Geschrieben am 10.12.2019 2019-12-10| Aktualisiert am
13.12.2019
Besucht am 31.01.2014Besuchszeit: Abendessen 10 Personen
Rechnungsbetrag: 75 EUR
Prolog
Zunächst einmal herzlichen Dank an alle für das freundliche Feedback zu meiner ersten Retro-Rezension, das war nicht selbstverständlich und hat mich sehr gefreut.
Heute also ein neues Machwerk aus dem "Unreleased Backlog", langjährige Wegbegleiter könnten heute vielleicht angesichts einiger der fallenden Namen etwas wehmütig werden: First, Carlo, Olfaktor, Isodose – alle momentan nicht mehr aktiv, sie fehlen nach wie vor.
Bei aller rückblickenden Wehmut war dieser Abend aber auch einer voller freudiger Highlights, unsere Mitstreiter aus Münster, Berry und Peter3 waren zum ersten Mal mit an Bord, das Essen war grundsätzlich sehr gelungen und die Stimmung ausgelassen.
Begleitet mich also heute in den Januar 2014, ein legendärer Freitagabend in Essen-Horst nimmt seinen hedonistischen Lauf, viel Spaß dabei:
Kritik
Das diesmalige Treffen unserer Kulinarik-Kommune verschlug uns nach Essen-Horst nahe der Ruhr, ein Ort voller Industriekultur, davon zeugen schon zahlreiche Hinweisschilder auf entsprechende historische Örtlichkeiten der gleichnamigen touristischen Themenstraße des Regionalverbandes Ruhr, denen man auf der Anfahrt zum Hannappel begegnet.
Die Anfahrt aus dem Süden über die A535 gestaltete sich ohnehin sehr entspannt, an manchen Stellen die Zahlen auf den komischen runden Schildern eher als Richtempfehlung verstehend war ich in etwas mehr als einer halben Stunde am Ziel. Dort angekommen empfing mich zunächst ein schön eingeleuchtetes Restaurant das seine Ruhrgebiets-Gene auch im Außenauftritt stolz zu präsentieren versteht, allerdings auch eine bisweilen schwierige Parkplatzsituation im nahen Umfeld.
Mein triumphal angesteuerter Parkplatz an der Hauptstraße entpuppte sich dann nach dem zweiten Hinschauen auch als höchstgradig „Knöllchen“-gefährdete Situation, sodass ich noch schnell in eine Seitenstraße auswich, wo ich zwar auch im eingeschränkten Halteverbot aber weit weniger prominent platziert unterkam.
Isodose (gelöscht) traf einige Minuten nach mir ein, großes Hallo, beidseitige Zufriedenheit über die erfolgreiche Anreise, Zeit für eine Gauloises und ein kleines Schwätzchen.
Die anderen Herrschaften, unsere lieben Dortmunder Freunde wieder mit bewährter Aufgabenteilung was die Fahrdienste angeht, sowie die internationale Beteiligung aus dem fernen Münster trafen kurz darauf ein, First kam wenige Minuten zu spät, wenn auch gut entschuldigt, sein monatlicher Sitztanz-Nachmittag im Sprochhöveler Seniorentreff der AWO zog sich diesmal hin. Leider hat es Olfaktor diesmal nicht geschafft, dabei hatte ich extra Fischkonserven für sein Haustier gebunkert.
„Kritikertreffen“, mittlerweile auch ein Abend mit gewissen modischen Konstanten. Alle bis auf die Herren First und Shaneymac machen sich richtig schick, First trägt seinen Hochzeitsanzug und besteht darauf das die Mode der späten Sechziger wieder en vogue wäre, meinereiner ist meist ohnehin nur bemüht mit Kleidung größtmögliche Schadensbegrenzung zu betreiben.
Alle anderen glänzten mit makellosen, edlen Ensemblen mit diversen kostspieligen Accessoires, ich fühlte mich mal wieder gnadenlos underdressed, nächstes Mal komme ich im Tweed-Anzug!
Die Begrüßung durch den Service professionell und höflich, sowie man es in Häusern dieser leicht gehobenen Kategorie (16 Punkte im GM) erwarten würde, die Mäntel wurden abgenommen und verstaut und das Ambiente konnte seine Wirkung entfalten.
In einigen Details vielleicht etwas in die Jahre gekommen, die helle Holzvertäfelung empfand ich subjektiv als unglücklich, hier hätte dunkles Holz sehr viel schöner gewirkt, trotzdem eine in Summe stilvolle, sehr gepflegte und trotzdem recht behagliche Atmosphäre in der wir dort schwelgen durften - die ebenfalls klassisch aber detailverliebt eingedeckten Tische taten ihr Übriges.
Isodose (gelöscht) sah sich anscheinend in Zugzwang in Sachen Mitbringsel / Gastgeschenk und hatte ein ganzes Füllhorn an inhaltlich wertvollen Goodies dabei. So überraschte er mit einer Auswahl „hochwertiger“ Spirituosen aus den besten Brennblasen des Harzes :-) und sorgte auch für kulturelle Bereicherung durch ausgedruckte Informationen zur Geschichte eines ihm naheliegenden Klosters aus eben dieser Gegend.
Die übersichtliche Karte bot neben der siebengängigen Degustation lediglich ca. fünf Vor- und Hauptspeisen, daneben allerdings noch ein dreigängiges Überrschaschungsmenü das inklusive begleitender Weine mit 53 Euro für einige am Tisch die beste Option darstellte und mehrfach bestellt wurde.
Als bekennender Entscheidungneurotiker habe ich natürlich – da hatte First völlig Recht – die Karte die ganze Woche intensivst studiert und war natürlich völlig aus der Bahn geworfen als diese vor Ort leicht von der Online-Variante abwich.
Ich entschied mich daher nach etwas Grübelei für das Lachs Carpaccio und Entrecote von der Standardkarte und als Dessert den gut klingenden Käsegang aus der Degustation.
| Amuse & Aperitif |
Zu solchen Gelegenheiten gehört auch ein wenig Zelebration, da kein Cremant verfügbar war orderte ich ohne großes Überlegen ein Glas Champagner, so jung kommen wir schließlich nicht mehr zusammen. Der Bouché Père et Fils kam wohlgekühlt im großzügig eingeschenkten Glas und bestach durch Frische, Frucht und feine Hefenoten. Keine Weltklasse aber gegen den Siebecko und uteester servierten Rieslingsekt anscheinend eine lohnende Investition, wie ich der „Begeisterung“ der beiden entnehmen konnte.
Außerdem passte er hervorragend zu dem ansprechend servierten Sauerteigbrot mit Griebenschmalz das zeitgleich zu den ersten Getränken serviert wurde.
Danach eine weitere kleine Offenbarung für den von manchen Bergischen Gastronomie Standards gebeutelten Kritiker, Halleluja, ein richtiges Amuse, das ich das noch erleben darf. Geschmorter Schweinebauch mit feinen grünen Bohnen, augenscheinlich eine Variation des „Jungschweinbauch Teriyaki“ der sich noch auf der Online-Karte findet. So lasse ich mir asiatische Anleihen, die ich oft unstimmig und uninspiriert finde, gerne gefallen. Die Teriyaki mit den Bohnen und einem Stück des butterzarten, aromatischen Fleisches zusammen genossen waren ein kleines Erlebnis der Kategorie „mehr als die Summe seiner Teile“.
