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Wer hinter Falada möglicherweise den falsch geschriebenen Autorennamen Hans Fallada vermutet, liegt jedoch vollkommen falsch. Auch wenn die literarische Schublade schon fast korrekt ist. Falada ist ein sprechendes Pferd aus dem Grimm´schen Märchen „Die Gänsemagd“. Ein stilisierter Pferdekopf ist somit auch das Logo des Lokals, das sich auf der Eingangsebene des erst 2015 erbauten Museums „Grimmwelt“ befindet. In diesem Haus sind Leben und Werke der Gebrüder Grimm medial sehr ansprechend und umfassend aufbereitet. Nach stundenlangen Umherschlendern und Staunen kann sich daher schon mal Hunger und Durst melden. Das Falada ist öffentlich zugänglich und sieht sich als Restaurant, Cafe, Bar, Eventlocation, Grill – und Place to be. Natürlich vor allem zu Zeiten der documenta. Aber auch sonst werden hier gerne Empfänge, Familien- und Firmenfeiern ausgerichtet. Das herrliche Ambiente schreit schon fast danach: reduzierte, minimalistische Architektur, hochwertige Materialien, lange Theke, einfaches aber stylishes Mobiliar, sehr viel Licht und Helligkeit.
Auch wir waren nach einem mehrstündigen Besuch der Grimmwelt schlichtweg fasziniert vom Falada. Da es draussen gerade zu regnen begann, war das Lokal proppevoll und niemand machte Anstalten, zu gehen. Dass es dafür auch noch andere Gründe gab, merkten wir erst später. Zu froh waren wir erst mal darüber, die letzten beiden freien Sitzplätze ergattert zu haben. Sehr schnell wurde klar, dass sich das Gros der Gäste in einem unheilvollen Wartemodus befanden. Warten auf eine Bedienung, die Bestellungen aufnimmt. Warten auf die Auslieferung des Bestellten. Warten auf die Rechnung. Wie auch an anderen Orten in Kassel herrschte hier in Sachen Service das pure Chaos. Offensichtliche Aushilfskräfte eierten orientierungslos mit Tellern und Gläsern durch den Raum. Aufgebrachte Gäste beschwerten sich („Wir warten nun schon seit 1 Stunde und 20 Minuten auf unser Essen“). Selbst um eine Speisekarte mussten wir uns selbst kümmern und uns fast noch darum kloppen. Es war überhaupt nicht ersichtlich, wer der Servicekräfte für unseren Tisch zuständig war. Nach langem Herumfragen und etlichen Verweisungen auf andere Personen rückte endlich eine zuständige Bedienung an, an deren Reaktion schon abzulesen war, dass man besser nichts zu Essen bestellen sollte. Auch mein gutes Zureden half wenig. Offenbar war man auch in der Küche heillos überfordert und rechnete nicht mit einem vollen Haus. Wir beließen es daher bei einem Schöfferhofer Hefeweizen (4,90 Euro), einem kleinen Mineralwasser (ein Viertelliter für 2,80 Euro) und einer Brezel für 2,00 Euro. Die Preise waren angemessen, die Waren tadellos, sogar von der vollmundigen, weichen, frischen Brezel war ich begeistert und erstaunt: nun können schon die Hessen tadellose schwäbische Backwaren herstellen.
Was ich auf den anderen Tischen an Speisen sah (wenn denn mal welche serviert wurden…) sah ebenfalls schmackhaft und schön angerichtet aus, wenngleich ich die riesigen, schweren, tiefen Teller auch hier ziemlich übertrieben fand. In der kräftig grünen Erbsensuppe schwammen Speckwürfelchen, der bunte Wildkräutersalat war mit geschmolzenem Ziegenkäse angerichtet. Natürlich hat der Service es nie geschafft, das Essen für mehrere Personen an einem Tisch gleichzeitig auszuliefern, so dass Paare und kleine Gruppen zeitversetzt essen mussten und Teile ihrer Bestellung oft erst viel später ausgeliefert bekamen. Letztendlich erschienen mir fast alle Gäste unzufrieden und viele revoltierten auch. Manche Servicemitarbeiter taten mir auch leid. Wenn der Zauber dieses wundervollen Ortes nicht gewesen wäre, hätte sicherlich manch einer einfach den Raum verlassen.
Später hatte ich die Gelegenheit, auch noch einen Empfang zu beobachten. Hier wirkten sowohl das Servicepersonal als auch die Gäste sichtlich entspannter und glücklicher. Möglicherweise blüht das Falada erst richtig bei kleineren Gruppen und planbaren Events auf? Ich würde diesem Lokal auf jeden Fall gerne eine zweite Chance geben.