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Erdbeeren im Januar? Das werden Sie im Landgasthof Backers nicht erleben. Als Koch, Gastronom und Mitglied von Slow Food Deutschland e. V. bringt Helmut Backers in seinem Twister Gourmet-Restaurant die kulinarischen Schätze aus der Region auf den Tisch, und zwar dann, wenn sie Saison haben: Spargel und Bärlauch im Frühjahr, sonnengereifte Tomaten und Beeren im Sommer, Pilze und Kürbis im Herbst und Wild aus heimischer Jagd im Winter. Längst vergessene Gemüsesorten wie z. B. Steckrüben verarbeitet er zu einem würzigen Püree. Blaue Kartoffeln reicht er zum saftigen Kotelett vom wieder entdeckten Bunten Bentheimer Schwein.
Das hat sich das Ehepaar Backers in seinem Restaurant in Twist laut Homepage als kulinarischen Imperativ auf die Kochschürze geschrieben und endlich ergab es sich, dass ich dies selber erleben durfte.
Das erste lange Maiwochenende stand an. Und wie häufig hatten meine Frau und ich uns für das längere Wochenende eine Radtour vorgenommen. Wir lieben es, die Tour in die Natur mit Genuss zu verbinden und somit ergibt es sich häufig, dass wir die Radtour mit einer Übernachtung in einem Gasthof verbinden, der unsere kulinarische Aufmerksamkeit erweckt hat. Ich hatte beim Gasthof Backers angefragt, ob wir Zimmer und Tisch am 30. April reservieren können und nach der problemlosen Zusage per Mail war diese Radtour organisiert. Von Rheine nach Twist und zurück ergaben sich zwei schöne, nicht zu lange Etappen, hin über die Grafschaft Bentheim, zurück über den Emsradweg.
Das Gasthaus Backers ist seit langem eine regionale Institution in Sachen ambitionierte Küche. Und entsprechend lange schon vernahm ich immer wieder freudige Berichte über die Qualität der gebotenen Küche. Twist ist von Rheine aus nicht gerade um die Ecke, jetzt endlich sollte es aber doch klappen mit einem Besuch.
Für den Abend hatten wir unsere Ankunft angekündigt und durch kräftigen Rückenwind waren wir sogar etwas früher als angekündigt in Twist. Gelegen im emsländischen Ölförder- und Torfabbaugebiet, also mitten im Moor, ist das schon eine etwas gewöhnungsbedürftige Landschaft mit all ihren nickenden Ölpumpen und endlosen Torfabbauflächen. Mitten im Ort selber gelegen empfing uns das Gasthaus Backers in einem relativ modernen Gebäude.
Wir wurden in Empfang genommen und nachdem die Fahrräder in einer eigenen Garage verstaut waren, zu unserem sehr ansprechend modernisierten Doppelzimmer gebracht. Zustand und Sauberkeit der frisch renovierten Zimmer waren ohne jeden Tadel. Die Nacht in Twist zu verbringen, würden wir nicht bereuen. Nach diesen positiven ersten Eindrücken freute ich mich umso mehr auf den Abend im Restaurant.
Die Gaststube befindet sich im Erdgeschoss unter den Gästezimmern. Das Ambiente ist zurückhaltend.
Die 10 Tische in unterschiedlichen Größen bieten vielleicht 40 Gästen Platz. Wir bekamen einen Tisch am Fenster zum Garten hinaus zugewiesen. Frau Backers hieß uns schon beim Eintreten herzlich Willkommen und fragte, nach dem wir uns am Tisch eingerichtet hatten, nach einem Aperitif. Die Gegenfrage nach einer Empfehlung wurde beantwortet mit Rhabarber Tonic.
Ein mit Tonic aufgegossener Rhabarber Likör war ein schöner Frühlingsstart in den Abend.
Dass die von Ihrem Ehemann verantwortete Küche ihre Philosophie ernst nimmt, zeigte sich beim Öffnen der Karte. Zuerst wurden die Lieferanten der Küche mit größter Ausführlichkeit vorgestellt.
