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Der Reitverein war unglücklich mit dem Vorpächter und das Casino stand sogar eine Weile leer. So wurde Giovanni Stamati eine vergleichsweise niedrige Pacht angetragen um das Haus wieder mit Leben zu füllen. Mit Unterstützung durch die gelernte Köchin Baldi Duska, welche schon seit 20 Jahren mit ihm zusammen arbeite.
Als noch Sätze fielen wie, kleine Karte um frisch zu kochen und die Vorratshaltung dahingehend nicht über Gebühr zu strapazieren, oder, auch die Pasta ist handgemacht, war für uns nur noch die Frage: wann?
Dieses wann war dann am Sonntag, 28.01. so gegen 16 Uhr.
Wir lieben durchgehend warme Küche speziell sonntags, da dann eigentlich immer recht spät gefrühstückt wird und eine Einkehr zur Mittagszeit einfach zu früh kommt.
Die Lage direkt an der Rems ist schön, was man von dem Parkour zwischen Parkplatz und Casino nicht unbedingt sagen kann.
Zwischen Stallungen und Misthaufen geht es zum optisch nicht übertrieben einladenden Eingang. Jetzt stinken Pferde ja nicht aber sie riechen. Eine ausgesprochen empfindliche Nase darf man da nicht haben.
Im Eingangsbereich, der etwas verratzt aussah lagen auch die Toiletten und vor dem Gang in’s 1. OG schauten wir uns durchaus nochmals in die Augen ob wir das jetzt wirklich…
… wir wollten.
Was eine Pferdedecke im Treppenhaus zu suchen hatte … geschenkt.
Und dann grüßten uns die 70er (sehen eigentlich alle Reitercasinos so aus?).
Viel dunkles Holz beherrschte den Gastraum. Etwas hellere Holztische erzählten mit ihren Gebrauchsspuren vom letzten Jahrtausend. Nur die Stühle waren wohl vor nicht allzu langer Zeit erneuert worden. Egal, es war sauber und strahlte durchaus eine gewisse Gemütlichkeit aus. Und auf den Stühlen ließ es sich bequem sitzen. Ich könnte mir vorstellen, daß sie sogar der schinkensensorischen Prinzessin auf der Erbse bremer Provenienz genüge getan hätten.
Wir wurden äußerst freundlich begrüßt und uns wurde die Wahl zwischen den freien Tischen, derer es um diese Uhrzeit viele gab, gelassen.
Mit manowarischer Zielsicherheit wurde es natürlich ein Tisch welcher auf dem Deckchen, welches es übrigens an allen Tischen gab, einen unansehnlichen Fleck hatte. Das sollte nicht passieren! Dann stellt doch wenigstens die Deko drauf, wenn die Deckchen ausgegangen sind!
Deko, ja die Deko bestand aus einem Teelicht im Glas und einer Rosenblüte in Wasser in einem Stielglas. Mir genügte das. Mehr Deko überfordert doch eh nur das Auge ;-)
Zur Begrüßung wurde uns dann auch gleich ein kleiner Sekt angeboten.
Nette Geste, ein Sekt passt doch immer auch wenn es nur ein „halber“ (und darüber hinaus recht lieblich) war. Aber, um der Örtlichkeit genüge zu tun: Einem geschenkten Gaul ……
Nach der Durchsicht der Karten (Brauereimappe mit Klarsichthüllen und Einlegeblätter) orderten wir bei der netten Dame des Hauses die Getränke (Weizenbier (0,5l zu 3.-) und ein Spezi (0,4l zu 2,80) und die gewünschten Speisen welche da waren:
Ein gemischter Salat mit Thunfisch (7,-)
Pizza mit Salami, Paprika und Knoblauch (8.-)
Und Tagliatelle in Bolognesesoße mit Knoblauch (ebenfalls 8.-)
Dann kam alsbald auch schon der nächste geschenkte Gaul an den Tisch.
Drei Scheiben Bruschetta welche ganz passabel schmeckten wenngleich sie leicht zurückhaltend gewürzt waren. Passte jedenfalls durchaus.
Nur unwesentlich später kam dann auch der georderte Salat.
Ein reichhaltiger Berg an abwechslungsreichen und frischen Salaten. Schön durchgehend mit leichtem Dressing angemacht und mit sehr intensiver und guter Thunfischkrone. Zwei Extrateller begleiteten ihn und schon automatisch baten wir um Essig und Öl nebst Salz und Pfeffer. Essig und Öl kamen in einer ausgefallenen Doppelflasche und Salz und Pfeffer in Mühlen. Gefiel uns sehr.
