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Für Celi Berani ist es ein Wettlauf mit der Zeit. Wenige Tage vor der Neueröffnung ist in der Putzkauer „Grünen Tanne“ großer Hausputz angesagt. Zwischendurch kommt der Elektriker wegen des Telefonanschlusses, werden Getränke angeliefert, melden sich an der noch geschlossenen Restauranttür Interessenten, um in Erfahrung zu bringen, wann es denn los geht oder um schon Plätze zu bestellen. Zu Ostern wird das Ende Januar geschlossene Lokal wieder geöffnet sein. Unter einem neuen Betreiber. Noch offen ist, ob ab Gründonnerstag oder Karfreitag geöffnet ist. „Das hängt davon ab, wann die Küchengeräte kommen“, sagt Celi Berani, neuer Pächter des Restaurants und zugleich Küchenchef. Neuer Herd – Berani kocht mit Gas, nicht wie seine Vorgänger mit Strom – und ein Pizzabackofen sind in Berlin bestellt und sollen in diesen Tagen nach Putzkau geliefert werden. Ebenso „eine richtige Kaffeemaschine“, wie der Wirt schmunzelnd hinzufügt. Eine, auf der man den Espresso und andere italienische Kaffeespezialitäten so gut hinbekommt wie in Mailand, Neapel oder Rom. Auch das ist dem 52-Jährigen wichtig. Denn sein Anspruch ist es, ein niveauvolles italienisches Restaurant zu führen. Ihm zur Seite steht als Juniorchef sein Sohn Adis, 26 Jahre jung. Er wird die Gäste bedienen.
63 Speisen – von Vorsuppen über Hauptgerichte bis zu den Desserts – stehen auf der Karte. Er mag es individuell, sagt Celi Berani – und kommt seinen Gästen gern entgegen. Kann sich zum Beispiel ein Gast zwischen Fleisch- und Fischgericht nicht entscheiden, serviert er auf Wunsch auch beides mit den dafür eigenen Saucen. Was aus der Küche geht, ist frisch zubereitet. Auch das Olivenbrot bäckt der Küchenchef selbst. Die meisten Zutaten bezieht er über einen Berliner Großhändler direkt aus Italien. Ebenso erlesene Weine aus dem südeuropäischen Land. Das Bier, das er ausschenkt, kommt aus der Region.
Seit drei Jahren in der Gastronomie
Celi Berani kam vor 24 Jahren aus Mazedonien nach Deutschland. Seinen Beruf dort im Tourismusmanagement hatte er zugunsten eines beruflichen Neustarts an den Nagel gehangen. Er begann buchstäblich als Tellerwäscher in einer Pizzeria und arbeitete sich hoch zum Chefkoch in renommierten italienischen Restaurants. Er hospitierte bei namhaften italienischen Köchen; zu einem hält er noch heute Kontakt. Celi Berani kochte in Wandlitz (Jahre, nachdem das SED-Politbüro, das in dem Ort bei Berlin abgeschottet lebte, abgedankt hat), in Finsterwalde und zuletzt im Restaurant seines Cousins in Straßgräbchen nördlich von Kamenz. Immer war er angestellt. Die „Grüne Tanne“ in Putzkau ist nun sein erstes eigenes Restaurant. „Ich hoffe, dass die Gäste es wieder annehmen werden“, sagt er. Größeren Gruppen ab 20 Personen, etwa Wanderern und Ausflüglern, will er mit Pauschalangeboten Rabatte einräumen. Später soll es auch eine gesonderte Mittagskarte geben.
Sohn Adis lebt seit sechs Jahren in Deutschland. Er arbeitet seit drei Jahren in der Gastronomie; war auch ein Jahr lang als Kellner in Italien tätig. Die Frau von Celi Berani und die 20-jährige Tochter leben in Mazedonien.
Celi Berani pachtet das gesamte Objekt, einschließlich der Gästezimmer und der drei Ferienhäuser. Für April gibt es bereits Reservierungen für Übernachtungen. Vom vorherigen Pächter übernahm der Neue zahlreiche Bestellungen für Hochzeiten und Familienfeiern. Gleich nach dem Start in der Gaststätte will er die Kunden anrufen und sie über den Pächterwechsel und das neue Konzept der „Tanne“ informieren. „Es wäre schön, sie halten ihre Bestellung aufrecht“, wünscht sich Celi Berani. Er möchte die Entscheidung aber den Gästen überlassen.
Freude auf die neue Aufgabe
Um die Nachfolge des vorherigen Pächters Tilo Hamann , der Insolvenz anmelden musste, haben sich mehrere Gastronomen beworben. Heike und Andreas Steglich als Eigentümer des Lokals fällten die Entscheidung gemeinsam. „Uns ist es wichtig, etwas anzubieten, das es in der Region nicht gibt“, sagte Andreas Steglich auf Anfrage. Gutbürgerliche Küche offerieren viele Häuser; einen stilvollen Italiener findet man in der näheren Umgebung dagegen nicht. Die „Grüne Tanne“ soll wieder ausstrahlen – auch auf den Raum Neustadt/Sebnitz, Bautzen und Kamenz.
Celi und Adis Berani freuen sich auf ihre neue Aufgabe. Dafür nehmen sie eine Sieben-Tage-Arbeitswoche in Kauf. Geöffnet ist täglich außer dienstags. Und auch an diesem freien Tag dürfte Zeit für Büro- und Organisationsarbeit drauf gehen. Die beiden Männer stemmen die Arbeit zunächst mit Unterstützung von Verwandten, die in Deutschland leben. „Die Gäste sollen sich bei uns wohlfühlen“, sagt Celi Berani. Und auch diese südländische Gepflogenheit will er in Putzkau einführen: Der Grappa oder Amaretto zum Abschied geht auf Kosten des Hauses. Für Autofahrer kann es wahlweise auch ein Espresso sein. Aus der neuen Kaffeemaschine, versteht sich.
(C) SZ BIW Ingolf Reinsch