Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Im Mai durften wir dann zurück in die Restaurants, mit viel Freude konnte ich feststellen, dass nicht allzu viele Corona-Opfer unter meinen liebsten Restaurants waren. Somit hatte man in einem sich recht normal anfühlenden Sommer wunderschöne kulinarische Erlebnisse auf Sylt, in Haltern, in Hannover und Münster. Abende im Kreise guter Freunde, die mit viel Genuss gefüllt waren. Und als man anfing, dass Virus zu verdrängen und sich wieder in einem "normalen" Leben einzufinden, brachte sich dass kleine Mistvieh mit Macht wieder zurück in unser Leben. Mit dem November versank unser Leben wieder im Stillstand. Ein letztes Wiedersehen mit einem guten Freund aus Bremen und seinem süßen Fan vereitelte das Virus ebenso wie meine Geburtstagsfeier im Freundeskreis. Es war dann schon klar, dieses Weihnachtstage würden werden wie keine vorhergehenden!
Genervt von wiederkehrenden Lockdown verbrachten meine Frau und ich die Tage größtenteils zu zweit, es wurde wieder viel gekocht, die Waage geflissentlich ignoriert und so gut es ging, genossen, was man gekocht hatte. Aber mit jedem stillen Abend stieg sie doch, die Sehnsucht nach einem genussvollen Restaurantbesuch. Normalerweise ist der am zweiten Weihnachtstag gesetzt, dann lade ich meine Frau ein zu einem genussvollen Abend. Ging ja leider alles nicht. Aber in Münster und Osnabrück sind im letzten Jahr ja Sterne aufgegangen am Restauranthimmel, also konnte ich Gutes tun und genießen, indem wir uns für den Silvesterabend ein Menü nach Hause holten. Die Wahl fiel auf das Menü des Restaurants Coeur d'artichaud in Münster, an dem ich in 2020 einen der letzten, aber dafür wunderbarsten Restaurant-Abende 2020 in einem exquisiten Genießer Kreis verbracht hatte. Am Tag vor Silvester machten wir uns auf die halbstündige Autofahrt von Rheine nach Münster, um nach einer Runde über einen der schönsten Wochenmärkte in sehr weiter Umgebung nachmittags zum alten Fischmarkt zu spazieren und unser Menü abzuholen. Frau Morel nebst Kind und Kollegen erwarteten uns bereits, und mit den besten gegenseitigen Wünschen für 2021 (noch wichtiger für das Team vom Restaurant als für uns) verabschiedeten wir uns nach Rheine mit dem festen Versprechen, wir sind wieder da, wenn die Öffnung wieder gestattet wird.
Dann stand sie also da, die Tüte zum Genuss für den Jahreswechsel! Obenauf hatte uns Frau Morel noch zwei Berliner der Münsteraner Vorzeigebäckerei Krimphove gepackt, die wir in alter regionaler Tradition gleich am Nachmittag verspeisten.
Zum Glück beide mit Marmelade gefüllt! In meiner Heimat Grafschaft Bentheim ist es Tradition, dass die Bäcker jeden 100. Berliner zu Silvester mit Senf füllen! Das soll Glück bringen für denjenigen, der sein Gesicht verzieht, wenn er in einen solchen Berliner beißt. Dann machte ich mich an die Bestandsaufnahme.
Oh je, so viele Tüten und Tütchen.......kriegen wir das so hin, dass es auch eine Sterne-würdiger Genuss wird? Unser Kollege Tischnotizen hat mit seinen take aways von fine dining Restaurants ja eine hohe Messlatte angelegt. Eine Anleitung lag zum Glück bei und auch alle Komponenten waren da!
Unser Plan war es den Abend mit der Zubereitung zu füllen, wir waren alleine und hatten viel Zeit, alle Gänge gemäß den Anweisungen von Herrn Morel und seinem Team zuzubereiten. Dann war er also gekommen, der letzte Abend des vermaledeiten Jahres 2020. Erst einmal mis en place, Backofen an, Töpfe mit Wasser auf den Herd, Pfannen raus und das Menü begann mit einem Aperitif, es sollte ja sein wie ein Sterne-Menü Abend in einem Restaurant. Hier beim Aperitif sogar noch besser, denn mein im Moment favorisierter Wermut ist mir in Restaurants noch nicht untergekommen.
Frau bereitete den Aperitif mit dem Wermut von Schloss Johannisberg im Rheingau zu, den die Winzer dort mindestens ebenso gut hinbekommen wie ihre Weine und den ebenfalls jetzt erhältlichen Gin, unbedingt probieren, wer am Metternich'schen Schloss einkehrt! Zum Menü gehörte ein Walnussbrot mit Salzbutter.
Kurz im Ofen aufgeknuspert, begannen wir unseren Menü-Reigen! Zu einem guten Menü gehört unbedingt ein guter Wein. Und auch wenn die Lockdowns des Jahres 2020 größere Lücken in unseren Weinkeller gerissen haben und ein paar besondere Creszensen per Care-Paket ins bergische Land geliefert wurden, war doch noch ein bisschen Auswahl vorhanden. Die ersten beiden Gänge wurden von einer Entdeckung des Jahres 2020 begleitet, ein Sauvignon blanc aus der Pfalz vom Weingut Siegrist.
