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An meinem zweiten Abend bin ich ziemlich unentschlossen, wo ich abends einkehren soll und schlendre daher erst mal prüfend über den Marktplatz, wo sich offenbar das hiesige soziale Leben abspielt. Ein zentraler Hotspot scheint der Brunnen zu sein, wo noch einige Kleinkinder unter Aufsicht ihrer Mütter herumplanschen. Direkt davor liegt das Cafe bei Dimis, das hauptsächlich aus einer grosszügigen Terrasse besteht, mit zahlreichen dunklen Tischchen und Korbstühlen (auf denen man übrigens sehr bequem sitzt) möbliert. Der Innenraum ist eher dürftig: eine sonnengelbe Küchenzeile, zwei Tischlein, ein winziger Flur mit Zugang zu den Toiletten (die aber tipptopp und modern hergerichtet sind, dazu absolut sauber und gepflegt, mit hellen Fliesen ausgestattet und gut beleuchtet).
Auf der Terrasse sind am frühen Abend gut ein halbes Dutzend Tische belegt, hauptsächlich mit einheimischen Senioren, die hier noch einen Absacker trinken, sich mit Bekannten zum Schwätzen treffen, aber nach 1-2 Getränken mit den Worten aufstehen: „Jetzt ganget mr hoim zom Vespra“. Leider nimmt niemand das reichhaltige Essensangebot wahr. Ein doppelter Ouzo ist hier die wagemutigste Bestellung, die ich aufgeschnappt habe. Der griechische Inhaber Stefanidis Dimitrios hat der Location seinen Namen gegeben – und griechisch ist auch die Speisenauswahl. Angefangen von der sicherlich mediterranen Gulaschsuppe (3,00 Euro) oder einer Portion Tsatsiki (3,50 Euro) bis hin zum üppig konzipierten Grillteller mit Souvlaki, Steak, Cevapcici, Pommes, Tsatsiki, Krautsalat (10,00 Euro). An den Tischen liegt zwar erst mal keine Speisekarte aus, doch die Fensterscheiben des Lokals sind quasi zutapeziert mit laminierten Essensangeboten.
Kaum habe ich Platz genommen, tritt von hinten eine etwas misstrauisch blickende Dame heran, die ich erst mal nicht unbedingt für die Patronin halte. Offenbar gehöre ich nicht zu den Stammgästen und passe nicht ganz ins Schema. Auf gut Glück bestelle ich ein Rotweinschorle. Das wird unverzüglich serviert, freundlicherweise in einem Weinglas – und das Viertele wurde auch noch grosszügig eingegossen. Ich vermute einen kräftigen Landwein dahinter. 3,00 Euro sind vollkommen okay. Allerdings fehlt mir tatsächlich der Mut, aus der inzwischen auch am Tisch präsentierten Speisekarte ein Gericht auszuwählen. Dafür fällt von hier aus der Blick auf die mehr als gut frequentierte Imbissbude auf der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes. Dort steppt geradezu der Bär und halb Buchau scheint sich hier mit einem Vesper zu versorgen. Schade, wenn man das Angebot von Dimis bedenkt, wo kein Gericht mehr als 10 Euro kostet. Aber vielleicht ist das Ganze ein gelungenes Joint Venture? Trinken bei Dimis, Essenfassen in der Imbissbude?
Den Service habe ich allerdings eher als skeptisch dreinblickend und leicht unbeholfen bis unwirsch erlebt. Um einen Rechnungsbeleg musste ich mehrfach, zuletzt sehr bestimmt und mit Nachdruck bitten. Allein dieser selten geäusserte Wunsch macht einen Gast wahrscheinlich schon potentiell verdächtig. Wenn man aber einfach mal eine Stunde im Herzen von Bad Buchau verbringen und das Ortsgeschehen Revue passieren lassen möchte, dann ist das Dimis ideal. Zum Abschied grüsst der Patron, der mittendrin bei einer Tasse Kaffee sitzt, auch recht freundlich. Auf ein Auswärtsessen verzichte ich an diesem Abend trotzdem und vertilge stattdessen das letzte belegte Brötchen, das ich noch in den Tiefen meines Rucksacks finde.
PS. Was ich erst später erfahre: tatsächlich hat das Lokal nur im Sommer geöffnet, scheint also wohl eher eine Freiluftlocation zu sein – oder die Abwandlung eines griechischen Biergartens?