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Das lang gezogene Gelände befindet sich direkt am Neckar mit seinen Seitenarmen. Ziemlich mittig im Areal, am Ufer des Alt-Neckars, ist das Restaurant Alte Reederei zu finden. Prominenter, schöner, spektakulärer geht es nicht mehr. Und, der absolute Höhepunkt: das Lokal hat eine eigene Schiffsanlegestelle, die vom Shuttle-Schiff „Willy Schneider“, das zwischen dem Eingang Campuspark und dem Eingang Wohlgelegen verkehrt, regelmässig bedient wird, während der ganzen Öffnungszeiten zwischen 9 Uhr und 19 Uhr täglich. Allein dieser Umstand spült schon enorme Menschenmassen an. Der Rest kommt zu Fuss übers Gelände – oder mit dem Bollerwagen, dem Rollator, dem E-Scooter.
Ich war gleich am Ostersamstag gegen 14 Uhr zu Besuch. Schon vom Schiff aus ist die gut besuchte und herrlich gelegene Aussichtsterrasse zu sehen. Wer zu dieser Uhrzeit einen Sitzplatz ergattern möchte, braucht Geduld und notfalls den Einsatz von Ellenbogen und starken Nerven. So lungern bereits weitere Aspiranten am Geländer oder an den Blumenbeeten herum, um möglichst schnell einen frei werdenden Tisch zu belegen. Nach einem kurzen Schlagabtausch mit zwei Mitbewerbern einigen wir uns und setzen uns gegenüber. Speisekarten liegen bereits auf allen Tischen aus, ebenfalls Besteck und Servietten in Bierkrügen. Am beliebtesten sind die Tische in erster Reihe, mit direktem Blick aufs Wasser und unter schützenden Sonnenschirmen. Aber auch in zweiter Reihe sitzt es sich noch ganz kommod, dafür nicht ganz so schattig.
Die Alte Reederei, ein schmuckes, langgezogenes Klinkergebäude, ist in der ehemaligen Werkstatt der Reederei Schwaben untergebracht, sehr aufgehübscht, saniert und durchgestylt. Alte Elemente wie die Sprossenfenster oder ein alter Schiffskran vereinen sich harmonisch mit neuen Ideen. Bei gutem Wetter locken die beiden Terrasse: eine nach vorne hinaus mit Blick aufs Wasser und den Schiffsanleger, die andere mit Blick auf die Gartenschau und das blühende Grün. Bei den sommerlichen Temperaturen und einer feinen Brise an Ostern kommt durchaus maritimes Feeling auf – und unter den Gästen um mich herum scheinen auch aussergewöhnlich viele Fischköpfe zu sein. Grossfamilien sind keine Seltenheit. Vor mir verteilen sich gut zwei Dutzend Personen eines Clans an drei Tischen. Wenn dann noch öfter die Plätze gewechselt werden und Umbestellungen durchgegeben werden, kommt das Servicepersonal vollends zum Rotieren. Ja, der Service ist wirklich nicht zu beneiden. Der jugendliche, sportliche, oft schon im Dauerlauf rennende Servicemann, der in unserer Ecke die Hauptverantwortung hat, verliert sehr schnell den Überblick, aber nicht die Contenance und den guten Willen. Neben dauernden Entschuldigungen ist er am Stornieren, Abräumen, Rumrennen. Am Ende stehen auf meiner Rechnung auch noch die Getränke meiner Tischnachbarn und ich muss um einen neuen Beleg bitten. Vermutlich dürfte es an diesem Osterwochenende auch etliche Zechpreller gegeben haben.
Die Alte Reederei fühlt sich der schwäbische Küche verpflichtet, wobei ich am frühen Nachmittag an den Nebentischen hauptsächlich Maultaschen und Streuselkuchen gesichtet habe. Aufgrund der brütenden Hitze wähle ich einen Salat mit nicht ganz schwäbischem Fetakäse (12,50 Euro) und eine Pepsi (3,50 Euro). Nach 20 Minuten wird der Salat geliefert: Blattsalate, Paprika, Tomate, Feta. Alles ziemlich geschmacksneutral und eher fade, so dass ich schnell um Pfeffer und Salz bitten muss. Das kommt nach weiteren 5 Minuten. Aus den vier verschiedenen Dressingvarianten wähle ich leider sehr verhängnisvoll das Himbeerdressing, in der Vermutung, es würde sich um eine Vinaigrette mit Himbeeressig handeln. Was dann erscheint, sieht eher nach Dessert oder Beeren-Mousse aus (und schmeckt auch so). Kann man als Nachtisch auslöffeln oder das Baguette darin einditschen. Kulinarisch also nicht so der Hit und vielleicht auch einfach die falsche Wahl. All die dünn gehungerten Damen um mich herum lassen das Essen sowieso ganz bleiben und scheinen sich von Aperol Sprizz zu ernähren. Der läuft hier zumindest wie geschnitten Brot. Die Rechnung muss ich drei Mal erbeten, immer wieder geht mein Wunsch im Chaos unter. Egal, eilig sollte man es hier sowieso nicht haben.
Da die Toiletten auf dem BUGA-Gelände locker verteilt sind, lohnt sich auf jeden Fall noch ein Abstecher in die Reederei-WC-Anlagen. Die sind ganz stimmungsvoll im alten Stile belassen, werden aber eifrig von einer eigens angestellten Toilettenfrau betrieben und regelmässig aufgefrischt. Und Vorsicht mit der Strippe des Wasserklosetts: Please pull carefully!