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Mein erster Besuch in einem der ältesten und beliebtesten Weinstuben unserer Landeshauptstadt Mainz. Sind wir doch eher zufällig auf dem Rückweg vom Weinfest am Rhein hier eingekehrt. Wir hatten zuerst ein anderes Ziel vor Augen. Aber warum nicht unser Glück versuchen? Haben schon so oft dort keinen Platz bekommen.
Das Weinhaus liegt an der Rheinstraße in der Nähe der Rheingoldhalle und nur einen Katzensprung vom Rhein entfernt. Ein wunderschöner alter Bau, eng aber doch gemütlich. Dunkle alte Sitzmöbel und Tische, dezentes Licht , kleine Fenster. Gerade unten spürt man die stehengebliebene Zeit. Das Publikum trägt hier auch einiges bei, sind die Gäste doch im Schnitt jenseits der 50. Der Geräuschpegel daher auch recht hoch, da hier in weinseliger Runde eng aufeinander gesessen wird und beinahe Jeder Jeden kennt und auch mal über mehrere Tische hinweg gebabbelt wird.
Aber das passt und gehört auch in so eine Weinstube. Wer das nicht abkann bleibt halt draussen.
(4* fürs Ambiente)
Wie gesagt, spontaner Besuch, betraten wir den, zumindest unten, vollen Gastraum. Die Bedienung konnte uns nicht gleich begrüßen, war sie mit den Gästen am ersten Tisch beschäftigt. Sie sah uns aber wohl an, dass wir unschlüssig waren ob rein oder raus, und bot uns gleich das Obergeschoß an, da wäre noch Platz. Also nix wie hoch, vorbei an der Chefin, welche unten an der Theke steht, hoch die schmale Wendeltreppe, die bei zehn, elf Schoppen bestimmt zum Problem wird. Eine weitere Treppe dieser Art geht auch in den Keller, in dem sich die ordentlichen Toiletten befinden. Ebenso kann man auch bei schönem Wetter an ein paar Tischen hinter dem Haus sitzen.
Oben angekommen kam uns die nächste Servicekraft verdutzt entgegen, ob wir reserviert hätten. Wir verneinten, sie bot uns aber einen reservierten Tisch an, mit der Auflage um 21:30 Uhr den Tisch zu verlassen. Es war 18:15… Wird knapp, aber wir riskierten es.
Die alten Stühle sind mithilfe von Sitzkissen einigermaßen bequem. Die Karte kam flott. Eine Tageskarte zuerst (siehe Foto) dann kommen die Weine. Komischerweise war mir kein Winzer ein Begriff (Weingüter aus Vendersheim, Gau-Weinheim, Alzey und ein paar Rheingauer und Pfälzer Weine). Da bekam ich schon Angst.
Schließlich entschied ich mich für einen Spätburgunder aus dem Rheingau (Weingut Villa Gutenberg – Oestrich-Winkel). Lustig, dachte ich mir. Ein Weingut das heißt wie der berühmteste Sohn der Stadt, und unten saß gerade Hans-Peter Betz, jahrelang Sitzungspräsident der Mainzer TV-Fastnacht und als „Guddi Gutenberg“ in de Bütt…
Geschmeckt hat der Wein auch. (0,2 zu 4,40€) Meine Freundin freute sich über eine gelungene Maibowle (4,50€ der Becher). Dazu ein Selters für 5,20€ die Flasche mit einem Glas. Das zweite mussten wir nachbestellen.
Neben der Tageskarte enthält die Standardkarte typische Gerichte wie ich sie hier erwartet hätte. Handkäs-Variationen, diverse Salate, Meenzer Fläschworscht, und „Pfälzer“ Wurstspezialitäten. Dazu Schwenk- und Rumpsteak. Vegetarier können sich auf gebackenen „französischen“ Schafskäse mit allerlei mediterranen freuen.
Wir wählten von der Tageskarte:
Frischen Stangespargel aus Framersheim mit Kartoffeln, Sauce Hollandaise und kleinem Schnitzel (16,90 + 7,00€).
Der Spargel war gut gekocht, hatte noch biss und schmeckte ausgezeichnet. Leider war die Hollandaise nicht hausgemacht, vielleicht mit Saft aus der Plastikzitrone „verfeinert“. Die Kartoffeln frisch gekocht. Das kleine Schnitzel (ca. 100 gr.) war geschmacklich und auch von der Würze gut, eine knusprige Panade, aber schlecht entfettet. Auf Grund der nicht selbst gemachten Hollandaise, und dem fettigen Schnitzel gerade noch 3*. Vom PLV her gesehen auch nicht besser. Ein kleines (100gr) Schnitzel für sieben Euro ist happig. Gut, für Spargel muss man was hinlegen, aber dazu Sauce aus dem Tetrapak kann ich nicht gutheißen. Für knapp 17 Euro dann doch zwei zu viel.
Rumpsteak mit „Zwiwwele“ (Zwiebeln für die Norddeutschen ;-)) dazu Bauernbrot. (17,90€)
Das „Bauernbrot“ war leider trocken und mit Sicherheit nicht vom Bauern, dafür das (200gr) Steak saftig und perfekt gebraten, für solche die es medium-rare mögen. Kein grauer Rand und im Kern mehr als rosé. Leider wurde ich nicht gefragt wie ich es gerne hätte, ist mir medium doch lieber. Aber es hat trotzdem gut geschmeckt. Schön kross angebraten und gut gewürzt. Die Soße war wohl mit (Instant-)Brühe abgelöschter Bratensatz. Für das trockene Brot zu tunken hat es gereicht. Die Zwiebeln dafür schön geschmort und okay. Für das Steak gebe ich 3,5*, mit Tendenz nach unten.
Der Beilagensalat (4,90€), den ich extra orderte war einer der besseren Sorte, mit verschiedenen Blattsalaten (Eichblatt, Lollo Bionda, Kopfsalat, Rucola, Chicorée, Radicchio) garniert mit Kresse, roter Beete, Gurkenscheiben und Tomatenachtel. Dazu ein Dressing, bei dem ich behaupte, dass es selbstgemacht wurde, einfach Essig, Öl und Senf. Der Salat hat mich Überzeugt (4*). Aber auch hier muss man das PLV hinterfragen. Das Fleisch von guter Qualität, aber mit altem Brot, der Soße die keine war und ein paar geschmorten Zwiebel sind 17,90€ zwei zu viel verlangt.
Wenn man dagegen das Essen der Tischnachbarn gesehen hat (Handkäs mit Musik, ordentliche Portion, Pfälzer Leberwurst (locker 300gr, ein ehemaliger Kollege nannte solche Portionen „Kinnerärmsche“) mit Quellmännern, oder die riesigen Salate, dann muss ich sagen, stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis dann doch wieder.
Fazit:
Eine gemütliche Weinstube mit anständigem Essen, wenn man darauf achtet was man nimmt. Der Service könnte etwas fixer sein, auch wenn es meist rappelvoll ist. Dafür ist aber sehr sauber. Ein wenig mehr Mut dem Gast gegenüber, dann gibt es auch mehr als 3*.
Vielleicht sollte man mal die Weinkarte überdenken. Vielleicht kommen dann auch mal mehr jüngere Gäste (sofern das gewünscht ist?). Im Großen und Ganzen dennoch zu empfehlen.