Etwas mitleidig schaute ich zum ersten Mal nach links, Berry nebst Gatte übten Selbstkasteiung in Form einer „vegetarischen Phase“ und erhielten daher farbenfrohes aus dem Garten sowie dümmliche Kommentare von rechts. :-)
| Vorspeise | Carpaccio vom Glen Douglas Lachs asiatisch gewürzt Riesling Aufwind 2011, Weingut Hensel, Dürkheimer Hochbenn QbA, Pfalz
Ein schon rein optisch traumhaftes Gericht, der Wasabi schockte mich zwar, aber die Safran-Mayonnaise die wie etwas Lachs-Tatar in Gelee-Cannelloni gefüllt wurde machte dies aber wieder wett. Die Aromen des Gerichtes harmonierten und der Fisch überzeugte wie zu erwarten mit einem hervorragenden, unverfälschten Eigengeschmack. Details wie die feinen Julienne von Wurzelgemüse und die schmackhaften Sesam-Cracker wussten zu begeistern. Etwas ratlos ließ mich die auf dem Foto an den äußeren Seiten zu sehende, in Form gebrachte gestockte Kokos-Emulsion zurück, diese verstand sich für mein Verständnis mit keiner anderen Komponente auf dem Teller.
Der mineralische, frische Riesling aus der Pfalz bildete die mir vom sympathischen Chef de Rang kredenzte Begleitung - in ihrer Klassik zwar keine Überraschung aber eine sichere, wohltemperiert servierte Bank.
| Sorbetgang |
Kleine Aufmerksamkeit aus der Küche, „Campari-Orange“ in Texturen. Herrlich erfrischende Neutralisation mit Hilfe von Orangensorbet, Campari-Gelee und Orangen-Schaum sowie einer toll gearbeiteten, hauchdünnen kandierten Orangenscheibe. Intensiv an Aromen und Arbeitsaufwand, ein sehr schöner Sorbetgang!
| Hauptgericht | Entrecôte vom US Beef mit Ofenschalotten und Wirsing Rioja 2010, Azabache Crianza Vendimia Seleccionada, Viñedos de Aldeanueva, DOCa Rioja Entrecôte vom US Beef mit Ofenschalotten und Wirsing
„Mensch, Berry, sieht toll aus oder?“ lautete meine gehässig grinsend vorgetragene, sorgfältigst deplatzierte Frage nachdem mein Steak serviert wurde und die Dame zu meiner linken skeptisch die in vielerlei geometrische Formen gearbeiteten, fleischlosen Küchenerzeugnisse auf ihrem Teller beäugte. Der Seitenblick, den ich von der bekennenden Steak-Liebhaberin erntete verhieß nichts Gutes und ich trat umgehend den diplomatischen Rückzug an: „Ja, ne, also ich find natürlich Deins sieht auch gut aus… oder?“.
Das sah auch nicht nur gut aus, perfekter Gargrad, saftig und aromatisch, wer solch ein Steak serviert kann kochen UND einkaufen, soviel ist klar. Der Jus nicht allzu intensiv mit sehr klassischen Noten, der Wirsing hätte etwas mehr Salz vertragen können, trotzdem schön im Biss.
Sehr enttäuschend die beiden Sättigungsbeilagen Kartoffel-Baumkuchen wie die als festes, kleines Päckchen gearbeitete getrüffelte Polenta wussten geschmacklich niemanden so richtig zu überzeugen. Geschmack wie Konsistenz waren indifferent und man muss sich fragen warum man eigentlich gute Grundprodukte manchmal so „überverarbeiten“ muss das sie trocken und charakterlos werden.
Die Kräuter-Seitlinge waren schmackhaft gebraten worden, fügten sich aber nicht nur rein optisch schwierig in das Gericht sein, für sich genommen aber genauso hervorragend wie die mit viel Rotwein (oder Port, könnte hinkommen) zubereiteten Ofenschalotten.
Der begleitende Rotwein für das Preis-Niveau des Hauses eine kleine Enttäuschung, ich würde nie behaupten ein Weinkenner zu sein, nur bei spanischen Rotweinen, meinem geliebten Casa Luz sei Dank, behaupte ich mittlerweile gut von mittel von schlecht unterscheiden zu können. Wer wirklich gute Crianzas schätzt, weiß was ich meine wenn ich laienhaft sage die Frucht nicht gegen das Barrique ankam und der Wein daher eine gewisse Eindimensionalität hatte. Allerdings glaube ich das ein angemessenes Dekantieren hier wesentliche Besserung gebracht hätte, so wie der Wein sich im Glas entwickelte, trotzdem ein eher einfacher Tropfen.
Bei dem Stickwort „Entwicklung“ einige Worte zum Service. Denn in der fachlichen Entwicklung scheinen einige Teile des Service noch tief zu stecken. Der Service Leiter, ein Herr mittleren Alters überzeugte durchgehend mit Überblick, Organisation, Kompetenz und Freundlichkeit.
Die jungen Damen zum Teil fahrig, Siebecko hatte noch fast eine halbe Stunde von etwas vom Vorspeisenteller, und auch leere Gläser und Wasserflaschen wurden trotz nur moderater Füllung des Lokals manchmal etwas länger nicht bemerkt, dank der Leistungen des Herren der Schöpfung empfand ich den Service daher trotzdem als „gut“.
Ein Gang zu den Toiletten, wo ich mir die Hände wusch, zeugte übrigens auch dort rückblickend von der makellosen Sauberkeit des Betriebes. Sauber gestapelte Stoffhandtücher sind mir die liebste Form der Händetrocknung, im Hannappel offenkundig eine Selbstverständlichkeit.
Da ich aus Erfahrung in dieser Gastronomie nicht viel mit mancher Form des kulinarisch ambitionierten Desserts anfangen kann, sofern es sich nicht um Interpretationen von Crepes oder österrischischen Mehlspeisen mit möglichst wenig bis gar keinem Interpretationsspielraum handelt, entschied ich mich bereits vor dem Essen für die Rohmilchkäse mit Chutneys.
Optisch und geschmacklich keine große Offenbarung, bis auf die Variante mit Blauschimmel. Ich gebe zu ich liebe Käse und kaufe diesen privat gerne im Fachgeschäft und bin neugierig. Wenn ich dann im Hannappel unter anderem einen Comté auf dem Käsebrett finde und dieses statt mit Chutney mit lieblos auf den Teller gebrachten Frucht-Senfen mit auch eher mainstreamig zu nennenden Aromen daherkommt, da bekomme ich innerliche Gähnattacken bei - wie erwähnt - gleichzeitiger leichter Missbilligung der Präsentation.
Ein Digestif konnte ich leider keines mehr nehmen da ich schon beim Wein sehr bescheiden sein musste. Augen auf der Berufswahl, im nächsten Leben werde ich ADAC Funktionär, ein gelber Hubschrauber vor dem Restaurant wäre hier nachts sicher nur akzeptabel kurz unangenehm aufgefallen.
Fazit
Die Zutaten der Gerichte, sowie Küchen- und Serviceleistung des Hannappel wussten grundsätzlich zu überzeugen. Die oben genannten Kritikpunkte sind verantwortlich für leichte Abwertungen die sich ein Haus mit Anspruch in diesem Preisrahmen durchaus gefallen lassen muss, mitnichten habe ich die Nadel im Heuhaufen gesucht.
