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Im Sommer 2020, wenn sich die Wirkungsstätte von Gina Duesmann und Lars Keiling von Bad Bentheim nach Osnabrück verlegt, werden sich im Restaurant Friedrich sicher viele Dinge ändern. Ich bin sehr gespannt, wie die beiden das gastronomische Gesamtkonzept (Restaurant, Fritz Daily, Vinothek und Sushibar) verändern werden. Bis dahin setzt das Küchenteam unter der Obhut der beförderten ehemaligen Sous Chefin seine althergebrachte Küchenausrichtung fort, die sich in einer gehoben gut-bürgerlichen Küche widerspiegelt.
Gute Gelegenheit also, vor den vorhergesagten Änderungen, noch einmal einzukehren. Ein geschäftlicher Termin am Sonntagabend stand an. Normalerweise trenne ich strikt Geschäft von Privat, aber hier war der Grund nicht nur ein guter Kunde, sondern auch eine langjährige Bekanntschaft, die mich von diesem Grundsatz einmal abweichen lies. Da ich mein Gegenüber als Liebhaber guter Küche kennen gelernt hatte, ging ich auf die Suche nach einem adäquaten Ziel für das abendliche gemeinsame Essen. Sonntagabend ist das inzwischen echt schwer, viele höherklassige Restaurants öffnen gar nicht mehr am Sonntag, Kesselhaus war also raus...schade. Iko war mir zu weit draußen, ebenso wie die wilden Triebe. Fricke Blöcks gibt's nicht mehr, Tatort war auch beim letzten Besuch nicht so überzeugend in seiner Performance. Also richtete ich meine Aufmerksamkeit in die Lotter Straße, gute Küche und nicht weit vom Hotel meines Abendessengenossen. Und zusätzlich ist das Friedrich ja jetzt sowieso auf dem Radar vieler regionaler Genießer, siehe oben. Gute Gelegenheit, den IST Zustand noch mal aufzuzeigen und dann im Sommer den neuen SOLL Zustand dagegen zu stellen.
Über Ambiente und Stilistik will ich keine großen Worte mehr verlieren, dort ist mein Bericht von 2016 immer noch up to date. Und ungebrochen der Kundenzuspruch, auch an einem Sonntagabend war das Restaurant gefühlt vollständig belegt. Das Friedrich hat sich in den angrenzenden wohlhabenderen Stadtteilen von Osnabrück eine treue Kundschaft erarbeitet.
Ohne Tadel diesmal der Service, dass hatte ich in den letzten Jahren leider schon anders erlebt. Aber vielleicht versucht man auch schon, der schon im Hintergrund erscheinenden neuen Restaurantleiterin, die schlechtes Verhalten im Service niemals tolerieren wird, zu zeigen, dass man es kann. Garderobe wurde entgegen genommen, wir wurden zum Tisch geleitet, die Stühle zurecht geschoben, Karten übergeben, erste Wünsche abgefragt, dieses erfreuliche Niveau hielt sich bis zum bezahlen, sehr schön!
Der Kunde und abendliche Tischgenosse ist Muslim, aber wenn er von dem einen (seinem) Kontinent auf den anderen, nämlich unseren wechselt, wird er zum Liebhaber vergorenen Traubensaftes, und hat immer sehr sympathische Erklärungen dafür, warum Allah das tolerieren wird und er trotzdem 40 Jungfrauen im Paradies in Empfang nehmen wird. Eine leichter Grund zur Betrübnis ist, dass er immer Sauvignon blanc trinken möchte, nie lässt er sich mal dazu bringen, die mir so viel mehr gefallenden Riesling Weine zu probieren.....seufz. Aber ich muss gestehen, mit dem von ihm ausgewählten Sauvignon blanc von Bassermann Jordan kann man schon einen schönen Abend verbringen. Mit dem vorweg bestellten Cremant von der Loire sowieso......
Zum Aperitif gab es eine Johannisbeeren Creme auf Basis eines Frischkäse, mit einer Auswahl an hausgebackenen Brot.
Was gab es also zum Essen, mein Gegenüber, frisch vom Golf eingeflogen, hatte Hunger und bestellte sich das angebotene Menü in drei Gängen ohne Dessert, dass war nach einem kurzem Hakler dann auch möglich und wurde folgend serviert.
