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Dieses Vergnügen wollten allerdings nicht nur wir haben, die abendliche Situation in der Garmisch-Partenkirchener Gastronomie sollte sich fundamental von der entspannten Lage im letzten Jahr unterscheiden.
Damals war die Impfkampagne quasi noch nicht existent, nicht nur aber besonders viele ältere Menschen verzichteten aus Angst vor einer Ansteckung ganz im Gegenteil zu 2021 selbst auf einen innerdeutschen Urlaub, der Ort war gefühlt halb leer und ein Reservieren für den Abend war bis auf wenige Ausnahmen seinerzeit völlig überflüssig, man konnte entspannt bummeln und sich ganz spontan entscheiden, wenn man wollte.
In diesem Jahr sah es allerdings am Abend vor besonders beliebten Restaurants, wie bspw. dem Gasthaus zur Schranne, in Sachen Warteschlange aus wie vor einer Lebensmittel-Ausgabestelle in einem Mangel-Regime und solche Häuser waren auch auf Tage ausgebucht und für den Biergarten zu reservieren war oft überhaupt nicht möglich.
Ich brauchte nach einem ersten Klinkenputzer-Abend, an dem wir nach drei Anläufen schließlich im Hofbräustüberl landeten, wo ich dann leicht resigniert aber mit herrlichem Ausblick auf das abendliche Alpenglühen eine (zwar gute, Bericht folgt, aber dafür muss ich keine 700 km fahren) Balkanplatte verputzte, etwas Zeit, um mich daran zu gewöhnen und rechtzeitig mit Reservierungen für in dieser Hinsicht entspannte Abende zu sorgen.
Aber nach diesbezüglich erfolgreicher Akklimatisierung sollte dies auch gelingen, zumal auch GastroGuide Kollegin Obacht!, die gute Seele, hier mit Rat und Tat zur Seite stand und wir fast jeden Abend gemeinsam mit ihr und Herrn Obacht! essen konnten.
Den Garmischer Hof mit seiner integrierten Mikrobrauerei hatte ich schon im letzten Jahr ins Auge gefasst, das offene Sudhaus und die gläserne Fassade machten einen sehr guten Eindruck, leider schafften wir es damals nicht hier her, wie immer verging die Zeit viel zu schnell.
Meine telefonische Reservierung für den Folgetag sollte problemlos vonstattengehen, eine freundliche junge Dame nahm diese entgegen, auch wie gewünscht im Biergarten zu buchen war kein Problem.
„Bio total“ ist die inhaltliche Klammer um Hotellerie und Gastronomie, egal ob die bei der kürzlich aufwändigst erfolgten Renovierung der Gebäude verwendeten Materialien oder die verwendeten hochwertigen regionalen Lebensmittel, Nachhaltigkeit ist hier gelebtes Konzept.
Die Karte spricht in dieser Hinsicht auch preislich eine deutliche Sprache, die modern angehauchte bajuwarische Brauhausküche gibt sich hier in Teilen im örtlichen Kontext durchaus ambitioniert.
Ein Wurstbrett von der Brotzeitkarte schlägt mit 16 € zu Buche, die vegetarische Ziegenkäse-„Bowl“ (ja, die haben es auch nach Oberbayern geschafft) mit 19 €, das Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat ist für 27 € zu haben, eine Portion Kalbsrahmgulasch mit Spätzle sollte dem Gast schon 24 € wert sein und beim veganen „Hanf-Serviettenknödel“ mit Kraut und Jus für 18 € wird sich vielleicht der ein oder andere fragen, ob man das Hanf angesichts des Preises wirklich auf legalen Wegen erworben hat oder der Verzehr für überraschende Momente sorgen könnte.
Um es vorweg zu nehmen, angesichts dessen, was man auf den Tisch bringt empfinde ich die Preise als angemessen und nicht überzogen, und für Bio Produkte, zumal bei den tierischen öffne ich auch beim privaten Einkauf gerne die Geldbörse und achte da auch konsequent drauf, Billigfleisch hat in unserer Küche keine Daseinsberechtigung.
Die Kurse stechen allerdings wie erwähnt im lokalen Vergleich doch auf den ersten Blick deutlich heraus, das Angebot findet man momentan unter:
https://www.garmischer-hof-bierbrauerei.de/bio-restaurant-garmisch-partenkirchen/#speisekarte
Wir fanden uns gegen 19:30 Uhr zu dritt – Frau Obacht! war an diesem Abend verhindert und wurde von ihrem gut aufgelegten Schatzl vertreten – vor dem gepflegten Gebäude auf der Garmischer Chamonixstraße ein.
