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Ins Restaurant geht es ein paar Stufen hoch – der Innenraum ist sehr angenehm klimatisiert –freundlich hell – weiße Kastendecke – hellblaue Halbrunde-Polsterbankgarnituren und klassizistische Holzstühle mit gleichem Stoffpolster vor den mit pieksauberen weißen Tischdecken, Stoffservietten, Besteck, Wein- und Wasserglas klassisch edel eindeckten Tischen, auf denen sich noch ein kleiner Efeustock, eine Buntglasschale mit Teelicht und jeweils Salz- und Pfeffermühle befinden. Es herrscht schlichte, stilsichere Eleganz, wie man sie in guten italienischen Restaurants findet. Klar steht seitlich auch eine Präsentations-Kühltheke, deren Füllung wir allerdings nicht gesehen haben, da wir vom älteren Herren der beiden zum Service bereitstehenden Kräfte gleich freundlich empfangen werden und uns einen für zwei Personen eingedeckten Tisch unserer Wahl aussuchen können.
Wir nehmen Platz –nach kurzer angenehmer Zeit zum „Einsitzen“ und Umschauen bringt der Herr uns zwei Karten. Die weichen nun leider komplett von denen ab, die man unter der repräsentativen Webseite http://www.da-gianni-bruchsal.de/menuekarte findet. Seite eins der Karte zeigt als aktuelles Business-Menu diverse Pasta-Gerichte mit jeweils anderer Soßenbegleitung, zu denen ein kleiner gemischter Salat als Vorspeise gereicht wird – alle zu 9,90€ sowie als Alternative zu den Nudeln gefüllte Paprika zu 11,90€. Und unten auf der Seite steht, dass man sich freuen würde, bei trippädwaisä bewertet zu werden – ich denke, hier bei GG ist das wesentlich besser!
Mir gefallen aus dem Business-Menu die Tagliatelle mit Bolognese- und gebratener Auberginen-Soße. Meine Frau entschließt sich zu Penne Diavola aus der Normalkarte zu 12,50€ (die Internet Speisekarte zeigt alte Preise). Als Getränk möchte meine Frau einen Hugo (6,50€), der als Aperitif empfohlen wird und angesichts der brennenden Sonne draußen werde ich 0,7l San Pellegrino zu 5,50€ bestellen. Unsere Wahl steht – wir schauen noch kurz weiter durch das doch umfangreiche Angebot und ich nicke dann freundlich zum älteren Herren, der sofort an den Tisch kommt und unsere Bestellung mit Block und Stift aufnimmt.
Kurz darauf kommt der jüngere der beiden, der als Einziger im perfekt-eleganten Kellner-Outfit mit schwarzer Weste, weißem Hemd mit Fliege uns die Getränke serviert, fragt, ob wir beide Wasser möchten und auf meinen Hinweis dann nur mir einschenkt – meine Frau hat das schöne große Glas mit dem Hugo, einer Limettenscheibe und Crashed-Ice. Die beiden Weingläser entfernt er und wir sitzen weiter als einzige Gäste im Raum.
Auch wenn Da Gianni gerne die optische Anmutung des Edelitalieners aufrecht hält – es gibt hier kein Amuse was auch immer.
Nach angenehmer Wartezeit der Zubereitung bringt der junge Kellner eine Schüssel mit dem kleinen gemischten Salat, fragt kurz, wer das Business-Menu gewählt hatte und stellt dann die Schüssel vor mich. Obenauf – fast wie feine Linguine liegen feine Streifen von blanchierter Sellerieknolle, ähnlich geschnittene Möhren, darunter relativ groß geschnitten die recht harten Blätter mit der Mittelrippe eines grünen Salats (komm nicht auf den Namen), zwei oder drei Tomatenachtel, eine schräggeschnittene große und geschälte (!) Gurkenscheibe – der kleine Salat ist geschmacklich sehr gut mit einer Vinaigrette von der leichten, angenehmen Säure und Schärfe eines dunklen Essigs angemacht. Besonders mit den feinen Sellerie-Linguine ist er ein Genuss (bis auf die Blätter vom harten Salat, der wohl zumindest einige Zeit vorher vorgeschnitten worden war). Insgesamt also sehr passable Mittagsleistung.
