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GastroGuide-User: simba47533
simba47533 hat Hämmerle's Restaurant in 66440 Blieskastel bewertet.
vor 8 Jahren
"Wir haben uns im "Hämmerle´s" sehr wohlgefühlt und werden sicherlich wiederkommen"
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Geschrieben am 22.03.2017 | Aktualisiert am 25.03.2017
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Besucht am 21.03.2017 Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 116 EUR
Anlässlich meines Geburtstages entführte meine Frau mich zum Mittagessen ins Industriegebiet von Blieskastel-Webenheim. Dort schwingt im "Hämmerle´s" der Sternekoch Cliff Hämmerle den Kochlöffel. Nach Lehr- und Wanderjahren in Deutschland und der Schweiz kehrte er 1993 in den elterlichen Betrieb zurück, den er seit 1995 zusammen  mit seiner Frau Stéphanie, einer ausgebildeten Sommelière, leitet. Es gibt zwei Restaurants unter dem "Hämmerle´s"-Dach, nämlich das seit 2012 sternegekrönte und nur abends geöffnete "Barrique" und das "Landgenuss", das seit 2003 einen BiB Gourmand hat. Neben den  weit über die Landesgrenzen bekannten beiden jeweils mit drei Michelin-Sternen höchstdekorierten saarländischen Kollegen Klaus Erfort und Christian Bau ist Cliff Hämmerle zumindest im Saarland so bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Zum einen weil er mit seiner Sterne-Küche für eine sehr gute und weitgehend schnörkellose Küche mit vorwiegend regionalen Zutaten steht; das verwendete Meeresgetier kommt allerdings vorwiegend aus Frankreich und auch die Weine und Spirituosen, für die Frau Hämmerle verantwortlich zeichnet, sind ausser den Kreszenzen von Petgen-Dahm "von auswärts". Und zum anderen weil er seit Februar 2016 im saarländischen Fernsehen SR eine Kochsendung namens "Mit Herz am Herd", in der er zusammen mit  mit drei oder vier Hobbyköchen bzw. -köchinnen regelmässig regionale Gerichte zubereitet (zuletzt am 18.03. "Geheirade mit Feld- und Löwenzahnsalat"), hat. Auch hat er  etliche Marathons (u.a. New York und Berlin) erfolgreich absolviert und  hatte das Catering für einige Marathons im Saarland übernommen. Allerhand Lesens- und Sehenswerte zu "Hämmerle´s" gibt die Homepage unter www.haemmerles-restaurant.com her. Interessant sind allem die darin aufgeführten Speisekarten für "Barrique" und "Landgenuss"; alles sehr übersichtlich und die Preise (z.B. das fünfgängige Barrique-Menu" für EUR 88,00 zuzüglich Weinbegleitung sofern gewünscht, bzw. das ebenfalls fünfgängige Menu "Cliff Vegetarisch" für EUR 62,00) sind für ein Sternerestaurant durchaus moderat, eigentlich schon Schnäppchen. Das dreigängige "Wintermenu" im "Landgenuss" kostet EUR 47,00, mit Weinbegleitung EUR 57,00; die Preise für das "Businessmenu" und das "Bliesgaumenu" sind mir nicht mehr erinnerlich, tauchen allerdings auch nicht auf der HP auf.

