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Schwesterchen war mit Schwager zu Besuch. Kultur stand auf dem Programm. Das Unterhaus lud ein und vorher wollten wir noch eine Kleinigkeit essen gehen. Fräulein sollte erst später, nach dem Essen zu uns stoßen. Also marschierten wir zu dritt vom Münsterplatz aus (dort aus der Straßenbahn ausgestiegen, da Parkplätze in Mainz rar und seit kurzen erheblich teurer sind) Richtung Neubrunnenplatz. Dauerte keine fünf Minuten.
Ich war vor etlichen Jahren mal bei diesem kleinen, alteingesessenen Italiener. Wer in Mainz wohnt, sollte einmal dort gewesen sein. Nicht weil es dort das beste Essen gibt. Nur kommt in keiner anderen italienischen Lokalität so viel echtes Flair auf wie in diesem kleinen Ristorante.
Von draußen macht es nicht allzu viel her. Bistromöbel laden bei schönem Wetter zum Draußen sitzen ein. Um ins Lokal zu gelangen betritt man erst mal einen Windfang, hinter dem schon einer der drei oder vier Servicemitarbeiter auf die kommenden Gäste wartet. Dann geht es ruck zuck.
„Ahh, drrei Persone – allora. Hier - nemme Platz“.
Die Speisekarten hat er schon gleich in der Hand und kaum das man sitzt bekommt man die Karten in die Hand und er zündet die Kerze an. Dann ist erst mal weg. Die nächsten Gäste kommen gerade durch die Tür. Gleiches Prozedere.
Wir gucken uns erst verwundert an, dann in die Karte.
Recht groß. Eine Seite Pizzen, 25 Stück. Eine Größe, von 5,20 bis 10,50€. Alles dabei was man kennt. Als Anmerkung in der Karte steht geschrieben: „Die angegebenen Pizzen können nicht „Anstatt“ geändert werden.“ Aber zusätzliche Belege sind erlaubt. Ein Euro aufwärts. Bis 4,50 für Garnelen…
In der Karte folgen knapp zwanzig warme und kalte Vorspeisen, Suppen und Salate. Zwanzig Pasta-varianten, darauf folgen zehn Schweinegerichte und fünfzehn vom Rind. Ebenso ein paar Gemüse und Eiergerichte und Dolce dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Getränketechnisch alles vorhanden, aber auch nix besonderes. Weine aus der ganz großen Buddel.
Nach gut fünf Minuten und sechs weiteren Gästen geben wir die Bestellung auf. Die Getränke kamen dann auch recht flott. Zweimal Erdinger Weißbier (0,5 / 3,50€) und einmal eine Cola (0,2 / 2€) Zuvor wurden noch schnell die Untersetzer einer bekannten Eifler Brauerei auf die weiße Tischdecke gelegt.
Der Tisch an sich nicht sehr groß. Aber Platz genug um mit vier Personen je eine Pizza zu essen plus Platz für Getränke, einer Kerze in einer Korbflasche, den Streuern für Salz und Pfeffer und natürlich, der Jahreszeit geschuldet, den kleinen Pappaufstellern für frische Muscheln. Geliefert von „Deniz Fisch“. Da bekommt man doch Lust…
Der Raum sieht aus, wie er wohl schon seit Anfang der Sechziger Jahre war. Die Wände blass-gelb, ebenso die kleinen Fließen am Boden. Dunkle Fenster und Tür Rahmen, die Sitzmöbel etwas heller, bequem. An den Wänden hängen verschiedenste Bilder mit allerlei Prominenz, die schon bei Bruno gespeist haben. Unter anderem Helmut Kohl, Angela Merkel oder Luciano Pavarotti. (R.I.P.)
