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Nachdem ich, aus anderen hier im Forum beschrieben Gründen, sehr kurzfristig einen Tisch reservieren musste, schickte ich einen „berittenen Boten“(Grüße nach Solingen) durch die Telekom-Glasfaserleitung nach Remscheid/Lennep. Auf meine Depesche wurde auch prompt geantwortet und nach kurzer telegraphischer Abstimmung ein Tisch für 4 Personen um 18:00Uhr im La Paella fixiert. Tja, so geht Service heute.
Das La Paella ist nach eigener Beschreibung schon seit nunmehr 14 Jahren eine etablierte Gastronomie im Kern der Lenneper Altstadt, die diverse Ladenlokale und Restaurationen in sehr schön erhaltenen bergischen Fachwerkhäuser beheimatet. Obacht für die fußfaulen Jäger: Bei gutem Wetter sollte man etwas mehr Zeit einplanen, da die weibliche Sammlerfraktion, kaum das die motorisierte Droschke die endgültige Parkposition erreicht hat, die Türen aufreisst und in den kleinen Gässchen versucht, das latente Problem der mangelnden Schuhe oder des unpassenden Schmuckes „wegzushoppen“. Bei 8°C und Nieselregen löste sich dieser genetische Impuls schnell auf und wir betraten eiligen Fußes die Lokalität pünktlich beim Glockenschlag um 18:00Uhr.
Ein schönes iberisches Ambiente in L-Form mit einem großen offenen Tresen und ca. 15 Tischen, von den 5 bereits besetzt waren, empfing uns. Nach freundlicher Begrüßung wurden wir auch schon zu unserem reservierten 4er Platz geführt. Detaillierte Innenansicht: http://lapaella-lennep.de/über-uns/
Ambiente 3-4
Anmerkung der Redaktion für die Eiligen unter uns:
Da mir meiner Neigung zur Ausführlichkeit bewusst ist, habe ich für die Diagonal-Leserfraktion die Fazite fett dargestellt, um hier keine unnötige Lebenszeit Anderer zu verschwenden.
Der Service:
Ich beginne mal für mich atypisch mit der Servicebeurteilung, da er in meiner Wahrnehmung wirklich hervorragend war. Angefangen von der persönlichen Geleitung zum Tisch, kurze Wartezeit bis zur Getränkeaufnahme, das Erörtern der heutigen Tagesangebote und die professionelle Aufmerksamkeit bei der fortwährenden Getränkeversorgung der Gäste ist mir schon lange nicht mehr so angenehm aufgefallen.
Beispiel: Es vergingen keine 20 Sekunden, nachdem man den letzten Schluck die Kehle heruntergespült hatte, da wurden man auch sehr dezent und freundlich nach dem weitern Getränkewusch befragt. Insgesamt „wuselte“ das Servicepersonal sehr koordiniert und annähernd geräuschlos die ganze Zeit um die Tische. Selbst zur Rechnungserstellung reichte über 10m, durch den mittlerweile gefüllten Laden, ein kurzer Blickkontakt.
Absolut vorbildlich!
Service: 5 Points
Nun aber zum Wesentlichen, dem Essen:
Vorweg: Ich liebe Tapas! Also musste es als Starter die Plato variado de tapas
Eine gemischte Tapasplatte mit gegrillten Chorizo, Pincho, Scampis im Teigmantel, überbackene Muscheln, Calamares, Sardellen und vieles mehr…zu 18,00€ sein.
Nach kurzer Abstimmung mit dem Service entschieden wir uns nur eine Platte zu viert zu teilen, statt 2 zu ordern, da wir noch geplant hatten, die freundlich angepriesenen Tagesempfehlungen zu bestellen.
Zum Hauptgang wählte ich das medium gegarte Thunfischsteak con Patatas Aioli mit gegrillten Paprika und Beilagensalat. Der Preis liegt zwischen 19-23€
(Anmerkung der Redaktion: Leider wird auf der Rechnung nur diverse Speisen ausgewiesen und der unprofessionelle Rezensent hat vergessen nachzufragen was der rote Thun kostet…)
Begleitet wurde der Hauptgang von einem ¼l kräftigen und bodenständigen Rioja zu 6€
Die Bewertung der Tapasplatte der Reihe nach:
(Alle Komponenten waren 2 oder 4fach vorhanden, so daß der anfänglich aufkeimende Futterneid schon im Ansatz erstickt wurde)
Schön kräftig würzige Chorizo, saftiger, butterweicher Fleischspieß (Pincho), die gegrillte Boquerones (Sardellen), gefüllte und die überbackene Miesmuscheln (Tigres)– alles Top zubereitet und sehr schmackhaft, einzig die kalten! mit Hack gefüllten Blatterteigtaschen (Name nicht bekannt) konnten im wahrsten Sinne des Wortes meinen Gaumen nicht erwärmen.
