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So zum Beispiel eines, das den schönen Namen “Zur Friedenseiche bei Nestor“ trägt, in Bürglein, einem Ortsteil von Heilsbronn (mit s). Das, so wurde uns zugetragen, böte gute Kost, und so hatten wir uns im Spätsommer letzten Jahres dorthin aufgemacht.
Die Friedenseiche, die gegenüber dem Restaurant steht, trug ihren Namen damals zu Unrecht: Sie war wegen Befalls mit aggressiven Friedenseichenprozessionsspinnerraupen weiträumig abgesperrt.
Wirt links von der Stange
Nestor trug seinen Namen ebenfalls (noch) zu Unrecht, als er einfach nicht alt genug war. Seine Eltern hatten bei der Taufe wohl nicht daran gedacht, dass ihr Sohn überdurchschnittlich lange brauchen würde, um in die Rolle des mythologischen Namensgebers hineinzuwachsen.
Allerdings empfing er uns als Gentleman alter Schule, der Fränkisch ohne und Hochdeutsch mit Akzent spricht und großen Wert darauf legt, alle seine Gäste persönlich zu begrüßen. So fühlten wir uns gleich willkommen.
Trotz Reservierung bedurfte es einigen Tischerückens, uns sechs (vier Erwachsene, zwei Kleinkinder) auf der beengten Terrasse unterzubringen. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist auch, dass die Terrasse direkt an der bürgersteiglosen Straße liegt, denn wenn man am Rand sitzt, braust der Verkehr einen halben Meter hinterm Rücken vorbei und mischt sich ins Tischgespräch ein. Aber gewöhnungsbedürftig heißt nicht, dass man sich nicht daran gewöhnen kann.
Wie kinderfreundlich man dort ist, merkten wir unter anderem an der Frage, ob man die Kleinen vor den Großen versorgen sollte, um ihnen das Warten zu erleichtern. Das Angebot nahmen wir gerne an, wobei aber auch das Essen für die Großen relativ zügig auf dem Tisch stand.
Und das haben wir dann durchaus genossen. Eine Fischplatte (16,90€), bei der nicht nur der Fisch, sondern auch das Frittierfett frisch war (allerdings, lieber Nestor, wenn man die Gambas schon aufschneidet, kann man auch gleich den prall gefüllten Darm ziehen, und eigentlich nicht nur dann),
eine Grillplatte (15,90€) mit (u. a.) schön knusprigem Gyros,
einen Bauernsalat (7,90€) aus lauter ganz frischen Sachen und angemacht mit Olivenöl der besseren Sorte (ich durfte am Ende das Dressing auslöffeln)
und, last but not least, mein weichgeschmortes Lamm mit dicken Bohnen (16,90€) in seiner zwar nicht aufregenden, aber soulfoodigen Tomatensauce, die sich angenehm an die Magenwände schmiegte. Mit einem Satz: Bis auf die Sache mit der Gambakacke waren wir alle sehr zufrieden.
Schnitt.
Was hatte ein gutes Jahr zuvor den wackeren Nestor nur geritten, sich mit einer dieser Firmen ins Bett zu legen, die gegen überschaubares Entgelt das TripAdvisor-Ranking optimieren??
Das Restaurant existiert seit etwa einem Vierteljahrhundert. Bis 2016 hatte sich keine Sau dazu bereitgefunden, bei TA eine Bewertung zu verfassen. Aber dann: Zwischen März 2017 und unserem Besuch September 2018 fassten über hundert "Gäste" ihre Begeisterung in deutliche Worte: “Freundlicher Empfang, klasse Essen, nette Bedienung, familiäre Atmosphäre - hier passt einfach Alles, und das schon seit Jahren. Weiter so!“ oder “Bester Grieche bei dem ich je war! Riesen Lob an den lieben nestor! Immer wieder gerne, tolle Atmosphäre“. Und alle, wirklich alle hatten die in diesen Kreisen obligatorischen 5 Punkte gegeben. Dass der Name des Chefs in dem des Restaurants firmiert, hatte es den Schreibtischtätern erleichtert, neben der mitleiderregenden Diktion einen weiteren persönlichen Touch unterzubringen. Vergleichbare Restaurants in der Gegend haben keine fünf Bewertungen.
Nachdem ich TA das gesteckt hatte, wurden einige Zweizeiler von Seite 1 gelöscht, aber das war’s auch. Seitdem geht es gerade so weiter, wenn auch mit etwas verminderter Schlagzahl. Inzwischen liegen auch die 5-Punkter nur noch bei 96% und nicht mehr bei 100%.
Lieber Nestor, falls du das liest: Es ist eine Sache, seine Gäste zu animieren, Bewertungen zu verfassen. Das machen viele. Aber was du hier veranstaltest, ist durchsichtig, peinlich, und nötig hast du es eigentlich auch nicht. Auch dass du neben den vielen Managementfotos als Nestor N Reisefotos veröffentlichst, gehört sich nicht. Jetzt bist du zwar bei TA die Nummer 1 in Heilsbronn, aber gedopt wie weiland Jan Ullrich.
Wie gut, dass es bei GG aufmerksame Kollegen gibt, die solches Gebaren im Keime ersticken.