Eine Anfahrt aus Solingen werde ich wahrscheinlich nicht mehr in Kauf nehmen da ich die Ausrichtung der Karte zwar sehr ausgewogen aber in Summe - aufgrund des Besuches - auf ihre Art als etwas austauschbar erachte, denn ähnlich kocht man heute landesweit in vergleichbaren Häusern.
Und, es wurde heute schon erwähnt, es war wieder ein sehr gelungener und amüsanter Abend in unserer „kulinarischen Selbsthilfegruppe“. Natürlich ist es schwer an einem länglichen 10er Tisch Gespräche mit mehreren Personen zu führen, aber das kennt man ja von diesen Gelegenheiten je nach Tisch-Konfiguration und tat der Stimmung keinen Abbruch.
Mir bleibt abschließend die Hoffnung, dass ich die lieben Münsteraner nicht mit unmöglichem Benehmen und Sarkasmus verschreckt habe, ich wirke manchmal etwas lakonisch wie man mir nachsagt.
Es war sehr nett mit Euch, wie sagt noch gleich immer der Ebayer von Nicht-Welt: „jederzeit gerne wieder“! :-)
Prolog
Zunächst einmal herzlichen Dank an alle für das freundliche Feedback zu meiner ersten Retro-Rezension, das war nicht selbstverständlich und hat mich sehr gefreut.
Heute also ein neues Machwerk aus dem "Unreleased Backlog", langjährige Wegbegleiter könnten heute vielleicht angesichts einiger der fallenden Namen etwas wehmütig werden: First, Carlo, Olfaktor, Isodose – alle momentan nicht mehr aktiv, sie fehlen nach wie vor.
Bei aller rückblickenden Wehmut war dieser Abend aber auch einer voller freudiger Highlights, unsere Mitstreiter aus Münster, Berry und Peter3 waren... mehr lesen
Sternerestaurant Hannappel
Sternerestaurant Hannappel€-€€€Sternerestaurant0201534506Dahlhauser Str. 173, 45279 Essen
4.0 stars -
"Retro-Reviews™ #2: Genießer-Treff im Hannappel: Gelungener Es(s)kapismus in Essen!" ShaneymacProlog
Zunächst einmal herzlichen Dank an alle für das freundliche Feedback zu meiner ersten Retro-Rezension, das war nicht selbstverständlich und hat mich sehr gefreut.
Heute also ein neues Machwerk aus dem "Unreleased Backlog", langjährige Wegbegleiter könnten heute vielleicht angesichts einiger der fallenden Namen etwas wehmütig werden: First, Carlo, Olfaktor, Isodose – alle momentan nicht mehr aktiv, sie fehlen nach wie vor.
Bei aller rückblickenden Wehmut war dieser Abend aber auch einer voller freudiger Highlights, unsere Mitstreiter aus Münster, Berry und Peter3 waren
Am 31.01.2014 fand in dieser Location ein RK-Kritiker-Treffen statt mit isodose, First, Shaneymac, uteester, Carlo Attraversando, Zerberuz, Siebecko und aus Münster neu in dieser Schleckermäulerrunde Peter3, Berry und Chauffeur. Unser lieber Olfaktor will auf jeden Fall bei besseren Wetterverhältnissen wieder dazukommen und hatte uns vorab einen schönen Abend gewünscht.
Die Tische waren an diesem Tag eingedeckt mit weißen Stofftischdecken und weißen Stoffservietten. Bunte frische Blumensträußchen und lange Glaskerzenleuchter mit weißen Stabkerzen veredelten unseren langen Tisch. Schlichte moderne Gläser für Wasser, Weißwein und Rotwein sowie edles Silberbesteck für vier Gänge, zusätzlich eine Gabel für das Amuse sowie ein Brotteller und Brotmesser waren eingedeckt und signalisierten, hier wird heute geschlemmt.
Ich empfand den Bewegungsspielraum auf dem Tisch durch diese Kompletteindeckung eingeschränkt. Als dann noch mein Champagnerglas dazukam, stand es ständig im Weg. Ein zusätzlich angestellter Tisch hätte die Bequemlichkeit aller deutlich erhöht.
Kaum waren alle eingetrudelt, erhob sich der Organisator dieser heutigen Runde, isodose, und verteilte als Gastgeschenke großzügig kleine Probenflaschen mit alkohollastigem Inhalt. Eine schöne Geste, die sich in dieser Runde eingebürgert hat, mal was zum Naschen, mal was zum Schlürfen.
SERVICE
Der aufmerksame Restaurantchef nahm uns am Eingang fürsorglich in Empfang und verstaute Jacken und einen feschen Hut an der Garderobe. Sehr freundlich und höflich führte er uns zu dem reservierten Tisch.
Zügig kamen die ersten großen Flaschen Mineralwasser im Kühler serviert auf den Tisch. Dann das übliche Procedere: Speisekarten und Weinkarte wurden gereicht. Verschiedene Sorten Aperitif wurden serviert. Hier gab es bei mir ein kleines Ärgernis. Der als brut deklarierte Sekt hatte deutlich schmeckende Restsüße. Ich habe das Glas zurückgegeben und ein Glas Champagner brut geordert, der dann ordentlich war.
Der Restaurantchef wurde den ganzen Abend von mehreren sehr jungen Damen unterstützt, die – ich vermute – noch in der Ausbildung waren. Dadurch lief im Service nicht alles rund. Mal wurde am Tisch ein falscher Weißwein eingeschenkt, Mal wurde ein Weißwein aus zwei verschiedenen Flaschen in das Glas gegossen. Geschirr wurde erst nach Aufforderung abgeräumt.
SPEISEKARTE
Die kleine, übersichtliche Karte besteht aus 6 Vorspeisen (9-16), 6 Hauptgerichten (23-27), einem siebengängigen Gourmetmenü (79) aus dem die Speisen auch einzeln gewählt werden konnten sowie einem dreigängigen Überraschungsmenü mit Weinbegleitung (55 €) oder ohne Weinbegleitung (45).
Die Preisgestaltung halte ich hier für angemessen.
Vorab wurde kräftiges dunkles Brot - in eine Stoffserviette eingewickelt - mit aromatischem, jedoch salzarmem Schmalz im Glas gereicht. Salz- und Pfefferstreuer (Achtung Wastel: deine verhassten Streuer!) wurden erst auf Anfrage gereicht. Mühlen hätten diesem Restaurant besser angestanden.
Natürlich folgte ein Amuse vom Haus
Auf einem kleinen rechteckigen Porzellanteller betteten sich in Längsrichtung kleine Stücke von warmen grünen Bohnen und Apfelwürfeln. Mittig darauf eine kleine saftige Tranche Jungschweinbauch kross gegart und rundherum beträufelt mit asiatischer Teriyaki-Sauce. Teriyaki-Sauce ist eine Mischung aus Sojasauce, Ingwer, Mirin und Zucker. Leicht rustikaler aber mich überzeugender Auftakt!
MEINE GEWÄHLTEN SPEISEN
Bresse-Taube mit Steckrübe, Quitte, Kartoffel-Baumkuchen | 16
Ein länglicher weißer Designerteller präsentierte meine Vorspeise: Seitlich ein ovales Bett von Steckrübenpüree, auf dem einige kleine Quittenwürfel lagen. Oben drauf ein rechteckiger Klotz Kartoffel-Baumkuchen, der im Steckrübenpüree zu versinken drohte. Eine Raute aus Quittengelee bildete die natürliche Blockade für Steckrübe und Baumkuchen. Rechts neben dem Püree bremsten eine in zwei Stücke geteilte Taubenbrust und ein knuspriges Keulchen derselben das Püree aus.
