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Mit meinem Töchterchen auf dem Rücken und meiner Liebsten an der Seite genoss ich die gemütliche Wanderung über Wiesen, Feld- und Waldwege dieses idyllischen Landstrichs. Das Wetter passte und die Aussicht auf ein gutes Abendessen motivierte zusätzlich. Kleinere kulinarische Entdeckungen am Wegesrand – die Waldbrombeeren grüßten mit vollreifem Augustaroma – wurden dabei nicht ausgelassen.
Nach dem Wandern war dann vor dem Genuss. Im nahegelegenen Örtchen Schwand wartete nach der erfolgreichen Absolvierung des knapp 6 km langen „Hubertuswegs“ rund um den Weiler Demberg bereits ein Tisch auf der Terrasse des von Familie Grether seit vielen Jahren geführten Traditionslokals.
Das stattliche Anwesen
Genauer gesagt wird sich hier seit 1898 um das Wohl der Gäste gekümmert. Aus der einfachen Schankwirtschaft von einst ist mittlerweile ein imposantes Anwesen mit 12 komfortablen Zimmern und einem auch überregional sehr geschätzten Restaurant geworden. In der seit 1918 durchgehend in Familienbesitz befindlichen „Sennhütte“ haben heute Karola und Jürgen Grether das Sagen.
Die gepflegte Terrasse
Seit ca. fünf Jahren wird Küchenchef Jürgen von seinem Sohn Maximilian am Herd unterstützt. Seitdem schwingen in der Sennhütte zwei Generationen die Kochlöffel, was einen interessanten Mix aus weltoffenen Kreationen mit internationalem Touch und der klassisch badischen Heimatküche ergibt. Im Service hält Hotelfachfrau Karola die Fäden in der Hand. Zusammen mit ihrem Team umsorgt sie ihre Gäste mit Kompetenz und Leidenschaft.
Wir nähern uns dem Hotel-Restaurant Sennhütte
Bereits die besonders herzliche Art und Weise, wie man uns in Empfang nahm, ließ bestens geschultes Personal vermuten, bei dem wir uns in der Folgezeit wirklich sehr gut aufgehoben fühlten. Das Gläschen für unsere Kleine wurde liebend gerne in der Küche erwärmt. Ein Kindertischset mit Schafen drauf sowie ein Tripp-Trapp-Treppenhochstuhl mit Babybügel warteten schon auf unser kleines Mädchen.
Wir saßen auf der liebevoll angelegten Terrasse unter einem großen Sonnenschirm.
Eine Umgebung zum Wohlfühlen
Außer dem Geplätscher eines im Zentrum postierten Brunnens und dem sporadischen Muhen der Kühe von einer benachbarten Weide empfing uns hier eine fast schon surreale Ruhe, die lediglich von ankommenden Autos (und Motorrädern) hin und wieder gestört wurde. Im Herzen des Kleinen Wiesentals schien die Welt tatsächlich noch in Ordnung zu sein. Ein Ort der Entschleunigung und der gehobenen Gastlichkeit zugleich.
Richtig idyllisch hier!
Bald sprudelte Mineralwasser aus der Region, das in dieser Ecke wohl standardmäßig ausgeschenkte perlende Nass vom Lieler Schlossbrunnen (0,7l für 6 Euro) in den bauchigen Wassergläsern auf unserem Tisch. Da waren wir noch mitten im Studium der Speisenliteratur, die von hausgemachten Vespereien (kurz „Veschper“ genannt), gutbürgerlichen Fleischklassikern, der Saison verpflichteten Sommergerichten, einem ambitioniert klingenden 5-Gang-Menü („Maximilians kulinarischer Ausflug“) und einem dreigängigen Sommermenü für schlanke 36 Euro kündete. Eine Handvoll Vorspeisen sowie ein paar Suppen hatte man natürlich auch am Start.
Außerdem warb man auf einem „Extra-Kärtle“ mit heimischer Gams vom Köhlgarten, einem 1224 m hohen, eher unbekannten Schwarzwaldgipfel unweit des Kleinen Wiesentals und einem Sommersalat mit Trüffel-Dijonsenf-Vinaigrette.
Auch das Rebsaftrepertoire konnte sich sehen bzw. später dann auch trinken lassen. Neben rund 15 verschiedenen Weinen im offenen Ausschank hatte man eine gehörige Anzahl an weißen und roten Flaschenweinen aus dem nahen Markgräflerland und dem ebenfalls nicht weit entfernten Kaiserstuhl gelistet. Hätten wir in der Sennhütte genächtigt, wäre mir die Rotweincuvée „Calmo“ von Martin Waßmer aus Bad Krozingen-Schlatt gerade recht gewesen.
