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Betritt man das Gebäude bei Tag, muß man sich erst mal an das gedämpfte Licht und die etwas dämmrige Atmosphäre im Innern gewöhnen. Als das Gebäude vor einigen Jahrhinderten erstellt wurde, dachte noch niemand an großzügig verglaste Fensterfronten um das Tageslicht einzufangen. Im Innern empfängt einen eine recht ausladende Theke für Personen, die zum Feierabend mit Freunden oder Kollegen sich noch auf ein Bierchen vor dem nach Hause Weg treffen wollen. Daneben bietet das Restaurant noch für geschätzt 25 bis 30 Personen Platz, also eine recht überschaubare Größe. Auch im Innern ist die Fachwerkstruktur des Gebäude präsent – dunkel gehaltene Holzbalken und –streben, dazu passen rustikale Holzstühle und Holztische.
Ruckzuck war nach Betreten des Restaurants eine Bedienung da, die mich freundlich begrüßte und sogleich Platz zuwies. Ebenso rasch war sie mit der Speisekarte zur Hand. Erstaunt stellte ich fest, daß diese teilweise in Sütterlin gehalten ist. Ich selbst hatte nicht mehr Sütterlin in der Schule gelernt, dazu bin ich als Nachkriegsgeneration doch etwas zu jung. Meine Großmutter hatte jedoch ausschließlich Sütterlin geschrieben, so daß ich mir dieses selbst soweit angeeignet habe, daß es zum Lesen und auch einigermaßen zu Schreiben ausreicht. Als ich jedoch den in Sütterlin gehaltenen Text entziffern wollte, kam in erstmals ins Stocken, bis ich dann drauf kam, daß dies nicht nur in Sütterlin sondern zudem im Hessischen Dialekt gehalten ist. Für einen Schwaben Hessisch in Sütterlin zu entziffern – eine nicht zu unterschätzende Herausforderung!
Die Gaststätte Zur Peif bietet insbesondere hessische und regionale Spezialitäten an. Am liebsten hätte ich alles ausprobiert, daher fiel mir die Entscheidung nicht leicht. Nachdem ich die Bedienung nach Ihrer Empfehlung gefragt hatte, und Sie mir die Wildgerichte nahelegte, fiel letztendlich meine Wahl auf:
Kartoffelrahmsopp mit gebackener Blutworscht (4,40 EUR), und
Broade aus de Wildscheinkeul in Bier-Honisch-Soße, Modders Gaddegemies un Spitzbube (14,90 EUR).Passend zu der Biersoße am Wildschweinbraten bestellte ich ein Weizenbier (3,60 EUR), dieses allerdings nicht aus Hessen sondern aus dem bayrischen Kehlheim.
Nach einer angenehmen Wartezeit kam dann die Kartoffelrahmsuppe. In der Suppe befanden zwei Scheiben gebackener Blutwurst. Nicht die Art von Blutwurst wie wir sie im Schwabenland kennen, sondern eher das was wir als Roter Preßsack bezeichnen würden. Die Kartoffelrahmsuppe war herrlich sämig und dezent nicht Rahm verfeinert. Viele Köche übertreiben es nach meinem Geschmack mit der Sahnemenge, dies war hier jedoch definitiv nicht der Fall. Durch die gebackener Blutwurst bekam das Ganze einen sehr kräftigen, herzhaften Geschmack.
Nach diesem vorzüglichem Auftakt war ich schon gespannt auf den Hauptgang. Und auch dieser erfüllte voll und ganz meine inzwischen recht hoch geschraubten Erwartungen. Es kamen zwei ansehnliche Scheiben Wildschweinbraten in einer dunklen Biersauce. Der Wildschweinbraten war wunderbar weich, keine flachsigen Teil, ohne jedoch verkocht zu sein. Die kräftige und gut gewürzte Sauce unterstrich perfekt den ausgeprägten jedoch nicht aufdringlichen Wildgeschmack. Jeweils in einem eigenen Schälchen wurden dazu Schupfnudeln und angebratenes bzw. angedünstetes Gemüse gereicht. Beides machte nicht den Eindruck von TK sondern von eigener Herstellung. Allerdings, und dies ist der einzige Kritikpunkt, traf das Gemüse nicht gänzlich meinen Geschmack. Die Gelben Rüben (Möhren) waren am Stück angebraten und danach in Scheiben geschnitten. Dadurch waren sie insbesondere außen recht hart, und ließen den für sie typischen Geschmack vermissen. Der Kohlrabi und die Bohnen, letztere mit Zwiebeln in Butter geschenkt, waren in Ordnung.
An der Portionsgröße gibt es nichts auszusetzen. Selbst ich (zugegebenermaßen nicht gerade ein Wenig-Esser) schaffte aufgrund der üppigen Vorspeise nicht komplett den Hauptgang. An eine Nachspeise, so sehr es mich gereizt hätte, war nicht mehr zu denken.
Fazit:
Bislang kamen mir bei dem Stichwort „hessische Küche“ (alle mitlesenden Hessen mögen mir bitte verzeihen) hauptsächlich diverse Kartoffelgerichte wie „Himmel und Erd“ in den Sinn, sowie der zumindest im Frankfurter Raum unvermeidliche „Ebbelwoi“. Die Gaststätte Zur Peif hat mich belehrt, daß die hessische Küche weit mehr zu bieten hat.
Hervorragende regionale Gerichte, das ganz zu sehr moderaten Preisen in dem tollen Ambiente eines rustikalen Fachwerksgebäude von überaus freundlichen Bedienungen serviert – besser geht es eigentlich nicht mehr. Daher meine uneingeschränkte Empfehlung für dieses Lokal.
Ich habe allerdings bei meinem nächsten Aufenthalt in Idstein ein Problem: entweder eine weitere Gaststätte auszuprobieren (was eigentlich mein Motto ist), oder nochmals die Peif aufzusuchen um weitere Gerichte auf der Speisekarte zu kosten, die heuer leider nicht zum Zug kamen.
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