Die Brust außen kross und innen blutrot, saftig, butterzart. Zum Dahinschmelzen. Ich will jetzt sofort noch eine Portion!
Der Baumkuchen war kochtechnisch filigran gearbeitet, eine Freude für die Augen. Doch meine Zunge meinte: na ja, ordentlich, aber mit mehr Würze wäre er pfiffiger ausgefallen.
Zwischengang vom Haus
Campari Orange. Hier in einem kleinen Glas präsentiert Orangensorbet, Campari-Gelee und Campari-Schaum und mittendrin zum Knabbern eine hauchdünne Scheibe kandierte und ich meine getrocknete Orange. Leicht, fluffig und herrlich erfrischend. Alle Sinne weckend für das Hauptgericht.
Filet vom Steinbutt mit Pastinake, Curry und Krustentierravioli | 26
Jetzt musste ein rechteckiger moderner Teller zeigen, wie man eine Speise kredenzt. Wer war zuerst auf dem Teller? Die geschäumte Currysauce oder der Steinbutt und das Pastinakenpüree? Ist auch egal.
Zwischen dem Steinbuttfilet und dem Streifen Pastinakenpüree machten sich Pastinakenwürfel ziemlich breit. Auf der rechten Seite schmiegten sich zwei optisch wunderschöne, gestreifte Ravioli schüchtern an die Pastinaken.
Der Fisch saftig und festfleischig, fast widerspenstig zu teilen. So fest hatte ich Steinbutt nicht in Erinnerung. War es wirklich Steinbutt oder sollte es Rochenflügel gewesen sein? Die Krustentierfüllung der Ravioli deutete wegen der geschmacklichen Intensität deutlich auf eigene Herstellung hin. Die Currysauce war dezent im Geschmack, aber von erstklassiger Konsistenz.
Fertig. Mehr passte bei mir nicht rein!
Getränke
Selters Classic 0,75 l zu 5,90
Glas Champagner zu 12,00
Grauburgunder trocken vom Weingut Franz Keller, Kaiserstuhl 0,1 l zu 5,00
Riesling trocken vom Weingut Dr. Loosen, Mosel 0,1 l zu 5,00
FAZIT
Ein insgesamt gelungener Abend. Sehr gutes Essen, gute Weine und vor allem nette Menschen an unserem Tisch. Jederzeit gerne wieder auch bei Hannappel.
Am 31.01.2014 fand in dieser Location ein RK-Kritiker-Treffen statt mit isodose, First, Shaneymac, uteester, Carlo Attraversando, Zerberuz, Siebecko und aus Münster neu in dieser Schleckermäulerrunde Peter3, Berry und Chauffeur. Unser lieber Olfaktor will auf jeden Fall bei besseren Wetterverhältnissen wieder dazukommen und hatte uns vorab einen schönen Abend gewünscht.
Die Tische waren an diesem Tag eingedeckt mit weißen Stofftischdecken und weißen Stoffservietten. Bunte frische Blumensträußchen und lange Glaskerzenleuchter mit weißen Stabkerzen veredelten unseren langen Tisch. Schlichte moderne Gläser für Wasser,... mehr lesen
Sternerestaurant Hannappel
Sternerestaurant Hannappel€-€€€Sternerestaurant0201534506Dahlhauser Str. 173, 45279 Essen
4.0 stars -
"Im Essener Ortsteil Horst liegt das Gourmetrestaurant Hannappel. Feinschmeckerküche zu gehobenen Preisen in sehr gepflegtem, zeitlosem Ambiente." Siebecko
Am 31.01.2014 fand in dieser Location ein RK-Kritiker-Treffen statt mit isodose, First, Shaneymac, uteester, Carlo Attraversando, Zerberuz, Siebecko und aus Münster neu in dieser Schleckermäulerrunde Peter3, Berry und Chauffeur. Unser lieber Olfaktor will auf jeden Fall bei besseren Wetterverhältnissen wieder dazukommen und hatte uns vorab einen schönen Abend gewünscht.
Die Tische waren an diesem Tag eingedeckt mit weißen Stofftischdecken und weißen Stoffservietten. Bunte frische Blumensträußchen und lange Glaskerzenleuchter mit weißen Stabkerzen veredelten unseren langen Tisch. Schlichte moderne Gläser für Wasser,
Schön eingerichtetes Restaurant mit gehobener, sehr ordentlicher, teils filigraner Küchenleistung. Die Preise finde ich angemessen. Leichte Schwächen im Service, dennoch aufgrund des für mich schönen Essens ein Grund zur Wiedereinkehr. Lage:
Direkt an der Dahlhauser Str. in Essen in einem Eckhaus gelegen, von aussen könnte der Eindruck einer alten Stadtteilkneipe entstehen. Parkplätze in fußläufiger Umgebung, aber schon zu suchen.
Nun zum 4. Mal traf sich ein illustrer Kreis von RK-Kritikern aus dem Bergischen Land, Wuppertal, Solingen, Dortmund, Bochum und diesmal sogar aus Münster. Die Kritiker First, Shaneymac, Carlo Attraversando, Zerberus, isodose, Siebecko, uteester, Peter3 und Berry (mit Begleitung) schlugen ihre Zelte im „Hannappel“ auf. Leider fehlten Olfaktor, der wegen der Wettersituation den weiten Weg aus dem Sauerland nicht aufnehmen konnte und rawi und cocodina, beide hatten abgesagt. Ambiente:
Sehr gediegene zeitlose Einrichtung in cremeweiß mit kirschfarbenem Mobiliar und Umrandungen an den Zimmerdecken, große Spiegel mit Holzrahmen an den Wänden, sonst keine Bilder. Nach Betreten des Einganges öffnet sich ein langer Raum, der sich nach hinten verbreitert. Mehrzählig „Vierertische“, aber auch runde eingedeckte Tische. Alle Tische mit weißen Tischdecken, weißen Stoffservietten, Silberbesteck, Blumenvase mit frischen Blumen, Kerzenleuchter mit weißen Kerzen, mehrere Wein- und Wassergläser auf dem Tisch, mehrfach eingedeckt mit Silberbesteck und einem kleinen weißen Teller für Brot.
Dunkelbrauner Laminatboden, an den Fenstern weiße Stoffrollos und braunrote Vorhänge. Am Eingang eine lange Theke mit Servicebereich, Garderobe in einem Wandschrank mit Schiebetüren.
Alles macht einen sehr gepflegten und einladenden Eindruck. Service:
Mehrere Servicepersonen, ein Herr und 2 weibliche Servicekräfte begrüßen uns freundlich, nehmen uns die Mäntel ab und hängen sie in den Garderobenschrank. Dann führt man uns zu dem bereits bestellten 10er Tisch. Nach der ersten Aufnahme von Getränken überreicht man uns die Speisenkarte.
Leider ist der Tisch für 10 Personen sehr eng eingedeckt. Hier wäre das Zustellen eines weiteren Tisches vorteilhafter gewesen. Man hat arg wenig Platz zwischen Gläsern, Servietten, Brottellern, Vasen und Kerzenleuchter. Zumal die Plätze an den Stirnseiten des Tisches nochmals die beiden Enden des Tisches stark einengen.