Frische Produkte aus der Region - unsere Lieferanten,
Arche-Hof und Siedlerhof, Emsland Moormuseum: Buntes Bentheimer Schwein, Lämmer von Bentheimer Landschaf, Diepholzer Gänse (in Bio-Qualität), Kartoffeln "Blauer Schwede", Mangold, Pastinaken, Bohnen, Feuerbohnen, Tomaten, Schalotten, Petersilie, Basilikum, Grünkohl - Conditorei Anneken, Meppen: Speziell für den Landgasthof Backers kreierte Trüffelspezialitäten - Fleischerei Friemann, Nordhorn: Wurstwaren in Gläsern, Schinken, Bierbeißer und Lardo vom "Bunten Bentheimer Schwein", Lammschinken und Salami vom Bentheimer Landschaf, Kotelett und krustenbraten vom "BuntenBentheimer" - Fleischerei Arens, Meppen: Fleisch vom "Bunten Bentheimer", Lammschinken, Wurst in Gläsern - Fleischerei Gerken, Bawinkel: Rinderfilet, Roastbeef, Schweinefilet, Rinderbacke, Kalbfleisch, Rehbratwürstchen nach unserem Rezept - Hof Holtkötter, Geeste: Spargel, Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Kartoffeln – Jäger: Wild beziehen wir ausschließlich von heimischen Jägern: Damwild, Reh, Fasan, Hase, Kaninchen, Wachtel, Schnepfe, - Küchengarten am Landgasthof Backers, Twist: Himbeeren, Brombeeren, gelbe Pflaumen, Zwetschgen, Boskop, Holunderblüten, Holunderbeeren, Kräuter, Kapuzinerkresse
Ich war gespannt. Auf dem tadellos eingedeckten Tisch noch ein Tagesangebot:
Die jeweils aktuelle Karte lässt sich auf der HP einsehen und bietet kreative, von regionalen Produkten bestimmte anspruchsvolle Küche. Vieles lies einem das Wasser im Mund zusammen laufen. Aber besonders das angebotene Frühlingsmenü
erregte unsere Aufmerksamkeit. Beim Aperitif war dann relativ schnell Übereinstimmung zwischen meiner Frau und mir hergestellt, es sollte das angebotene Viergangmenü sein. Die angebotene Weinbegleitung orderten wir nicht, stattdessen reichte uns Frau Backer eine durchdacht sortierte Weinkarte.
Vor dem Beginn des Menüs orderten wir aus dieser einen Weiß Burgunder.
Vom Weingut Dengler Seyler aus Maikammer in der Pfalz. Der junge Wein aus 2016 schien uns eine gute Wahl zu den ersten Gängen.
Frau Backers wickelte den Service mit einem jungen Kollegen ab, der uns nach der Bestellung des Menüs mit Brot versorgte.
Dazu ein sehr sahniger Kräuterquark und eine Oliventapenade, leider vergaß der junge Mann vorzustellen, was er servierte. Brot, Quark und Tapenade schmeckten aber gut und somit warteten wir gespannt auf das georderte Menü.
Es begann mit Kräutermoussetörtchen mit gebeizten Waller, Wachtelei und Frühlingssalat
Waller war bisher kein Fisch, den ich kulinarisch sonderlich in Herz geschlossen habe. Ich war also gespannt, wie mir eine gebeizte Variante schmecken würde. Und das Resultat war tatsächlich restlos überzeugend. Nachdem bisher alle heiß zubereiteten Waller-Gerichte nicht meinen Geschmack trafen, schmeckte diese „Waller-Carpaccio“ sehr gut. Angerichtet mit einer Senfbetonten Vinaigrette präsentierte sich der Fisch mit gut wahrnehmbaren Süßwasserfischaroma, das aber nicht zu dominant war. Ich muss mein Urteil über Waller als Speisefisch revidieren, zumindest was die gebeizte Variante betrifft. Dazu eine fast zu große Portion einer Kräutermousse, die sehr viel Bärlauch enthielt. Sehr lecker, sehr mächtig. Ein guter Einstand ins Menü.
