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Am Rosenmontagabend so gegen 18 Uhr finden wie uns wie verabredet im "Waldhotel Fehrenbach" und in dessen Restaurant "Esche" ein. Wie wir von der Betreiberin unseres Gästehauses wissen, ist Herr Fehrenbach "ein sehr ambitionierter Koch mit hohen Ansprüche an sich selbst und seine Crew, allerdings auch irgendwie eine Art zerstreuter Professor und mit dem Service kanns hapern" (sic). Der Betrieb selber besteht seit 1858 als Familienbetrieb und läuft unter dem Motto "Lustvoll genießen in gastlicher Atmosphäre".Das Haus wird von Gault Millau, Feinschmecker, Michelin, Varta und Aral-Schlemmeratlas empfohlen. Näheres zum Haus, dem Ambiente, den Zimmerangeboten etc. möchte ich mit hier ersparen; der/die Interessierte findet alles hierzu unter www.waldhotel-fehrenbach.de.
Kellner Attila erfragt unsere Namen; zunächst musste er allerdings in aller Ruhe einige Gläser Champagner befüllen ehe er sich uns widmen konnte, wir standen in der Zeit wartend daneben. Zitat aus einem der Fehrenbach-Flyer: "Ein besonders herzlicher und ambitionierter Service freut sich darauf, Ihnen alle Wünsche zu erfüllen." Na ja, so richtig war das mit dem etwas holperigen Start aber nicht gelungen. Auf den Tischen standen kleine Karten mit der Folge eines viergängigen Menus zu EUR 48,00 pro Person. Wir hatten uns indes am Speisekartenaushang orientiert und uns schon ausgemalt, was wir bestellen würden. Aber Pustekuchen. Herr Fehrenbach im schmucken blütenweißen Kochornat trat an unseren Tisch heran wobei er uns je ein Glas Champagner kredenzte (wie er verkündete"auf eigene Kosten") und uns einen schönen Abend in seinem Restaurant wünschte. Unser Wunsch nach der Speisekarte ließ ihn zart erröten; er sammelte sich kurz und teilte uns dann recht verlegen mit, dass er bei Annahme meiner Reservierung leider vergessen habe, dass Montag und Dienstag Ruhetag sei und an diesen Tagen mit sehr reduzierter Küchencrew (er selbst und Koch Paolo) nur für die Hausgäste gekocht würde. Wir könnten aber gerne das Menu (der Preis von EUR 48,00 sei ja doch ein ausgesprochener Schnäppchenpreis) haben; im übrigen habe man versucht, uns telefonisch in unserem Gästehaus zu erreichen und zu informieren, aber irgendwie sei das dann alles untergegangen. Da war er also, der zerstreute Professor! Als Gastronom und Küchenchef nicht über die hauseigenen Ruhetage Bescheid zu wissen und dass an diesen Tagen kein à la carte-Geschäft läuft sondern es für die Hausgäste eine Art "Notprogramm" gibt, ist ein ausgesprochen dicker Hund!Das mag glauben wer will, wir glaubten es ihm jedenfalls nicht. Da wir aber aus leidvoller Erfahrung wissen, wie schwierig es ist, zur Fasnetzeit ohne vorherige Reservierung einen Tisch zu bekommen (weshalb wir seit Jahren dort immer vorab reservieren lassen), habe wir uns wortlos angeschaut, unsere vorgefassten Speisewünsche begraben und uns dem "Diktat des Menus" gebeugt. Dass wir dies nicht wirklich wollten, schien Herrn Fehrenbach aufgegangenen zu sein; mit schönster Regelmäßigkeit tauchte er bei uns am Tisch auf, entschuldigte sich "noch und nöcher" und bot sich nach dem Menu an, mir seinen Betrieb zu zeigen (was er dann auch tat).
