Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Eigentlich handelt es sich nur um eine Art Pavillon mit grosszügigen Aussenterrassen nach zwei Seiten. Seit einigen Monaten nennt sich die Location „Apanaya“, was nach asiatischem Hide-Away klingt, nach Meeresrauschen und Windspielen. Könnte auch eine komplizierte Yogastellung sein. Tatsächlich herrscht am heutigen Samstag eine Seelenruhe und man hört nur das Bimmeln einer Innenstadtkirche und das Tirilieren von Vögeln – in merkwürdigem Kontrast zum Ausblick auf eine unromantische Grossbaustelle. Platz auf den Terrassen gibt es gegen 14 Uhr noch zur Genüge, so dass ich einen sonnigen Vierertisch wähle. An allen Tischen leigen bereits geschmackvolle, in graues Leinen gebundene Speisekarten aus.
Dumpf kann ich mich erinnern, dass mich eine leicht lobhudelnde Besprechung in der Tagespresse beeindruckt hat und dass der Slogan „Lovely – Healthy – Lifestyle“ nun endlich mal auf seine konkreten Inhalte angetestet werden kann. Die Speisekarte besteht hauptsächlich aus Frühstücksangeboten – die üblichen Kombinationen, aber ohne inkludiertes Heissgetränk. Frühstücken kann man zwischen 9 und 16 Uhr, aber das hat sich in Großstädten auch andernorts schon eingebürgert. Nur der Hinweis, dass aus organisationstechnischen Gründen keine Änderungen der Bestandteile vorgenommen werden können, macht mich skeptisch. Sind die Tabletts schon fertig angerichtet, so wie das Essen im Flieger? Ansonsten gäbe es noch: Maultaschenvariationen, diverse Salate, Ofenkartoffeln und zwei gesunde Bowls. Wo bleibt der Lifestyle? Auch das vermeintliche Bimmeln eine Mikrowelle lässt mich stutzen. Aber bestimmt habe ich mich verhört.
Weil es so kernig klingt, wähle ich einen Naturfreundesalat für 9,90 Euro. Nach gefühlten 5 Minuten landet die Schale auch schon auf meinem Tisch. Der Hinweis auf der Karte, dass hier die Zutaten am liebsten frisch vom Markt eingekauft werden, lässt ein bisschen zweifeln… Das meiste sieht auch nicht anders aus, wie seine Brüderchen vom Supermarkt: ein Bett aus Blattsalaten (leider viel Eisbergsalat, was nicht so mein Favorit ist), fünf Gurkenscheiben, einige halbierte Cocktailtomaten, Maiskörner (vollkommen überflüssig), etliche Walnusshälften (da steh ich drauf!), farblich ansprechende Sprossen und ein paar unspektakuläre helle Trauben. Wundervoll sind die lauwarmen Ziegenkäsetaler, die wirklich auf den Punkt genau angebraten wurden: aussen leicht kross, mit zartem Röstgeschmack – beim Anpieksen läuft eine cremige Masse aus. Schmeckt grossartig! Ebenfalls noch positiv zu erwähnen: die leichte Vinaigrette liegt nur sehr sparsam über dem Salat. Eine Wohltat nach unzähligen Salaten, die andernorts mit sahnigem Dressing ertränkt wurden. Die Portion ist zwar recht übersichtlich, doch man wird grade so satt.
Ebenfalls lobend zu erwähnen wäre der nette, freundliche, unprätentiöse Service: keine Wartezeiten, keine Diskussionen, aber eine wohlwollende Rückfrage zwischendrin, ob alles passt („ja, die Hose passt noch!“). Auch meine Suche nach den Toiletten wird aufmerksam begleitet. Im UG weist der Hinweis „Blablabla“ auf das gesuchte Örtchen hin. Soll wahrscheinlich witzig sein. Ansonsten herrscht hier unten grosse Düsternis, was aber momentan allseits angesagt ist und wohl den oben zitierten Lifestyle repräsentiert. Schnell erhasche ich oben noch einen Blick auf die Inneneinrichtung: kleine Tischchen und olivgrüne Samtbezüge bei den Sitzmöbeln sind tatsächlich nicht ganz alltäglich.
Mit wenigen Schritten erreicht man übrigens wieder die quirlige Königstrasse – und das ruhige, vergangene Mittagessen wirkt wie ein leichter Traum. Das „Apanaya“ hat sich sicherlich viel vorgenommen – doch manches davon zerläuft wie Schall und Rauch. An ein Wiederkommen denke ich eher nicht.