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Spontan irgendwo einkehren, ja, das war geplant. Aber wo ? Liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser, idyllische Innenhöfe, mediterrane Vegetation, gastliche Häuser, kleine Geschäfte und Galerien – die historische Altstadt lebt. Und wie sie lebt. Sie lebt bis 14 Uhr. Nach 14 Uhr machen viele Geschäfte dicht, warum auch immer. Das Fußvolk ist zahlreich vertreten, egal, den Inhabern geht es so gut, dass sie darauf gerne verzichten.
Wie oft standen wir schon vor dem wohl ältesten Gasthof in der Hintergasse, dem Gerberhaus (16 Jhd), meist zwischen 14 und 17 Uhr, hatten Hunger, kamen aber nicht rein. Und heute wieder:
Der „Saumagenburger“ strahlte
auf dem Schild. Neben dran der Grillteller, meine bessere Hälfte meinte „ab 17 Uhr ...“ und drehte sich schon weg. Bis ein Geistesblitz mein Dasein erhellte, und ich um die Ecke ging. Das Licht leuchtete, auf einem kleineren Blatt Papier, ab sofort: Samstag und Sonntag von 11 Uhr durchgehend warme Küche bis 23 Uhr. „Ja ist denn heute schon Weihnachten ?“
Wir treten die Türe ein, gemütlich ist es hier, aber leider sind alle Tische besetzt. Es riecht nach gegrilltem Fleisch, nach feinen Gewürzen, hier würden wir es gerne länger aushalten. „Wir haben noch Tische oben“, wir also rauf und siehe da.
Da hat die Kellnerin doch Recht gehabt.
Wir setzen uns an einen freien Tisch mit Blick auf Kamin und Radio. Dort läuft SWR4. Am hinteren Tisch rechter Hand, sitzen zwei Damen mittleren Alters (das Bild wurde später gemacht), Das Publikum scheint gemischt. Das scheint auch gewollt zu sein, liest man(n) sich die Karten an der Wand durch.
Mir gefällt: Die Speisekarte
beinhaltet schon jede Menge veganfreie Schmankerl, die Wandgerichte ergänzen diese perfekt. Diese sind nicht in der Karte zu finden. So muss es sein. Meine Frau findet gefallen an dem „Lachs+Garnelen“ Spieß auf Kürbis Rahm, ich favorisiere den Grillteller vom Eingang.
Generell gibt es Pfälzer Standards zB „Pfälzer Teller“ Bratwurst, Leberknödel und Saumagen
mit brauner Soße, Sauerkraut und frischem Landbrot für € 15,50, nebst klassischem „Herren-Toast“, saftiges Schweinefilet auf Toast, mit Rahmsoße, frischen Champignons und Käse überbacken mit Salatgarnitur für € 12,90. Die Preise scheinen auf den ersten Blick sportlich (23 Euro für ein Rumpsteak), ist aber auch der Qualität geschuldet, alle Fleischgerichte von einer Neustädter Qualität Metzgerei, die etliche Preise gewonnen hat.
Ah, so ein Herrentoast ist immer was feines, denkt sich Sternmull Speckles
Wir bestellen zuerst die Flüssignahrung. Einen halben Liter Gutmann (3,90), meine Frau nimmt eine Rharbarber Schorle (0,3 für 2,90), als begleitende Vorspeise jeweils Maronen (6,90) – sowie Kürbissuppe (5,90). Beide mit Brot in der Karte stehend. Die beiden Suppen und der kleine Gruß aus der Küche werden zeitgleich serviert. Ein Dreierlei. Wer denkt da nicht an die drei Meerschweinchen-Agentenwelche eine Spezialausbildung beim FBI bekommen, um einen Hersteller von Haushaltsgeräten auszuspionieren ?
Der Aufstrich schön fluffig, in der Verbindung zusammen mit den beiden Suppen gerne gesehen. Die Kürbissuppe schön ausbalanciert und nicht zu schwer. Schön dünn, wir beide hatten etwas Angst, dass die Suppen eventuell zu mächtig sind. Die Maronensuppe
Maronen in einer Suppe
vom Geschmack gut, ich probierte sie, aber was eine Maronensuppe primär ausmacht? Das erdige, sandige Gefühl der Maronen auf der Zunge. Das war leider hier nicht der Fall, die Suppe an sich zu glatt. Dennoch gut. Auch ich vermisste etwas „Püree“ von der Kürbis.
fruchtig, aber nicht wuchtig
Kleine Stückelchen, oder kleine „Kürbisfruchtstücken“, dennoch in sich stimmig. Wir sind hier ja in einer „deutschen“ gutbürgerlichen Küche, auch wenn hier und da die Bezeichnungen der Speisen auf etwas gehobeneres schließen lassen.
Nach einer angenehmen Wartezeit kamen die Hauptspeisen. 5 Sterne für den Lachsspieß (17,90)
Klasse Röstaromen, saftiges Fleisch
mit den Garnelen auf Kürbisrahm und den Gemüse Bandnudeln. Der Lachs glasig, mit ordentlich Röstaromen. Bandnudeln mit dem Rahm super abgeschmeckt. Sehr sehr lecker.
Sehr lecker auch meine angerösteten Tomaten.
wuchtige und fruchtige Tomate
Ich hasse Tomaten. Tomatensauce geht (mit viel Wein, Honig, Kräuter, Knobi etc). Reine Tomaten hasse ich. Aber die waren SENSATIONELL !!
Sensationell „medium“
Klasse gebraten
auch das kleine Rumpsteak. Die beiden Lendensteaks zart rose, super saftig, aber sehr zurückhaltend mit Salz, Zucker und Pfeffer gewürzt. Da hätte man mehr „Nektar vom Borstenvieh “ heraus holen können. Anstatt der Ofenkartoffel wählte ich „Gebredelte“ auf neudeutsch: „Bratkartoffeln“. Da fehlte viel. Viel Salz. Es fehlte sehr viel Salz. Die Erdäpfel schmeckten weder nach Erde noch nach Wurzel. Ich musste nachsalzen (4x), das war zu viel. Aber mit genügend Salz mundeten sie dann doch. Vielleicht dachte der Koch, dass der Speck sehr viel Salz abgibt und hat daher sehr moderat gesalzen ?
Fazit:
Es hat uns geschmeckt. Das Gerberhaus schließt die nötige Lücke in der "Neustadter Kulinarik Meile". Ein Wirtshaus „wo man immer hin kann“. Da haben wir in Neustadt noch vermisst. Das verhaltene Würzen ist dann wohl doch dem eher reiferen Gästealter geschuldet. Hier gibt`s deutsche, ehrliche, bodenständige Küche und klasse „Gutmann Hefebierchen“. Empfehlung !!