Team für die Leckereien aus den Woks verantwortlich zeichnete.
Im hinteren Bereich des „Jackie Su“ ließ mich die überdimensionale „Fototapete“ für einen kurzen Augenblick ins Nachtleben einer asiatischen Großstadt eintauchen. Zwischen dunklen Wänden und grauen Betonpfeilern sitzt man hier auf Hockern bzw. Bänken aus hellem Holz. Kein Zweifel, man setzt bei der Einrichtung auf klare Linien. Alles sehr funktional und wenig bequem. Bei der gastronomischen Ausrichtung des Restaurants ist das kein Wunder. Auch die Garküchen Asiens eignen sich kaum für ein romantisches Candle-Light-Dinner. Insofern passt das schon. Genau wie die Deckenspots und die pylonenartigen Hängeleuchten, welche die weißen Platten der Zweiertische ins rechte Licht rücken. Größere Personengruppen finden dagegen am langen „Sozial-Tisch“ in der Mitte des Raumes Platz. Wer die aufgereihte Sitzordnung mag, kann sich einfach dazu setzen.
Früher gehörten zur Gastro-Familie des „Jackie Su“ noch zwei weitere Läden („Madame Ho“ und „Vivien Wu“), die mittlerweile geschlossen sind. Schade eigentlich, denn diese Form der leichten, frisch zubereiteten Straßenküche bietet tatsächlich eine schmackhafte Alternative zum fleischlastig-fettigen Fastfood wie es fast an jeder Ecke lauert. Für uns stellten die leckeren Schüsselgerichte eine willkommene kulinarische Abwechslung dar. Das überwiegend junge Publikum, das sich sein Essen auch gerne zum Mitnehmen einpacken ließ, sah das wahrscheinlich genauso. Und ich wette, dass mein kulinarischer Komplize von der Weser dort auch schon den ein oder anderen Mittagslunch genossen hat. Mal gespannt, ob er sich „outet“...