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Eingangsbereich
„Das Esszimmer“ hat schon Ambitionen – jedenfalls lässt die Homepage darauf schließen. Es wäre auch schön, wenn dadurch Lennep wieder mehr Attraktivität gewinnen würde; denn die Altstadt der ehemals selbständigen Gemeinde (Kreisstadt im preußischen Reich bis 1929; Mitglied der Hanse) hat einen gewissen Charme mit seiner ansehnlichen Architektur.
Die geschätzte GG-Kollegin Mr.Slowhand war direkt nach der Eröffnung schon zu Gast und fand überwiegend lobende Worte für das Haus.
Wir kommen jetzt zur Mittagszeit – und das ist in manchen Lokalen ein großer Unterschied (u. a. weil es „nur“ eine kleine Karte gibt und/oder die Gäste schnell satt werden wollen).
Jedenfalls hatten wir in Remscheid-City Einkäufe zu erledigen und haben einen kleinen Abstecher nach Lennep gemacht (das klappt mit Bussen und einer Tageskarte recht gut und auch noch kostengünstig).
Ambiente (3,5*)
Das „Esszimmer“ ist neu eingerichtet. Von außen ein schönes altes Haus. Bei schönem Wetter laden sich die Tische im Freien besonders zum Verweilen her.
Außengastronomie
Innen im Erdgeschoss wirkte der Gastraum eher wie Bistro mit offenen Küche. Über eine Treppe geht es zu den Toiletten und weiteren Räumlichkeiten im Obergeschoss. Dunkle braune, hellgraue und schwarze Töne herrschen überall vor und sind geschmackvoll gemischt.
Die Tische stehen so, dass sie für vier Personen gedacht sind. Blanke Platte, Besteck, dicke Papierservietten, Teelicht und ein kleiner Blumenschmuck im Weckglas.
Teilansicht Raum unten
Der Koch arbeitet alleine hinter der Theke und hat dadurch wohl genug Platz zum Arbeiten für sich.
Küche
Durch die Schrifttafeln über der Küche und die Geräte an der Rückwand erinnerte der ganze Bereich jedoch uns eher an einen Streetfood-Stand oder einen Schnellimbiss. Die Küchendüfte sind ebenfalls dezent im ganzen Raum zu schnuppern. Aber niemand muss sich hier anstellen, die freundliche Kellnerin bringt die Karte und sorgt auch sonst umsichtig für die Gäste
Unser Platz
Wir hatten einen Fensterplatz und konnten auf den Marktplatz schauen. Überall rundum sind weitere Gastronomien; aber alle wohl mittags oder mittwochs nicht geöffnet. Nur ein „Italiener“ bereitete seinen Außenbereich trotz leichten Regens vor und öffnete die Sonnenschirme (als Regenschutz wohl).
Sauberkeit
Alles war gut gepflegt und ordentlich (4*).
Sanitär
Alles sauber. Aber wenig liebevoll gestaltet: klinisch weiß; alles Wichtige vorhanden (Seife, Papierhandtuch), aber keine Extras. (3*)
Service
Die junge Kellnerin war freundlich. Sie kam regelmäßig an den Tisch und erkundigte sich nach Wünschen und ob alles in Ordnung sei. Über die Weine des Hauses konnte sie nicht viel sagen, konnte sich aber beim Koch Rat holen und somit alle Fragen beantworten (3,5).
Die Karte(n)
Laut Aussage des Kochs gibt es jeden Monat eine neue Karte. Dazu gibt es ein Mittagsangebot und Gerichte von einer Tafel, die nur begrenzt angeboten werden. Die Monatkarte ist auch im Internet einzusehen.
Die übersichtliche und kleine Karte gliedert sich klassisch in:
Suppen; Vorspeisen / Kleines / Dazwischen; Frische Salate mit Rohkoststreifen;
Hauptgänge mit Fleisch und Fisch; Veganes; Dessert und Käse.
Das lässt genug Auswahl und bürgt für Frische und Saisonalität.
Die verkosteten Speisen
Etwas Brot mit einem Quarkdipp
Brot und Dip
Vorweg wurden dreierlei Brotsorten in Scheiben in einem Porzellanschälchen gereicht. Die Kellnerin backt die kleinen Brote im Ofen bzw. in der Microwelle kurz auf und schneidet mundgerechte Stücke zurecht. Dadurch ist die Backware warm und entwickelt nochmals die Aromen von Teig und Kräutern bzw. Gemüsestückchen.
Für die „Wartezeit“ bis zum ersten bestellten Gericht völlig in Ordnung (3*).
Matjesfilet / Dillzwiebeln / Graubrot 11,50 €
Matjes
Meine Gattin mag den marinierten Hering recht gerne und war daher auch mit dem Teller ganz zufrieden.
Einen Happen habe ich auch probiert und kann daher bestätigen, dass der Geschmack ganz typisch war.
