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Die an eine gutbürgerliche Küche erinnernden, etwas aus der Mode gekommenen Buntglasscheiben verwirren den Neuankömmling. Diese würde man nicht unbedingt einem japanischen Gasthaus zuordnen. Stattdessen weisen rote Papierlaternen und ein japanisches Torii (Holztor) in Miniaturform unmissverständlich den Weg nach drinnen, wo wir ausgesprochen freundlich empfangen und in den extra dafür vorgesehenen Empfangsbereich im hinteren Teil das Gastraumes geführt wurden. Hier ließ man uns ausreichend Zeit, um in Ruhe anzukommen und die reichhaltige Speisenkarte bei einem warmen Reiswein (6,50 Euro) und einem Glas Martini Rosso (4,80 Euro) zu studieren.
Die Karte listete eine ganze Reihe vielsprechender Mehrgangmenüs, die man direkt am heißen Tisch genießen konnte. Je nach Anzahl ihrer Gänge und der verwendeten Zutaten lagen diese preislich zwischen 49 und 83 Euro. Dies mag schon recht ambitioniert klingen, war aber in Anbetracht der hier eingesetzten Edelprodukte wie Hummer, Fasan oder Gänseleber nachvollziehbar kalkuliert. Neben den abwechslungsreichen Menüs, konnte man aus einer Vielzahl von Teppanyaki-Hauptgerichten wählen. Daneben komplettierten diverse Suppen, einige Reis- und Nudelgerichte, Feines vom Robata-Grill sowie eine ordentliche Auswahl an Sushi den äußerst breitgefächerten Speisezettel im Osaka.
Doch bevor wir uns kulinarisch ins Tischgrill-Treiben stürzten, wurden wir mit einem seidig-glänzenden Kimono ausgestattet. Dieser sollte uns gegen Fettspritzer schützen und erleichterte uns ganz nebenbei das Eintauchen in die japanische Esskultur. Wir entschieden uns zweimal für das verlockend klingende Osaka-Menü (70 Euro) sowie die günstigere Edo-Variante (49 Euro). Eine stattliche Preisdifferenz, die uns trotz des beim Edo-Menü fehlenden Hummers und der Seezunge nicht ganz nachvollziehbar erschien.
In gespannter Erwartung nahmen wir unsere Plätze rund um den heißen Tisch ein. Als Durstlöscher fungierten eine Flasche Mineralwasser (6,50 Euro) sowie eine trockene Weißburgunder-Chardonnay-Cuvée vom Weingut Knipser aus Laumersheim (30 Euro die Flasche), die sich als passende Begleitung der überwiegend aus Fisch und Meeresfrüchten bestehenden Menüs entpuppte. Schade, dass der sehr aufmerksam agierende Service beim Nachschenken der Getränke so auf die Tube drückte. Hier hätten wir uns etwas mehr Entschleunigung und weniger Geschäftssinn gewünscht.
Die beiden von einem schmalen Durchgang getrennten Grilltische bildeten eine in sich abgeschlossene Einheit. An ihrer Peripherie fanden bis zu 15 Personen Platz. Wir saßen an schon etwas abgenutzt wirkenden Tischen, die aus einfachen Spanholzplatten gefertigt waren. Zwei Teppanyaki-Köche schnippelten, spachtelten, brutzelten und flambierten fast Rücken an Rücken. Sie waren dabei stets hochkonzentriert und ließen ihre Grillspachteln mit großer Präzision über die heiße Stahlplatte gleiten. Über ihnen thronten etwas antiquiert wirkende Abzugshauben, die, ähnlich wie das gesamte Interieur des Lokals, ihre beste Zeit schon hinter sich hatten. Leider halfen da auch die gereichten Kimonos recht wenig, als der fetthaltige Dunst in unsere Kleider zog.
Auf jedem Platz befanden sich drei Saucen zum Dippen (Soja, Erdnuss, Süß-scharf), eine kleine Schale mit pikant mariniertem Kimchi und die obligatorischen Essstäbchen. Nichts sollte von der nun folgenden Bratkunst ablenken. Doch bevor der Teppanyaki-Meister in Aktion trat, wurden die Vorspeisen gereicht. Eine kleine Sashimi-Auswahl mit rohem Lachs, Surimi und Meerbrasse und eine dick im Tempuramantel frittierte Garnele kamen als erste Leckerbissen aus der Küche, ehe kunstvoll zerteiltes Gemüse (Zucchini, Champignons und Lotus) auf der heißen Platte zischend die Menüfolge eröffnete.
Wir staunten nicht schlecht, mit welcher Akribie unser Koch die mit Knoblauch verfeinerte Margarine auf seine gigantische Herdplatte manövrierte. Wie er die übrig gebliebene Karkasse einer frischen Hummerkrabbe zur Aromatisierung des Öls nutzte, um so die Basis für einen mit Reiswein und Sojasauce verfeinerten Sud zu erstellen. Auf das Grillgemüse folgte Fisch. Genauer gesagt zwei dünne Tranchen Seezunge und etwas Lachs. Anfänglich kommen einem die Portionen vielleicht etwas zu knapp bemessen vor. Aber mit zunehmender Dauer des Menüs weiß man die wohl kalkulierten Mengen zu schätzen.
Nach dem fein gewürzten, aber leider etwas zu trocken ausgefallenen Seezungenfilet, bekamen die Meeresfrüchte eins übergebraten. Die Hummerhälften wurden dabei noch weiter in ihre Einzelteile zerlegt. Das leicht süßlich duftende Fleisch wurde von den Schalen befreit und genau wie die Jakobsmuscheln scharf angebraten. Frühlingszwiebeln, Salz, Pfeffer und ein wenig Sojasauce sorgten für eine subtile Würze, die den frischen Geschmack des Krustentieres in den Vordergrund rückten. Die restlichen Teile des Hummers dünsteten unter eine Art Kupferglocke. Mit einem Extrabesteck konnten wir die Scheren knacken und das geschmacksintensive Innere des Kopfes auspuhlen. Dies stellte zweifellos den kulinarischen Höhepunkt unseres Teppanyaki-Menüs dar.
Die gebratenen Reis- und Nudelbeilagen kamen ebenfalls von der heißen Platte frisch auf unsere Teller, ehe die Vorbereitungen für die Fleischgänge getroffen wurden. Dazwischen durften wir uns an einer umami-würzigen Miso-Suppe erfreuen. Die dünnen, mit gebratenen Champignons gefüllten Scheiben vom Entrecôte, hatten genau wie das in Würfel geschnittene Rinderfilet den perfekten Gargrad erwischt. Letzteres wurde mit hoher Flamme vor unseren Augen flambiert. Kein Wunder, dass uns bei dieser Zubereitungsart ganz warm ums Herz wurde.
Fazit:
Den süßen Schlusspunkt setzte ein einfallsreich aus Pfannkuchenteig kreiertes Dessertmäuschen, das mit seiner Vanille-Eis-Nase und dem süßen Sirup-Mund ein echter Hingucker war. Mit knapp 280 Euro war das für drei Personen kein günstiges Vergnügen. Aber man zahlt hier eben nicht nur für die angebotenen Edelprodukte, sondern in erster Linie für ihre virtuose Art der Zubereitung. Für manche mag das alles nach „mehr Schein als Sein“ klingen, aber den Erlebnisfaktor sollte man im Osaka nicht unterschätzen. Schade nur, dass die Inneneinrichtung so anachronistisch ausfiel. Hier wäre sicherlich noch deutlich Luft nach oben.