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* Der erste Eindruck: Wir wurden freundlich von einer netten jungen Dame begrüsst und an einen Tisch geführt. Das "Fabrik-Design" mit etwas Ziegeloptik und blanken Belüftungsrohren unter der Decke aus der Zeit der ehemaligen Wurstfabrik war erhalten geblieben. Damals - ja damals passte das zur Wurstfabrik. Jetzt aber - bei der besten italienischen Adresse im Tal - eher nicht. Was noch weniger gefiel war das Mobiliar. Erinnerungen werden wach an das Mövenpick-Design um die Jahrtausendwende oder auch an die Marktrestaurants auf den AIDA Schiffen. Nee so richtig wohl fühlten wir uns nicht. Aber egal, ist das Essen top, muss man auch mal dem Ambiente etwas zugestehen. Die junge Dame brachte die Karten.
* Leider - ja leider hatte ich mir zu Hause die Karte im Internet nicht angesehen. Hier jetzt war ich doch etwas erstaunt über das breite Angebot. Einige Suppen, diverse Vorspeisen, diverse Salate, Pasta, Pasta, Pasta, geschätzt in 15 Varianten, locker 10 fleischige Gerichte und etwa 5 mal etwas aus dem Meer. Gut beim Griechen gibt es ja bekanntlich 100 Variationen, deswegen gehen wir auch nahezu nicht zum "alles frisch" Griechen. Aber das hier war eindeutig überzogen. Offensichtlich will man es jedem recht machen. Ein häufig frommer Wunsch, der häufig nicht erfüllt wird.
* Hasimausi sah das nicht ganz so. Sie war zwar auch erstaunt über die pasta-lastige (ach Herr Duden, strafen sie mich jetzt ab ?) Karte, da aber Pasta bei ihr kein Interesse erweckt, konnte sie mit der Karte leben, allerdings mit dem Seitenhieb in meine Richtung: "Du hast aber immer was zu meckern." -
* Die Dame vom Service erschien und fragte nach den Getränken. Hasimausi erkundigte sich nach einem ordentlichen "trockenen weißen Italiener" da auf der Karte der Hinweise stand, man möge doch bitte nach den aktuellen Weinen fragen und sich beraten lassen. Hasimausi trinkt gerne Wein, ist aber kein Weinkenner, was sie gerne betont. Machen wir es kurz. Die Weinberatung war keine Beratung, sondern die Aufzählung von 2 oder 3 weißen Weinen, ohne genaue Bezeichnung. Da ich auch weit weg davon bin ein Weinkenner zu sein, hätte mich diese Beratung auch nicht im Ansatz befriedigt. Das kann jeder Weindrücker von Pallhuber besser. Die Dame schaute dann mich fragend an. Ohne den Wunsch nach einer Beratung auszusprechen, orderte ich ein Kölsch.
* Es dauert nicht lange, die Dame servierte die Getränke. Ordentlich gekühlt der Weißwein und das Glas auffällig gut gefüllt. Mein Kölsch aus dem Hause Sion - "jut" wie der Rheinländer sagt. Kurz danach erschien die Service-Dame und fragte nach ob wir schon Wünsche hätten, bezogen auf das Essen. Wir hatten !
> Vorspeisen: Antipasti Toscano für mich, den Salat Valeriana für meine liebe Frau.
> Hauptgerichte: Scaloppine (Kalbsschnitzel) für Hasimausi, Gambas für mich.
Soweit die Order. Wir schauten uns etwas um. Das Restaurant war zur Hälfte gefüllt. Es trägt den Namen Tarrazza, weil es über eine große Terrasse verfügt. Nein nicht vor und auch nicht hinter dem Restaurant, sondern oben auf dem Dach. Das Dach erreicht man über eine Treppe die im Restaurant nach oben führt. Im Sommer ist es dort bestimmt erfrischend, eine große Markise hält intensive Sonnenstrahlen ab. "Über den Dächern von Wuppertal", könnte man meinen ? Nee, das Restaurant liegt im Tal, die Terrasse in der 1. Etage. Also nix mit "über den Dächern", weder über Rom noch über Wuppertal (Boh welch ein platter Kalauer).
* So, die Vorspeisen werden serviert. Der Salat für die Dame mit Walnüssen, Gorgonzola und Birne machte optisch was her. Alles - so Hasimausi - schien frisch, der sehr pikante Gorgonzola (nichts für mich) war wohl lecker, mit den angekündigten Walnüssen wurde etwas gespart. Hasimausi fand die ein oder andere halbe Nuss. Besser eine halbe Nuss, als eine taube Nuss. Auch diesen Spruch fand meine Dame nicht gut. Okay, mit zunehmenden Alter werden die Witze manchmal etwas flacher. - Zu meiner Antipasti. War der Salat meiner Dame optisch wirklich Klasse, konnte ich das von meiner Vorspeise nicht behaupten. Viel - ganz viel eingelegtes Gemüse, zwei Scheiben Salami und ein Käsewürfelchen das. Das war es ! Auf den Punkt gebracht wurde mir für gute 12,- Euro was serviert, dass etwa einem Warenwert von geschätzt von 2,- maximal 2,50 Euro entsprach. Ja Gemüse gab es reichlich. Das füllte den Teller und kostet deutlich weniger als der Prosciutto aus Parma und die Salami aus Calabria. Wobei ich mir nicht sicher war woher die Salami stammte. Vielleicht sogar aus Ostholstein oder dem nahen Sauerland. Ich möchte nichts unterstellen, aber der Geschmack erinnerte mehr an "aus deutschen Landen frisch auf den Tisch", als an ein italienisches Lebensgefühl.
