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Doch man muss kein Kunstfreund sein und kein Museumsticket erwerben, um ins PS3 zu gelangen. Allerdings sind Architektur und Formensprache des ganzen Areals so minimalistisch, dass es gewisse Spitzfindigkeiten braucht, um a) den Parkplatz und b) den Eingang zum Café zu finden. An einem trüben Tag wie heute setzt sich der Rohbeton des Gebäudes kaum vom Himmel ab. Auch das Ambiente wirkt ein bisschen wie eine Fortsetzung der Trompe-l’œil-Bilder des Künstlers Ben Willikens, der gerade ausgestellt wird.
Jetzt aber genug geschwafelt! Als ich am frühen Nachmittag das Café über die Aussentreppe betrete (eher nicht behindertengerecht, aber ich schätze, über die Innenräume schafft man es via Lift ganz barrierefrei hier her), ist der gesamte Raum erst mal menschenleer. Es dominieren feine Schattierungen von Weiss und ein wackliges, transparentes Sitzmobiliar, das vermutlich nur Gäste unter 100 Kilogramm zu tragen vermag. Das ist ja schon mal die passende Ansage. Auf und hinter der Theke sind die Accessoires so akkurat angerichtet, als ob sie eher Dekorationselemente wären und nicht zur Benutzung dienen würden. Auf meine Hallo-Rufe erscheint die Servicekraft (jung, cool, geübt) aus dem Backoffice. Um meine Recherchekosten gering zu halten (und weil ich gerade eh schon zu Mittag gegessen habe) wähle ich einen schlichten Americano (3,00 Euro). Der wird mir in einer hübschen meergrünen Keramiktasse serviert, die irgendwie handgetöpfert ausschaut, aber dann doch nur aus der Allerweltsproduktion von Leonardo stammt. Hat trotzdem Stil. Der Kaffee ist aromatisch und kräftig, dazu kann man aus dreierlei Milch- und diversen Zuckerversionen wählen – alles ganz fein präsentiert. Zur Abwechslung wähle ich mal die Mandelmilch (kostet sonst doch extra Aufpreis), die gar nicht mal so schlecht schmeckt. Nur das Sitzen auf den filigranen Designerstühlen ist nicht so der Hit, aber vielleicht habe ich auch schon das zulässige Maximalgewicht überschritten?
Nach dem Genuss darf man das Geschirr selbst wieder in den Abräumwagen verstauen. Nebenbei staune ich noch über die in der Vitrine präsentierten Angebote: eine Breakfast Bowl mit Ei, Avocado und Beacon (9,50 Euro), eine Aloha Bowl mit Lachs, Gurke und asiatischen Zutaten (14,50 Euro), eine Chicken Bowl. Ob es sich dabei um die Originalspeisen handelt oder nur um eine farbenfrohe gefakte Nachbildung wie in Japan, weiss ich nicht. Sowieso zweifelt man hier ein bisschen an der Realität und fühlt sich zuweilen wie in einem virtuellen Paralleluniversum.
Doch eine halbe Etage tiefer kann man sich noch mal entspannen. Das Interieur erinnert an den Showroom eines Möbelherstellers mit gediegenem Angebot, die ausliegenden Kataloge und Zeitschriftenhefte an die Kunst- und Architekturfakultät einer nahen Universität. Hier kann man noch ein bisschen herumloungen und durch die grosszügigen Glasfronten den Verkehr zum Goldberg verfolgen und möglicherweise auch das eben eingenommene Essen verdauen. Gleich nebenan befinden sich die Toiletten: blitzeblank, aseptisch rein, wie noch niemals benutzt. Überhaupt wirkt das ganze Ensemble etwas zu herausgeputzt und puristisch, um echt zu sein. Wer also eine kleine Auszeit oder heimliche Ruhezone sucht, wer vor der allgegenwärtigen Beschallung und Reizüberflutung flieht, wer einfach nur mal eine Kleinigkeit essen oder trinken möchte, ohne gross abgelenkt zu werden – hier, in diesem Café ist es möglich. Wofür PS3 eigentlich steht, ist noch zu eruieren. Ein erfolgreiches Kühlschrankmodell aus dem Hause Bitzer? Dem dritten Sohn von Peter Schaufler gewidmet? Beim nächsten Besuch werde ich es erfragen.