Der Eingang zur Gastronomie befindet sich rechts vom Hotel, es ist die „fassbewehrte“ Türe, die zwischen den beiden parkenden Autos zu sehen ist:
Vor dort führt eine Treppe in den ersten Stock, wo einen moderne, behaglich ausgeleuchtete Räume und natürlich ein toller Blick auf die blankpolierten Kessel des offenen Sudhauses erwarten, ein stimmungsvolles Entrée auf ganzer Linie.
Dort standen wir zunächst hinter einer kleinen Gruppe wartender Gäste, von denen zwei mit dem offenkundigen Service-Leiter diskutierten, der aufgrund des Andrangs gute Nerven zu brauchen schien, sieh an, die Herrschaften hatten nicht reserviert und versuchten wortreich irgendwie doch noch an einen Tisch zu gelangen.
Ich machte mich dezent bemerkbar, meine Reservierung wurde überprüft und erleichtert – darüber der Situation zumindest vorerst entkommen zu sein - brachte er uns zuvorkommend zu unserem Tisch im Biergarten hinter dem Haus.
Nicht ohne Genuss bemerkte ich dabei die gesteigert missgünstigen, übellaunigen Seitenblicke der beiden selbstbewussten Diskutiergäste (Typ/Bauart Audi RS4 oder BMW M3 Fahrer Raum München mit passender weiblicher Begleitung) die mich dabei auf der linken Flanke durchbohrten.
Tritt man rückwärtig aus dem Gebäude heraus, steht man zunächst auf einer kleinen Terrasse, die einen Blick in den großflächig mit Kies hergerichteten Biergarten ermöglicht, die kleinen Unterstände auf der rechten Seite sollten mich dabei irgendwie an eine Tiki-Bar erinnern, auch ohne Tiki-Deko irgendwie ein Hauch von Honolulu im Werdenfelser Land:
Von unserem mittig gelegenen Tisch auf das Gebäude blickend, hatte man u.a. diese Aussicht, trotz der vollen Belegung hatte man angesichts großer Abstände und des gewohnt angenehmen Garmischer Publikums nie das Gefühl, „mitten im Trubel“ zu sitzen, wir erlebten eine entspannte Atmosphäre, lediglich Sitzkissen auf den bockharten Holzbänken sollte ich am späteren Abend dann doch spürbar vermissen:
Mehrere junge Damen im Service, unterstützt vom erwähnten Service-Chef, die Karten wurden gereicht, eine online nicht ersichtliche Tageskarte ergänzte die momentane Standardkarte:
Auch diese kleine Auswahl spiegelte den Spagat zwischen mit Liebe zum kulinarischen Detail ausformulierter Biergarten-Küche und urbanen Ansätzen wieder.
Aber auch hier frage ich mich, wie viele der mit 26 € bepreisten „Fish Bowls“ an diesem Tag über den Pass gingen. Sicher die ein oder andere, aber der Anteil wird angesichts des Settings und des Großteils der touristischen Zielgruppe im Vergleich wohl eher verschwindend gering gewesen sein.
Wir orderten erste Getränke, hier war das Bier aus der eigenen Brauerei natürlich Pflicht, für mich gab es ein „Bayrisch Ale“, der halbe Liter zu 4,60 €:
Der bärtige Eingeborene neben mir zeigte sich bald sehr zufrieden mit seinem „Saphir Weizen“ (Saphir ist der verwendete Hopfen…) zum gleichen Preis:
Auch meine Begleitung war glücklich mit ihrer obligatorischen Rhabarberschorle – 0,5 l zu 4,50 € - die mit sehr hübschen, klaren Eiswürfeln aus einer professionellen Maschine serviert wurde:
Die Speisewahl sollte sich nicht lange hinziehen, wir gaben die Bestellung auf, stießen an und ja, das Bier verdient Lob, wobei mein „Bayerisch Ale“ gerne etwas erfrischend hopfiger hätte sein dürfen aber das ist ja wie immer auch Geschmackssache, ich habe später gerne noch ein zweites bestellt.
| Vorspeise |
Maultaschensuppe – 7,00 €
Nach kurzer Zeit wurden die Suppen gebracht, der Herr zu meiner Linken hatte die gleiche Wahl getroffen. Wenn man in Bayern gerne Pfannkuchensuppe und Co. isst und die Qualitäten einer guten, ehrlichen Brühe so schätzt wie ich, bildet man sich mit den Jahren ein wenig ein, schon anhand von Farbe und Geruch beim Servieren zu wissen, ob es denn eine gute solche ist.
