2 Bewertungen
"Hohe Erwartungen - Absturz - und eine sanfte Landung!"
Geschrieben am 01.05.2015 2015-05-01 | Aktualisiert am 01.11.2020

"kleines Wellnesshotel mit herausragender Küche"
Geschrieben am 22.02.2015 2015-02-22

"kleines, feines Wellnesshotel, toller Service, herausragend gute Küche"
Geschrieben am 03.11.2014 2014-11-03

Zur Vorgeschichte:
Seit knapp 2 Jahren habe ich immer mal wieder versucht einen Tisch zu reservieren. Teilweise recht kurzfristig, aber auch mit 2 - 3 Wochen Vorlauf. Circa 10 misslungene Versuche, immer ausgebucht. So auch wieder bei meinem letzten Versuch vor gut 5 Wochen. Da habe ich der netten Dame am Telefon gesagt, sie soll mir nun einfach sagen, wann der nächste Tisch an einem Samstag Abend frei ist. Und so waren wir vergangenen Samstag endlich da. Unser Kritikerfreunde Saarschmecker und Frau waren schon zwei Mal hier und hochzufrieden. Ein gemeinsames Essen hat dieses Mal nicht gepasst. Glück für die Saarschmeckers und wohl auch für´s Kloster.
Nun zur Bewertung und ich kann sagen: Ich schreibe lieber positive Bewertungen!
Service, Speisen und Getränke (dieses Mal nur als nahtloser Übergang zu beschreiben):
Es gibt 2 Reservierungszeiten. 18.30 und 19.30 Uhr. Wir trafen um 18.30 Uhr im regen Treiben des Restaurants ein. Reichlich Personal versorgte die Gäste und wir wurden von einer jungen Mitarbeiterin an unseren Tisch geleitet.
Die junge Dame war fast ausschließlich für uns zuständig. Sie war freundlich, unsicher und unwissend.
Wir nahmen Platz, eine Faltkarte mit einem Menü, Aperitif- und Weinempfehlung lag aus. Zudem wurde und die Hauptkarte gereicht.
Mich sprach sofort die Aperitifempfehlung an: "Basilico Spritz" zu € 7,00. Mein Mann wählte einen trockenen Sekt. Da die Weinkarte noch nicht vorlag, rechnete ich damit, dass diese gereicht wird, oder eine Empfehlung ausgesprochen wird. Nein, für die Mitarbeiterin war wohl alles klar.
Nach längerer Wartezeit wurde der Aperitif serviert. Mein Spritz (Basilikumlikör, Tonic Water, Secco) ok, der Basilikumlikör überzeugte geschmacklich nicht. Den Sekt für meinen Mann hat das Personal gut ausgewählt, auf Nachfrage war es dann ein Mosel-Riesling Sekt vom Weingut Clüsserath-Eifel zu € 7,50.
Eine Flasche Wasser dazu. Das Wasser steht in Eisbehältern im Restaurant griffbereit. Auf dem Tisch und ohne Kühler wurde es leider schnell warm.
Die gebundene Hauptkarte an sich schön und mit nicht zu großer Auswahl, sehr gut.
Mir fehlte jedoch der Frühling auf der Karte. Kein Spargel oder sonstiges Frühlingsgemüse, kein Bärlauch. Dafür stolperte ich Ende April über Wachholder, Haselnüsse, Nelken, Rotkohl, Kürbis, Steckrübe, Bohnen, Rosenkohl... . Ich schaute aus dem Fenster: Nein, kein Schnee sondern Obstbaumblüte in voller Pracht.
Der erste Gruß aus der Küche wurde kommentarlos serviert. 5 Baguettescheiben und eine helle Creme mit schwarzen Tupfen. Ich fragte, mit was denn hier gegrüßt wird. Sie tippte auf Oliven- oder Trüffelcreme, müsse aber in der Küche nachfragen. Ich roch an der Creme, denn wenn es Trüffel sei, sollte man dies wohl riechen. Nein duftlos. Die Rückinfo folgte, die Creme sei mit Olive. Gut dass dies geklärt war, denn geschmacklich war nichts zu erkennen. Dankbar griffen wir zum bereitstehenden Salz und der Pfeffermühle.
Es folgte ein weiterer Gruß mit Ansage "Gemüsecouscous". Serviert im kleinen Gläschen. Unten geschmackloser Couscous obenauf feinst gewürfelte rote und gelbe Paprika und ein Kressespross. Es schmeckte nach Paprika und sonst nach nichts. Später wurde am Nebentisch wieder ohne Beschreibung serviert. Die Partnerin fragte den Mann, was dies sei. Antwort: "Keine Ahnung".
Als Vorspeise wählte mein Mann die Fenchelsuppe zu € 8,00 aus der Menüempfehlung und ich das Carpaccio vom heimischen Rotwild, Preiselbeerpüree, Feldsalat und Nussvinaigrette zu € 13,00 (Wild esse ich ja ab und zu).
Die Brottellerchen ließ die Bedienung stehen, mit dem Hinweis, sie würde zu den Vorspeisen nochmals Brot reichen. Die Teller blieben bis Mitte des Hauptganges stehen, Brot wurde nicht nachgereicht.
Die Fenchelsuppe wurde heiß im Glas serviert. Obenauf schön schaumig und mit einer hauchdünnen Fenchelscheibe dekoriert. Geschmacklich gut.
Mein Carpaccio wurde serviert. Meine Kritikerfreunde hier wissen sicherlich: Ich esse fast nie Fleisch. Dies ist mir hier auch gelungen - es war das erste nahezu vegetarische Wildcarpaccio meines Lebens!
