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So auch im heimeligen Sandsteingemäuer von Harald und Margit Dyck aus Mühlhofen, einem ca. 500 Einwohner fassenden Ortsteil der Gemeinde Billigheim-Ingenheim in der Südpfalz. Überregionale Bekanntheit hat das kleine Dörfchen durch sein alljährliches Weinfest in den Winzerhöfen erlangt. Für Weinkenner gilt der Ort spätestens seit dem hier ansässigen, äußerst talentierten Jungwinzer Stefan Bietighöfer als Geheimtipp. Doch auch das Familienweingut Dyck, das schon seit 2004 dem Verband Bioland beigetreten ist und somit schon über 10 Jahre lang ökologischen Weinbau betreibt, setzt bei der Herstellung seiner Weine auf Qualität. Handlese, Selektion, traditionelle Maischegärung und Holzfass-Ausbau sprechen eine klare Sprache.
Wie bei vielen Pfälzer Winzern so üblich wird auch hier nebenbei noch eine kleine Weinstube betrieben. Diese besteht seit 1988 und wird von Margit Dyck geführt. Ihr Mann Harald kümmert sich dagegen als Kellermeister um die Qualität der roten und weißen Kreszenzen. Ein richtiger Familienbetrieb, der von Donnerstag bis Sonntag ab 17 Uhr sein vinophiles Publikum empfängt.
Wenn ich von meinem Heimatort Steinweiler aus zu Fuß über die Feldwege nach Westen laufe, lande ich in einer guten Dreiviertelstunde vor dem rustikalen Holztor des Anwesens im Ortskern von Mühlhofen. Ein unbestreitbarer Vorteil, wenn es darum geht, sich auch mal durch Harald Dycks Weinprogramm zu probieren. Das hatten ein Kollege aus dem Badischen und ich am vergangenen Donnerstagabend gar nicht vor. Und doch waren wir vom Weinangebot und dem geradezu sensationellen Preis-Leistungs-Verhältnis beeindruckt.
Es war ein Spontanbesuch, weshalb wir auch nicht reserviert hatten, als wir gegen 19.30 Uhr den Gastraum betraten. Wo früher zwischen den alten Sandsteinmauern die Pferde standen und geschirrt wurden, sitzt man heute gemütlich an zünftigen Holztischen. Das ehemalige Kelterhaus und der frühere Tenne wurden sehr geschmackvoll umgebaut und schon beim Eintritt in die gute Stube empfängt einem diese urig-ländliche Gastfreundschaft, die zum Verweilen einlädt. Nur zum Verweilen war leider kein Tisch mehr frei. Also wurden wir kurzerhand irgendwo dazu gesetzt. Das störte nicht und gehört eben dazu, zumal eine der Parteien wenig später bezahlte und somit für mehr Platz sorgte.
Die Bedienung hatte an diesem Abend alle Hände voll zu tun. Viele Stammgäste waren scheinbar in der Weinstube zugegen, denn ich sah sie des Öfteren an dem ein oder anderen Tisch Platz nehmen, um dem geselligen Treiben aus nächster Nähe beizuwohnen. Dadurch verzögerte sich natürlich auch das Bestellen der Speisen und Getränke. Man sollte also schon etwas Zeit mitbringen, denn gerade der Bestellvorgang kann sich hier schon ein wenig in die Länge ziehen. Auch musste ich die nette Frau vom Service (sie managte den Abend in der Weinstube alleine!) an das bestellte Mineralwasser erinnern, was sicherlich dem allgemeinen Trubel im Lokal geschuldet war.
Unter modernen Hängeleuchten saßen wir auf bequem gepolsterten Holzstühlen (das Innere wurde scheinbar erst kürzlich renoviert) und bestellten eine sommerliche Chardonnay-Sauvignon-blanc-Cuvée (3,10 Euro für das gut eingeschenkte Viertel), deren fruchtige Frische überzeugte. Die Viertel-Preise sind beim Dyck wirklich sehr konsumentenfreundlich kalkuliert. Viele liegen noch unterhalb der 3 Euro-Marke (und das für Bioweine!!!), was mittlerweile eher eine gastronomische Ausnahme darstellt. Auf der Speisenkarte findet sich das altbekannte „Pfälzer-Weinstuben-who-is-who“ in Form von Bratwurst, Leberknödel, Saumagen und Rumpsteak. Letzteres hatte ich dort vor einigen Jahren schon gegessen und wusste deshalb um seine Qualität. Mit knusprigen Bratkartoffeln als Beilage und einem frischen Salat vorweg steht es für 14,80 Euro in der Karte und ist damit das teuerste Gericht der Weinstube. Für den kleineren Hunger stehen viele kalte Gerichte zur Auswahl. Wurstsalat, Weißer Käse, Schwartenmagen-Salat, Handkäse und Co. bieten eine solide Grundlage zum Wein.
Mein Kollege entschied sich für die Hausmacher Platte (6,50 Euro), auf der sich jeweils eine Scheibe Leber- und Blutwurst, sowie Schwartenmagen (woanders glaube ich als „Sülze“ bekannt) befand. Mit delikatem Bauernbrot ein überaus herzhafter Genuss und adäquater Weinbegleiter zugleich. Ich entschied mich für die „Italienischen Schnitzel“ (11,80 Euro inkl. Beilagensalat) von der Monatskarte. Statt Pommes sollten es die besagten Bratkartoffeln sein. Die beiden panierten Schnitzel waren sehr zart und saftig. Ihre „Kuvertüre“ aus fruchtig-pikanter Tomatensauce und zerlaufenem Käse eine schmackhafte und zugleich sättigende Ergänzung. Der Salat kam vorweg und bestand aus frisch geriebener Rohkost mit ein paar grünen bzw. roten Blättern oben drauf. Eine ausgewogen säuerliche Kräutervinaigrette fungierte als Dressing. Neben uns aß man Rumpsteak und Margit’s Spezial Toast (8,20 Euro), ein recht üppig anmutendes, mit Käse überbackenes Gericht, das hier scheinbar Kultstatus genießt. Doch dafür war in unseren Mägen natürlich kein Platz mehr.
Zum Abschluss teilten wir uns noch ein Viertel vom seltenen Frühburgunder (4,50 Euro), den man hier im Barrique ausbaut. Ein sanfter Schmeichler, der unsere bis dahin sehr gute Unterhaltung sogar noch etwas förderte. Ich freue mich jetzt schon darauf, wenn ich in ein paar Wochen den Weg in diese Weinstube zu Fuß zurücklegen werde und dann keine Rücksicht auf meine Fahrtauglichkeit mehr nehmen muss. Im Weinportfolio von Harald Dyck gibt es nämlich noch so einiges zu entdecken.