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In den Städten liegt der Anteil etwas höher, auf dem Land leicht unter dem Durchschnitt. Dies zeigt sich zum Beispiel beim Blick nach Dresden: Dort eröffnete gerade der erste vegane Supermarkt. Dazu kommt mittlerweile eine Handvoll veganer Restaurants. Zudem bieten zahlreiche vegetarische Gaststätten Gerichte auf rein pflanzlicher Basis an. Sogar das schwedische Einrichtungshaus Ikea folgt dem Trend. Seit Kurzem gibt es im hauseigenen Restaurant neben den beliebten Fleischbällchen Köttbular auch farbenfrohe Grönsaksbullar. Grönsak steht für Gemüse.
Immer mehr Menschen mit neuem Bewusstsein
Mit solch einer Vielfalt kann Bautzen nicht dienen. Doch die kleineren Städte holen auf, weiß Hendrik Müller. Er selbst verabschiedete sich vor etwa 18 Jahren von Salami und Sauerbraten. Damals arbeitet der gelernte Maurer gerade als Zivi in der Küche des Bautzener Steinhauses. Dort trifft er Leute, die sich für Tier- und Umweltschutz interessieren – und ihm die Augen öffnen. „Wenn man hinter die Kulissen der Massentierhaltung schaut, wenn man weiß, dass Soja und Mais als Tierfutter angebaut werden und dafür die Regenwälder weichen müssen, dann denkt man um“, sagt der heute 38-Jährige.
Dieses neue Bewusstsein erwacht in Deutschland bei immer mehr Menschen, sagt Stephanie Stragies vom Vegetarierbund: „Die Verbraucher können sich heute viel besser informieren, woher ihre Lebensmittel kommen. Das Thema hat die Mitte der Gesellschaft erreicht.“ Doch bei allem Rückenwind – zum völligen Verzicht auf tierische Produkte entschließt sich letztlich nur eine Minderheit. Der durchschnittliche Deutsche isst immerhin 60 Kilo Fleisch im Jahr. Das entspricht – grob gerechnet – einem Schnitzel am Tag.
Trend zum Flexitarier
Schnitzel werden auch im „Grünschnabel“ auf der Speisekarte stehen – allerdings als vegetarische Variante. Ohnehin zeichne sich die fleischlose Küche mittlerweile durch eine große Vielfalt aus, sagt Hendrik Müller.: „Wir können aus pflanzlichen Produkten fast alles kochen, was auch sonst auf den Tisch kommt. Wir müssen nur ein bisschen kreativer sein.“ So wird die Bulette zum Bratling, ins Gulasch kommt Tofu, und aus Chili con Carne wird Chili con Couscous. Etwa 160 Gerichte kann der Restaurantgründer auf Wunsch zaubern. Zugute kommt ihm dabei seine Erfahrung aus dem früheren Steinhaus-Restaurant „Go veggie“. Dort arbeitete Hendrik Müller sieben Jahren als Küchenchef. – Bei dieser Arbeit begegneten dem Koch jedoch nicht nur überzeugte Vegetarier und Veganer, sondern auch viele „bewusste Esser“. Die Fachwelt hat für sie das Wort Flexitarier erfunden. „Gemeint sind Menschen, die sich so ernähren wie unsere Großeltern“, sagt Stephanie Stragies vom Vebu.
Im Restaurant „Grünschnabel“ stehen derweil die letzten Arbeiten an. Ende September/Anfang Oktober soll Eröffnung gefeiert werden. Neben dem täglichen Mittagstisch wird Hendrik Müller dann zum Beispiel auch Futterboxen zum Mitnehmen und vegetarische Burger anbieten.
Quelle: Sächsische Zeitung Ausgabe Bautzen