Ebenso beweist der Service anfänglich Schwächen bei der Getränkelieferung. Wurden die Mineralwasserflaschen zwar gekühlt und in einem Kühler serviert, wird der angebotene und gewählte Aperitif – ein Rieslingssekt – als Brut offeriert, stellt sich aber als zu süß heraus. Er wurde von mir reklamiert und stattdessen ein Glas Champagner geordert.
Ebenfalls passierten einige Fauxpas beim Einschenken des Weines. Ich bestellte trockenen Riesling von Dr. Loosen 2012 offen im Glas, erstmals wurde mir ein anderer Riesling eingeschenkt, was ich während des Einschenkens sofort reklamierte. Beim weiteren Ordern des Weines wurden mir sogar 2 verschiedene Rieslinge ins Glas gegossen, was wiederum eine Reklamation von mir notwendig machte.
Auch wurde erst auf Anmahnung Salz und Pfeffer zu dem gereichten Brot und Schmalz gebracht.
Auch musste darauf aufmerksam gemacht und gebeten werden, benutztes und leeres Geschirr abzuräumen, da ohnehin wenig Platz am und auf dem Tisch war. Hier bedarf es noch gründlicher Schulung des Personals, was die Effektivität der Serviceleistung betrifft.
Meine gewählten Speisen:
Vorab erhalten wir auf einem weißen Porzellanteller in eine weiße gestärkte Stoffserviette gehülltes Graubrot und und einem leichten ovalen Glas Schmalz. Leider fehlte hierfür Salz und Pfeffer, dass, wie bereits genannt, erst einmal extra geordert werden musste.
Isodose, der diese Lokalität ausgesucht hatte, brachte für jeden Kritiker einige kleine Probenfläschchen verschiedener Liköre und Schnäpse aus dem Harz mit, die First mit launigen Worten an den Kreis der Kritiker „verteilte“.
Danach erfolgt der Gruß aus der Küche als Amuse: Auf einem kleinen viereckigen Porzellanteller eine geschmorte Schweinebauchscheibe mit grünen Bohnen (filigran geschnitten), Apfelgelee und Teriyaki-Soße. Sehr aromatisch und sehr appetitanregend. Ein guter Auftakt.
Danach ging es an die Bestellung der Speisen. Wir hatten keine Vorbestellung gewählt, sondern konnten uns querbeet aus den sehr übersichtlichen und gut gestalteten Speisenkarte sowohl a la carte etwas aussuchen oder zwischen 3 Menüvarianten (7, 5, oder 4 Gänge inklusiv oder exklusiv begleitetem Wein) wählen.
Die Mehrzahl bestellte a la carte so wie ich.
Ich wählte als Vorspeise Carpaccio vom Glen Douglas Lachs asiatisch gewürzt (15,00 €). Für mich war die Wahl exzellent: Wie dem Foto zu entnehmen ist, bestand sie aus einem hervorragend schmeckenden Lachs mit verschiedenen Texturen wie Wasabi, Gemüsejulienne, kleinen Röllchen von Gelee usw., jedenfalls für mich ausgezeichnete Aromen und in einer wundervollen optischen Präsentation. Dieses Gericht würde ich jederzeit wiederbestellen.
Als Zwischengang wurde allen ein kleines Glas mit einem Campari-Gelee, darauf ein kleines Bällchen Orangenparfait und einer schmalen kandidierten Orangenscheibe serviert. Ein wunderbar schmeckender und erfrischender Zwischengang. Dieser wurde vom Haus spendiert.
Als Hauptgang wählte ich Carrée vom Weidelamm unter Kräutern mit Ratatouille in Texturen (27,00 €). Ich glaube, dies war für mich der „Brüller“ , das Carrée aufgeteilt in 8 verschiedene Stücke (mit der Hälfte davon wäre ich mehr als zufrieden gewesen), obenauf mit einer Kräuterkruste, das Carrée optimal gegart, kräftig rosa, sehr zart beim Aufschnitt und auf dem Gaumen, dazu ein filigran geschnittenes und gut noch leicht „al dente“ gegartes Ratatouille, eine kleine filigrane Wan-Tan-Rolle mit Schmorfleisch gefüllt, verschiedene Pürees mit einer für mich perfekten Soße (Bratenjus). Einige „gierige“ Blicke meiner Mitstreiter ließ erahnen, dass sie wohl ebenfalls gerne meine gewählte Speise gehabt hätten.
Die Aromen meiner Speisen waren so gut gewählt, dass ich noch Lust verspürte, die Desservariation (12,00 €) zu wählen. Ebenfalls für mich eine Punktlandung! Apfelgelee, Panacotta, Schoko-Krokant-Eis, eine kleine Creme umwickelt mit einer Basilikum-Minzepaste, Kirschsorbet, Sahne und einem sehr leckeren crunchy Krokantblättchen. Einfach grandios. Getränke:
Ich bestellte zunächst ein Glas Riesling-Sekt, der sich trotz vorhergehender Offerierung nicht als brut sondern mehr als halbtrocken herausstellte, nach meiner Reklamation nahm ich als Aperitif ein Glas Champagner (12,00 €), eine Flasche Mineralwasser 0,75 l Selters (5,90) und zum Essen Riesling 2012 trocken von Dr. Loosen, 0,2l (5,00 €). Sauberkeit:
Das Restaurant machte einen sehr ordentlichen und sehr sauberen Eindruck, alles sehr gepflegt, Die Toiletten waren ebenfalls in einem sehr gepflegten Zustand, rote Handtücher, warmes Wasser und Seife waren hier selbstverständlich.
Fazit:
Für mich eine sehr ordentliche handwerkliche ja geradezu filigrane Küchenleistung, die sehr gute Kochergebnisse hervorbringt. Dieser Aufwand hat natürlich seinen Preis. Leider gab es beim Service einige Schwächen, die aber bei guter Schulung sicherlich auszugleichen sind.
Es war ein wunderschöner harmonischer, ja geradezu familiärer Rahmen mit den Kritikerkollegen/innen. Wir hatten viel Spaß, der Humor kam keineswegs zu kurz und die Gespräche waren sehr anregend. Geplant ist ein weiteres Treffen.
Wir werden auf jeden Fall wiederkommen und auch noch die anderen Gerichte ausprobieren.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis okay.
FAZIT VOR AB FÜR DEN SCHNELLEN LESER:
Schön eingerichtetes Restaurant mit gehobener, sehr ordentlicher, teils filigraner Küchenleistung. Die Preise finde ich angemessen. Leichte Schwächen im Service, dennoch aufgrund des für mich schönen Essens ein Grund zur Wiedereinkehr.
Lage:
Direkt an der Dahlhauser Str. in Essen in einem Eckhaus gelegen, von aussen könnte der Eindruck einer alten Stadtteilkneipe entstehen. Parkplätze in fußläufiger Umgebung, aber schon zu suchen.
Nun zum 4. Mal traf sich ein illustrer Kreis von RK-Kritikern aus dem Bergischen Land, Wuppertal, Solingen, Dortmund,... mehr lesen
Sternerestaurant Hannappel
Sternerestaurant Hannappel€-€€€Sternerestaurant0201534506Dahlhauser Str. 173, 45279 Essen
4.0 stars -
"Gehobene, ordentliche, teils filigrane Küchenleistung" uteesterFAZIT VOR AB FÜR DEN SCHNELLEN LESER:
Schön eingerichtetes Restaurant mit gehobener, sehr ordentlicher, teils filigraner Küchenleistung. Die Preise finde ich angemessen. Leichte Schwächen im Service, dennoch aufgrund des für mich schönen Essens ein Grund zur Wiedereinkehr.