Das sollte sie dann auch sein, das ein der andere Fettauge darf man wohl kaum übel nehmen, die tadellos geklärte Brühe überzeugte mit einem stabilen, wenn auch nicht epochalen Fundament und einem Salzpegel, der selbst für mich am oberen Rand des Erlaubten kratzte, dem Bierkonsum aber sicher zuträglich sein dürfte.
Ein Highlight die Maultasche, die ich meist gar nicht so mag, aber diese hier gefiel mit einem gelungenen Teig mit wunderbarem Schmelz und einer lockeren, gut gewürzten Füllung, manchmal ist die Mischung aus Brät und Hack einfach nur ein kompakter langweiliger Brocken, zumindest für meinen Geschmack.
Schöner Einstieg, würde ich jederzeit wieder bestellen und empfehle dies zur Nachahmung, nur wer aus gesundheitlichen Gründen auf Salz-arme Ernährung setzen muss, sollte sich vielleicht Alternativen überlegen.
Jetzt kommen wir zum größten Malus des Abends, der aufgrund guter Stimmung am Tisch und bierlauniger Plauderei rückblickend für uns subjektiv keiner war, aber auf unsere Hauptgerichte haben wir weit über eine Stunde – ich denke es ging Richtung 90 Minuten – warten müssen.
Wie gesagt, für uns ok, aber wer mit der Familie abends noch in überschaubarer Zeit etwas essen möchte, sollte etwas mehr davon einplanen. An den anderen Tischen sah es nicht anders aus und als es dunkel wurde, waren noch diverse Kinder vor Ort, die zu dieser Zeit teilweise schon längst „in die Falle“ gehört hätten.
Aber in solchen Fällen weiß man auch schlicht nicht, ob hier kurzfristig Personal in der Küche fehlte, die diesbezügliche Situation in GAP ist sehr angespannt, daher vielleicht auch nur eine ungünstige Momentaufnahme.
Die Lichter auf der Terrasse und im Biergarten sorgten derweil für eine herrliche Stimmung al fresco bzw. „sotto il cielo bavarese“ und irgendwann in der Dämmerung sollten sie dann endlich die hungrigen Empfänger erreichen, unsere sehnlichst erwarteten…
| Hauptgerichte |
BBQ Ribs – 17,00 €
Nudeltaschen mit Bergkäsefüllung – 17,00 €
Beim Begriff BBQ auf hiesigen Karten reagiere ich als Foodie mit biografischer BBQ Affinität immer leicht dünnhäutig, kürzlich schrieb ich dazu an anderer Stelle:
„Der Begriff „BBQ“ erfreut sich ja gerade im Sommer in den Speisekarten des Landes großer Beliebtheit, nicht zuletzt, weil das Thema Grillen in den letzten Jahren für viele zu einer Passion geworden ist, die nichts mehr mit den verkohlten Nackensteaks und Supermarkt-Bratwürsten zu tun hat, die Jahrzehnte als Sinnbild des teutonischen Grillrituals überdauert haben.
Was viele Restaurants allerdings nicht auf dem Radar zu haben scheinen ist, dass Spareribs bspw., wenn man sie zwei Stunden durch den Kombigarer prügelt und hernach mit preiswerter BBQ-Sauce aus der Metro bepinselt nicht automatisch zu „BBQ-Spareribs“ werden, auch wenn die Karte stolz davon kündet.
Das langsame, behutsame Heißräuchern im Smoker hingegen, für das der Begriff BBQ eigentlich in den Vereinigten Staaten steht, „low & slow“ mit ausgewählten Hölzern, ist eine Kunst und nicht umsonst werden dort die Meister ihrer Zunft als „Pitmaster“ bezeichnet, es braucht eine Menge Erfahrung, um reproduzierbare Ergebnisse bester Qualität zu erzielen.“
Aber ähnlich der „Scampi-Mania“ auf den Karten jeder preiswerten Pizzabude darf man das sicher nicht zu eng sehen, man muss halt wissen, was man wo erwarten kann und für die meisten Gastronomen steht „BBQ“ eben als zeitgeistiger Begriff für alles fleischige, dass mit einer mainstreamigen BBQ Sauce bepinselt werden kann.
Und so war ich angesichts des Gebotenen auch nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil sogar. Die schlimmste Version der lieblosen Kombigarer-Machart ist die staubtrockene, bei der man am Ende einfach Soße obenauf schmiert und hofft, die nachträgliche Tunken-Dusche wird es schon richten.
Hier wurde mehrfach mit der Soße glasiert und somit ergab sich eine schön karamellisierte, leicht klebrige Kruste, das Fleisch hatte noch idealen Biss und nicht so absurd faserig, wie es bei zu gut gemeinter Garung nach der mittlerweile weithin bekannten 3-2-1 Methode gerne gerät.
