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Allgemein:
Nach dem Weihnachtsmarktbummel sind wir dieses Jahr im Kleinen Ratskeller, zwischen Marktplatz und Böttcherstraße in einer Seitengasse zentral und heimelig zugleich gelegen, eingekehrt. Deftig Kulinarisches und Bremer Gemütlichkeit verspricht die "Philosophie" auf der Homepage der Lokalität (http://kleiner-ratskeller-bremen.de/philosophie.htm).
Die Gemütlichkeit können wir bestätigen; das Kulinarische fiel leider bescheiden aus. Insgesamt wünscht man sich als Bremer für dieses Haus einen selbstkritischen Blick auf den Teller und einen aufmerksameren Service.
An einem Adventssamstag war das Lokal ausgebucht und viele Gäste mussten wieder abgewiesen werden (Zusatzfrust für die Grünweißen Fußballfans nach der Heimpleite gegen den HSV).
Das Preis-Leistungs-Verhältnis taxiere ich bei 3,5 Sternen.
Auf der Homepage gibt es eine kleine Bildergallerie zu sehen und die Speisenkarten einzusehen (Standard und Mittagstisch).
Service:
Eine junge Dreiercrew schmeißt das kleine Lokal hinter dem Tresen und an den Tischen. Die junge Frau wohl eine Aushilfe. Schwarze Oberteile und braune Kellnerschürzen einen die Bedienung bekleidungsmäßig.
Das Bier wird gut gezapft recht flott gebracht; die heiße Schokolade ließ lange auf sich warten. Als wir vollzählig waren, wurde statt eines Spezi ein Pils gebracht. Zum Korrekturwunsch hieß es, Spezi sei "aus", wie auch immer dies für einen Standard sein kann, Samstagabend um 18:30 Uhr.
Die Speisen kamen dann in angenehmen Abständen.
Vor den leeren Tellern saßen wir dann viel zu lange und insgesamt hatten wir das Gefühl, dass uns eine deutlich formulierte Kritik zur Vorsuppe in Ungnade fielen ließ, was sich in Missachtung auch in Bezug auf die Getränkeversorgung niederschlug.
Gezapft werden Haake Beck Pils (0,3 l 2,80 €) und Kräusen (0,3 l 2,90 €). Die 0,75-l-Flasche Mineralwasser kommt auf moderate 4,50 € und die wenigen offenen Weine liegen bei 4,50 € (ich vermute für 0,2 l, auf der Karte fand ich keine Volumenangabe). Dazu gesellen sich genretypische Schnäpse wie der Mackenstädter Korn für 1,50 €.
Für den Service in Adventsstimmung drei Sterne.
Essen:
Die Karte ist sehr überschaubar: 2 x Suppe, 2 x Salate, 5 x Brotzeit, 6 x Bierhappen, 7 Hauptspeisen und 3 x Nachtisch. Zudem der saisonale Grünkohlteller. Angesichts der kleinen Auswahl waren wir ein erstes Mal überrascht, dass das Möhren-Ingwersüppchen "aus" war. Schon ärgerlich dann, dass bei der Hauptspeisenwahl das Labskaus "aus" war, worauf ich mich kapriziert hatte.
Also vier Mal die Kartoffelcremesuppe, die es mit unterschiedlichen Einlagen gibt (3,80 € ohne bis 5,90 € mit Krabben). Zudem erscheint sie als "Katroffelsüppchen" für 2,90 € unter "Bierhappen". Letztere verdiente den Diminutiv und kam in einem kleinen Gläschen mit Teelöffel auf den Tisch - eine Lächerlichkeit!
Angepriesen wurde die Suppe als "kräftig aromatisch" in "klassischer Zubereitung". Bei einer Blindverkostung hätte ich nicht auf Kartoffelsuppe getippt. Es dominierte ein Allerweltssahnegeschmack. Nur die wenigen Scheiben Kochwurst spendeten dem Gaumen ein kräftig rauchiges Geschmackserlebnis.
Serviert wurde die Suppe mittelheiß und in ordentlicher (Normal)Portionsgröße. Meiner Mitesserin fiel auf, dass der Rand des Suppentellers bei Lichte besehen rundherum einen unsauberen Eindruck machte; schlecht zu beschreiben, aber frisch gereinigtes weißes Porzellan sieht anders aus. Dito mein Tellerrand. Also ging die Suppe einmal zurück und der Kellner versprach, sie von der Rechnung zu nehmen, was auch geschah. Zu den Suppen gab es ein Körbchen mit ordentlichen Stangenweißbrotscheiben. Eine gute Pfeffermühle und einen Salzstreuer holten wir uns selbst aus dem Regal.