Ambiente: Das Haus macht von aussen einen eher unauffälligen Eindruck; ausser dem Schriftzug "Hämmerle´s" und dem Speisekartenaushang für "Barrique" und "Landgenuss" weist nichts darauf hin, dass hier ein Sternekoch zuhause ist. Derzeit ist das Gebäude voll eingerüstet, vielleicht soll es einen etwas weniger tristen Anstrich erhalten. Einen kleinen Biergarten neben dem Haus gibt es; da die für einen Biergarten typischen hohen Bäume fehlen, für mich nicht sehr einladend. Weitaus besser sieht es drinnen aus: viel Weiss, durchbrochen von farbenfrohen Exponaten der Saarbrücker Künstlerin Ruth Lavall, die käuflich zu erwerben sind (eine Liste mit Aufführung der Titel, der Maltechnik und der Preise liegt beim Service vor). Frau Lavall hat auch die Front der Speisekarten (siehe Foto) gestaltet. Auf dem Flur vor dem Durchgang zu den Nassräumen sind zwei Wände "vollgekleistert" mit gerahmten Auszeichnungen, die Cliff Hämmerle bisher erhalten hat; da hat der Gast wirklich viel zu lesen bis er "durch" ist.Die Tische, sehr solide Vollholztische, zeigen ihre schönen, nur durch schlichte schmale Tischläufer  "teilverhüllten" Tischplatten. Der Gast sitzt auf kleinen gemütlichen Sesselchen; ich, gerade in Sachen Sitzmöbel mit einem empfindlichen Gesäß geplagt, hatte auch nach fast dreistündigem Verweilen in einem dieser Sessel keinerlei Sitzbeschwerden.  Hier gefällt es uns wirklich gut; vier Sterne.

Sauberkeit: Picobello, auch die modernen Nassräume. Vier Sterne.

Service: Gut geschult und dabei nicht wie man es erwarten würde (und manchmal auch antrifft)  "sternemässig-hochnäsig-belehrend" sondern eher "saarländisch lässig" mit entsprechendem Zungenschlag. Kompetent, freundlich, flott und mit viel Übersicht; so wünscht der Gast sich das. Wir wurden betreut und umsorgt von einem jungen Mann und einer Dame eher unseren Alters. Für den wirklich guten und unaufdringlichen Service vergebe ich gerne viereinhalb Sterne.

Essen und Trinken:  Im "Landgenuss" herrscht kein Menuzwang. Zwar werden mehrere durchaus ansprechende Menus bzw. Tagesmenus angeboten, wir wollten allerdings à la carte essen und hatten uns bereits vorab im Internet anhand der "Landgenuss"-Karte schlau gemacht bzw. sogar schon eine persönliche Vorauswahl getroffen. Die Karte ist mit acht Vorspeisen, neun Hauptgerichten und drei Desserts recht klein gehalten; dennoch dürfte darin für wirklich jeden Gast etwas zu finden sein. Separat aufgeführt mit Namen und Produktbezeichnung sind sämtliche regionalen Bezugsquellen. Auch wird der Gast gebeten, dem Service vor der Bestellung eventuelle Allergien bzw. Unverträglichkeiten mitzuteilen. Das findet man nicht überall.

Getrunken hat meine Frau Gräfin Mariannen Quelle (0,25l EUR 2,70), eine Chardonnais Weißburgunder von Mussler (0,1l EUR 5,00) und Espresso (EUR 2,90). Ich entschied mich für Karlsberg Urpils (0,3l EUR 3,00) , Auxerrois von meinem "Lieblingswinzer" Armand Gilg, Mittelbergheim (0,25l EUR 8,50) und als Digestif, ebenfalls von Armand Gilg, Marc de Gewürztraminer (EUR 4,50). Die angenehmen Getränkepreise haben uns wirklich überrascht.

Als Vorspeise wählten wir beide "Fruits de Mer vom Pariser Großmarkt  -  kalt & warm" (EUR 19,00); als Hauptgericht hatte meine Frau "Kalbsbäckchen, 5 Stunden niedergegart, mit Perigord-Trüffel, Rotweinjus, Spitzkohl, Feigen und Pommes Gratin" (EUR 19,00) und als Nachtisch "Das Beste unserer Patisserie" (EUR 10,00). Ich beliess es beim Hauptgericht "Cordon Bleu vom Landhuhn mit Böckweiler Münster, Landschinken und selbstgemachten Pommes Frites" für EUR 19,00.

Als Amuse Bouche kamen Mini-Flammkuchen und Gläschen mit einem Apfel-Ingwerschaum; wären die Gläschen höher gewesen, hätte man meinen können, es gäbe Kölsch aufs Haus. Geschmacklich, obwohl ich nicht so unbedingt der Ingwer-Fan bin, war der Apfel-Ingwerschaum eine durchaus interessante  Erfahrung für mich und hat sehr gut gschmeckt.

