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Noch Anfang Oktober herrschte rund um die Gaststätte „Alte Wassermühle“ in Obergurig beim Lichterfest mit Lampionumzug heimelige Stimmung. Jetzt ist das historische Gasthaus geschlossen, von einem Tag auf den anderen. An der Vorderseite hängt seit Mitte November ein Zettel mit der Überschrift „Gaststätte vorübergehend geschlossen“ und einer nachfolgenden Erklärung zu den Gründen der Schließung.
Das Schild stammt von der Gemeinde Obergurig, denn ihr gehört das Gebäude. Man habe das Mietverhältnis mit der bisherigen Betreiberin der Gaststätte vorzeitig beendet und ihr gekündigt, heißt es in der Erklärung, die auch auf der Homepage der Gemeinde nachzulesen ist. Katrin Dils hatte das Lokal an der Spree im Dezember 2019 übernommen und musste es nun von heute auf morgen räumen.
Obergurigs Bürgermeister Thomas Polpitz (CDU) erklärt die Situation. „Frau Dils hatte bei der Gemeinde Mietschulden im fünfstelligen Bereich und sich auch deshalb für den Gang in die Insolvenz entschieden“, sagt er auf Nachfrage der SZ. Hinzu sei dann auch noch eine Gewerbeuntersagung gekommen, aufgrund derer das Haus sofort geschlossen werden musste, sodass die Gemeinde reagieren musste.
„Ich hatte der Gemeinde das Angebot unterbreitet, dass mein Mann die Gaststätte vorläufig übernehmen würde, damit es auch für die Mitarbeiter weitergehen kann“, sagt Katrin Dils. Zudem habe es für die Zeit bis zum Jahresende für Weihnachts- und Firmenfeiern Reservierungen für mehr als 1300 Personen gegeben. „Denen so kurzfristig absagen, das wollte ich den Gästen nicht antun“, sagt die 44-Jährige.
Doch die Gemeinde entschied anders. In einer außerordentlichen Sitzung vor zwei Wochen hatte, so bestätigt es Thomas Polpitz, der Gemeinderat einstimmig beschlossen, dieses Angebot trotz vieler Vorbestellungen nicht anzunehmen und stattdessen das Gasthaus zu schließen. Ein zweiter Beschluss am Montag dazu ging ähnlich aus. Zwischendurch hatte die Gemeinde die in Kühltruhen gelagerten Lebensmittel im Wert von mehreren tausend Euro entsorgt. Nun wolle man abwarten, wie sich der Insolvenzverwalter äußert, so Polpitz.
Für Katrin Dils ist damit ein Albtraum wahr geworden. Dabei war die dreifache Mutter und gelernte Fachkraft im Gastgewerbe fast genau vor sechs Jahren mit großen Plänen und Träumen in der Gaststätte der „Alten Wassermühle“ gestartet. „Drei Monate nach der Eröffnung kam Corona. Davon haben wir uns nie so richtig erholt. Deshalb habe ich die Notbremse gezogen und Gewerbeinsolvenz angemeldet“, sagt sie. Am schwersten falle es ihr nun, ihre drei Mitarbeiter und zwei Azubis kurz vor Weihnachten in die Arbeitslosigkeit zu schicken. „Genau das wollten wir mit unserem Angebot ja verhindern.“
Als es nach der Pandemie in der Gaststube mit der alten Mühlentechnik weitergehen konnte, brummte das Geschäft, sodass die Wirtin zwischenzeitlich bis zu acht Mitarbeiter beschäftigte. Katrin Dils und ihr Team kochten jedoch nicht nur für ihre Gäste in der „Alten Wassermühle“, sondern belieferten viele Firmen der Umgebung mit Tagesessen sowie die Schullandheime in Halbendorf/Spree, Neukirch und Sohland. Erst vor wenigen Wochen hatte sie sich für die Essensversorgung für Kita und Schule in Obergurig beworben.
Mit diesem Zusatzgeschäft federte sie die in manchen Monaten wenig sprudelnden Einnahmen aus dem Lokalbetrieb ab. „Am Wochenende waren wir gut besucht, aber unter der Woche sieht das auf dem Dorf schon anders aus“, erzählt Katrin Dils. Sommer- und Oktoberfeste, Krimi-Dinner oder Weihnachtsmarkt - um Gäste anzulocken, habe man sich so einiges einfallen lassen. Doch die Rückzahlung der Corona-Hilfen habe sie zuletzt finanziell nicht mehr stemmen können.
Die Gastronomin hätte sich jedoch gewünscht, dass die Übergabe des Hauses mit mehr Augenmaß und Absprache stattgefunden und es eine Lösung für ihre Angestellten gegeben hätte. „Wir haben länger in der Alten Wassermühle ausgehalten als viele unserer Vorgänger. Es liegt hier einiges im Argen. Wir haben uns zuletzt auch nicht mehr unterstützt gefühlt“, sagt Katrin Dils.
Die Gemeinde will nun zeitnah den Betrieb der Gaststätte neu ausschreiben und bis dahin die Räume auf Vordermann bringen, sagt der Bürgermeister. Das Haus sei für jeden Gastronomen ein interessantes Objekt, ist er überzeugt. Ein neuer Pächter teilt sich das Anwesen jedoch mit anderen Nutzern, da es außer der Gaststätte in dem vor mehr als 20 Jahren sanierten Gebäude weitere Räume gibt, die von Vereinen für Zusammenkünfte und Feiern genutzt werden.
Die ersten Anfragen von Gastronomen gebe es bereits, auch eine neue Bewerbung der Wirtefamilie Dils werde begrüßt. „Wichtig ist ein klares Konzept, das zum Ambiente des Hauses passt“, nennt Thomas Polpitz die Wünsche der Gemeinde als Verpächterin. Ob Katrin und Phil Dils dieses Angebot wahrnehmen? „Das ist eher unwahrscheinlich“, sagen sie.
gefunden bei: https://www.saechsische.de/lokales/bautzen-lk/bautzen/wieder-geht-ein-paechter-warum-die-alte-wassermuehle-in-obergurig-die-tueren-schloss-4JEKI7OIFNDIND3ITICBAFL53U.html