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Öffentliche Verkehrsmittel schlagen schon recht ordentlich in die Kasse: Zwei Personen Köln-Deutz nach Salmtal kosten einfach ohne Ermäßigung 69,00 Euro, dazu die Platzreservierung im Zug 9,00 Euro (stehen wollen wir auf keinen Fall), die Busfahrt Wermelskirchen Köln beträgt 15,40 Euro und Taxi von Salmtal nach Dreis cirka 15 Euro. Macht rund 200,00 Euro für die Gesamtreise.
Aber der Hauptgrund für mehrere Tage ist natürlich das gute Essen. Und das rechtfertigt dann die Mühe: Über fünf Stunden Fahrt und mehrmals umsteigen (mit einem Auto schafft man diese 200 km etwa in 2:30 Stunden).
Unsere Urlaube gehen sowieso nur in Gebiete, in denen es passende Restaurant-Empfehlungen gibt.
Der Michelin sagt dazu knapp, aber treffend: „Drei Sterne – Eine der besten Küchen – eine Reise wert“.
Ober wie Helmut Thieltges es selber ausrückt: „Ein Spitzenrestaurant muss ein Schlaraffenland sein. Wer mehrere hundert Kilometer für ein Essen fährt, der soll auch etwas geboten kriegen.“
Umfeld
Das Sonnora hat Montag und Dienstag komplett geschlossen – auch das Hotel. Dann geht es Mittwochabend wieder los und jeden Tag Mittag- und Abendessen.
Die Gäste kommen – wenn man die Lage im Wald bedenkt – fast alle mit dem Auto und von nah und fern. Die Kennzeichen verraten Lichtenstein, Frankreich, Luxemburg, Schweiz, Österreich und deutschlandweit.
Das Restaurant ist immer gut besucht bis ausgebucht.
Das Alter der Gäste ist im oberen Bereich angesiedelt. Wer hat sonst die Zeit über die Woche ohne Urlaub hier her zu kommen?
Meistens sind es Paare oder kleine Gruppen.
Aber es sind auch junge Leute anzutreffen.
Wir haben zum Beispiel drei Männer, die im Service arbeiten, gesehen und dies als „Fortbildung“ angesehen haben; denn sie probierten Speisen und Weine Querbeet.
Alle Gäste verhalten sich heutzutage locker und ungezwungen – die Krawatte ist nicht mehr „Pflicht“.
Ehepaar Thieltges
Herr Thieltges erzählte mir, dass er seit 38 Jahren das Restaurant führt und sein Konzept für die klassische Küche langsam entwickelt und keine „Moden“ mitgemacht hat. Er ist mit der Auslastung sehr zufrieden – und das allerwichtigste: Die Arbeit macht ihm noch immer viel Freude und er denkt nicht daran aufzuhören oder kürzer zu treten.
Frau Thieltges ist ein Goldstück. Sie fragte uns, was wir denn ohne Auto in der Gegend machen wollen, wenn wir nicht gerade essen. Trier, Cochem und Bernkastel sind nicht weit entfernt. – Wir wollten aber den einen Tag nur etwas durch das Dorf und die Umgebung schlendern. Die Barockkirche ist gut ausgestattet, das Schloss jedoch im Privatbesitz und nicht zu besichtigen. Viele Wegekreuze finden sich auch überall. – Da habe ich etwas für sie, sprach sie und brachte beim nächsten Rundgang einen Führer mit Wanderwegen mit. Etwas später hatte sie auch noch eine Beschreibung der Kirche gefunden. – Wie macht sie das alles im laufenden Betrieb?
Blick von draußen
Einige Sternelokale, die zu einem Hotel gehören, haben heftige Zimmerpreise. Wir finden hier, dass das Sonnora recht bodenständig und zivil darstellt. Ein Doppelzimmer mit Frühstück gibt es ab 140,00 Euro für zwei Personen. Die Versorgung und Ausstattung des Büffets ist ordentlich – aber nicht luxuriös. Die Eierspeisen werden aber frisch zubereitet und das Omelett halte ich für ausgezeichnet. Und auch bei Kaffee und Tee gibt es ein breites Angebot.
Die verkosteten Speisen
Selbstverständlich gibt es für Gäste, die mehrere Tage speisen, immer eine neue Menüvariante aus dem reichhaltigen Portfolio der Küche.
Aber auch die „À la carte Gerichte“ sind verlockend; einige Gänge werden auch nicht im Menü offeriert.
Daher haben wir uns die Karte einmal genau angesehen und Speisen ausgesucht, die wir immer schon einmal probieren wollten.
Vorweg: Es ist auch ein Erlebnis nur drei Gänge zu wählen. Zusammen mit den Grüßen entsteht eine bemerkenswerte Reihe.
