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Also schauten wir uns die Sendung in der Mediathek an:
https://www.ardmediathek.de/swr/player/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzEyMDAxNDc/der-hunsrueck-rund-um-kirchberg
Ein Landhaus nach unserem Geschmack, dies spiegelte auch Homepage wider.
Das Besondere ist nicht nur dieses 1911 als Gasthaus erbaute Haus. Das Besondere ist: Herr Gündel hat die Speisekarte verbannt! Er möchte seinen Gästen „die Qual der Wahl ersparen“. Es gibt das, was die Region, die Jahreszeit und die Kreativität des Herrn Gündel hergibt. Auch schon mal mit internationalen Einflüssen. Und alle Gäste bekommen das gleiche Menü.
Seit 2009 schwingt Herr Gündel hier den Kochlöffel und spricht im Beitrag von seinen Gerichten mit gewisser Note (z. B. mit Pastis flambierte Karotten), die Reduktion auf das Wesentliche, die Küche einfach und gut.
Das gefiel mir alles ausgesprochen gut. Also rief ich noch am gleichen Tag im Landhaus an. Mein Mann und ich sprachen uns vorher ab, im Zweifel mal alles mitzumachen. Udo Gündel war persönlich am Telefon. Sehr sympathisch. Ich sprach ihn darauf an, dass wir nicht die großen Fleischesser sind, aber Fisch, Meeresfrüchte und Gemüse sehr mögen. Dies war für ihn kein Problem. Das tägliche Menü würde am Tisch vorgestellt und wenn man etwas nicht mag, soll man es sagen. Er würde dann in der Küche kreativ.
Für den Samstag waren schon alle Tische belegt, aber für den Sonntag fand er Platz für uns.
Ich reservierte für 18.00 Uhr, so konnten wir wenigstens noch im Hellen anreisen.
In dem kleinen ländlichen Ort gibt es Parkplätze am Restaurant. Das Landhaus, für die Region typisch mit Schiefer eingedeckt. Ein paar Stufen hoch auf die Terrasse und schon waren wir im behaglichen Gastraum und fühlten uns sofort mindestens 2 Generationen zurück versetzt. Gehbehindertengerecht ist das historische Haus nicht.
Die junge Mitarbeiterin begrüßte uns und bot 2 Tische zur Wahl.
Wir nahmen am Fenster Platz. Klassisch und sauber eingedeckter Tisch mit gemütlicher Eckbank. Mobiliar, Wandvertäfelung, polierter Holzboden, die Decke mit Stuck. Sehr gemütlich und mit angenehmer Beleuchtung.
Und mit deutlichen Gebrauchsspuren der vergangenen Jahrzehnte. Dies störte und überhaupt nicht. Im Gegenteil: Es passt und hat seinen eigenen stilvollen Reiz.
Am Tisch gegenüber waren bereits 6 weitere Gäste in angeregte Gespräche vertieft.
Herr Gündel möchte seinen Gästen einen Ort der Ruhe und Entspannung bieten. Ein Ort der Ruhe und Entspannung war allerdings auch die Servicemitarbeiterin. Je länger ich ihr zusah, desto unruhiger wurde ich.
Mit Hingabe erfüllte sie die Getränkewünsche der anderen Gäste. Zwischendurch brachte sie uns dann mal die Getränkekarte. Ich war recht durstig, nach 30 Minuten konnten wir dann endlich eine Flasche Mineralwasser, eine zweite Flasche folgte. Das Mineralwasser wurde mit gastfreundlichen € 3,50 / 0,75 l abgerechnet.
Zum Aperitif mal kein Sekt für mich. Auf der Karte entdeckte ich Val de Rance, Cidre bouché, naturtrüb, brut, 0,1 l - € 4,00. Cidre hatte ich schon lange nicht mehr getrunken, daher meine Wahl und ich wurde nicht enttäuscht.
Mein Mann bestellte sich zum Aperitif den alkoholfreien italienischen Bitter Crodino zu € 4,00. Dieser wurde pur serviert und dann ist der Geschmack schon grenzwertig. Es ging nur stark verdünnt mit Mineralwasser.
Geduld war nochmals gefordert. Um 19.00 Uhr kamen die letzten Gäste, ein Paar, wohl Hausgäste. Und dann ging es los. Mich beschlich der Verdacht, dass wir 1 Stunde rumsaßen und eigentlich klar war, dass es erst losgeht, wenn alle Gäste da sind. Wenn dem so war, hätte ich gerne bei der Reservierung einen Hinweis erhalten und wir wären entsprechend später losgefahren.
Aus der Küche kam vorweg ein Brotkorb mit 3 Sorten frischem, aber unspektakulärem Brot.
Mit 11 Scheiben großzügig bemessen, dazu 2 Scheibchen Butter. Tja. Salz- und Pfeffermühle standen am Tisch zum Aufpeppen bereit. Das war schon ausgesprochen reduziert und nicht sehr kreativ. Ein gutes Olivenöl, ein alter Balsamico, grobes Salz, das hätte uns besser gefallen. Da wir im Hunsrück mit eher größeren Portionen rechneten, übten wir uns beim Brot in Zurückhaltung.
Zwischenzeitlich bestellten wir noch ein Glas Wein. Die Weinkarte überzeugte sehr, da hat man sich sehr viel Mühe bei der Auswahl gegeben. Wir beide waren auch zufrieden mit unserer Weinwahl.
