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Allgemein:
Eine Empfehlung aus dem Kollegenkreis meiner Mitesserin und die Kritik des Borgfelders haben uns neugierig gemacht und uns eine weite Bahnreise von St. Magnus nach Hemelingen ins Municipio antreten lassen.
Gegenüber vom Aladin erwartet einen ein architektonisches Kleinod, das geschmackvoll renovierte Hemelinger Rathaus von 1906, auf einem parkähnlichen Grundstück gelegen.
Das Gebäude und die Innenarchitektur bilden einen passenden Rahmen für eine gehobene Küche. Das schlichte Hemelinger Umfeld kann da nicht mithalten. Ich wage denn auch die Vermutung, dass die Gäste am besuchten Samstagabend (Paare, Familien, kleine Gruppen, vielleicht an zehn Tischen) nicht in der Nachbarschaft wohnen.
Damit stellt sich auch die Frage, ob weite Wege ins Municipio lohnen. Ich würde aus Bremennorder Sicht sagen, dass wir mit dem Salento Classico in Vegesack eine gute Adresse für die Nahversorgung haben. Aber wenn man in Hemelingen aufschlägt, ist das Municipio einen Besuch wert, zumal auch der Mittagstisch empfohlen wurde.
Das Preis-Leistungsverhältnis sehe ich bei 3,75 Sternen.
Die Internetseite des Municipio: http://municipio-bremen.de/
Service:
Die Crew bestand aus einer Zapferin, einer jüngeren Frau und drei männlichen Kellnern, diese einheitlich mit weißen Hemden und roten Kellnerschürzen gewandet. Die weibliche Kraft war sicherlich angelernt und kannte die Speisekarte (noch) nicht aus dem Effeff, hatte aber eine natürlich offene und freundliche Art. Die Herren deutlich reservierter. Der vom Borgfelder erwähnte eloquente Wirt trat nicht in Erscheinung.
Die Getränke- und Speisenfolge war recht zügig in Bezug auf die Getränke und noch akzeptabel für die Speisen. Nachdem das Brotkörbchen mit den beiden Dips auf dem Tisch stand kam auch schon unvermittelt die Vorspeisenplatte.
Einiges musste erfragt bzw. erbeten werden: Die Weinkarte, Pfeffer- und Salzmühlen, Eis zum Mineralwasser. Das sollte in dieser Kategorie von Gastronomie eigentlich nicht notwendig sein. Das der Wein im Eiskühler nicht nachgeschenkt wurde (bestimmt Punktabzug beim Borgfelder) störte uns nicht, zumal ich mich durch das zwanghafte Nachschenken durch den Service bevormundet fühle.
Zu den Getränkepreisen: Haake Beck 0,3 gibt es für 2,60 €, Wasser 0,75 l für 4,00 € (Vilsa) oder 5,00 € (San Pellegrino - ungefragt wird SP serviert). Die fünf offenen Weine liegen allesamt für 0,2 l bei 4,10 €. Unsere Flasche Vernacchia die San Gimignano für 22 € war gut gekühlt und erfrischte angesichts der hochsommerlichen Temperaturen. Das Wasser hätte kälter sein dürfen.
Der Marsala auf Eis als Digestif war von der Maggifraktion und gehört in den Topf und nicht ins Glas.
Für die Freundlichkeit unserer Bedienerin gerne vier Sterne, aber angesichts der Nachlässigkeiten insgesamt nur 3,49 Sterne.
Essen:
Die Karte bietet alle Rubriken, darunter etliche Pizza- und Pastagerichte, die bei freundlichen 7 bis 8 € beginnen. Die fünf Antipasti liegen zwischen 8,50 und 10 €. Für Carne und Pesce auf den Tellern liegt man im Schnitt bei Mitte zwanzig €.
Vom Haus durchschnittliches Stangenweißbrot und zwei gut bemessene Gläschen mit Thunfischsoße (die auch das Vitello Tonnato bedeckt) und Olivenöl mit Petersilie, ölig, nicht pastös. Beides gelungen. Das Brot angesichts eines Pizzabäckers im Haus gegenüber guten Pizzabrötchen sehr schlicht.
Die Antipasti mista für 13 € waren von der Portionsgröße her überschaubar. Aber alles konnte von den Zutaten und der Würze her überzeugen (Vitello tonnato, Parmaschinken, getrocknete Tomaten kleine, entkernte schwarze Oliven, Auberginen- und Zucchinischeiben, Oktopus).
Meine Begleiterin wählte dann eine halbe Portion Spaghetti mit Basilikumpesto und einen Salat mit Thunfisch und weißen Bohnen (da der Kassenbeleg partout nicht auftauchen will, kann ich die Preise für diese beiden Gerichte nicht präzise benennen, aber zusammen ca. 14 €). Das Nudelgericht schlicht, aber gut; der Salat reichlich und optisch überzeugend (wurde dann im Ergebnis eingepackt).
Ich wählte das Bistecca alla Pizzaiola für 22 €. Es war gut belegt mit Tomatenstücken, Kapern und Oliven. Sehr würzig. Auch die Beilagen aus kleinen Kartoffeln und noch bissfestem Gemüse haben mir geschmeckt. Insgesamt ein gelungenes Gericht in ordentlicher Portionsgröße.
Insgesamt wird im Municipio kräftig gewürzt, was den Zutaten und Gerichten eine klare Handschrift gibt. Dafür dann gerne vier Sterne.
Ambiente:
Das Restaurant liegt im rechten Erdgeschoss des Rathauses. Es ist sehr großzügig und durch Stützpfeiler, Durchlässe und kleine Nebenräume wird ein Halleneindruck vermieden, der ansonsten angesichts der Raumhöhe entstehen könnte. Die Innengestaltung ist hochwertig und sehr gelungen. Ein sehr dunkler Fußboden in Holzdielenoptik geht über in eine kassettenartige halbhohe Wandvertäfelung aus hellem Holz, dann ein rotbraunes Farbband, über dem die gelbe Wandfarbe beginnt. Die Decken sind weiß gehalten. Die Möbel sehr dunkel, passend zum Fußboden. Die Tischgrößen noch ausreichend und die Laufwege sehr großzügig. Geschmackvoll und passend die Wand- und Deckenleuchten. Alles gut aufeinander abgestimmt. Nur die heute wohl unvermeidbaren schwarz-weiß Fotos mit italienischen Motiven an den Wänden hätte ich angesichts der aufwändigen Wandgestaltung weggelassen. Die Beschallung erfolgt mit klassischer italienischer Schlagermusi.
Die Toiletten im Keller auch edel (siehe Foto).
Vor dem Eingang einige Zweiertische, an denen man "sehr frei sitzt". Besser die beiden Tischreihen rechts vom Eingang längs der Hausfront. Das Mobiliar draußen ansprechend. Abends sitzt man im Schatten, was im Hochsommer angenehm ist.
Das Interieur sehr überzeugend in einem schön wieder hergerichteten historischen Gebäude und das gibt 4,49 Sterne.
Sauberkeit:
Alles sehr gepflegt und noch sehr neuwertig.