Dann zweimal den Grünkohlteller (14,90 €), einmal das Omelette mit Champignons (8,90 €) und statt des ausgegangenen Labskaus nahm ich in meiner Not das Schweineschnitzel mit dem hausgemachten Kartoffelsalat (12,90 €).
Geschmack an einen Kartoffelsalat zu bekommen, ist eine kleine Kunst. Ich bevorzuge in der Gastronomie die süddeutsche Zubereitung mit Essig, Öl und Brühe, die den Geschmack an die Kartoffel bekommt. Die
Mayonnaisenvariante wird nur was, wenn die Kartoffeln fein geschnitten sind und der Salat mit würziger Mayonnaise mindestens über Nacht durchzieht. Soviel zur Theorie. Die Praxis im Kleinen Ratskeller sind unförmige und eher dicke Kartoffelstücke, die leider keine geschmackliche Liaison mit ihrer Begleitmayo eingegangen waren. Die beiden Schnitzel mit gut gewürzter Panade pfannengebraten. Die Portionsgröße gut bemessen.
Am Grünkohlteller schieden sich die beiden Geister. Einig war man sich, dass das kleine Stück Kassler nicht gefiel. Die kleinen Pinkel- und Kochwürste (je eine auf den Tellern) hingegen passten. Der Grünkohl breiig und sehr hell mit viel Grütze und leicht säuerlich.
Wenn man es gwohnt ist, den Grünkohl am heimischen Herd über Stunden mit den nach und nach hinzugegebenen Fleisch- und Wurstzutaten vor sich hin köcheln zu lassen, so dass er den Geschmack des Geräucherten annimmt, dann ist jede Gastronomiezubereitung, die eher auf die Schnelle versuchen muss, dem den von Haus aus eher geschmacksarmen Grünkohl eine deftige Note zu verleihen, eine Enttäuschung. Ich fand die der Küche des Kleinen Ratskellers essbar. Meine ständige Begleiterin auch. Beim männlichen Grünkohlesser fiel er durch. Auch die Bratkartoffeln fand er sehr geschmacksarm, was ich nach Verkostung bestätigen musste. Eine Unart, den Senf im Gläschen auf dem Teller an den breiigen Kohl zu gesellen.
Zur Portionsgröße des Grünkohltellers: Für Fleischesser waren die beiden kleinen Würste und das Stückchen Kassler nur eine Rentnerportion. Auch passte das Verhältnis von Kohl (eher wenig) zu den Bratkartoffeln (reichlich) nicht.
Das Omelette wurde brav und mit Wohlgefallen verspeist.
Insgesamt hält die Küche nicht das Deftigkeitsversprechen der Hausphilosophie. Suppe und Kartoffelsalat waren enttäuschend. Mehr als knappe drei Sterne mag ich nicht geben.
Ambiente:
Laut Homepage wurde das Lokal 2014 grundrenoviert. Die ist gelungen, weil die stilbestimmenden Elemente nicht angefasst wurden oder Neues sehr gelungen eingepasst wurde. Es dominieren Holzfarben (dunkle Täfelungen an den Wänden, der Theke und Decke im hinteren Raum, helle blanke Tische und ein rustikal gemaserter Fußboden in Plankenoptik). Man sitzt wandseitig auf grünen Lederbänken. Die beiden ineinandergreifenden Räume machen das Lokal schlauchförmig und die Tische längs der Wände sind schlank gehalten. Für vier Personen ausreichend, für sechs Personen gemäß Bestuhlung unterdimensioniert.
Zugeschlagen hat die Modernität auf der Herrentoilette. Neue Fliesen und Funktionskeramik hat mit der Renovierung Einzug gehalten. Unschön die gegen 20:00 Uhr sehr fleckigen schwarzen Fußbodenfliesen. Auch der Behälter für die benutzten Papierhandtücher quoll über. Alles wohl dem durchgehenden Betrieb ab 12:00 Uhr geschuldet, wenn keine Zwischenreinigung erfolgt.
Sauberkeit:
In der Gaststube und an den Tischen alles sehr gepflegt.