Wir hatten einen schönen Tisch im vorderen Bereich mit direktem Blick auf die Küche und den Pass; was dort zuweilen zwischen Kellner Attila und Herrn Fehrenbach, der sich häufig in den Service mit einklinken musste, da Attilas Fähigkeiten auf diesem Gebiet doch wohl eher begrenzt waren, erinnerte schon sehr an Loriot. Wären an Attila Noten oder eine Beurteilung zu vergeben, wäre auf dem Zeugnis wohl gestanden "hat sich bemüht" oder "war willig und anstellig"; eine Note möchte ich an dieser Stelle lieber nicht nennen. So oder so, irgendwie gelang es mit vereinten Kräften von Herrn Fehrenbach und Attila aber doch, die einzelnen Gänge an die Tische und zu den Gästen zu bringen; physische Schäden waren jedenfalls nicht zu beklagen. Bei allem Wohlwollen; mehr als zwei Sterne kann ich für den Service nicht vergeben.
Ambiente: siehe auf der Homepage "Restaurant zur Esche, Ziebelstube". Vier Sterne.
Essen: Zum Menu wurde Musik "gereicht"; es war entweder der Baustein "Festliche Gitarrenmusik" aus dem 5-Gänge-Menu für EUR 78,00 oder der Baustein "Dezente Gitarrenmusik" aus dem 7-Gang-Menu zu EUR 148,00; ich tippe auf letzteres. Ein sehr durchgeistigt wirkender Anfangsvierziger mit hoher Stirn und dicker Brille (ich dachte beim Anblick des Künstlers, dass er eigentlich im Zweimuntenabstand ein zartes "Hosiannah" hauchen und anschließend himmelwärts davonschweben würde; dem war nicht so) brachte auf seiner akustischen Gitarre technisch durchaus versiert Italienisches zu Gehör, angefangen bei den melodramatischen Filmmusiken zu "Der Pate 1", "Der Pate 2" und "Der Pate 3" bis hin zu Volksliedartigem. Natürlich hatte er auch sein Kästchen, beschriftet mit "Info" und bestückt mit CD´s Marke Eigenbau. Kurz vor seinem ersten Abgang (in die Küche zwecks Abfütterung) vergriff er sich dann allerdings an "Let it be"; hier hätten die Herren Lennon (im Grab) und Sir Paul auf einer seiner Latifundien allen Grund gehabt mit erhöhter Drehzahl zu rotieren. Welches Kraftfutter man dem Künstler in der Küche zugeführt hat, vermag ich nicht zu sagen; er kam jedenfalls gestärkt aus der Pause zurück, griff abermals beherzt in die Saiten und hub dazu an zu singen. Spätestens jetzt war die Gitarrenmusik nicht mehr so richtig "dezent" und spätestens ab jetzt hat uns der musikalische Beihau nicht mehr so richtig zugesagt. Laut Herrn Fehrenbach waren vier Gäste in erster Linie wegen des Künstlers von weither angereist; obwohl wir in Saarbrücken wohnen, kann er uns damit wohl nicht gemeint haben:- Doch nun genug gejammert und zum Wichtigsten, dem eigentlichen Essen sprich Menu.
