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GastroGuide-User: PetraIO
PetraIO hat Landgasthaus Böß in 55767 Schwollen bewertet.
vor 10 Jahren
"Gar nicht böse, das Landgasthaus Böß…"
Verifiziert

Geschrieben am 16.10.2015
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Landgasthaus Böß
Besucht am 15.10.2015
… haben wir auch nicht erwartet!

Im Landgasthaus Böß waren wir in den letzten Jahren schon ein paar Mal. Allerdings waren es bisher „Events“, kleine Konzerte oder das tolle Silvestermenü. Auch einige Anlässe bei denen das Gasthaus als Paryservice fungierte waren dabei. Immer alles gut. À la carte hatten wir hier bisher noch nicht gegessen. Leider!

Gestern schaute ich mir dann die (nicht ganz aktuelle) Speisekarte auf der tollen Homepage an. Die überzeugte. Sicherheitshalber reservierte ich beim Chef persönlich kurz telefonisch.

Kleine Anmerkung für Kritikerfreund Hanseat1957: Hier lernst Du wieder neue Ortsnamen tiefster Provinz kennen! Das Landgasthaus Böß sieht dies allerdings anders. Auf dem Zahlungsbeleg steht: „Schwollen ist immer eine Reise wert. Im Herzen Europas“. 


Auf nach Schwollen!

Das Gasthaus liegt an der Hauptstraße von Schwollen und wurde schon als Gasthaus gebaut. Hajo Böß übernahm den elterlichen Betrieb und man kann ihn wohl als „Vollblutgastronom“ betiteln.

Verschiedene Standbeine, wie der Partyservice, Verleihservice, Eventgastronomie…, sichern hier die betriebliche Auslastung. Hajo Böß ist ein Küchenquirl – immer für eine Überraschung und Idee gut, für jeden Spaß zu haben und Pfleger der hunsrücker Mundart… dies ist die Überleitung zum…

… Service:
Der Mitarbeiter der uns empfing zeigte uns unseren reservierten Tisch und fragte: „Darf ich ihnen die Garderobe abnehmen?“. Hajo Böß begrüßt spätere Kundschaft: „Gebbt ma euer Wammes her!“.   Eine hunsrücker Frohnatur und sehr kundennah.

Der Mitarbeiter im Service, laut Beleg wohl Martin, ist zurückhaltend freundlich und sehr aufmerksam. Die Tagesspezialitäten werden dem Gast beim Reichen der Speisekarte angesagt, ebenso ein Apéritif angeboten.
Zu den Speisen und Weinen kann er sehr gut Auskunft geben.
Auch sehr umsichtig: Bei meinem Hauptgang war ein Beilagensalat dabei, Martin wies meinen Mann darauf hin, dass dieser bei ihm nicht dabei ist und ob er vielleicht auch einen möchte. So konnten wir zwischen Vor- und Hauptgang noch gemeinsam den Beilagensalat essen.

Zwischendurch die Frage, ob alles passt. Und nach dem Essen, ob es geschmeckt hat. Dessert, Espresso wird angeboten. So fühlt man sich wohl.

Speisen und Getränke:
Dem angebotenen Apéritif haben wir gerne zugesagt. Ein trockener Winzersekt vom Naheweingut Enck , serviert in der schönen Sektflöte zu € 3,60 das Glas.

1 Flasche Schwollener Mineralwasser, 0,75 l zu € 5,10. Auf dem Kassenbeleg mit Augenzwinkern als „Südhang“ bezeichnet. Das ortsansässige Wasser ist jedenfalls hier nicht zum Sonderpreis zu haben.

Zum Essen wählt mein Mann den trockenen Riesling, ich den Grauburgunder, je 0,25 l in der Karaffe zu € 5,30.
 
Die Speisekarte ist ausgewogen, gut gegliedert und nicht alltäglich. Soweit möglich, setzt man  auf regionale und saisonale Produkte, ist Partner des Regionalbündnisses SooNahe.

Die Vorspeisen:
Für meinen Mann: Carpaccio vom Rinderfilet, Parmesanspäne, Zitronenöl zu € 12,50.
Das hauchdünne Fleisch von sehr guter, fein marmorierter, Qualität. Obenauf ein Salatbouquet und frisch gehobelter Parmesan und frisch gemahlener Pfeffer. Ein feines Pesto mit Basilikum und Knoblauchnote rundet den Geschmack ab.

