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GastroGuide-User: Carsten1972
Carsten1972 hat Altes Landhaus Buddenberg in 49824 Ringe bewertet.
vor 8 Jahren
"Setzt Standards in der Grafschaft Bentheim...."
Verifiziert

Geschrieben am 17.07.2017 | Aktualisiert am 18.07.2017
Besucht am 15.07.2017 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 200 EUR
..zumindest im kulinarischen Bereich.

Meine Frau und ich hatten für Mitte Juli wieder mal eine unserer längeren Radtouren mit einer Zwischenübernachtung geplant. Diesmal sollte es insgesamt über 170 Kilometer von Rheine aus in die Grafschaft Bentheim gehen. Die Zwischenübernachtung hatten wir im alten Landhaus Buddenberg geplant.

Vom Hörensagen war der Betrieb bekannt und wurde allseits für seine Küche gelobt, also bot es sich an, dort einmal einzukehren. Das alte Landhaus Buddenberg hat sich in einem alten Kolonialwarenladen mit Gastwirtschaft angesiedelt, der nach einem Brand in den 90er Jahren von Grund auf renoviert und als Hotel und Restaurant fortgeführt wurde. Der Name Buddenberg leitet sich von der früheren Betreiberfamilie ab.

Empfohlen ist der Betrieb für alle, die Abgeschiedenheit suchen.....es wird immer einsamer, je mehr man sich von der Kreisstadt Nordhorn entfernt. Wenn man denkt, jetzt gibt es nur noch Bauernhöfe, kleine Dörfer, Felder und Wiesen, dann irgendwann erblickt man das hier:

Das Buddenberg'sche Anwesen mitten im kleinen Dorf Ringe. Das Gebäudeensemble ist wirklich mit sehr viel Liebe renoviert. Vor dem Haupteingang und zwischen diesem und den Nebengebäuden ein gepflegter, mit Buchenhecken gegliederter Außenbereich. In einem dieser Nebengebäude

unser vorweg reserviertes Doppelzimmer. Die Zimmer sind den Preisen angemessen. Ein ausreichend dimensioniertes Bad erfreut die Frau, ein ausreichend dimensioniertes Bett den müden Radler (wir sind gefühlt die letzten Menschen in Deutschland, die noch kein Pedelec besitzen). Für 90 EUR inklusive Frühstück war das ein angemessener Preis für unser Zimmer.

Wir machten uns frisch und für das Abendessen präsentabel und setzten uns auf Grund des schönes Wetters in den Außenbereich. Meine Frau hatte schon kundgetan, dass sie nicht draußen essen wollte, aber für einen Aperitif blieben wir draußen sitzen. Hier leider ein erster Schnitzer des Service. Problemlos hatten wir zum Durstlöschen eine Apfelschorle und ein Pils bestellt. Dann wollten wir einen Aperitif erwählen und baten um die entsprechende Karte. Die Speisekarte wurde uns von einer jungen Frau überreicht und wir mussten beim hineinsehen erkennen, dass es eine reine Speisekarte war. Jetzt warteten wir einige Zeit, bis die Dame wieder erschien und ich ging auf Nummer sicher und orderte (nach Rücksprache mit der Frau natürlich) zwei trockene Winzersekte als Aperitif, davon ausgehend, dass sowas erhältlich wäre.

Der Sekt kam dann auch wie bestellt, wir hörten einen Korken knallen im Gastraum. Die beiden servierten Gläser waren dann allerdings dem Anspruch des Hauses nicht entsprechend. Ein Glas kalt, aber schal, dass andere frisch, aber viel zu warm. Das ging leider gar nicht...........ein entsprechender Einwand wurde zur Kenntnis genommen, aber wir verzichteten auf neue, denn der Sekt war auch nach 10 Minuten sicher noch nicht kalt genug. Da meiner Frau eh zu kalt wurde, gingen wir hinein, um uns unseren reservierten Tisch zeigen zu lassen. Kein so guter Einstand.......

Der Gastraum ist zweigeteilt, innerhalb des alten Gebäudegrundrisses ein Gastraum mit etwas rustikalerer Einrichtung, passend zum historischen Gebäude. Neben diesem ein Anbau mit verglasten Seitenwänden, damit hatte dieser eine gewisse Wintergartenatmosphäre.

Hier war die Inneneinrichtung moderner ausgerichtet. Eine Sitzwand entlang der geschlossenen Außenmauer von verglaster Seite zur anderen verglasten Seite. Daran Zweier- und Vierertische, wir bekamen einen Zweiertisch direkt an der verglasten Seite zugewiesen.

Die Tische waren recht schlicht, aber ansprechend hochwertig eingedeckt und dekoriert. Wir nahmen erfreut Platz. Das kleine Sektdesaster draußen war noch im Kopf und wir hofften, dass der Rest des Abends dies vergessen machen lassen konnte. Man reichte uns die Karten und relativ schnell entschieden wir beide uns für das angebotene 4 Gang Menü.

