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Schon fast entkräftet und entmutigt sichten wir dann doch noch das Viet Quan in der Fussgängerzone, ein kleines, feines vietnamesisch-thailändisches Lokal mit vielleicht einem halben Dutzend Tischen – jedoch einem beachtlichen kulinarischen Angebot. Bei unserer Ankunft ist lediglich ein weiterer Tisch von einem Paar belegt, was sich jedoch im Laufe unseres Aufenthaltes komplett ändert. Die beiden Asiaten backstage in der Küche werden nur bei einer kurzen Verschnaufpause gesehen, während im Service zwei junge, offensichtlich nicht sehr erfahrene Mitarbeiter agieren, denen die zaghafte Unsicherheit noch anzumerken ist. Trotzdem wird rasch und ohne Wartezeiten bedient. Die Karte weist verschiedene Reis- und Nudelgerichte aus, die jeweils in unterschiedlichen Variationen mit beliebigen Beigaben (Hühnchen/ Ente / Tofu / Gemüse) kombiniert werden können. Bei all den ausgewiesenen Zutaten – Ingwer und Koriander, Chili und Knoblauch, Kokosmilch und Austernsoße, Zitronengras und Sojasprossen – läuft uns schon bei der Auswahl das Wasser im Munde zusammen. Schliesslich entscheiden wir uns für Bun Nem (Reisnudeln mit Frühlingsrollen in hausgemachter "Nuoc mam" Soße, Salat, Sojasprossen und abgeschmeckt mit Koriander und Erdnüssen) und Erdnuss-Curry mit Tofu, Kokos-Soße und Gemüse. Da das Lokal offenbar auch einen Lieferservice und Take-Away anbietet, muss die Zubereitung naturgemäss schnell gehen. Tatsächlich steht das Essen in weniger als einer Viertelstunde auf unserem Tisch. Schon nach den ersten Bissen sind wir begeistert. Das Bun Nem (8,50 Euro) entpuppt sich zwar als eine Art von kaltem Salat (was nicht zu erahnen war), die in Scheiben geschnittenen Frühlingsrollen sind jedoch herrlich kross und das Aroma des Korianders ist überwältigend. Das Kokos-Erdnuss-Curry (für wirklich unglaubliche 6,50 Euro) überzeugt mit einer grandios sämigen Sauce und auf den Punkt gegartem, noch knackigem Gemüse (Zwiebeln, rote Paprika, Blumenkohl, Broccoli). So massiv sättigend, dass gar nicht die ganze Portion zu schaffen ist und letztendlich noch etwas Reis zurückgeht. Dazu trinken wir ein uns zuvor noch unbekanntes alkoholfreies Hieronymus Pils von der Schlossbrauerei Stöckle in Schmieheim (3,50 Euro), das uns so gut mundet, dass wir es am kommenden Tag andernorts gleich wiederbestellen. Ausserdem ein Rotweinschorle (3,00 Euro) unbekannter Provenienz, das so dunkel und vollmundig daherkommt, dass fast zu vermuten ist, man hätte beim Ausschank das Mineralwasser vergessen.
Während unserer Anwesenheit füllt sich das Lokal sehr schnell bis zum letzten Tisch – offenbar zu einem gewissen Teil mit hauptsächlich jüngeren Stammgästen, die „wie immer“ bestellen. Kein Wunder bei den sensationell günstigen Preisen. Ob das vor dem Lokal bibbernde Paar auf seine Mitnahmespeisen wartet oder auf einen freien Tisch, ist nicht ganz sicher. So nutze ich die Zeit noch für einen Toilettengang. Schmal und eng ist es in den hinteren Gemächern, aber sehr sauber und alles in Schuss. Auch der Gastraum ist sehr proper gehalten, mit einfachem Mobiliar und asiatischen Landschaftsansichten an den Wänden, die uns merkwürdig bekannt vorkommen (zuletzt gesehen bei Ikea?). Serviert wird sehr adrett und akkurat auf modernem Geschirr mit geschwungenen Ecken. Fast hätte ich bei der Bezahlung meine Kreditkarte gezückt, doch ein Hinweis an der Theke bittet um Cash. Kein Thema: für kaum über 20 Euro haben wir sehr schmackhaft und sättigend zu Abend gegessen. Würde ich in der Nähe wohnen, käme ich sicherlich öfter vorbei. Vor dem Lokal befinden sich einige Parkplätze, die abends kostenfrei sind. Auch ein Kleinbus der örtlichen Verkehrsbetriebe fuhr vorbei und hält sicherlich in der Nähe.