Der Fleischanteil war hoch, die klassischen Schälrippen, die man hier kennt werden als Baby-Back-Ribs im klassischen BBQ eher als Vorspeise serviert, was wir indes Spareribs nennen, ist in den Staaten schon ein massiger Trumm in Sachen Cut.
Als BBQ Nerd hätte ich mir die leicht brave, eher süßliche Geschmackswelt von Rub & Sauce vielleicht etwas vielschichtiger gewünscht, aber das sind Nuancen, nach billigem Zeug aus dem Convenience Regal sollte weder das eine noch das andere schmecken, sehr anständig in Summe.
Dazu gab es etwas Alibi-Grün am Rande sowie eine ideal dimensionierte – nicht der unbezwingbare Kinderkopf-Mutant aus manchem Steakhaus – Ofenkartoffel mit Schnittlauch-lastiger, kühler Sourcreme.
Eine üppige Portion und angesichts von regionalem Bio-Fleisch auch sehr angemessen taxiert!
Auch zu meiner Linken verschwand unter zufriedenem Schmatzen Fleisch in einem oberbayerischen Vorzeige-Bart und unser gemeinsamer Knochenteller hätte sicher jeden Waldarbeiter stolz gemacht, der sein geschlagenes Holz ähnlich akkurat am Wegesrand gestapelt hätte:
Mir gegenüber widmete man sich derweil nicht minder zufrieden Nudeltaschen mit Bergkäsefüllung, die man mit abgeschmolzenen Bierzwiebeln, Nussbutter und Tomatenchutney auf den Teller brachte.
Ich durfte probieren und verstand in erster Linie das Lob für das extrem leckere Chutney, das als leicht stückiges Sugo zu jeder Pasta eine gute Figur machen würde aber auch die feinen, in Nussbutter badenden XL-Ravioli alpiner Provenienz machten geschmacklich viel Freude.
Auch das Tellerbild gefiel mir trotz leicht bekleckerter Fahne gut, man hat das Gefühl, dass man sichtlich bemüht ist, dem eigenen, vermittelten Anspruch gerecht zu werden - durchaus mit Erfolg möchte ich meinen.
Puh, jetzt ging nicht mehr viel, auch wenn wir vor dem Essen noch mit einer „Hausbier Crème Brûlée“ geliebäugelt hatten war es dafür doch etwas zu spät geworden aber in erster Linie scheiterte dieser Plan an mangelndem Platz im Magen.
Ein schöner Abend war das, gut gesättigt ging es unter funkelndem Firmament zurück in unser knuffiges kleines Hotel, das sich mittlerweile, wie der ganze Ort, wie eine zweite Heimat anfühlt.
Fazit
Ob man mit dieser Küchenausrichtung auch abseits der Saison genügend einheimische Gäste bei der Stange hält wird sich zeigen. Das an diesem Tag verspeiste konnte das Versprechen des Hauses durchaus halten und überzeugte mit kleinen Schwächen und ohne große Überraschungen, somit gute vier Sterne und damit eine sehr zufriedene Schulnote 2 für die Küche.
Die lange Wartezeit kann ich wohl kaum dem Service anlasten, unauffälliger, guter Service, trotz des vollen Hauses wurde die Zufriedenheit erfragt, später standen leere Teller allerdings doch etwas zu lange auf den Tischen, knappe vier Sterne hierfür.
Das Ambiente gefiel mir, auch wenn es hinter dem Haus bis auf den Gästeparkplatz nicht viel zu sehen gab, in Kombination mit den Gasträumen gute vier Sterne auch hierfür.
Sauberkeit und das Thema Corona ohne auffällige Mängel, die Tische wurden stets akribisch desinfiziert etc. – fünf Sterne.
Bei Preis-Leistung bin ich ebenfalls bei guten vier Sternen, man wird weder beschenkt noch über den Tisch gezogen sondern erhält einen guten Gegenwert, sei es in Sachen Produkte oder Handwerk.
Und so wird es wenig überraschend sein, dass ich auch in der Gesamtnote bei vier Sternen für eine in jeder Hinsicht gute gastronomische Leistung lande, ich werde hier im nächsten Jahr gerne wieder zu Gast sein, wenn es sich ergeben sollte.
P.S.
An die hiesige Stammbesatzung: Es tut mir leid, dass ich momentan so spät lese und kommentiere, ich war diese Woche nach meiner Zweitimpfung doch sehr lädiert, wird nachgeholt und dass ich in dieser Hinsicht alles andere als „vom Stamme Nimm“ bin, wisst ihr ja hoffentlich.