Die Karte insgesamt lässt sich auf der HP einsehen. Eine wohltuend reduzierte Auswahl lässt auf frische Küche mit hohem Anspruch schließen. Unsere Minen hellten sich auf, meine Mine noch mehr, als ich einen Blick auf die Weinkarte werfen konnte. Diese ist mit Bedacht sortiert, und enthält für jeden Anspruch den passenden Tropfen. Versöhnt mit Haus nach dem hoplrigen Sektstart war ich beim Anblick eines Angebotes für einen Riesling aus der Pfalz. Der wurde dann auch sehr schnell bestellt:

Reichsrat von Buhl, Deidesheim, Riesling Großes Gewächs, 2011, Pechstein für 40 EUR die Flasche. Mein Grinsen muss von Ohr zu Ohr gegangen sein. Ich wusste meine Frau würde erfreut zustimmen, wenn ich den bestelle. Für uns beide ist genau dieser Riesling einer der besten, die wir je selber in Rheine im Keller gehabt haben (er ist leider schon ausgetrunken). Die Flasche kam im Kühler an den Tisch.

Das Öffnen wurde noch ein Vabanquespiel auf Grund eines gebrochenen Korken, aber dann durften wir mal wieder diesen genialen Riesling probieren. So lecker, dass es über den Abend zwei Flaschen wurden. Schade, dass RrvB mit dem neuen Kellermeister in 2014 die Ausrichtung der Weine völlig geändert hat, mir schmecken die Rieslinge seitdem nicht mehr. Schön, dass ich den Wein doch noch mal trinken durfte so unerwartet im kleinen Dorf Ringe. An jenem Abend konnte mir fast nichts mehr den Abend verderben.

Versunken im Weingenuss servierte uns der Service Brot, Butter und einen Kräuterquark.

Nach einiger Wartezeit der erste Gang, ein Amuse Bouche wurde nicht serviert. Pastrami vom Rind mit Rucola, Pfifferlingen, Fetakäse und Speck.

Der servierte Teller war schon mal eine Augenweide. Die Küche legt wert auf eine ansprechende Optik der Speisen. Vom marinierten und geräucherten Pastrami (so kenne ich es als New York oder American Style) erst Mal nichts zu sehen. Krosser Speck, Rucola, Pfifferlinge und Feta erblickte man. Unter diesem Beiwerk dann aber sehr verlockendes Rindfleisch.

ich kenne Pastrami mit einer Pfefferkruste versehen, nachdem es vorher mit Kräutern mariniert und dann geräuchert wurde. Ich glaube nicht, dass dieses Rindfleisch genau so zubereitet wurde, aber so wie es zubereitet wurde, schmeckte es wirklich gut. Der erste Gang konnte überzeugen, guter Start ins Menü.

Gnocchi mit Lauch und Limonen Creme und Schwarzbrot-Crunch, so wurde der zweite Gang angekündigt.

Um es vorweg zu nehmen, dieser sehr schlichte Gang war für mich der Beste des Abends. Sehr gute Kräutergnocchi, in recht große Stücke geteilt, waren in der Pfanne kross angebraten. Dazu ein hervorragender junger Lauch, der völlig schlicht in Butter angeschwenkt mit ein wenig Salz auf dem Teller angerichtet wurde. Das war ein wirklich sehr guter Geschmack. Dazu noch ein wenig Creme aus saurer Sahne und die auch gerösteten kleinen Pumpernickelwürfel gefiel mir dieser Gang außerordentlich, wirklich lecker!

Im Hauptgang gab es Fisch: Seeteufel Filet in Gartenkräutern gebraten, Frühlingszwiebeln, Pfifferlinge, Olivenöl Hollandaise, Polenta.

Tadellos gegart der Seeteufel, mit einem Kräutermantel versehen. Der Fisch war gar, aber noch sehr saftig. Obenauf nochmal die der Saison geschuldeten Pfifferlinge, die ich aber sehr gerne esse, darunter eine geröstete Frühlingszwiebel. Dazu eine angebratene Scheibe Polenta. Zusammen war das sehr schmackhaft. Interessant die Olivenöl Hollandaise, ich weiß nicht ob und wie viel Butter im Spiel war beim hochziehen der Hollandaise, aber das Olivenöl hatte ein deutliches Aroma hinterlassen. Leckere Sauce zu einem leckeren Gericht. Auch hier wieder ein sehr ansprechendes anrichten des Tellers.

STRUKTUREN VON ERDBEEREN UND SCHOKOLADE

Das war mal höchstes Namensmarketing für ein Dessert. Serviert wurde dann die immer gute Kombination aus dunkler Schokolade und reifen Erdbeeren in Form eines Sorbets. Der Crunch kam auf den Teller mit einem krümeligen gebackenen Schokoteig.

Am Essen konnten wir nicht wirklich was kritisieren, am Wein sowieso nicht.

Nicht ganz mit der Leistung der Küche mithalten konnte der Service. Zu dem Sektdesater und dem gebrochenen Korken kamen noch ein paar kleine Aussetzer hinzu, in Form von bereits geöffnet servierter zweiter Flasche vom Pechstein GG, etwas ungeschickter Handhabung der nassen Flaschen ohne ein Tuch, was in einem sehr nassen Tischtuch endete und dem nicht ansagen der Speisen beim servieren der Gänge.

Wir schlossen den Abend mit zwei Espresso, Digestif ging nicht mehr, weil wir ganz schön angeheitert waren nach zwei Flaschen Wein.

Somit komm ich zum Fazit unseres Abends im Restaurant und der Nacht im Hotel Altes Landhaus Buddenberg. Die Küche gefällt mir wirklich, sie ist kreativ und anspruchsvoll. Der Service müsste ein bisschen in die Schulung. Das Hotel ist dem Übernachtungspreis angemessen. Zum essen kehre ich gerne wieder ein, und wenn es nur zum öffnen von weiteren äußerst zurückhaltend bepreisten großen Gewächsen von VDP Weingütern ist.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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