Für mich den Ürziger Würzgarten Weissburgunder trocken, Weingut Derkum, Ürzig, 0,2 l - € 4,50.
Mein Mann entschied sich für den Auxerrois, trocken, Weinhaus Apel, Nittel, 0,2 l - € 4,50.
Am 6erTisch wurden nach einiger Zeit die Vorspeisen serviert. Es roch schon mal sehr gut. Am Telefon hatte ich es so verstanden, dass das Menü am Tisch angesagt wird. Eine Tafel stand oder hing auch nirgends. Wir waren also noch immer gespannt auf das Überraschungsmenü.
Wenig später kamen auch unsere Vorspeisen und die Mitarbeiterin verriet: Knuspriger Gemüse-Wan-Tan mit Garnele auf Rucola und Chili-Mango Sauce.
Ich fragte nach, wie es sich mit dem Hauptgang verhält. Wir waren ja immer noch völlig im Ungewissen. Der Chef wüsste Bescheid, für uns wäre Fisch eingeplant. Das war sehr aufmerksam, aber ich hatte ja Fleisch nicht völlig ausgeschlossen. Je nachdem, hätten wir uns vielleicht auch da angeschlossen. Aber egal, Fisch ist uns immer lieb.
Wir widmeten uns der Vorspeise und sie überzeugte sehr. Die Garnele gut gebraten und auch der Gemüse-Wan-Tan war gut. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob er in der Landhausküche entstanden ist. Genauso wie die Chilisauce. Der Rucola gab Frische ins Gericht, auch einige Kichererbsen und Tomatenwürfel fanden sich. Wir waren mit dem kleinen Starter zufrieden.
Zum Hauptgang gab es nicht nur für uns, sondern auch für die anderen 8 Gäste:
Zanderfilet, Champagnerkraut, Drillinge, Dijonsenf-Balsamico-Reduktion.
Schon mutig, im Hunsrück gar kein Fleisch zu servieren. Uns war es recht, von den anderen Tischen hörten wir auch keine Klagen. Aufgeschlossenes Publikum.
Nett angerichtet, und so gar nicht überladen.
1 guter Esslöffel feines, mildes Champagner-Sauerkraut, 1 Stück saftig sanft gegartes Zanderfilet von max. 100 g. Drillinge = 3 Stück – was sonst? Bei einer Kartoffel auf dem Teller meines Mannes war von außen schon deutlich eine große schwarze Stelle zu sehen. Diese Kartoffel hätte man gleich aussortieren müssen, übrig blieben dann noch 2 ½ Kartoffeln. Das einsame Petersilienblatt brachte Farbe auf den Teller und der Soßenstreifen war auch dezent im Aroma. Der Dijonsenf entging meinen Geschmacksknospen.
Dieses Gericht war übersichtlich und die Eigenaromen verhalten. Wir waren froh, mit noch übrigen Baguette aufzufüllen.
Zwischendurch suchte ich das WC im Untergeschoss auf. Blick in die schöne Landhausküche, die noch leeren Dessertteller standen schon bereit. Viele alte historische Fotos.
Kommt das Beste zum Schluss?
Die entspannt-freundliche junge Dame servierte:
Schokobrownie, Valrhonaschokolade und Salz-Caramelleis.
Der Schokobrownie war locker, sehr schokoladig und saftig. Da gab es nichts zu meckern. An dem dünnen Valrohna-Schokoladenblättchen natürlich auch nicht. Dem Salz-Caramelleis gebe ich auch kein hausgemacht. Zu süß, kaum Salz. Mein Mann durfte noch von meiner Portion profitieren. Die Mitarbeiterin konnte nicht sagen, ob das Eis selbst gemacht ist. Da müsse sie in der Küche nachfragen. Eine Lösung gab nicht und in einem solch kleinen Team muss man schon beide Augen zu machen, um nicht mitzubekommen wo das Eis herkommt.
Es war spät geworden, die rund 45-Minütige Heimfahrt stand an und am nächsten Morgen ein frühes Weckerklingeln. Wir wollten die Gemütlichkeit nicht stören, bestellten aber doch die Rechnung. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch überhaupt keine Ahnung, was das Menü kostet.
Die Lösung kam mit der ordentlich handgeschriebenen Rechnung: € 32,50 für das 3-Gänge-Menü. Dieser Preis relativiert viel, das war nicht zu viel. Dennoch lagen unsere Erwartungen nach der Sendung und der Homepage (die Beispiemenüs deutlich ambitionierter) höher. Da ich nicht sicher bin, ob der Wan-Tan Convenience oder nicht war, kann ich das Handwerk der Vorspeise schwer beurteilen. Das Hauptgericht entsprach dem, was ich zu Hause koche wenn es mal schnell gehen muss. Also so abends nach Feierabend.
Wir hofften auch, den freundlichen Herrn Gündel begrüßen zu dürfen. Leider hat es sich nicht ergeben. Das lag aber vielleicht auch daran, dass wir uns relativ schnell verabschiedeten.
Zu Hause gab es dann noch einen kleinen Snack. Hungrig soll man nicht schlafen gehen.
Auf der Terrasse sitzt man im Sommer bestimmt sehr schön. Wenn es sich ergibt und auf dem Weg liegt, kommen wir auch gerne nochmal vorbei.