Für mich: Hausgebeizter Lachs, rote Bete, Mango zu € 9,50.
Eine interessante Kombination, die mich neugierig machte. Die rote Bete wurde auch als Carpaccio auf dem Teller angerichtet. Die aromatische Mango wohl Flugware (denn sonst ohne Aroma). Der Lachs fein gebeizt und großzügig bemessen. Auch die rote Bete konnte sich bei der Konkurrenz behaupten. Der breite Tellerrand hübsch mit einer Kräuter- / Blütenmischung bestreut. Die Kornblumen- und vermutlich Ringelblumenblüten schön zu erkennen.

Zu unseren Vorspeisen wurde ein Körbchen mit 4 frischen Brotsorten gereicht, großzügig gefüllt.

Die Hauptspeisen:Vorweg bekamen wir unseren frischen Beilagensalate  serviert. Frische Zutaten, leichtes Dressing.

Mein Mann entschied sich für die Steinbeißerbäckchen in Kruste, Tomatenangelotti und Pfannengemüse. Auf der Karte als Zwischengericht zu € 12,50 wurde es auf Wunsch als Hauptgericht umgewandelt und mit fairen € 15,00 berechnet.

Die Steinbeißerbäckchen leicht bebröselt und schön saftig ausgebacken. Die Füllung der Angelotti nicht tomatig, sondern eher Kräuter-Ricotta. Das passte gut. Der Pastateig mit schönem Biss. Im tiefen Teller fand sich als unterste Schicht eine bunte Gemüsemischung. Das Gemüse auch schön bissig, so mögen wir es gerne.

Als Tagesempfehlung gab es ein Wildgericht. Die Entscheidung fiel schwer, aber der Fisch siegte mal wieder.
Für mich also Wolfsbarschfilet auf der Haut kross gebraten, Pinienkernpolenta und Zuckerschoten zu € 19,50.
Ein schön angerichteter Teller. Der Wolfsbarsch perfekt gebraten, die Haut kross. So konnte ich die Haut sogar teilweise mitessen. Die Zuckerschoten pur, unverfälscht, noch mit Biss. Daneben schlotzig-cremige Polenta und zu meiner Überraschung fanden sich unter dem Fisch noch 2 gebratene Polentaecken mit den Pinienkernen. Dezente Würze gab dem Eigengeschmack der Zutaten ihren Auftritt!

Später erhaschte ich noch einen Blick auf das Wildgericht eines anderen Gastes. Nächstes Mal wähle ich das Wild!

Das Küchenteam konnte uns absolut überzeugen!

Ein Dessert wurde angeboten, die Auswahl sehr schön. Aber wir waren gut gesättigt. So blieb es bei einem Espresso mit Keks zu € 2,10.

Ambiente:

Das Gasthaus ist ein wunderschönes altes Gebäude. Innen sind noch viele Originalbestandteile zu sehen.
Im gepflegten Gastraum bleibt man dem Landhausstil treu. Alte Weichholzmöbel, eine Wanduhr und sogar der Weinkühlschrank wurde perfekt in einen antiken Weichholzschrank eingelassen.

Die Dekoration passt. Die Tische sind herbstlich eingedeckt mit Blumen und Zierkürbissen aus dem Bauerngarten.

Beim Geschirr und tollem Besteck setzt man moderne Akzente.

Die Toiletten wurden renoviert und sind piccobello sauber. Schöne Bilder halten den Gast selbst hier bei Laune.

Für große Gesellschaften, Events und Konzerte steht der alte Festsaal mit großem Gußofen zur Verfügung. Wenn der Ofen so richtig eingeheizt wird, entsteht eine tolle Atmosphäre.
 
Fazit: 
5– unbedingt  wieder!

(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder - nach "Küchenreise").    
Das Einzige, was wir hier etwas vermissten, war ein ‚Gruß aus der Küche‘. Das würde das tolle Gesamtbild abrunden. Zumal Hajo Böß und sein Team Spezialisten bei Finger- und Gläserfood sind!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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