Die Fotos alle nicht mehr aktuell und auch vor dem digitalen Fotozeitalter geschossen, aber immerhin. Und von diesem Ruf zehrt Inhaber und Seniorchef Bruno heute noch. Der Laden ist immer voll. So auch heute. Gegen 19 Uhr waren alle der gut 50 Plätze belegt. Zwar meist ältere Semester und wohl auch Stammgäste aus den Anfangstagen, aber hey, hier kann man die Authentizität spüren. So stelle ich mir eine kleine Kneipe im tiefsten Italien vor, mit solider „Cucina alla Mamma“. Rustikal und bodenständig. Kein Chichi, keine extravaganten Kreationen!
Beim Bestellvorgang hatte unser Maestro etwas durcheinander gebracht, da ein Kollege von ihm nur zwei anstatt der bestellten drei Pizzen an den Tisch lieferte. Die Pasta sah zwar gut aus, war aber nicht für uns. Man entschuldigte sich gleich und meinte, es dauert nicht lange. Naja, gut fünf Minuten hat es doch gedauert und die können lange sein für ein Mädchen, wenn ihr gegenüber zwei Kerle schon am kauen sind…
Pizza Alla Giacomo (8,30€)
Meine Wahl, eine Pizza (normale Größe, laut Karte, ca. 30cm im Durchmesser) gebacken im Blech. Belegt war sie sehr reichlich mit frischen Champignons, Salami, Zwiebeln, Sardellen und Peperoniwurst. Der Teig hatte leider seine Schwächen. Der Rand war zwar schön knusprig, schmeckte dort auch recht gut, nur hatte ich das Gefühl, dass Blech wurde vorher gut eingeölt und dann mit dem Teig belegt. Der Boden kam ungewöhnlich feucht daher und hatte kleine Luftbläßchen geworfen. Er war also sehr lapprig. Dazu kam der üppige Belag. Die Tomatensoße als solche nur zu erahnen, dafür aber viel guter Käse unter dem Rest. Der war qualitativ gut bis sehr gut. Die Salami hatte Industriestandard, aber in Ordnung. Die Pilze dünn gehobelt und frisch, die Zwiebeln gaben eine gute Würze und hatten noch Biss. Die Peperoniwurst hatte es in sich. Schöne scharf aber dennoch nicht geschmackstötend. Die Sardellen gerade so viel, dass der Rest nicht unterging. Ergo, eine schmackhafte Pizza, leider war der Teig unter aller S…… Daher nur 3*
Bei meinen Begleitern verhielt es sich ähnlich. Allgemeiner Tenor – Gut aber nicht überragend. Das Ambiente hat was und ein Wiederholungsbesuch ist nicht auszuschließen.
Beim Abräumen wurde nach der Zufriedenheit gefragt, ein Digestif aber nicht angeboten. Hatten wir aber auch nicht erwartet. Die Rechnung kam auch zügig, die Verabschiedung kurz und schmerzlos.
Fazit:
Das Essen (hier die Pizza) ist gut, wenn auch mit ein paar Abstrichen gerade beim Pizzateig. Keine Ahnung aus welcher Ecke Italiens die Familie stammt, vielleicht macht man das dort so??? 3* ist mit das Essen noch wert. Was man an anderen Tischen sah, war ordentlich.
Der Service ist perfekt eingespielt. Die Abläufe immer gleich, jeder macht alles und ist dabei freundlich und schnell. Da geht auch mal schief, okay. Verziehen. Gekleidet in klassisch weißem Jackett und schwarzer Hose. Typisch italienisch eben. 3,5*
Das Ambiente könnte authentischer nicht sein. Selbst die vielen Fotos stören mich nicht, zeugen vom Stolz des Besitzers. 4,5*
Sauber war es sehr, die Toiletten sogar astrein, dort ist alles so neu und hell, dass man meint in einem anderen Lokal zu sein. 4*
PLV ist mehr als okay. Die Preise noch im Rahmen, das passt zum gebotenen. 4*
3,5 – wenn es sich ergibt, gerne wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder - nach "Küchenreise")