Lage:
Direkt an der Dahlhauser Str. in Essen in einem Eckhaus gelegen, von aussen könnte der Eindruck einer alten Stadtteilkneipe entstehen. Parkplätze in fußläufiger Umgebung, aber schon zu suchen.
Nun zum 4. Mal traf sich ein illustrer Kreis von RK-Kritikern aus dem Bergischen Land, Wuppertal, Solingen, Dortmund,
Geschrieben am 20.05.2013 2013-05-20| Aktualisiert am
11.10.2016
Das Lokal hat wirklich teilweise noch eine „Kneipenatmosphäre“ – auch wenn davon abweichend die Tische stilvoll mit weißen Decken versehen sind und die Servietten auf den Tischen mindestens in sechs unterschiedlichen pro Gruppe einheitlichen Techniken gefaltet waren.
Der Kellner hatte auch den Ruhrpottcharme (beim Käse gab er heitere Kommentare ab - wie: der Blauschimmelkäse ist lecker, hat aber einen sehr komplizierten französischen Namen).
Die beiden Damen, die ebenfalls im Service tätig waren, hatten hingegen für mich keinen großen „Unterhaltungswert“, sondern wirkten auf mich eher unmotiviert bzw. nachlässig.
Eine Weinbegleitung, die ich am Anfang ansprach, wurde nicht wirklich umgesetzt. Es blieb bei einem Glas zur Jakobsmuschel (also schon "mittendrin") und dann erst zum Hauptgang die Frage nach einem Rotwein (den ich dann lieber ausgelassen habe - das Selters ist ja auch schmackhaft).
Aber die Gläser für Weiß- und Rotwein blieben bis zum Dessert auf dem Tisch und wurden dann für mich plötzlich bzw. überraschend ausgehoben und auf andere - bereits freie Tische verteilt.
Ich mag es nicht besonders, wenn andere Tische in unserer Nähe hergerichtet werden und mit Dingen vom eigenen Tisch versorgt werden (benutzte Gläser wurden aber jeweils korrekt zum Spülen gebracht bzw. abgeräumt).
Das ganze Besteck lag auf dem Tisch so eng, dass die sehr großen Teller nie dazwischen passten. Weiter auseinander ging es aber auch nicht, weil sonst der Nachbar ein Problem bekommen hätte.
Das Porzellan war durchaus hochwertig (Rosenthal), aber stets zu ausladend für den Platz am Tisch.
Wir wählten das große „Gourmet-Menü“ für 79 Euro aus der Karte. Mit dem Gruß zusammen waren es wohl neun Abschnitte:
Zu fast allen Speisen gab es große Mengen püree-artige Sachen in den Farbtönen grün, braun bzw. hell.
1. Gruß aus der Küche, außer an die große frittierte Praline erinnere ich mich jedoch nicht mehr an die anderen Komponenten.
2. Roter Thunfisch asiatisch gewürzt – für mich das beste Gericht an diesem Tag.
3. Gebratene Jakobsmuschel mit Karotte, Ingwer und Couscous – zu wenig gewürzt für mich.
4. Filet vom Fisch (Kabeljau?) auf gebratenem Spargel in Wermut - die Soße war für mich sehr sprittig, der Fisch war in Ordnung, aber wenig abgeschmeckt.
5.Kalbsbries mit Spargel und Morcheln – das Bries war schmackhaft und gelungen, der Rest war für mich belanglos und ebenfalls in Alkohol ertränkt, sodass der Eigengeschmack für mich zu sehr überdeckt wurde.
6. Erfrischung: Eis – einfach aber lecker
7. Rehrücken – gutes Fleisch, leckerer Wirsing – die anderen „weichen Beilagen“ (Brei, Püree oder Stampf – die Namen sind auswechselbar, machten es für mich aber nicht interessanter) eher langweilig.
8. Rohmilchkäse mit verschiedenen Chutney – der Käse war schmackhaft und angenehm gereift, wir konnten aus einem größeren Angebot auswählen. Es wurde also erfreulicherweise bei guten Herstellern eingekauft.
9. Rhabarber-Joghurt-Holunder – vielfältig und durchaus schmackhaft, aber nicht großartig.
Insgesamt war ich jedoch recht enttäuscht vom Gesamtpaket, da viele namhafte Restaurantführer die Atmosphäre und das Essen loben: „Längst wandelte Knut Hannappel das elterliche Haus Schritt für Schritt in ein hübsches und elegantes Restaurant um und führte die Küche in die Spitzenklasse Essens“ (so zum Beispiel GaultMillau).
Die Zutaten waren durchweg passend zur Jahreszeit. Mir fehlte aber bei einigen Gängen der "Pfiff". Der Service hat mich eigentlich nicht überzeugt.
Fazit
3 - wenn es sich ergeben sollte
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Das Lokal hat wirklich teilweise noch eine „Kneipenatmosphäre“ – auch wenn davon abweichend die Tische stilvoll mit weißen Decken versehen sind und die Servietten auf den Tischen mindestens in sechs unterschiedlichen pro Gruppe einheitlichen Techniken gefaltet waren.
Der Kellner hatte auch den Ruhrpottcharme (beim Käse gab er heitere Kommentare ab - wie: der Blauschimmelkäse ist lecker, hat aber einen sehr komplizierten französischen Namen).
Die beiden Damen, die ebenfalls im Service tätig waren, hatten hingegen für mich keinen großen „Unterhaltungswert“, sondern wirkten... mehr lesen
Sternerestaurant Hannappel
Sternerestaurant Hannappel€-€€€Sternerestaurant0201534506Dahlhauser Str. 173, 45279 Essen
3.0 stars -
"Viele Restaurantführer loben das Haus" kgsbusDas Lokal hat wirklich teilweise noch eine „Kneipenatmosphäre“ – auch wenn davon abweichend die Tische stilvoll mit weißen Decken versehen sind und die Servietten auf den Tischen mindestens in sechs unterschiedlichen pro Gruppe einheitlichen Techniken gefaltet waren.
Der Kellner hatte auch den Ruhrpottcharme (beim Käse gab er heitere Kommentare ab - wie: der Blauschimmelkäse ist lecker, hat aber einen sehr komplizierten französischen Namen).
Die beiden Damen, die ebenfalls im Service tätig waren, hatten hingegen für mich keinen großen „Unterhaltungswert“, sondern wirkten
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Zunächst einmal herzlichen Dank an alle für das freundliche Feedback zu meiner ersten Retro-Rezension, das war nicht selbstverständlich und hat mich sehr gefreut.
Heute also ein neues Machwerk aus dem "Unreleased Backlog", langjährige Wegbegleiter könnten heute vielleicht angesichts einiger der fallenden Namen etwas wehmütig werden: First, Carlo, Olfaktor, Isodose – alle momentan nicht mehr aktiv, sie fehlen nach wie vor.
Bei aller rückblickenden Wehmut war dieser Abend aber auch einer voller freudiger Highlights, unsere Mitstreiter aus Münster, Berry und Peter3 waren zum ersten Mal mit an Bord, das Essen war grundsätzlich sehr gelungen und die Stimmung ausgelassen.
