Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Von der langen Regenphase schon ganz zermürbt, nutzte ich die Schön-Wetter-Prognose und reservierte einen Tisch draußen für Schatzl und mich. Ausnahmsweise fuhren wir mit dem Auto in die Innenstadt. Ich ging einfach davon aus, daß das Hotel eine Garage haben wird. Von der Luisenstraße aus kommend darf man eigentlich nicht in die Sophienstraße zwecks Einbahnstraßenregelung hineinfahren, aber bis zum Hoteleingang ist es erlaubt. Gegenüber des Eingangs ist ein Taxistand und dahinter ein paar (kostenpflichtige) Parkplätze. Dort stellten wir uns hin. Wie wir später erfuhren, kann man das Auto auch vom Doorman in die Garage fahren lassen.
Vor dem Eingang rechts sieht man sofort den Terrassenbereich des Restaurants. Dort lenkten wir unsere Schritte hin, begutachteten schon mal die Tische (noch war nix los) und warfen einen Blick ins Innere. Dort ist die Einrichtung zweigeteilt (siehe Fotos). Der Sinn erschließt sich mir nicht so ganz.
Eine junge Servicedame namens Carolina nahm uns in Empfang und ließ uns die Wahl zwischen zwei Tischen. Als wir Platz genommen hatten, kam auch schon ihr Kollege Tobias und fragte nach einem möglichen Aperitif-Wunsch. Nein, wir schauen erst, bitte die Karte. Und bei selbiger handelt es sich tatsächlich um EINE Karte, es war nämlich nur eine einzige überdimensionale Seite, schön in einen Kunstlederrahmen eingebettet.
Ich konnte mich erinnern gelesen zu haben, daß das Davvero für besonders authentische italienische Küche ausgezeichnet wurde. Eine klare Ausrichtung der Küche in diese Richtung konnte ich auf der Karte aber nicht erkennen, eher ein buntes Durcheinander. Angefangen bei der arabischen Mezze Platte über eine Gazpacho bis hin zum Côte de Boeuf. Bis Mitte September findet im Lenbachhaus eine Hundertwasserausstellung statt, das Restaurant bietet hierzu ein passendes Menü (Tickets gibt‘s auch und freies Parken). Die Weinkarte ist umfangreich, aber gut strukturiert.
Neben einem Mineralwasser (S.P. 0,75 l. € 9,--) bestellten wir uns zwei Glas Ruinart brut (€ 18,--) sowie eine Flasche Rosa dei Frati Riviera del Garda Bresciano (€ 46,--). Dieser Rosé war herrlich leicht wie eine frische Brise und ein guter Begleiter durch den Abend. Aber zuerst präsentierte uns Tobias die Flasche Ruinart, bevor er zwei Gläser voll einschenkte.
Und während wir den Champagner genossen, sah ich mich um und entdeckte tatsächlich ein Eichhörnchen, das über die Straße sprang. Gegenüber des Hotels ist nämlich der alte Botanische Garten, und so sitzt man trotz Innenstadt wie auf einer Insel im Grünen. Großartig!
Schatzl hatte sich für das Hundertwasser-Menü entschieden zu € 49,--: Salat vom Bachsaibling, Broccolimousseline * Kalbsschnitzel Wiener Art, Bratkartoffeln, Preiselbeeren, Champagner-Zwiebeln * Dreierlei Strudel. Ich wählte hingegen das Duo vom Lachs und Thunfisch Tatar (€ 21,--) sowie den Red Snapper, Erbsenpüree, Artischocke, Rote Zwiebeln, Safransauce (€ 27,--)
Als nächstes brachte uns Tobias ein Holzbrett. Darauf dreierlei Brot, Rosmarinsalz, Basilikummousse, hauchdünner Südtiroler Schinkenspeck und eine Knoblauchzehe, die im Ofen weich gegart wurde. Sie schmeckte sensationell, und genau solche unerwarteten Geschmackserlebnisse machen für mich den Reiz eines Restaurantbesuchs aus.
