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* Der Gasthof liegt in Oberbergen direkt an der Straße. Nett, so wie man solche Gasthöfe mehr oder weniger überall im Schwarzwald findet. Gepflegt, sauber ordentlich. Äusserlich jedoch nicht besonders auffallend. Hier im 1.000 Seelen Ort am Kaiserstuhl begann die Karriere des legendären Franz Keller. Hier an der französischen Grenze, wo man die Nähe von Frankreich (Colmar) schon riechen kann. Dazu das Weingut der Kellers, ein Weingut das selbst Franzosen mit Ehrfurcht bewundern und mit Respekt beäugen. Dort lagern unbezahlbare Schätze und Weine deren Trauben gekeltert wurden, als der letzte Deutsche Kaiser noch lebte. - Liebhaber der traditionellen nouvelle cuisine schätzen das Haus seit Jahrzehnten, da wo Küchenchef Anibal Strubinger (Paul Bocuse Ausbildung) am Herd steht. Ja er steht am Herd und überzeugt dort. Nicht mit "100 TV Auftritten" jährlich, nicht mit Präsenz in der 15. Talkshow. Der der hier kocht, bewahrt in keiner TV Inszenierung Wirte vor der Insolvenz und bringt auch keinem ländlichen Aufwärmebetrieb aufmerksamkeitsstark in 1,5 Tagen das Kochen bei. Nein das macht er nicht, er kocht ganz einfach nur für seine Gäste.
* Treten wir ein in eine Traditionsgastronomie. Lassen wir uns in den heimeligen Schwarzwälder Restaurant-Stuben nieder, da wo die Wände noch bis zur Decke mit Holz vertäfelt sind. Klassisch, konservativ, edel, zeitloser Stil. Makellos eingedeckte Tische, damals wie heute. - Und die Speisekarten, zweisprachig ! Deutsch und Französisch. Für mich hätte Deutsch gereicht. Die Weinauswahl ist in dieser Ausprägung und Qualität in Deutschland kaum noch zu toppen. Wer der Rebenkunde nicht kundig ist - wie ich zum Beispiel - wird qualifiziert und überzeugend beraten. Nicht aufdringlich, ohne gelernte Akquise-Technik, glaubhaft ehrlich. Wer jedoch ein schnödes Bier vorzieht, wird nicht schief angeschaut und behält als Gast seinen Stellenwert.
* Unsere Wahl war einstimmig. Wann erlebe ich schon mal Meinungsgleichheit mit meiner geliebten Dame ? Wir wählten vorab den Norwegischen Lachs, als Hauptgericht Kalbsfilet Rossini. Bereits das Amuse Bouche überzeugt. Etwas Gänseleber, etwas Tatar vom Rind, ein wunderbarer Einstieg. Der Service servierte nicht, er umgarnte uns unauffällig. Die Vorspeisen wurden serviert. Räucherlachs aus dem immer kalten Norwegen an Avocadocreme, dazu Kartoffelcannelloni und ein Relish aus Gurken. Schön, aber ganz ehrlich, eine Offenbarung war es nicht. Der geräucherte Lachs sicherlich gut, die Kartoffel-Cannelloni in Ordnung und das Gurkenrelish bestimmt aufwendig in der Vorbereitung, aber insgesamt ? Sagen wir mal eine 2 minus oder 3 plus. Hasimausi meinte "lecker" - sie strahlte dabei nicht. Und ich, nun ich suchte sie mal wieder - die Geschmacksexplosion. Es blieb bei der Suche. - Wir schauten uns etwas um. Das Publikum ähnlich wie das Ambiente, gediegen. Durchschnittsalter 65 + aus der Generation, "mir schaffe beim Daimler - früher". Big Business und Spesenritter eher nicht. Man spricht leise, Flippi-Köche wie Henssler wären hier unpassend. Nun gut, die Hauptgerichte wurden serviert. Das Kaiserstühler Kalbsfilet war hinsichtlich Qualität und Garpunkt kaum zu überbieten. Dazu ein Trüffelsößchen, Kartoffelravioli und Blattspinat. Ja das Sößchen war kombiniert mit dem exellenten Kalbsfilet fast eine Geschmacksexplosion - endlich. Der Blattspinat war "soweit nett", änderte aber nicht meine Grundsatzeinstellung, dass Gemüse auf dem Feld gut aufgehoben ist, aber nicht immer zwingend auf den Teller muss. Hasimausi sieht das gesundheitlich betrachtet natürlich völlig anders, ähnlich wie damals meine Oma ("Junge du musst Gemüse essen"). Meine Dame teilte mein Lob für das Essen, sie lobte sogar die Blätter vom Spinat. - Und nun, Käse, süßes Dessert ? Zuerst den Käse. Dieser wurde ganz klassisch dem Stil des Hauses angepasst "vom Wagen" am Tisch angeboten. Die Käseauswahl war gut, der Käse erzeugte Spaß im Mund, alles tadellos. Zum Dessert wählten wir "Schwarzwälder Kirsch". Nein nicht etwa die bekannte, gleichnamige Torte, sondern ein Kirschparfait/Sorbet mit einer Schokoladenkugel von Valrhona. Sie wissen etwa nicht was "Valrhona" ? Ich wusste es auch nicht. Wie ich später erfahren habe, ist "Valrhona" eine Pralinen-und Schokoladen Edelmarke aus dem Tal der Rhone. Damit serviert der Schwarze Adler eines der besten käuflich zu erwerbenden Schokoladen-Marken. Kreativer und dem Anspruch der Küche folgend, sich an regionalen Produkten zu orientieren, wäre vielleicht ein Produkt aus eigener Herstellung besser gewesen. Aber eine zugekaufte Schokolade, selbst wenn es sich um eine Edelmarke handelt, nein das überzeugt mich nicht in einem solchen Haus. Zumal ein solches Dessert mit stolzen 15,- berechnet wird. Den Abschluß bildet ein Destillat von der Himbeere, made in Black Forest.
* Fazit. Hier erlebt man echte Schwarzwaldromatik, auf dem Teller und ebenso beim Ambiente. Wer im Schwarzwald noch gehobener essen möchte, muss nach Baiersbronn fahren oder auf den Dollenberg. Wobei uns der Schwarze Adler vollständig nicht überzeugen konnte. Die Vorspeise verdient 2 bis 3 Sterne. Das Hauptgericht klar 4,5 Sterne, summiert also 4 Sterne für die Küche. Das Ambiente - auch wenn es nicht ganz unser Fall ist - 4 Sterne. Und das Verhältnis von Preis und Leistung ? Nun das Haus ruft bereits bei den Vorspeisen 30,- und 40,- Euro auf, die Hauptgerichte liegen bei guten 40,- Euro und ein Dessert liegt im Mittel bei 15,- Euro. Sorry lieber Schwarzer Adler, diese Preisstellung ist ähnlich der TOP-TOP-Gastronomie in Baiersbronn. Daher für das PLV nur 3 Sterne. Bleibt der Service. Dafür ein starkes Danke und ein dickes Kompliment und 5 Sterne.