* Frau Service servierte ab. "War es in Ordnung", so ihre Frage. Ja in Ordnung war es. Aber wie üblich reklamiere ich sehr, sehr selten. Diskussionen über zu wenig Walnüsse, über den Geschmack und die Herkunft von 2 Salamischeiben führen zu nichts. Und soll ich ernsthaft über Gemüse diskutieren - never ! Die Dame übersah die Leere in meinem Sion-Glas wieder nicht, Klasse !
* Es folgte eine angenehme Pause. Doch dann, die Hauptgerichte. Zunächst das Kalbsschnitzel für die Dame, mit Oliven (Oliven sind bei Hasimausi immer begehrt), Knoblauch und ausdrücklich ohne Kapern. Die Kapern standen zwar auf der Karte, hatten wir aber bei der Bestellung ausdrücklich "abbestellt". Der geübte Blick meiner Dame erspähte sie sofort - die KAPERN. Als unmittelbar danach meine Gambas serviert wurden, sprach ich die Dame vom Service auf die Kapern an. Ohne wenn und aber nahm sie den Teller und verschwand. Dann folgte der in solchen Fällen übliche Dialog. Hasimausi: "Fang doch bitte schon an, sonst wird Dein Essen kalt." Ich: "Nee ich warte." Hasimausi: "Bitte !" Ich frotzelte noch darüber wie jetzt in der Küche die Kapern aus dem Essen meiner Dame gefischt wurden. Tatsächlich, es ging schnell. Kommentar der Dame vom Service: "So jetzt ohne Kapern". - Meine Dame lobte das Fleisch, die Qualität und die Zubereitung. Für sehr günstige 16,- Euro inkludiert vieler Oliven (Bäh) zeigte sich meine Dame zufrieden. Lobend erwähnte sie noch, dass der Teller tatsächlich frei von Kapern war. - So nun zu meinen Gambas. Bei der Bestellung hatte ich übersehen, dass dazu Spaghetti serviert wurden. Nichts gegen Spaghetti, aber ich kämpfe da immer mit den Instrumenten (Gabel + Löffel) und im Regelfall bekommt mein Hemd Spritzer ab. Nun gut, bringen wir es auf den Punkt. Die Gambas waren eher mittelgroß als kräftig, der Geschmack in Ordnung, aber Jubel kam nicht auf. Die Würzung oder in was die lieben Tiere gebadet wurden, Weißweinsauce, ich weiß es nicht. Es war okay für 22,- Euro gerade noch okay, aber abseits von "TOLL, KLASSE oder SEHR LECKER. Schulnote 3.
* Wir waren zufrieden ? Nein, aber auch nicht ausgesprochen unzufrieden. Die Vorspeise und das Hauptgericht meiner Dame, beides war gut. Schulnote 2. Bei mir war es anders. Für die Vorspeise ein glatte 4, für das Hauptgericht ein 3 ! Macht im Mittel für das Essen eine gute 3.
* Aber bevor wir zur finalen Wertung kommen, noch ein Satz zum Formaggio. Wenn es auf der Karte eines Restaurants eine Käseplatte gibt, bestelle ich diese fast immer, den Dolci ist nicht meine Welt. Also bitteschön, noch eine Käseplatte. Es dauert nicht lange und sie wurde serviert, eine Überraschung ! Ich bekam eine Platte präsentiert, mit gefühlt 5, 6 oder 7 Sorten Käse. Alles sehr schön platziert, optisch eine Augenweide. Dazu ordentliches Brot und der geliebte Feigensenf, molto bene. Natürlich hätte mir ein sehr gutes Restaurant auf der Karte mitgeteilt, welcher Affineur/Raffinatore für diesen Formaggio-Gaumenschmeichler verantwortlich ist. Aber ehrlich gesagt ist mir das völlig egal. Es muss schmecken. Und es schmeckte wirklich alles was da serviert wurde.
* Hasimausi hatte bereits ihren Espresso + Grappa inhaliert, ich folgte ihr damit.
Fazit. Wir erlebten hier Höhen und Tiefen. Keine ganz großen Höhen, aber auch keine sehr tiefen Tiefen. Mit Ausnahme der Antipasti, die wirklich nicht akzeptabel war. Das Küche agierte durchschnittlich, wobei unsere Erwartungshaltung natürlich groß war. Wer für sich "die beste Adresse im Tal für italienisches Essen" beansprucht, muss sich gefallen lassen, kritisch betrachtet zu werden. Das Restaurant ist soweit okay. Positiv fällt das insgesamt gute Preis-Leistungs-Verhältnis auf. Der Service ist rührig und aufmerksam, die Atmosphäre und das Ambiente gewöhnungsbedürftig. Insgesamt ist man allerdings von der "besten Adresse" noch weit weg und das in allen Bereichen, nämlich Sorgfalt und Kreativität der Küche, Service und Ambiente. Gerne kommen wir im Sommer wieder, am liebsten auf der offenen Terrasse. Auf einen Wein, auf ein Bier, auf etwas Pasta oder auf eine Käseplatte. Aber zum netten Abendessen werden wir hier eher nicht mehr aufschlagen.