Ich bin kein großer Freund von Matjes; habe aber bei einem Kochkurs in der Karnevalszeit selber den Fisch unter Anleitung eingelegt und einige Stunden reifen lassen. Er schmeckte nicht schlecht, aber es wird wohl nicht meine Lieblingsspeise – genau wie auch Griesbrei – den habe ich sogar schon im Vendome serviert bekommen, ohne meine Einstellung zu ändern. – Ganz anders wie bei einigen Gemüsearten, die ich nach dem Verkosten im Restaurant sofort zu Lieblingszutaten befördert habe: Wirsing, Blumenkohl, Rübstiel oder Staudensellerie (Muttern hat alle Gemüse zu lange gegart und immer mit Mehlschwitze versehen). –
Doch zurück auf den Teller: Mit den Dillzwiebeln und der Graubrot war es ein ordentliches Gericht. (3,5*)
Cremiges Fischsüppchen mit Einlage 6,50 €
Fischsüppchen
Diese Suppe war von der Mittagskarte. Ich mag Fischsuppen fast immer – und auch diese war genau richtig für mich. Der Geschmack war dezent und fein in der Würze. Die Verbindung von Brühe und wahrscheinlich Sahne war genau richtig: cremig und aromatisch.
Kleine Fischstücke waren reichlich eingefügt. Der Koch erzählte mir auf Nachfrage, dass hauptsächlich Steinbeißer verwendet wurde, aber auch etwas Lachs und sichtbar Gambastückchen.
Ich hätte zur Perfektion die Einlagen weniger gegart; denn sie waren noch schön saftig aber schon etwas durchgezogen. (4,5*)
„Surf & Turf“ Currywurst vom Kalb (100% Kalbfleisch) / gebratene Gambas / fruchtige Sauce 13,50 €
Surf & Turf
Die Kalbswurst war im Brät (nach unserer gemeinsamen Meinung) wenig gewürzt (ich durfte wieder einen Bissen probieren) aber ordentlich gebraten. Die Gambas waren auf jeden Fall für uns ein wenig zu lange in der Pfanne oder auf dem Grill gewesen. Sicher wäre es für den Geschmack und das Endergebnis besser gewesen, die Tiere in ihrem Panzer zu brutzlen.
Die fruchtige Sauce war hier auf jeden Fall das beste auf dem Teller (deshalb 3,5*).
Rib Eye (Argentinien, Grain Fed, 250g) Pommes Frites / (Salat) 26,50 €
Rib Eye Steak
Bei Grain fed Beef wird dem Rind mindestens 100 Tage Getreide zugefüttert, wodurch das Fleisch eine stärkere Marmorierung bekommt. Und Rib Eye ist auch grundsätzlich ein ordentliches Stück vom Rind.
Durch diese Vorgaben waren meine Erwartungen recht hoch. Aber das Fleisch war gut gebraten. Der Gargrad war vorher nicht erfragt worden, aber ich habe auch gar nicht darüber nachgedacht; denn ich nehme an, dass jeder Koch, der sich so nennen darf, Fleisch ordentlich zubereitet. Und das heißt ein edles Stück wird nicht durchgebraten, einmal gestorben muss reichen.
Gargrad
Für mich braucht aber keine „Kräuterbutter“ auf das fertige Fleisch gelegt werden. Wenn es aromatisiert werden soll, kann die pure Butter in die Pfanne (nach der Ruhezeit im Ofen) kommen. Salz und etwas Pfeffer reichen meist als Gewürz – das Fleisch soll seinen Geschmack behalten.
Und dann das Messer: Es war ein stumpfes Werkzeug. Das Fleisch konnte damit nicht angemessen geschnitten werden. Dadurch waren die Happen etwas zerfetzt und zu groß. Das macht beim Kauen das Steak etwas zäh im Mund, obwohl es eigentlich gut zubereitet ist (3,5*).
Es gab für uns beide viele Pommes auf dem Teller und noch eine Schüssel zusätzlich. Lieber wäre uns in der großen Schüssel etwas Salat oder Gemüse gewesen.
Auch die Fritten hatten ein Problem – in unseren Augen: Die Kartoffelsorte war wohl nicht die optimale.
Denn die Form und Größe der Pommes waren goldrichtig. Sie waren auch außen etwas kross und innen saftig.
Aber mit jeder weiteren Fritte im Mund ging der erste Eindruck: fein gesalzen, knackig außen und innen weich – in langweilig und geschmacksneutral über (2,5*)
Getränke
Wasser – 0,75 l Gerolsteiner medium (5,00 €)
0,2 l Merlot (4,80 €) – passte gut zum Steak
Preis-Leistungs-Verhältnis
Es werden gute Zutaten verwendet, ganz bestimmt. Aber die Preise zeugen auch von Selbstbewusstsein. Dafür müsste vielleicht noch beim Anrichten etwas mehr Kreativität gezeigt werden und auch kleine weitere Nebenzutaten (zum Beispiel eine Jus anstelle von Kräuterbutter oder einige frische Kräuter oder Salatblättchen als Dekoration oder ein Dip zu den Pommes).
Fazit
Zwiespältig: Objektiv betrachtet müsste ich zum Ergebnis kommen: Wenn es sich ergibt. Tief im Herzen aber auch: Eher nicht. Aber auch jeder hat eine zweite Chance verdient und Nachtisch oder Käse haben wir noch gar nicht probiert. Aber es liegt auch nicht auf unseren normalen „Verkehrswegen“: Wenn das Lokal in Wermelskirchen wäre, würden wir sicher nochmals einkehren. Aber nach Lennep zieht uns kaum etwas, es wäre also immer ein „Umweg“.
Egal, die Zeit wird es richten: Vielleicht gehen wir irgendwann noch einmal hin – oder auch nicht.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 28.06.2017 - mittags - zwei Personen