Zunächst kam als "erster Gruß von der Küchenbrigade" ein Körbchen mit dunklem Brot, sicher selbstgebacken, und Butter. Es handelte sich um ein Körnerbrot und erinnerte mich (meine Frau war ja nicht "beim Bund") irgendwie an Kommisbrot, anders kann ich es nicht beschreiben. Ein weiterer "Gruß" bestand aus einer kleinen Mokkatasse mit rotgelblichem Inhalt. Was mochte das wohl sein? Das große Raten hub an: schmeckt irgendwie "süßlichspikant mit einem Hauch von Arznei". Schande über uns; wir haben die "Sanddornessenz" nicht erraten. Zitat aus dem Fehrenbach-Flyer:" Auf unsere feine Schwarzwälder Küche mit erlesenen Kräutern sind wir besonders stolz. Die Wildkräuter sammeln wir in der warmen Jahreszeit in den umliegenden Wiesen und Wäldern." Dann mal ein herzliches Glückauf; für mich gehört so etwas wie die Sanddornessenz ins Reformhausregal und nicht in meinen Magen, punktum. Sehr erfreut hat uns der erste Gang, das Risotto "con Amore" (aber hallo!) mit Waldpilzen als da waren Kräuterseitling, Austernpilze und Shiitake-Pilze. Das Risotto war wirklich einmalig, vor lauter Begeisterung darüber habe ich es aufgegessen ohne es vorab fotografiert zu haben (siehe Bild ohne Risotto) und auch der Teller meiner Frau war bereits leer. Also kein Bild; sorry, aber beim Ablichten von Speisen bin ich noch blutiger Anfänger und hier hat ganz einfach die Gier über den Verstand gesiegt:-))) Als zweiter Gang folgte der Eintopf vom Hahn mit Wintergemüse und Safran; für einen Eintopf für mich eher ein wenig zu flüssig und den Flattermann hätte ich mir eher in mundgerechten Bissen und nicht wie hier angetroffen in Bröseln gewünscht. Rein geschmacklich gab es daran aber nichts auszusetzen. Hauptgang war das Filet vom Weiderind in Spätburgundersauce mit Zucchini-Tomatengemüse (Kommentar meiner Frau:"Sag dem Herrn Fehrenbach doch, dass du keine Tomaten magst und er dir als Gemüse was anderes machen soll." Meine Reaktion:"Dann grämt er sich wieder; lieber porkele ich die Tomaten heraus." was dann auch geschah) und Rosmarinkartoffeln. Das Gericht war, nachdem ich es von den Tomaten befreit und den wohl unvermeidlichen Rosmarinzweig direkt mit entfernt hatte, sehr stimmig und das auf den Punkt gebratene Fleisch wirklich butterzart. Ein bisschen wenig war es halt. Den "krönenden" Abschluss bildete eine Rhabarber-Sabayone; ausgesprochen gut! Leider hatte ich bereits mit dem Verzehr der Sabayone begonnen; im letzten Moment fiel mir noch die Geschichte mit dem Fotografieren wieder ein. Das entsprechende Bild zeigt also eine bereits beschädigte Sabayone, aber wie bereits erwähnt:im Bereich "Foto" lerne ich ja noch. Noch kurz zu den Getränken: Der Champagner war ein Michel Methieu-Princet, Brut, 1er Cru, Cote de Blancs, Grauves (50 % Chardonnay, 50% Pinot Noir); fein aromatisch mit sehr schönem Bukett (obwohl ich so gut wie nie Champagner, Sekt oder Cremant trinke, hat mir dieses Hochgewächs sehr gut geschmeckt). Das Pils war soweit ich noch weiß ein Rothaus und dann hatten wir zum Essen noch einen sehr stimmige Riesling (Eichstetter Herrenbuck aus dem Hause Martin Schmidt, Eichstetten, Kaiserstuhl; ausgezeichnet mit einer schwarzen Traube bei Gault Millau 2015).
Herr Fehrenbach kann, das darf ich ausdrücklich betonen, wirklich sehr gut kochen und tut dies mit großem Eifer, viel Ehrgeiz und frischen Zutaten. Wir haben mit ihm verabredet, dass wir uns im nächste Jahr zur Karnevalszeit wieder bei ihm einfinden und zwar an einem seiner "Nicht-Ruhetage" zum Essen à la carte. Unter normalen Umständen hätte ich für die Küchenleistung glatte fünf Sterne vergeben; da wir "nur" das Menu bekommen konnten und also keine andere Wahl hatten, werden es sehr gut gemeinte viereinhalb. Empfehlen kann ich das Restaurant "Esche" in jedem Fall sofern kein gesteigerter Wert auf ausgefuchsten Service gelegt wird. Laut unserer "Herbergsmutter" ist der Service offenbar schon seit Jahren die Achillesferse, der wunde Punkt oder das Siegfriedsche Lindenblatt; so haben wir es auch erlebt und zwar in Reinkultur. Wie bereits erwähnt: hier ließ Loriot mehrfach grüßen.