Highlight: Die Datiles con Bacon (Datteln im Speckmantel).
Die fritierten Tintenfischringe hatte ich aufgrund Ihrer hellgelben, fast weißen Panade erstmals links liegen gelassen, da mich die Farbe und Textur ganz stark an eine rohe McCain Convinience Ware erinnerte.
Große Fehler! Die Panade war kross und sehr aromatisch, keinerlei fett triefende Tarnhülle zäher und unzerkaubarem Gummiringfraktionen, die einem gerne schon mal in diversen griechischen Lokalitäten untergeschoben werden.
Innen waren die Calamari absolut frisch und mit fast cremiger Konsistenz und ließen sich förmlich am Gaumen zerdrücken. Chapeau!
(Nochmal die Redaktion: Die eingestellten Bilder wurden aus der Not mit einem steinzeitlichen Nothandy mit 3,2Mp gemacht, da der schon erwähnte schusselige Rezensent seine Kamera vergaß. Ja, liebe Smartphone Generation Z, es gab mal in grauer Vorzeit Telefone mit Kameras- die hatten Akkulaufzeiten von mehr als einer Woche und die die Größe einer Packung Twix (formely known as Raider), machten aber leider Fotos in Kartoffeldruckqualität !)
Upps, ich habe total vergessen das Amuse zu beschreiben.
Vor der Tapasplatte wurde ein Schälchen Aioli mit dominanter Kräuternote an mehreren Scheiben frischen, lauwarmen Weißbrotes gereicht, welches innen fluffig und außen mit eine knusprigen Krume versehen war.
Schöner schlichter Starter ohne jeden Makel.
Hauptgang: Gegrillter Thun (ca 13mm stark) leider etwas asymmetrisch gegart, was sich dadurch abzeichnete, dass der medium gewünschte Kern nicht mittig war. Dieses kleine Manko trat aber geschmacklich nicht zur Geltung. Der Fisch war schön saftig und dezent aromatisch gewürzt. Begleitet von den gegrillten Paprika und den Patatas mit der schon von dem Amuse bekannten Aioli gibt es nix zu kritteln. Einzig das Beilagen-Salat-Schiffchen wusste nicht zu überzeugen. Bestehend aus den mir verhassten, weil geschmackneutralen, Eisbergsalat-Schnipseln, konnte die durchaus aromatische Vinaigrette (welche sich unten in der Bilge des Schiffchens angesammelt hatte) nicht gegenhalten.
Nachspeise: Ein Muß beim Spanier ist die allseits bekannte Crema Catalana (vergleichbar mit der franz. Crème brûlée)
Aber Achtung: Die hier angepriesene Crema Catalana besteht aus flambiertem Eis!
Das von mir gewünschte Dessert wird hier unter dem Namen Crema quemada zu 4,50€ geführt.
Meine freudiger Erwartung auf eine lauwarme Karamell-Vanille Creme, die zu obers mit flambiertem, heißen Zucker gedeckelt ist, wurde leider enttäuscht.
Die fertig vorbereiteten Tonschälchen kamen direkt aus der Kühlung. Auch der flambierte Zucker wurde nach meiner Einschätzung schon vor dem Schockfrosten aufgebracht, so dass sich kein wohliger, warmer Abschluss des exzellenten Essens einstellen wollte. Abwertend kam noch die sehr dominante Zimtnote?! zum Vorschein, die mich eher an Spekulatius-Gebäck als an eine Karamell-Creme erinnern ließ. Gar nicht mein Ding.
Nun denn, der vorsorglich georderte und wohl temperierte Espresso zu akzeptablen 1,80€ riss es mit seinem kräftigen, schokoladigem Crema wieder ein bisschen raus.
Fazit Essen: Zubereitung+Warenqualität = 4; diverse geschmackliche Ausreißer = 3
macht in Kombination 3,5
Sauberkeit: 5 Punkte
Ambiente: nette spanische Bodega Atmosphäre = 3,5 Punkte
PLV: 145€ für 4 Personen / Vorspeise / Hauptgang / Nachspeise und diverse flüssige warme und kalte Begleiter= 4 Punkte
Gesamteindruck: 4 – gerne wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder - nach "Küchenreise")