Gebratene Garnelen, Chili-Aioli, Mango-Chutney & Knoblauch-Chips war der Auftakt zum Abendessen für meinen Tischgenossen. Sah ansprechend aus und roch verlockend über den Tisch, es kamen keine Klagen zum ersten Gang von meinem Gegenüber. Weiter ging es für ihn mit Pastinakensüppchen, gebratene Chorizo & geröstete Kichererbsen
Auch hier servierte der Service eine sehr ansprechend angerichtete Suppe. Sehr gelobt wurde das getrennte servieren der Chorizo sowie die crunchigen Kichererbsen in der separaten Schüssel, die dann nach und nach in der Suppe verschwanden. Der Tischgenosse ist ein Genießer und immer offen für neue kulinarische Erfahrungen. Auf seine Frage nach winterlichen Zutaten in der deutschen Küche empfahl ich ihm ein Wildgericht zu probieren und so war seine Wahl
Rehrücken, rote Bete auf zwei Arten, Walnuss-Schmarrn & Jus. Auch beim Hauptgang wurde dem Service aufgetragen ein Lob in die Küche zu überbringen. Einzig die mit Walnuss veredelte Mehlspeise fand nicht so recht die Zustimmung des Tischgenossen. Aber die ersten roten Beete seines Lebens fand er großartig. Nächstes Mal werde ich ihm Schwarzwurzel und Grünkohl aufschwatzen........
In Erinnerung an ein sehr opulentes Abendessen in unserer Rheinenser Koch-, Wein-, und Genießerrunde am Abend vorher beschied ich mich auf 2 Gänge und orderte vorweg
Süßkartoffel-Tatar, Paprika, rosa Pfeffer & Dulsealge. Die Wahl traf ich, weil ich mir unter diesem Gericht so absolut nichts vorstellen konnte. Tatar ist für mich die rohe Zubereitung eines Hauptbestandteils des jeweiligen Gerichts. Rohe Süßkartoffel konnte ich mir so gar nicht vorstellen........und auf dem Teller fand sich dann auch keine rohe Kartoffel, sondern eine gewürfelte gekochte Süßkartoffel. Und weil die ja schön mehlig verkocht, vermittelte das Ganze mehr den Eindruck eines recht groben Stampfs. Das mag ich ja gerne, und mit den würzenden Zutaten schmeckte das gut. Beete und Algen Chips sorgten für den Crunch, eine fruchtige Tomatencreme für eine gewissen Süße....ordentlicher Start. Weiter ging es für mich mit Fisch
Skrei, in Petersilienöl konfiert, Petersilienwurzel-Püree, Möhrenspiralen & schwarzer Reis. Gibt es Skrei, bestell ich den, der ist sowieso wieder viel zu schnell von den Karten weg, wenn Ende Februar die Fangsaison auf den Lofoten vorbei ist. Gelockt hatte mich auch die konfierte Zubereitung. Gegart in Petersilienöl, sehr spannend. Um diesen aromatischen Fisch hatte man nicht so viel Bohei gemacht, ein gut gebuttertes Püree, knackig blanchierte Möhre und etwas Crunch vom Reis sorgten für Vielfalt auf dem Teller, ohne den Hauptdarsteller zu begraben. Schlicht, lecker, gut! Deutliche Steigerung zu meiner Vorspeise.
Mit den beiden Hauptgerichten schlossen wir unser Abendessen ab, und ich kann ein erfreulich gutes Resümee ziehen, einzig meine Vorspeise konnte die Erwartungen nicht ganz erfüllen, die anderen 4 Gerichte waren in Einklang mit der gehobenen Küche des Friedrich. Dazu ein sehr ordentlicher Wein aus Deidesheim. Wir waren beide zufrieden mit dem Abendessen im Friedrich. Jetzt werde ich bis zum Sommer warten und schauen, was sich mit dem Start von Gina Duesmann und Lars Keiling im Friedrich ändern wird und dann natürlich berichten. Bis dahin ist das Friedrich in Osnabrück weiterhin eine der besten Adressen um unkompliziert gut essen zu gehen.
Uns führte der Weg dann in Richtung Hotel, was auch mein Weg zum Bahnhof war für die Rückfahrt nach Rheine......und ich kam nicht umhin, den Abend noch mit einem "Digestif" in der Hotelbar des Walhalla zu beenden. Ruinart mag er auch, der liebenswerte Muslim..........