Begleitet mich also heute in den Januar 2014, ein legendärer Freitagabend in Essen-Horst nimmt seinen hedonistischen Lauf, viel Spaß dabei:
Kritik
Das diesmalige Treffen unserer Kulinarik-Kommune verschlug uns nach Essen-Horst nahe der Ruhr, ein Ort voller Industriekultur, davon zeugen schon zahlreiche Hinweisschilder auf entsprechende historische Örtlichkeiten der gleichnamigen touristischen Themenstraße des Regionalverbandes Ruhr, denen man auf der Anfahrt zum Hannappel begegnet.
Die Anfahrt aus dem Süden über die A535 gestaltete sich ohnehin sehr entspannt, an manchen Stellen die Zahlen auf den komischen runden Schildern eher als Richtempfehlung verstehend war ich in etwas mehr als einer halben Stunde am Ziel. Dort angekommen empfing mich zunächst ein schön eingeleuchtetes Restaurant das seine Ruhrgebiets-Gene auch im Außenauftritt stolz zu präsentieren versteht, allerdings auch eine bisweilen schwierige Parkplatzsituation im nahen Umfeld.
Mein triumphal angesteuerter Parkplatz an der Hauptstraße entpuppte sich dann nach dem zweiten Hinschauen auch als höchstgradig „Knöllchen“-gefährdete Situation, sodass ich noch schnell in eine Seitenstraße auswich, wo ich zwar auch im eingeschränkten Halteverbot aber weit weniger prominent platziert unterkam.
Isodose (gelöscht) traf einige Minuten nach mir ein, großes Hallo, beidseitige Zufriedenheit über die erfolgreiche Anreise, Zeit für eine Gauloises und ein kleines Schwätzchen.
Die anderen Herrschaften, unsere lieben Dortmunder Freunde wieder mit bewährter Aufgabenteilung was die Fahrdienste angeht, sowie die internationale Beteiligung aus dem fernen Münster trafen kurz darauf ein, First kam wenige Minuten zu spät, wenn auch gut entschuldigt, sein monatlicher Sitztanz-Nachmittag im Sprochhöveler Seniorentreff der AWO zog sich diesmal hin. Leider hat es Olfaktor diesmal nicht geschafft, dabei hatte ich extra Fischkonserven für sein Haustier gebunkert.
„Kritikertreffen“, mittlerweile auch ein Abend mit gewissen modischen Konstanten. Alle bis auf die Herren First und Shaneymac machen sich richtig schick, First trägt seinen Hochzeitsanzug und besteht darauf das die Mode der späten Sechziger wieder en vogue wäre, meinereiner ist meist ohnehin nur bemüht mit Kleidung größtmögliche Schadensbegrenzung zu betreiben.
Alle anderen glänzten mit makellosen, edlen Ensemblen mit diversen kostspieligen Accessoires, ich fühlte mich mal wieder gnadenlos underdressed, nächstes Mal komme ich im Tweed-Anzug!
Die Begrüßung durch den Service professionell und höflich, sowie man es in Häusern dieser leicht gehobenen Kategorie (16 Punkte im GM) erwarten würde, die Mäntel wurden abgenommen und verstaut und das Ambiente konnte seine Wirkung entfalten.
In einigen Details vielleicht etwas in die Jahre gekommen, die helle Holzvertäfelung empfand ich subjektiv als unglücklich, hier hätte dunkles Holz sehr viel schöner gewirkt, trotzdem eine in Summe stilvolle, sehr gepflegte und trotzdem recht behagliche Atmosphäre in der wir dort schwelgen durften - die ebenfalls klassisch aber detailverliebt eingedeckten Tische taten ihr Übriges.
Isodose (gelöscht) sah sich anscheinend in Zugzwang in Sachen Mitbringsel / Gastgeschenk und hatte ein ganzes Füllhorn an inhaltlich wertvollen Goodies dabei. So überraschte er mit einer Auswahl „hochwertiger“ Spirituosen aus den besten Brennblasen des Harzes :-) und sorgte auch für kulturelle Bereicherung durch ausgedruckte Informationen zur Geschichte eines ihm naheliegenden Klosters aus eben dieser Gegend.
Die übersichtliche Karte bot neben der siebengängigen Degustation lediglich ca. fünf Vor- und Hauptspeisen, daneben allerdings noch ein dreigängiges Überrschaschungsmenü das inklusive begleitender Weine mit 53 Euro für einige am Tisch die beste Option darstellte und mehrfach bestellt wurde.
Als bekennender Entscheidungneurotiker habe ich natürlich – da hatte First völlig Recht – die Karte die ganze Woche intensivst studiert und war natürlich völlig aus der Bahn geworfen als diese vor Ort leicht von der Online-Variante abwich.
Ich entschied mich daher nach etwas Grübelei für das Lachs Carpaccio und Entrecote von der Standardkarte und als Dessert den gut klingenden Käsegang aus der Degustation.
| Amuse & Aperitif |
Zu solchen Gelegenheiten gehört auch ein wenig Zelebration, da kein Cremant verfügbar war orderte ich ohne großes Überlegen ein Glas Champagner, so jung kommen wir schließlich nicht mehr zusammen. Der Bouché Père et Fils kam wohlgekühlt im großzügig eingeschenkten Glas und bestach durch Frische, Frucht und feine Hefenoten. Keine Weltklasse aber gegen den Siebecko und uteester servierten Rieslingsekt anscheinend eine lohnende Investition, wie ich der „Begeisterung“ der beiden entnehmen konnte.
Außerdem passte er hervorragend zu dem ansprechend servierten Sauerteigbrot mit Griebenschmalz das zeitgleich zu den ersten Getränken serviert wurde.
Danach eine weitere kleine Offenbarung für den von manchen Bergischen Gastronomie Standards gebeutelten Kritiker, Halleluja, ein richtiges Amuse, das ich das noch erleben darf. Geschmorter Schweinebauch mit feinen grünen Bohnen, augenscheinlich eine Variation des „Jungschweinbauch Teriyaki“ der sich noch auf der Online-Karte findet. So lasse ich mir asiatische Anleihen, die ich oft unstimmig und uninspiriert finde, gerne gefallen. Die Teriyaki mit den Bohnen und einem Stück des butterzarten, aromatischen Fleisches zusammen genossen waren ein kleines Erlebnis der Kategorie „mehr als die Summe seiner Teile“.
Etwas mitleidig schaute ich zum ersten Mal nach links, Berry nebst Gatte übten Selbstkasteiung in Form einer „vegetarischen Phase“ und erhielten daher farbenfrohes aus dem Garten sowie dümmliche Kommentare von rechts. :-)
| Vorspeise |
Carpaccio vom Glen Douglas Lachs asiatisch gewürzt
Riesling Aufwind 2011, Weingut Hensel, Dürkheimer Hochbenn QbA, Pfalz
Ein schon rein optisch traumhaftes Gericht, der Wasabi schockte mich zwar, aber die Safran-Mayonnaise die wie etwas Lachs-Tatar in Gelee-Cannelloni gefüllt wurde machte dies aber wieder wett. Die Aromen des Gerichtes harmonierten und der Fisch überzeugte wie zu erwarten mit einem hervorragenden, unverfälschten Eigengeschmack. Details wie die feinen Julienne von Wurzelgemüse und die schmackhaften Sesam-Cracker wussten zu begeistern. Etwas ratlos ließ mich die auf dem Foto an den äußeren Seiten zu sehende, in Form gebrachte gestockte Kokos-Emulsion zurück, diese verstand sich für mein Verständnis mit keiner anderen Komponente auf dem Teller.