„Leipziger Allerlei“ ein Ragout von Spargel, frischen Morcheln, Zuckerschoten. Jungen Möhren und Jacobsmuschel
Gang 2 war ein kunterbunter Frühlingsgruß……..Spargel, Morcheln, Möhren, Zuckerschoten. Eine gute Variation des Themas „Leipziger Allerlei“. Die Jakobsmuscheln waren tadellos angebraten uns sehr zurückhaltend gewürzt. Sehr schmackhafte Fortsetzung.
Der Hauptgang war Lammkarree und Lammkrokette Bohnenmelange, Bärlauch-Kartoffelpüree und Kräuterjus
Vor diesem Gang hatten wir den leckeren Pfälzer Weiß Burgunder so gut wie bezwungen und meine Frau orderte sich ein Glas eines französischen Rotweins aus der Gascogne: „Fleur d’Artagnan“, man liegt richtig, wenn man vermutet, dieser Wein wurde nur des Namens wegen erwählt. Er stellte sich aber als ordentlicher französischer Rotwein heraus. Ich gab der Weiß Burgunder Flasche den Rest und bleib beim Weißwein. Herr Backers hatte zwei Varianten von Lamm mit Bohnen und einem Stampf kombiniert. Ich liebe Bärlauch, und somit war das Püree bei mir in besten Händen, sehr lecker! Die Melange stellte sich als Potpourri verschiedener gekochter Bohnenarten heraus, auch geschmackvoll. Aber die Finger leckten wir uns nach dem Genuss der Krokette und besonders des Karree……..so muss Lamm! Perfekt.
Ein Dessert musste noch sein: Parfait von weißer und dunkler Schokolade mit Rhabarber
Das Parfait hatte fast die Konsistenz einer sehr kalten Mousse, cremig und schlotzig. Ich persönlich machte die dunkle Ausführung zum Favoriten, weil recht herb und nicht sehr süß ab geschmeckt. Aber das sind sehr persönliche Präferenzen. Sehr passend das Rhabarberkompott. Ein gutes und nicht zu süßes Dessert. Zum Dessert wurde noch eine zweite Flasche Wein bestellt. Frau Backers hat eine erfreulich große Auswahl an restsüßen Ausleseweinen in der Karte. Und ich konnte bei einer im Barrique ausgebauten Beerenauslese nicht wiederstehen.
Wozu waren wir im Herbst 2016 an der Nahe entlang gewandert? Damit wir bei zukünftigen Restaurantbesuchen wissen, welche Weine man ohne große Bedenken bestellen kann. Dazu gehören natürlich alle Produkte des Weingutes Korrell Johanneshof in Bad Kreuznach. Und ganz besonders dieser Wein macht ein Dessert noch besser. Und der Rest der Flasche war ein schöner Abschluss nach einem viel Freude bereitenden Menü!
Nach einer sehr ruhigen und angenehmen Nacht noch eine weitere schöne Überraschung beim Frühstück am nächsten Morgen. Kein Buffet! Ach was ist das schön, sich an einen mit Liebe eingedeckten Frühstückstisch zu setzen, und Zutaten zu genießen, die mit derselben Liebe zubereitet sind, wie das Menü am vorherigen Abend. Besonders ein Coppa (di Parma), gemacht aus dem Bunten Bentheimer Schwein blieb in Erinnerung.
In bester Erinnerung bleibt auch der tadellose und mit viel Freude versehene Service von Frau Backers. Wir waren unbekannte neue Kunden und fühlten uns von der ersten Minute an Willkommen und umsorgt. Man fühlt regelrecht mit wieviel Herzblut das Ehepaar Backers seinen Gasthof „am Ende der Welt“ führt! Wir kommen ganz sicher wieder, per Rad oder mit dem Auto und freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen!
Keine Sterneküche, aber eine Küche mit Leidenschaft für gute Produkte und mit viel Liebe geführt! Und damit für mich fast ebenso gut wie besternte Restaurants!