Die besondere Butter
Legendär ist im Sonnora auch die Butter. Jeder Tisch bekommt stets ein neues ganzes Paket. Die „Beurre d' Échiré AOC" - eine der besten Butter der Welt - ist ganz zart-cremig und schmeckt dezent fein-nussig. Seit 1904 wird sie nach alter Tradition im Holzfass hergestellt. Entscheidend für Qualität und Geschmack von Milch und somit Butter ist das Futter der Kühe. Und die Kühe rund um Échiré weiden nur auf Kräuterwiesen. Seit 30 Jahren ist dieses einzigartige Weideland mit dem geschützten Gütesiegel AOC ausgezeichnet.
Brotauswahl
Damit man auch etwas zum Bestreichen hat, wird ein Korb mit einfachen Baguette-Scheiben bereitgestellt und auch nachgelegt. Zwischendurch kommt eine der Kellnerinnen zusätzlich mit einem großen Korb am Tisch vorbei. Darin sind diverse Brotspezialitäten wie Brioche, Roggenbrot, Olivenschnecke oder Körnerbrot.
Das besondere Besteck
Auch das Besteck ist recht auffällig. Die Marke konnte ich nicht mehr vollständig auf dem Griff lesen. Es glänzt silberfarben und hat in jedem Griff ein ovales „Loch“ – die „Mundteile“ sind aus Edelstahl.
Grüße aus der Küche
gebeizter Lachs
* Hausmarinierter Lachs mit Gurkensauerrahm und Wasabi-Eis
Auch hier sind neben dem Lachs die Nebendarsteller zu nennen. Der kleine Gurkensalat unter der großen Kugel war außergewöhnlich aromatisch. Auch das Eis hatte eine sanfte Schärfe durch die Beigabe von Wasabi. Zweierlei Kaviararten waren einmal auf dem Lachs und auf dem Eis als farbliche Gegensätze aufgetragen.
Seezunge (Gruß)
* Seezunge auf Sellerie-Apfel-Salpicon
Der Fisch ist dieses Mal konfiert und stellt damit eine Harmonie zum Sellerie-Apfel-Gemisch her. Salpicon bezeichnet eine Zubereitung aus klein geschnittenen, mit einer Soße gebundenen Zutaten. Der erdige Ton des Wurzelgemüses ergibt einen Kontrast zur süß-sauren Frucht. Zusammen mit dem Fisch und den würzigen Salatblättern ein Genuss.
Rührei
* Getrüffeltes Rührei
In der oben offenen Eierschale ist eine Rühreimischung eingefüllt und mit winzigen Trüffelspänen verfeinert. Davon würde ich gerne gelegentlich morgens beim Frühstück eine große Portion verspeisen, am liebsten auf einem Roggenbrot mit Butter.
Froschschenkel (Gruß)
Froschschenkel auf Risotto
Froschschenkel sind nicht unbedingt meine Lieblingsspeise. Aber das Fleisch war zart gegart und angenehm weich im Mund. Ein wenig Risotto war in reichlich Fond angerichtet. Gerne habe ich mit Brotstücken die Reste aufgenommen.
Torte aus Tatar und Kaviar
Kleine Torte vom Rinderfilet-Tatar mit Imperial Gold Kaviar auf Kartoffelrösti
(€ 85)
Imperial-Kaviar ist die Bezeichnung für hellen, goldbraun schimmernden Kaviar mit einer Korngröße von 2–2,5 mm. Herr Thieltges bezieht ihn aus einer Zuchtstation in Belgien wie mir der Kellner verriet. Bisher habe ich noch nie ein Gericht mit 20 Gramm Kaviar verkostet. Lediglich auf einer Food-Messe habe ich einmal deutschen und russischen Zuchtkaviar probiert. Die eine Sorte war ganz angenehm, die andere überwog in salzigem Geschmack. Daher war ich recht neugierig. Der Gold-Kaviar heute war viel aromatischer und mit den bisherigen Erfahrungen nicht vergleichbar. Das Rindertatar war ebenfalls traumhaft abgeschmeckt. Unten war das Kartoffelrösti wie ein Boden bei einer Torte die Grundlage. Darauf war eine üppige Schicht vom Tatar. Eine weitere Schicht besteht aus gewürzter Crème fraîche und darauf als Abschluss ein herrlicher Belag aus nussig-jodigem Kaviar. Das Geschmackserlebnis, das ich dabei hatte, möchte ich nicht missen. Ich hoffe mich lange daran erinnern zu können; denn es war köstlich. In einigen Berichten haben Genießer dieses Gericht als einzigartig bezeichnet – nun gehöre ich auch dazu.
Perlhuhn
Perlhuhn „Label Rouge“ von Peyriguet mit Pfifferlingen a la Creme und Maccaroni-Chartreuse serviert für 2 Personen in zwei Gängen (€ 135)
In einem Restaurant habe ich noch nie ein ganzes Federvieh bestellt. Früher in der Kinderzeit haben meine Eltern manchmal ein halbes Hähnchen in einem Grill gekauft. Das hat mir nicht besonders geschmeckt. Aber wenn meine Mutter ein ganzes Tier auf dem Markt kaufte, es noch selber ausnahm und anschließend im Backofen garte, war es köstlich; aber das ist lange her. Ich war also sehr neugierig auf ein ganzes Tier bei einem Sternekoch.