So begnügte ich mich mit einer gut gekühlten Weißburgunder-Chardonnay-Cuvée namens „Le Blanc“ vom Weingut am Schlipf von Claus Schneider (Weil am Rhein). Die sportlichen 9 Euro für das im nostalgischen Steinkrug kredenzte Viertel waren gut angelegt.
Hier wird der Wein noch im Steinkrug ausgeschenkt
Mit markanten Zitrusaromen und dem sortentypischen Schmelz wusste diese filigrane Cuvée durchaus zu überzeugen. Daneben korrespondierte sie gut mit den drei Gängen des Sommermenüs, für das ich mich letztlich entschieden hatte.
Dieses bestand aus einer weißen Tomatenschaumsuppe, einem Geschnetzelten von der Kalbshüfte mit Sommergemüse und hausgemachten Spätzle sowie einem Holunderblüten-Joghurt-Eis mit eingelegten Aprikosen und Orangen-Krokant. Das war – zumindest auf dem Papier – für die geforderten 36 Euro eine wohlklingende Menüfolge, die mir da bevorstand.
Meine Gattin entschied sich ganz bewusst für zwei Gerichte, bei denen die „brudaal regionaalen“ Protagonisten aus der unmittelbaren Umgebung stammten. Aus dem Vorspeisenprogramm wählte sie das geräucherte Forellenfilet vom nahegelegenen Klemmbach (14,50 Euro), um danach mit der Gams vom Köhlgarten in der kleinen Portion (29,50 Euro) fortzufahren. Gamswild aus deutschen Landen hat man schließlich nicht so oft auf dem Teller.
Für den ersten Hunger reichte man uns eine delikat abgeschmeckte Paprika-Crème und eine Kugel Griebenschmalz.
Paprikacreme und Schmalz vorweg
Auf das gute Roggenmischbrot gestrichen ein ebenso simpler wie köstlicher Auftakt, der die Zeit bis zu den Vorspeisen rustikal überbrückte.
Famoses Landbrot
Der wunderbar zarten Forelle aus heimischen Gewässern hatte man lediglich eine nicht zu zahme Meerrettich-Crème mit roten Fischeiern (Forellenkaviar) on Top an die Seite gestellt.
Geräucherte Forelle aus dem Klemmbach mit Meerrettichcrème
Ein paar frisch aus dem Garten geerntete Radieschen komplettierten den frugal anmutenden Teller, bei dem sich alles auf das behutsam geräucherte Filet des ehemaligen Bachbewohners konzentrierte. Zweifellos ein Top-Produkt, das keiner gustatorischen Ablenkung bedurfte.
Lecker Fisch aus der Region
Gemäß dem Motto: „Träumchen sind Schäumchen!“ wurde meine weiße Tomatenschaumsuppe in dekorativer, dunkler Keramik gereicht, was einen ansprechenden Hell-Dunkel-Kontrast erzeugte.
Ein weißer Tomatenschaumtraum
Man servierte sie lauwarm, was wohl den hohen Außentemperaturen geschuldet war. Ihr intensives, von feiner Säure bestimmtes Aroma ließ auf die Verwendung vollreifer Ware schließen.
Der dezente Einsatz von Fond und Sahne brachte den nötigen Wumms in die Brühe, ohne dabei zu dick aufzutragen. Ganz im Gegenteil: aus den Tiefen meines Tellers löffelte ich ein leichte, behutsam gewürzte Sommerterrine, die mich als Suppenkasper begeisterte und noch genügend Resthunger für den Hauptgang übrigließ.
Mein Kalbsgeschnetzeltes zeigte sich als klassisches Drei-Komponenten-Gericht von seiner bestbürgerlichsten Seite.
Geschnetzeltes von der Kalbshüfte mit Spätzle und Sommergemüse
Qualitativ hochwertiges, herrlich mürbes Kalbfleisch hatte man saftig und mit leichter Bräunung aus der Pfanne gehoben. In der über jeden Gaumenzweifel erhabenen Rahmsauce tummelten sich frische, noch leicht bissfeste Pfifferlinge und ein paar Gartenkräuter.