Spätestens jetzt war auch der Fleck auf dem Tischdeckchen nicht mehr gar so alleine.
Am Salat war jedenfalls nichts auszusetzen. Manch Einer hat vielleicht eine Vorliebe für geschälte Gurken, mir ist das eigentlich egal, bzw. mag ich sie in dieser Darreichungsform sogar ungeschält eher. Geschmackssache.
Es blieb anschließend eine angenehme Zeitspanne um die Vorspeise(n) setzen zu lassen bis die Hauptgerichte zeitgleich an den Tisch kamen.
Natürlich orderten wir gemeinsam Knoblauch
zu den Ingredienzien der Gerichte und ich zur Pizza noch etwas Scharfes.
Infolgedessen kamen kurz zuvor schon zwei Schälchen, einmal mit einem (scheinbar) frisch zubereitetem Knoblauchöl und ein Chiliöl mit Ringen der Namensgeber darin.
Zudem fand sich bei meiner Frau noch eine Schale mit frisch geriebenem Parmesan dazu.
Alle drei schmeckten schon für sich sehr gut (klar, daß probiert wird, oder?).
Die Tagliatelle meiner Frau
waren jetzt nicht schlecht. Allerdings bemängelte sie einen leicht teigigen Geschmack und ein leicht fades Grundgerüst in der Bolognesesoße.
Der teigige Geschmack ließe sich vielleicht auf das Selbermachen der Pasta zurückführen, das zurückhaltende Abschmecken jedoch eher nicht. Dafür war Knoblauch drin. Gleich zwei ganze Zehen.
Gleiches Dilemma auch bei der Pizza.
Leider etwas zurückhaltende Würze. Dies wurde speziell am hervorragend aufgegangeenen Rand vermisst. Ein klein wenig mehr bums wäre da durchaus das Tüpfelchen auf’s „i“ gewesen. Denn die Pizza konnte was. Die Konsistenz war klasse. Der lockere aufgegangene Rand mit leichter Knusprigkeit an der Oberseite, ein dünner fester und leicht knuspriger Boden und ein üppiger, gut schmeckender Belag. Dem allem wurde dann noch mit Knoblauch- und Chiliöl nachgeholfen und es war eine richtig gute Pizza so ganz nach meinem Gusto. Dennoch ist es mir immer lieber, wenn die Würze schon drin ist. Das Sugo kann man nicht so einfach aufpeppen.
Die Begleichung der Rechnung wurde noch mit einem Brauereinotitzblock erledigt. Mag ich so zwar nicht besonders, aber die Tatsache, daß der Pächter noch kein Jahr auf dem Haus ist dürfte noch reichen um die Registrierkassenpflicht zu umgehen. Im bald beginnenden Folgejahr dürfte dies nicht mehr so einfach werden.
Verwunderlich ist es allemal, denn Herr Stamati führte ab 1998 mit seinem Bruder schon „das bekannte italienische Restaurant Mezzogiorno an der Kriegsbergstraße“. Und dürfte von daher mit den Feinheiten der hiesigen Finanzaufsicht vertraut sein.
Wie dem auch sei, es hatte geschmeckt und vielleicht ist es in Kalabrien auch eher so, daß zurückhaltender gewürzt wird. Kann durchaus sein, daß D hier eine andere Intensität voraussetzt. Oder gar ich derjenige bin welcher aus der Reihe tanzt. Fällt mir diese Zurückhaltung doch auch andernorts immer wieder mal auf.
Der Sanitärbereich ist, wie Eingangs schon erwähnt, im EG und zwar sauber aber durchaus für eine Modernisierung ein geeigneter Kandidat.
Allgemein bekommt man im Casino resp. der Trattoria vom Pferdegeruch nicht wirklich viel mit. Die Allergene sind aber vorhanden wie mir meine Frau bestätigte.
Eine stärkere Frequentierung würde ich dem Haus gönnen. Dem steht aber tatsächlich der wenig einladende Parkour mitsamt Eingangsbereich sehr im Wege. Wäre der Zeitungsartikel nicht gewesen wir hätten nie dort hin gefunden. Und selbst wenn man dort ist dürfte es sich der eine oder andere durchaus überlegen das Unterfangen durchzuziehen.
Da sollte der Reitverein (sicherlich nicht der ärmste Verein in Waiblingen) unbedingt mal tätig werden. Sonst springt vielleicht dieser Pächter alsbald auch wieder ab.
Ich kann mir jedenfalls einen Wiederbesuch durchaus vorstellen. Das eigentlich recht gute Essen und nicht zuletzt auch die herzliche Freundlichkeit der beiden Hauptprotagonisten waren sehr angenehm.