Als es fertig war, wurde es von Herrn Vossberg, dem Kellner auf einem Beistelltisch abgesetzt und dann fachmännisch in aller Ruhe mit einem scharfen Messer zerlegt: Zuerst wurden die Beine tranchiert und bei Seite gelegt. Dann wurde das Muskelfleisch vom Brustbein abwärts von den Rippen gelöst. Dabei wurde das kleine Filetstück abgetrennt. Die beiden Bruststücke mit Haut wurden warm gehalten. In der Zwischenzeit brachten zwei Kellnerinnen die Teller mit Gloschen herbei. Sie hoben die Deckel an und wir konnten den angerichteten Spargel und die kleine Chartreuse mit Pfifferlingen sehen. Zügig legte der Kellner die Brust auf den Spargel und die Filets darüber. Dann fügte er weiteres Pilzgemüse und eine köstliche Sauce neben dem Fleisch an. Haut und Schenkel wurden abgeräumt und wir konnten uns nach diesem Servier-Kino dem Genuss hingeben – erstaunlich wie warm die Zutaten waren. Das Fleisch war weich und saftig. Der Spargel schmeckte ausgezeichnet. Die Nudelspeise mit den Pfifferlingen überzeugte ebenfalls – und die getrüffelte Sauce war großartig. Das Kännchen mit der restlichen Jus stand auch noch auf dem Tisch zum Nachschenken. So konnten wir mit dem Gourmetlöffel bzw. Brotstückchen davon weiter probieren.
Beim Abräumen bemerkte der Kellner launig, dass die Beinchen gleich auch noch an die Reihe kommen.
Schenkel
Schenkelchen auf Kräutersalat mit Himbeer-Essig-Glace
Wir nehmen an, dass die Haut nochmals überbacken wurde, denn sie war schön kross. Das Schenkelfleisch kann mehr Hitze vertragen und war daher immer noch saftig. Dieses Fleisch war ebenfalls köstlich. Der unscheinbare Salat aus kleinen Rucolablättern, Frisee und Spinat stellte sich als äußerst knackig und fruchtig heraus. Daran war die Himbeer-Essig-Glace schuld. Ein so feines Dressing habe ich selten an Salat erlebt.
Sorbet in Bowle
Zitronengras-Sorbet mit Früchten und geeister Rieslingsekt-Bowle
Dieses Vor-Dessert hat uns in dieser Perfektion „überrascht“. Denn am Vortag waren wir bei den Nachspeisen nur zufrieden gewesen. Aber dieses Sorbet war spritzig und fein säuerlich in der Aromatik und hat köstlich gemundet. Und dann noch der Anguss der Bowle durch Frau Thieltges in die Schüssel: Viele Früchte, vielleicht etwas Waldmeister und ein großartiger Rieslingsekt. Die Maibowle oder Kalte Ente aus Kindertagen war eher oft abschreckend: Etwas einfacher Wein, ein paar Erdbeeren, ein wenig Kraut etwas ziehen lassen und dann mit Sprudel oder Sekt aufgefüllt. – Hier war das ganz anders, eben reiner Wohlgeschmack.
Beim Dessert haben wir dann unterschiedlich Gerichte gewählt.
Apfeltarte
Warme Apfeltarte mit Rosinen-Eis und Calvados-Sahne (€ 25)
Eine gar nicht kleine Tarte war mit fruchtigen Apfelscheiben belegt und klassisch klar gebacken worden. Die gewürzte Sahne machte aus dem Kuchen eine runde Sache. Das Eis war ebenfalls erfrischend. Die Rosinen waren aromatisiert aber nicht aufgequollen.
Schoko-Küchlein
Lauwarmes Schokoladen-Tartelette mit Bananeneis auf geeister Guatemala-Rum-Sauce (€ 25)
Das kleine Törtchen erfüllt alle Erwartungen: Beim Durchtrennen wird Schokoladenduft frei und der Kern ist noch leicht flüssig. Die Rumsauce wird in einem Kännchen serviert und kann daher auch nachgegossen werden. Bester Ron Zacapa 23 wurde verwendet, wurde mir auf Nachfrage gesagt. Hier werden eben keine einfachen Produkte verwendet. Das Bananeneis passte gut zum Ensemble
Petit Fours
Die kleinen Köstlichkeiten und der Espresso bildeten den gelungenen Abschluss.
Getränke
Gerolsteiner 10,00 €
Monin Bitter 8,00 €
Riesling Sekt 10,00 € (Rosch Mosel)
glasweiser Wein (9,50 bis 12,50 € je 0,1l)
Ott, Wagram – Grüner Veltliner 2013
Molitor, Mosel – Bernkastler Lay Riesling Spätlese 2003
Urbanshof, Mosel – Leiwener Laurentiuslay Riesling Spätlese feinherb 2009
Blandy´s Malmsey Madeira Rich 10 years old
Espresso 4,00 €
Fazit
Der Raum - ohne Licht
5 – unbedingt wieder: Wir suchen schon die Gründe für 2017.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 19.05.2016 – abends – zwei Personen