Diese Reserve aus 2017 überzeugt sogar den wo immer es geht SB vermeidenden Riesling Junkie aus Rheine. Der Wein sollte sich zu zwei Gängen des menu du nouvel an gesellen. Noch recht einfach gestaltete sich das arrangieren von Teller (Gang) eins.
Buchweizen-Blini, Fjord-Forelle, Forellenkaviar und Creme Fraiche. In der Creme Fraiche dominierte Schnittlauch den Geschmack, dazu gesellte sich noch ein Zwiebelsalat. Immer mit dem Druck der TiNo Teller vor Augen versuchten wir uns am anrichten. Etwas, was beim normalen heimischen Kochen eine nicht so große Rolle spielt. Ich hoffe, es ist uns gelungen. Jedenfalls war das eine frische sanfte Einstimmung auf das Menü, mit der urbretonischen Zutat Buchweizen. Wir ließen uns Zeit, im Fernsehen lief "space night in concert", dass war eine wunderbare Begleitung zu dem Menü. Nach dem ersten Gang ging es an die Zubereitung von Teil 2.
Steinbutt, Hummerbisque und Ravioli genannt. Hier wurde es dann arbeitsreicher, vor dem anrichten musste man sich an den Herd begeben. Steinbutt in Butter glasig anbraten, die unglaublich Aromen-reiche Bisque im Wasserbad erhitzen und den Ravioli in seiner Orangen-Safran-Glacage ebenfalls erwärmen. Wieder parallel dazu die Diskussion, wie richten wir an? Topping auf den heißen Zutaten war dann noch ein Fenchel-Salat. Und ich nehme es vorweg, ein großer Topf dieser Bisque mit den Ravioli, gefüllt nicht mit einer Hummerfarce, sondern kleinen Stücken Hummerfleisches, alleine hätte mir schon einen der genussreichsten Abende des Jahres beschert! Es ging Richtung Hauptgang und wir öffneten eine Flasche französischen Wein.
Eine Cuvee aus der Appellation "costiere de nimes" bestehend aus 40% Roussanne, 40% Grenache blanc und 20% Viognier, gelagert im Barrique aus dem Jahr 2015. Ein Wein, den wir bei unserer Rheinenser Weinhändlerin des Vertrauens und inzwischen gut befreundeten Sabine Kocks erworben hatten. Der sollte gut passen zum Gang 3.
Kalbsfilet, Perigord-Trüffel Jus, Bries, Pommes Anna, Artischocken. Das war der aufwendigste Gang in Sachen Zubereitung in diesem Menü. Die Filets wurden in der Pfanne scharf angebraten, kamen dann in den Backofen zum fertig garen zu Garstufe medium. Das Bries wurde separat in Butter angebraten, ich konnte es nicht lassen, davon zu naschen. Daneben ebenfalls in der Pfanne die Kartoffeln und die eingelegten Artischocken Hälften. Die Sauce wurde im Wasserbad erhitzt. Wieder die Diskussion um angemessenes Anrichten, dann konnten wir uns mit dem neuen Wein dem Fleischgang widmen. Das war uns und dem Küchenteam des Coeur d'artichaut im Vorfeld wunderbar gelungen! Das Fleisch auf den Punkt, eine buttrige Sünde das Bries, wunderbare Kartoffeln und Artischocken müssen perfekt sein, wenn das Coeur d'artichaud sie zubereitet. Extraklasse die Sauce, die wurde ganz Borgfelder-like noch mit dem Löffel vernichtet, zumindest das, was nicht auf dem Teller mit dem restlichen Brot aufgesaugt wurde!
Eigentlich waren wir satt und zufrieden, aber ein Gang wartete noch, das Dessert. Es gab karamellisierte Ananas, Rum, Kardamon Kuchen, Kokos Mousse.
Auch hier noch ein bisschen Arbeit, die Ananas Scheiben wurden in einer heißen guss-eisernen Pfanne noch in Rohrzucker karamellisiert, dann auf einen Teller angerichtet mit der Mousse und den Kuchen, zum Schluss ein Spiegel der Rum-Karamell-Sauce und den Passionsfruchtperlen mit frischer Passionsfrucht. Als Crunch noch ein paar Kokosflakes.
Waren wir satt danach! Und ganz schön angeschickert, mit Erstaunen fanden wir beide Flaschen nach dem Essen leer vor.......es war kurz vor 12, und es war wunderbar still, kein Feuerwerk! Also lagen wir tatsächlich kurz vor 12 im Bett, wünschten uns ein gutes neues Jahr und verschliefen den stillen Jahreswechsel!
Dies ist mein letzter Bericht aus 2020! Und ich wünsche allen Freunden, Bekannten, Community-Mitgliedern und externen Lesern (ganz besonders Familie Morel und allen weiteren in der Gastronomie beschäftigten Menschen) ein glückliches und hoffentlich ganz schnell wieder zur Normalität zurück findendes Jahr 2021! In dem wir dann auch wieder viele genussreiche Momente erleben dürfen! Ich freue mich schon riesig darauf!