Die Fruits de Mer waren für mich ein absoluter Gaumenschmaus; in der Rückschau hätte ich ihn unter Verzicht auf das sehr wohlschmeckende Cordon Bleu gerne dreimal hintereinander gegessen. Austern fin de Claire, Muscheln, Crevettes Rosées, frittierte Scampi, Coquilles St.Jaques sowie Fischsuppe mit Schwertmuschel und Pulpo. Meiner Frau gefiel besonders die Auster und der frittierte Scampo; meine Favoriten waren die Fischsuppe mit der Schwertmuschel und den hauchzarten Pulpoärmchen sowie ebenfalls der frittierte große und sehr fleischige Scampo. Zitat aus dem Guide O. 2017/18: "Ein exquisites Quintett (das bei uns ein Sextett war) lässt subtil den Gaumen frohlocken.". In der Tat, frohlockt haben sie, unsere Gaumen, und das kräftig.

Zwischen der Vorspeise und den Hauptgerichten servierte man uns als zweiten Küchengruß ein Blutorangen-Sorbet. Die Blutorange kam bei dem Sorbet sehr intensiv durch, das Pfefferminzblättchen dagegen hatte wohl eher Dekocharakter. Nach Pfefferminze geschmeckt hat es kaum; Jammern auf sehr hohem Niveau.

Und nochmal Jammern auf sehr hohem Niveau: nach Ansicht meiner Frau hatte mein Cordon Bleu das Quentchen Salz zuwenig das ihre Kalbsbäckchen zuviel hatten. Ansonsten war sie aber mit ihrem Hauptgericht äusserst zufrieden, zumal sie Kalbsbäckchen im Gegensatz zu mir sehr schätzt und wirklich gerne bestellt. Mir gefiel mein Cordon Bleu ausserordentlich gut; dem Huhn schmeckte man an, dass es wirklich vom Land und nicht aus einer Qualzucht oder Legebatterie kam. Äusserst saftig und in Kombination mit dem Landschinken und dem erstaunlicherweise recht milden Böckweiler Münster eine sehr schöne Création. Nicht zu vergessen die Beilage; so gute Pommes Frites habe ich lange nicht mehr gegessen.

Mit ihrer Dessertauswahl Crême Brulée, Schokoküchlein, Sorbet, Moelleux und Früchten war meine Frau nicht hundertprozentig zufrieden. Zwei Komponenten lies sie nach kurzem Probieren liegen, bei einem  Mitbewerber hatte sie ihrer Überzeugung nach eine stimmigere Dessertauswahl bekommen. Ich verkostete davon lediglich einen Kaffeelöffel mit braunem Granulat darauf; gefasst war ich auf eine Art von Prickelbrauseeffekt. Der trat nicht ein und ich konnte auch nicht erschmecken worum genau es sich bei diesem sehr schokoladig-zuckerigem Crunchyzeug gehandelt hat. Hätte ich bei der Vorstellung der Einzelkomponenten durch den Service besser aufgepasst oder mir wie manch ein GG-Kollege Notizen gemacht, wüsste ich es; eine entsprechende Nachfrage beim Service oder beim Meister Hämmerle persönlich, der sich als die Essen durch waren bei seinem Rundgang natürlich auch an unserem Tisch einfand, hielt ich für nicht erforderlich. Seine Küchenleistung haben wir natürlich ihm gegenüber gelobt und die minimalen "Unzulänglichkeiten" nicht für erwähnenswert gehalten. Zitat aus dem "Guide O.": "Bei dem genialen Preis-/Leistungsverhältnis wundert es nicht, dass eine Reservierung unumgänglich ist. Fast schon bedauern wir, dass das "Landgenuss" schon lange kein Geheimtipp mehr ist.".

Fazit: Allein schon ein erneuter Besuch im "Landgenuss" ist lohnend; wir kommen sicherlich wieder und schliessen auch einen Besuch in der "Sterne-Abteilung" sprich im "Barrique" nicht aus.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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