Angenehme Wartezeit bis zur Vorspeise. Da hatte sich jemand sehr viel Mühe beim Dekorieren gemacht. Zwei Tupfen cremiges Pesto und das Mangochutney (tippe ich) mit den Wildblüten, die den Tellerrand geziert hatten, dienten dazu, den Lachs und den Thunfisch geschmacklich auf Vordermann zu bringen. Ich persönlich hätte es bevorzugt, hätte die Küche das Tatar direkt raffiniert zubereitet.
Auch der Teller mit dem Red Snapper war ein richtiges Kunstwerk. Fast zu schade zum Essen :-) Jede Komponente für sich war nicht nur von erstklassiger Qualität, sondern auch perfekt zubereitet. Trotzdem finde ich, daß es ein bißchen zu viel des Guten war. So überlagerte die kräftige Zwiebel z. B. völlig den Safrangeschmack (in einem Schaum ist es eh schwierig, Geschmack zu packen, es hätte ja auch eigentlich eine Soße sein sollen). Mein Gaumen war schlußendlich ein bißchen überfordert. Manchmal ist weniger mehr.
Aber mein Highlight sollte noch kommen. Carolina brachte mir die Speisekarte zurück, und ich wählte dort den warmen Schokoladenkuchen mit Safran Eis (€ 12,--) aus. Es könne 20 Minuten dauern, bereitete mich Carolina auf eine Wartezeit vor. Die überbrückten wir mit einem Espresso und einmal als macchiato (€ 4,--).
Beim Espresso bin ich Traditionalist. Am liebsten trinke ich ihn aus einer dickwandigen original italienischen kleinen Tasse. Hier wird er in einer dünnen Porzellantasse serviert. Von solider Qualität, aber von Italien träumt man dabei eher nicht.
Ins Schwärmen komme ich dagegen selbst jetzt beim Schreiben, wenn ich an den Schokokuchen denke. Eine knusprige Teighülle ummantelte dickflüssige großartige Schokolade, die sich beim ersten Löffelstich wie glühende Lava auf den Teller ergoß. Es heißt nicht umsonst, Schokolade macht glücklich. Hier tut sie es und sendet in jede Richtung Glücksbotenstoffe aus. Das Safraneis wäre für sich ein tolles Dessert mit den gedünsteten Feigen gewesen. So aber erging es dem Eis wie zuvor dem Schaum im Hauptgang. Keine Chance gegenüber der Schokolade.
Ein Wort noch zu Schatzls Dessert, dem „Dreierlei Strudel“. Eigentlich war es ein Zweierlei plus eine Kugel Vanilleeis sowie ein kleines Küchlein. „Möchtest Du das mal probieren?“ fragte mich Schatzl ganz harmlos. Es hätte mich schon mißtrauisch werden lassen sollen, als ich ein großzügig bemessenes Stück zugeteilt bekam. Es war nämlich eine staubtrockene Angelegenheit, und ich mußte das Stückchen Kuchen ordentlich durchkauen, bevor ich es schlucken konnte. Na vielen Dank auch fürs Probieren lassen!!
Den Abschluß des Abends bildete ein Teller mit Nettigkeiten aus der Patisserie. Hier möchte ich besonders die dunkle Schokokugel mit der flüssigen Passionsfruchtfüllung hervorheben.
Zu den Toiletten führt eine ziemlich lange Treppe ins Untergeschoß. Für Menschen mit Handicap empfehle ich den Lift neben der Rezeption. Es ist auch eine Behinderten-Toilette vorhanden.
Fazit: Wenn ich in das Restaurant eines 5-Sterne-Hotels essen gehe, bin ich mir bewußt, daß entsprechende Preise aufgerufen werden. Das ist auch völlig in Ordnung. Man bekommt ja auch dafür etwas geboten wie z. B. den hervorragenden Service. Insbesondere Carolina hat viel dazu beigetragen, daß wir uns sehr wohlgefühlt haben. Für das Essen kann ich allerdings nicht mehr wie vier Sterne geben, denn es hat uns nicht in allen Bereichen überzeugt. Und daß mir das PLV nur 3 Sterne wert ist, liegt daran, daß die Portionen schlicht zu klein waren, mit Ausnahme des Desserts. Beim Anblick meiner Vorspeise dachte ich zuerst, das sei ein Gruß aus der Küche. Richtig satt war ich nicht, und so bleibt leider trotz des schönen Abends eine leichte Unzufriedenheit.
*