Das Kalbsgeschnetzelte im Detail
Unter Dampf gesetztes Sommergemüse im perfekten Gargrad und ein ansehnlicher Hügel hausgemachter, kurz zuvor in Butter geschwenkter Spätzle komplettierten diese von ehrlichem Handwerk kündende Leib- und Seelenspeise für den hungrigen Wandersmann. Ein gutes Beispiel für das hiesige Verständnis einer geerdeten Landhausküche.
Das kulinarische Highlight unserer Einkehr war zweifellos der imposante Hauptgang meiner Frau.
Gams'n'Soßes
Auf ihrem Teller rockten „Gams’n’Soßes“ ihren Evergreen „Sweet wild o’mine“ in beeindruckender Manier. Drei scharf angebratene Tranchen von der Keule und ein à part in einer kleinen Schüssel gereichtes Ragout aus der Schulter sorgten dabei für „gamsheitlichen“ Wildgenuss.
Das kurzgebrutzelte Keulenfleisch kam im perfekt getroffenen Garpunkt aufs Porzellan und fiel entsprechend zart aus. Beim heiligen Hubertus, solch saftiges Wildfleisch hatte meine Herzensdame lange nicht mehr vorgesetzt bekommen.
Perfekt gebratene Scheiben aus der Gamskeule im Vordergrund
Beim Ragout badeten mürbe geschmorte Fleischstücke in nicht zu sparsam verabreichter, dunkler Wildsauce, die durch ihr gut ausbalanciertes Süß-Säure-Spiel überzeugte und nicht mit geschmacklicher Tiefe geizte. Die beiden angebratenen Serviettenknödelscheiben leisteten als knusprige (außen) und zugleich fluffige (innen) Tunkstücke ganze Arbeit. Das auf Knack sautierte, mit ein wenig Speck veredelte Pfifferling-Bohnengemüse fügte sich in saisonalem Selbstverständnis ein.
Beim Gang zu den Toiletten schaute ich mich im Inneren des Restaurants noch ein wenig um. Auch dieser Teil des Anwesens machte einen properen, von Sorgfalt und Seriosität geprägten Eindruck.
Zeitloses Landgasthofambiente
Das unprätentiöse, aber nicht ungemütliche Landgasthausambiente des großen Gastraumes wollte sich scheinbar keinem aktuellen Einrichtungstrend unterwerfen, was ich wiederum äußerst sympathisch fand.
Innenansicht eines Gastraumes
Damit ich mein süßes Finale des Sommermenüs nicht als Einzelesser weglöffeln musste, entschied sich meine Frau spontan für drei Kugeln von der hausgemachten Sorbet- bzw. Eisauswahl.
Zweimal Sorbet - einmal Eis
Erst bei der Sichtung der Rechnung zum Verfassen dieses Berichts stellte ich fest, dass die Herren Himbeere, Zitrone-Kalamansi und Vanille dort gar nicht aufgeführt waren. Sicherlich ein Versehen zu unseren Gunsten, für das ich mich an dieser Stelle nachträglich bedanke.
Mein mit einer knusprigen Orangen-Krokant-Hippe getopptes Holunderblüten-Joghurt-Eis war eine willkommene Erfrischung zum Schluss.
Holunderblüten-Joghurt-Eis mit eingelegten Aprikosen
Lediglich die eingelegten Aprikosen waren mir etwas zu süß, aber diese zählten eh noch nie zu meinen liebsten Steinfrüchten. Da bin ich von klein auf eher der Mirabellen-Typ. Meine Frau indes genoss ihre wohltuende Premium-Eiszeit fernab von Langnese und Mövenpick in vollen Zügen bzw. mit vollen Löffeln.
Mit meiner rundum zufriedenen Gattin und unserer tierlieben Tochter ging es dann noch hinüber zu den gehörnten „Muh“-Machern auf der Weide. Vorher versprachen wir dem sehr fürsorglich agierenden Serviceteam, dass wir bei der nächsten Reise in den Südschwarzwald definitiv wieder hier Station machen würden. Dann allerdings mit mehr Zeit im Gepäck, um in den Genuss des „kulinarischen Ausflugs“ von Jungkoch Maximilian Grether – gerne auch über die volle 5-Gänge-Distanz – zu kommen.
Diesen Vorzeigefamilienbetrieb im Kleinen Wiesental kann ich ohne Einschränkung weiterempfehlen. Hier stimmen nicht nur die Preise und Leistungen auf dem Teller, sondern auch das herzlich-professionelle „Drumherum“, welches unseren Aufenthalt so angenehm gestaltete. Genau so stelle ich mir eine beglückende Einkehr nach dem Wandern vor.