Hauchdünn wie es sein soll, mittig auf dem Teller platziert waren es noch keine 20 g! Dazu eine Linie und Tupfer des Preiselbeerpürees, einige Haselnussstücke und 1 Feldsalatsträußchen mit Wurzelansatz in Discounterqualität. Mir wurde angeboten, etwas schwarzen Pfeffer drüber zu mahlen. Dies nahm ich gerne an, sah es schon jetzt geschmacklos und trocken aus. Dies bestätigte sich leider, ich fragte, ob ich etwas Olivenöl (nach Haselnussöl traute ich mich gar nicht zu fragen) haben könne, da das Carpaccio sehr trocken sei. Das Öl wurde im Glasschälchen gereicht, ohne Löffel. Ich behalf mir mit dem Dessertlöffel. So war es schon besser. Nachher holte ich mir nochmals die Karte um dann festzustellen, dass eigentlich die Rede von einer Nussvinaigrette war. Ich wies die Dame darauf hin, dass diese vergessen wurde. Sie erklärte mir dann, das Preiselbeerpüree sei die Vinaigrette gewesen. Vor soviel Kompetenz kapituliere ich!
Die Hauptspeisen:
Mein Mann freute sich auf Kartoffel-Trüffel-Ravioli. Es folgte der Hinweis, diese seien aus. Diesen Hinweis hätte er sich beim Reichen der Karten gewünscht.
Also gab es für ihn Gebratenes Filet vom Saibling Meerrettich - Kartoffel-Ragout und geschmorter Baby Rote Beete zu € 22,00. Ein schön kross auf der Haut gebratenes grätenfreies Filetstück, kein ganzes Filet, optisch schön serviert. Das Ragout nach dem Nachwürzen gut, mit Frühlingszwiebelstückchen durchzogen, saftig, vom Meerrettich nicht viel zu spüren.
Ich wählte: Mit Zitronengras pochierter Heilbutt Rucola-Risotto, Kürbis-Relish und confierten Cherrytomaten zu € 23,00.
Wieder schön serviert. Der Heilbutt zart, saftig und grätenfrei. Das Risotto geschmacksneutral. Der Reiskern zwar noch mit Biss, ansonsten aber wässrig und nicht sämig. Zitronengras, wo? Rucola mag ich gerne, diesen habe ich aussortiert. Ich habe noch nie so bitteren Rucola gegessen! Kann dies eventuell durch die Wärmebrücke entstehen? Die Cherrytomaten waren nicht vorhanden. Das Kürbis-Relish das einzig geschmackvolle auf dem Teller.
Bei allen Speisen fehlte mir Raffinesse und Pfiff durch Kräuter oder gute Gewürze. Serviert wurden die Speisen nach angenehmer und passender Wartezeit.
Getränke zum Essen:
Grauburgunder, trocken, Weingut Hahnmühle, Mannweiler-Cölln, Nahe € 7,00/0,2 l
Rosé trocken, Weingut Korell, Bad Kreuznach, Nahe € 8,00 /0,2 l
Die Weine gut (der Rosé mit schöner Fruchtnote, der Grauburgunder leicht mineralisch) und gut bezahlt.
Ich beschloss, den Abend mit Humor zu nehmen. Wochenlang haben wir uns drauf gefreut und ich hatte nicht die geringste Lust, mir den Abend noch mit schlechter Laune zu vermiesen. Da wir beide auch noch nicht satt waren, beschlossen wir, zu Hause unser Dessert einzunehmen. Auf eine weitere Pleite hatten wir hier keine Lust mehr.
Unsere inzwischen verunsicherte (sorry!) Servicedame wies ich auf die vergessenen Tomaten meines Gerichtes hin. Sie klärte mit der Küche und als Entschuldigung wurde uns das Dessert des Menüs angeboten. Nun gut, der 3. Versuch. Ich wies darauf hin, dass ich den Dessertlöffel für das Öl benutzt hatte.
Serviert wurde, schön saisonal: Vanille-Panna-Cotta, Rhabarberkompott und Rhabarbersorbet. Der Dessertlöffel kam dann etwas später für mich. Das beste Gericht dieses Abends und nur hierfür gab es noch ein Trinkgeld zu unserer Rechnung von knapp € 100,-- für diesen Abend. Die Panna-Cotta im Glas serviert und mit etwas geliertem Rhabarbersaft bedeckt, das Sorbet schön cremig. Eine knusprige Caramelhippe - prima! Dankeschön für die sanfte (Not)Landung.
Ambiente:
Alles top gepflegt, ansprechend und sehr sauber. Das Klosterhotel mit Wellnessbereich besticht durch seine wunderschöne ländliche Lage.
Obwohl das Restaurant wieder einmal komplett besetzt war an diesem Abend, wurde es nicht unangenehm laut. Als unangenehm haben wir den sehr kleinen quadratischen Tisch (wie beim Italiener um die Ecke üblich) empfunden. Zudem stehen die Tische sehr eng. Tritt eine Servicekraft seitlich an den Nebentisch, hat man das "Hinterteil" fast auf dem Teller.
Die Tische sind mit einem schmalen Tischläufer, Stoffservietten, Brotteller und Messer, Teelicht, 2 Töpfchen mit frischer Rose, Salz-/Pfeffermühle, Menükarte, Besteck und Gläsern eingedeckt. Alles schön, aber auch sehr voll und eng.
Fazit:
2– kaum wieder.
Auch der geplante Besuch des ebenfalls von Familie Bollant betriebene BollAnt's im Park bzw. Restaurant Jungborn in Bad Sobernheim ist in weite Ferne gerückt.
Die vielen Auszeichnungen des Hauses müssen irgendwoher kommen. Letztlich war der Abend für uns so unstimmig, ich hoffe es war eine Ausnahme.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder - nach "Küchenreise").