Kurze Zeit später bringt der Kellner zwei größere dreieckige Porzellanteller mit den Nudelgerichten – die Penne Diavola für meine Frau komplett vorgemischt – meine Tagliatelle teilweise mit der Bolognese-Auberginen-Soße vermengt. Zusätzlich auf meinem Teller ein Löffel als Aufdrehhilfe. Bei Spaghetti würde ich den nicht benötigen, hier aber mit den breiten nicht allzu langen Pasta empfiehlt es sich wohl. Es scheint etwas Hartkäse drüber gehobelt worden zu sein. Der Kellner wünscht einen guten Appetit – und wir machen uns an die Arbeit. Während unserer schweren Arbeit wird vom Kellner höflich nachgefragt, ob alles in Ordnung ist, irgendwas gewünscht würde. Sehr nett – aber zu einer komplett-Reklamation reicht es nicht und er sieht ja wohl bereits beim Anmarsch zu unserem Tisch, dass ich die Salzmühle fleißig nutze.
Meine Tagliatelle sind recht al dente gekocht – der Koch ist sicher nicht frisch verliebt, das Kochwasser der Tagliatelle hat nur einen leichten Salzbeisatz – die Nudeln wirken dadurch nicht nur optisch flach – aber geschmacklich kann man durch regen Gebrauch der Salzmühle gut nachhelfen. Die Bolognese-Auberginen-Pastasoße ist recht hackfleischlastig, ein paar wenige, etwas grob geschnittene Zwiebelstückchen zeigen, das da neben einer leichten Tomatisierung (Tomatenmark?) zumindest noch versucht wurde, (vergeblich) etwas mehr Geschmack in die Zubereitung zu bringen – und - es gibt reichlich von der Beigabe, wie ich nach intensiven Vermischen mit den Nudeln feststelle. Am Ende bleiben ca. zwei drei Esslöffel Hackfleisch auf dem Teller - die Auberginen habe ich alle rausgepickt. Geschmacklich aber reißt auch diese Hack-Auberginen-Mischung nichts – schade.
Die Penne Diavola meiner Frau haben eine tiefrote Soßenumhüllung, ein paar sichtbare Paprikastreifen – sie sind auch sehr al dente zubereitet. Nur teuflisch, d.h. scharf sind die absolut nicht. Reines Tomatenmark aus der Tube wäre da bereits schärfer – insofern bin ich etwas enttäuscht, meine Frau, die üblicherweise wesentlich schärfer als ich isst, ist heute wohl bei der Hitze froh über die ebenfalls wenig gesalzenen Penne und die cremig-sanfte Soße.
Beide Nudelportionen sind mengenmäßig sehr reichlich. Leider – und das verstehe ich nicht – scheinen die Pasta zwar gute aber dennoch eben Fertigware zu sein. Angesichts sehr günstiger Nudel-Maschinen verstehe ich nicht, warum man hier nicht den optischen Anspruch des Restaurants einfach auch in der Küche fortsetzt und hausgemachte Nudeln zubereitet. Reso facile è un peccato! (Sorry, ich kann kein Italienisch - google – aber viel zu einfach gemacht ist eine Sünde)
Zu Abschluss bestelle ich mir beim perfekt agierenden jungen Kellner, der wieder nach unserer Zufriedenheit nachfragt – noch einen Espresso 2,80€ – der Mo Kambo kommt in kleiner dicker Espresso-Tasse in Begleitung einer kleinen 50% Kakao-Rioba-Schokostücktafel und einer Zuckerdose – kein Wasser – keine Crema – da habe ich schon in einfachen deutschen Wirtshäusern bessere Espresso bekommen.
Irgendwie kann ich die benannten leichten Schwächen durchaus nachvollziehen – außer uns ist zur Mittagszeit nur noch ein Gast und draußen an zwei Tischen maximal weitere drei Gäste – gut –könnte eventuell Montag-Mittag geschuldet sein. Bei der geringen Anzahl an Gästen scheint der Aufwand frische Pasta zu servieren wohl schwierig – die Espressomaschine wohl nicht in guter Laune zu sein. Verständlich. Aber nur ein klein bisschen mehr Qualität durch Frische für die Küche – das wäre der Top-italiener! Ich habe keine besonderen Gerichte bestellt (außen auf der Schiefertafel war für heute Spaghetti Vongole angeboten – hätte ich mir fast bestellt (hatte nur keine Lust die kleinen Viecher aus den Schalen zu kratzen) – aber nachdem ich bei den wirklich einfachen Gerichten nicht den „Kick“ bekommen habe, ist das kein großer Anreiz, deshalb nach Bruchsal zu fahren, um dann auch die etwas (ja immer noch normal bepreisten) „besseren“ Gerichte zu bestellen. Wie gesagt- Ambiente sehr schön – Service topp – nur die Küche fällt etwas ab.
Wir ordern die Rechnung, zahlen mit Karte – geht alles problemlos – schade Da Gianni, das hätte eine neue Liebe werden können.