Der mineralische, frische Riesling aus der Pfalz bildete die mir vom sympathischen Chef de Rang kredenzte Begleitung - in ihrer Klassik zwar keine Überraschung aber eine sichere, wohltemperiert servierte Bank.
| Sorbetgang |
Kleine Aufmerksamkeit aus der Küche, „Campari-Orange“ in Texturen. Herrlich erfrischende Neutralisation mit Hilfe von Orangensorbet, Campari-Gelee und Orangen-Schaum sowie einer toll gearbeiteten, hauchdünnen kandierten Orangenscheibe. Intensiv an Aromen und Arbeitsaufwand, ein sehr schöner Sorbetgang!
| Hauptgericht |
Entrecôte vom US Beef mit Ofenschalotten und Wirsing
Rioja 2010, Azabache Crianza Vendimia Seleccionada, Viñedos de Aldeanueva, DOCa Rioja
„Mensch, Berry, sieht toll aus oder?“ lautete meine gehässig grinsend vorgetragene, sorgfältigst deplatzierte Frage nachdem mein Steak serviert wurde und die Dame zu meiner linken skeptisch die in vielerlei geometrische Formen gearbeiteten, fleischlosen Küchenerzeugnisse auf ihrem Teller beäugte. Der Seitenblick, den ich von der bekennenden Steak-Liebhaberin erntete verhieß nichts Gutes und ich trat umgehend den diplomatischen Rückzug an: „Ja, ne, also ich find natürlich Deins sieht auch gut aus… oder?“.
Das sah auch nicht nur gut aus, perfekter Gargrad, saftig und aromatisch, wer solch ein Steak serviert kann kochen UND einkaufen, soviel ist klar. Der Jus nicht allzu intensiv mit sehr klassischen Noten, der Wirsing hätte etwas mehr Salz vertragen können, trotzdem schön im Biss.
Sehr enttäuschend die beiden Sättigungsbeilagen Kartoffel-Baumkuchen wie die als festes, kleines Päckchen gearbeitete getrüffelte Polenta wussten geschmacklich niemanden so richtig zu überzeugen. Geschmack wie Konsistenz waren indifferent und man muss sich fragen warum man eigentlich gute Grundprodukte manchmal so „überverarbeiten“ muss das sie trocken und charakterlos werden.
Die Kräuter-Seitlinge waren schmackhaft gebraten worden, fügten sich aber nicht nur rein optisch schwierig in das Gericht sein, für sich genommen aber genauso hervorragend wie die mit viel Rotwein (oder Port, könnte hinkommen) zubereiteten Ofenschalotten.
Der begleitende Rotwein für das Preis-Niveau des Hauses eine kleine Enttäuschung, ich würde nie behaupten ein Weinkenner zu sein, nur bei spanischen Rotweinen, meinem geliebten Casa Luz sei Dank, behaupte ich mittlerweile gut von mittel von schlecht unterscheiden zu können. Wer wirklich gute Crianzas schätzt, weiß was ich meine wenn ich laienhaft sage die Frucht nicht gegen das Barrique ankam und der Wein daher eine gewisse Eindimensionalität hatte. Allerdings glaube ich das ein angemessenes Dekantieren hier wesentliche Besserung gebracht hätte, so wie der Wein sich im Glas entwickelte, trotzdem ein eher einfacher Tropfen.
Bei dem Stickwort „Entwicklung“ einige Worte zum Service. Denn in der fachlichen Entwicklung scheinen einige Teile des Service noch tief zu stecken. Der Service Leiter, ein Herr mittleren Alters überzeugte durchgehend mit Überblick, Organisation, Kompetenz und Freundlichkeit.
Die jungen Damen zum Teil fahrig, Siebecko hatte noch fast eine halbe Stunde von etwas vom Vorspeisenteller, und auch leere Gläser und Wasserflaschen wurden trotz nur moderater Füllung des Lokals manchmal etwas länger nicht bemerkt, dank der Leistungen des Herren der Schöpfung empfand ich den Service daher trotzdem als „gut“.
Ein Gang zu den Toiletten, wo ich mir die Hände wusch, zeugte übrigens auch dort rückblickend von der makellosen Sauberkeit des Betriebes. Sauber gestapelte Stoffhandtücher sind mir die liebste Form der Händetrocknung, im Hannappel offenkundig eine Selbstverständlichkeit.
| Dessert |
Rohmilchkäse mit verschiedenen Chutney
Da ich aus Erfahrung in dieser Gastronomie nicht viel mit mancher Form des kulinarisch ambitionierten Desserts anfangen kann, sofern es sich nicht um Interpretationen von Crepes oder österrischischen Mehlspeisen mit möglichst wenig bis gar keinem Interpretationsspielraum handelt, entschied ich mich bereits vor dem Essen für die Rohmilchkäse mit Chutneys.
Optisch und geschmacklich keine große Offenbarung, bis auf die Variante mit Blauschimmel. Ich gebe zu ich liebe Käse und kaufe diesen privat gerne im Fachgeschäft und bin neugierig. Wenn ich dann im Hannappel unter anderem einen Comté auf dem Käsebrett finde und dieses statt mit Chutney mit lieblos auf den Teller gebrachten Frucht-Senfen mit auch eher mainstreamig zu nennenden Aromen daherkommt, da bekomme ich innerliche Gähnattacken bei - wie erwähnt - gleichzeitiger leichter Missbilligung der Präsentation.
Ein Digestif konnte ich leider keines mehr nehmen da ich schon beim Wein sehr bescheiden sein musste. Augen auf der Berufswahl, im nächsten Leben werde ich ADAC Funktionär, ein gelber Hubschrauber vor dem Restaurant wäre hier nachts sicher nur akzeptabel kurz unangenehm aufgefallen.
Fazit
Die Zutaten der Gerichte, sowie Küchen- und Serviceleistung des Hannappel wussten grundsätzlich zu überzeugen. Die oben genannten Kritikpunkte sind verantwortlich für leichte Abwertungen die sich ein Haus mit Anspruch in diesem Preisrahmen durchaus gefallen lassen muss, mitnichten habe ich die Nadel im Heuhaufen gesucht.
Eine Anfahrt aus Solingen werde ich wahrscheinlich nicht mehr in Kauf nehmen da ich die Ausrichtung der Karte zwar sehr ausgewogen aber in Summe - aufgrund des Besuches - auf ihre Art als etwas austauschbar erachte, denn ähnlich kocht man heute landesweit in vergleichbaren Häusern.
Und, es wurde heute schon erwähnt, es war wieder ein sehr gelungener und amüsanter Abend in unserer „kulinarischen Selbsthilfegruppe“. Natürlich ist es schwer an einem länglichen 10er Tisch Gespräche mit mehreren Personen zu führen, aber das kennt man ja von diesen Gelegenheiten je nach Tisch-Konfiguration und tat der Stimmung keinen Abbruch.
Mir bleibt abschließend die Hoffnung, dass ich die lieben Münsteraner nicht mit unmöglichem Benehmen und Sarkasmus verschreckt habe, ich wirke manchmal etwas lakonisch wie man mir nachsagt.
Es war sehr nett mit Euch, wie sagt noch gleich immer der Ebayer von Nicht-Welt: „jederzeit gerne wieder“! :-)