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Wir wurden freundlich begrüßt, die Jacken wurden uns abgenommen, und dann wurden wir zum Tisch geleitet. Was mir hier besonders gut gefällt, ist der großzügige Abstand zwischen den Tischen. Weiße Tischdecken, blitzblankes Silberbesteck, ein apartes Blumengesteck und eine brennende Kerze. Der Gastraum verströmt mit seinem Marmorboden, der dunklen halbhohen Wandvertäfelung und dem gedimmten Licht eine lässige und doch edle Atmosphäre.
Für den Service ist einer der beiden Chefs, Sergio Antiaco, und zwei Mitarbeiter zuständig. Hr. Antiaco hat das seltene Talent einem das Gefühl zu vermitteln, daß man sich schon ewig kennt, obwohl man das erste Mal da ist. Immer einen lässigen Spruch auf den Lippen, der uns zum Lächeln brachte. Und auch der Kellner, der sich vorrangig um uns kümmerte, bestach durch seine ungezwungene Art, wobei er fachlich absolut perfekt agierte.
Uns wurden die Speisekarten gereicht und nach einem Getränkewunsch gefragt. Nachdem wir noch nicht wußten, was wir essen, bestellten wir zuerst ein Mineralwasser ( S.P. 1 l. € 8.20)
Außer einem äußerst interessanten 4-Gang- Menü für € 52,-- bietet die Karte eine kleine, feine Auswahl an Köstlichkeiten, die die Wahl nicht leicht macht. Schlußendlich entschieden wir uns für:
2 x gebratene Jakobsmuschel auf Rote-Bete-Creme mit Vanillearoma und Kartoffel-Majoran- Cannelloncini (€ 15,80)
1 x Rinderkraftbrühe mit Mozzarella-Basilikum-Raviolini (€ 11,50) für Schatzl
2 x Gebratenes Seeteufelfilet auf Kartoffel-Spargel-Roulade mit Dijonsenfsauce (€ 26,50)
In der Weinkarte blieb ich bereits auf der ersten Seite hängen. Stand da doch ein Friancacorta Rosé Mirabella (€ 61,--). In meinen Augen ein würdiger Begleiter für unser Menü.
Zusammen mit dem Mineralwasser erhielten wir ein Körbchen mit luftigem Focaccia und dunklem Olivenbrot sowie je ein Schälchen Frischkäseschaum.
Der Kellner kam mit dem Spumante, einem Weinkühler mit viel Eis sowie zwei Gläsern. Sorgfältig füllte er etwas Eis in die Gläser und ließ es so lange darin kreisen, bis die Gläser richtig abgekühlt waren. So was lob ich mir! Ein Schluck zum Verkosten, nach einem beifälligen Nicken von Schatzl schenkte er beide Gläser zu einem Drittel voll und meinte, daß er absichtlich wenig einschenkt, um die Frische zu erhalten und dafür lieber öfters kommt (was er auch stets zum richtigen Zeitpunkt tat).
Als Gruß aus der Küche wurde uns eine Terrine von Gemüse und Fisch auf Kartoffelpüree serviert. Lauwarm und den Gaumen schmeichelnd, war das der richtige Einstand.
Die Vorspeise kaum zu toppen! Die cremige Rote Bete fruchtig und unverfälscht, herrlich dazu die Jacobsmuscheln. Das Highlight schlechthin die Cannelloncini, die sich als knusprig frittierte Wan Tan Rollen entpuppten, köstlichst dazu die Kartoffelfüllung mit dem dezenten Majorangeschmack. Da esse ich gerne betont langsam, um jeden Bissen auszukosten.
Bei der Suppe durfte ich einen Löffel probieren und fand sowohl die Brühe erstklassig als auch die Füllung der Ravioli. Der Teig hauchdünn, sodaß er sich gut mit dem Löffel teilen ließ.
Ein Päuschen? Ja gerne. Zeit zum Durchschnaufen.
Der Seeteufel war auf den Punkt gebraten und schmeckte himmlisch mit der Sauce, die einen Hauch Senf durchschimmern ließ, den Fisch aber nicht dominierte. Und natürlich war dann auch der Spargel genau so gegart, daß er noch einen leichten Biß hatte. Die Kartoffelroulade rundete das Ganze würdig ab. Doch halt – da war doch noch was. Quer über den Fisch drapiert lagen grüne Schnittlauch ähnliche Stangen: Barba di Frate, zu deutsch Mönchsbart aus der Toskana. Welch unerwartetes, seltenes Geschmackserlebnis. Chapeau!
Der Höhepunkt eines gelungenen Abends stellt für mich stets das Dessert dar. Und obwohl hier „nur“ vier zur Auswahl standen, konnte ich mich nicht entscheiden. Das Schokoladentörtchen mit Mascarponeherz auf Rhabarbersalat mit Tageszuccoto klang genauso verführerisch wie Ricotta-Vanille-Cannolo auf frischen Erdbeeren mit Zitronenschaum und Erdbeersorbet. Ich war kurz davor, eine Münze zu werfen :-) schloß mich aber dann der Einfachheit halber meinem Schatzl an und bestellte letzteres (€ 9.50).
Was ich dann bekam, läßt mich selbst jetzt beim Schreiben noch ins Schwärmen geraten, und mir gehen allmählich die Superlativen aus. Nur soviel, es war ein Geschmacksnervenfeuerwerk par excellence! Allein in die Ricottacreme hätte ich mich reinlegen und nie mehr rauskommen mögen. Ich hätte gerne ein Foto dazu hochgeladen, habe es aber leider aus Versehen gelöscht :-(
Und nun bitte noch einen Espresso und einmal als macchiato (€ 3.30). Zusammen mit einer Etagère hausgemachten Cantuccini kamen zwei Espressi, so heiß, daß einem fast die Lippe an der Tasse festklebt :-))
Zur Rechnung gab es noch einen Grappa allererster Güte aufs Haus.
Zu den Toiletten führt eine lange, steile Treppe ins Untergeschoß.
Fazit: Am liebsten gleich morgen wieder!! Hier paßte einfach alles. Und der Preis? Hundervierundneunzig sind ja kein Pappenstiel, aber für das Gebotene fand ich ihn gerechtfertigt, und was ist schon billig in München, wenn man Qualität sucht?
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Cosimo Ruggiero verzettelt sich nicht in seiner Küche, sondern bietet schnörkellose Kochkunst mit erstklassigen Produkten. Freunde der italienischen Küche fernab von Pizza & Co. kommen hier auf alle Fälle voll auf ihre Kosten.
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