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Ich war am frühen Abend auf dem Weg ins Saarbrücker Kino "Camera 2", um mir dort "Three Billboards outside Ebbing, Missouri" mit der Hauptdarstellerin Frances McDormand, die ich seit "Fargo" sehr schätze, anzusehen; meine Frau, die von der Vorbesprechung des Films nicht sehr angetan war, hatte mir quasi "freigegeben". Auf der Fahrt ins Kino packte mich der kleine Hunger, Zeit genug war, und ich wollte deshalb in Kinonähe in "Wilai´s Thai-Imbiss", den ich recht gut kenne, etwas zu mir nehmen. Mein Pech, Wilai war bereits beim Putzen, Woks und Schüsseln waren leer, und deshalb wich ich schräg gegenüber ins "Burger Mafia" aus. Ein Schwesterunternehmen gleichen Namens gibt es in Saarlouis, der "heimlichen Hauptstadt" des Saarlandes.
Ambiente: Der Name ist hier Programm; die Wände zieren sowohl Fotos von echten entweder gewaltsam oder auf natürlichem Wege zu Tode gekommenen Mafia-Grössen und auch reichlich Bilder aus Spielfilmen mit Mafia-Hintergrund. Nicht so richtig dazu passen die sechs Fanschals von Bayern München aus diversen internationalen Begegnungen wie auch ein Schal vom 1.FC Saarbrücken. Na ja, zumindest die Frauen und die B-Juniorinnen des 1.FCS spielen Bundesliga. Es gibt drei Flachbildschirme an den Wänden, auf denen in Dauerschleife irgendwelche Musikvideos mir nicht bekannter Interpreten ablaufen. Die Klientel, auf die die "Burger Mafia" in erster Linie abzielt, wird sie im Gegensatz zu mir wohl kennen. Das Mobiliar hier ist IKEA-like, auf den Tischen stehen Ständer mit Haushaltsrollen. Ob es hier wohl keine Servietten gibt? Überraschung, es gibt zu den Bestellungen doch welche, wozu dann also noch die Haushaltsrollen? Etwa falls man sich beim bestecklosen Verzehr der Burger bis über die Ellbogen eingesaut hat? Das Jungvolk wird mit diesem Ambiente zufrieden sein, ich war es nicht so richtig. Besonders nicht, als ich mich nach dem Verzehr meiner Mahlzeit kurz in die Nassräume begab. Das Urinal abgeklebt und offenbar seit Wochen wenn nicht gar Monaten unbenutzbar, das Toilettenbecken verschissen und der Spender für Papierhandtücher konnte nichts spenden: er war leer. Ob dafür die Haushaltsrollen Ersatz bieten sollen? Ich habe nicht nachgefragt. Für das Ambiente kann ich nicht mehr als zwei gutgemeinte Sterne geben.
Sauberkeit: im Gastraum o.k., im Nassraum nicht o.k.; zwei Sterne.
Service: Service im eigentlichen Sinne gibt es hier eher nicht; die Bestellung wird am Tisch aufgenommen und das Bestellte wird an den Tisch gebracht. Das ist es dann aber auch schon. Mit dem Bezahlen musste ich warten, bis die einzige Servicekraft, die in Personalunion gleichzeitig auch die Speisen zusammenbastelt, ihr ausgiebiges Privatgespräch am Smartphone, direkt gefolgt von einem ausführlichen telefonischen Dienstgespräch, in dessen Rahmen wohl der Personaleinsatz der kommenden Woche(n) besprochen wurde, abgeschlossen hatte. Hätte ich das Geld passend gehabt hätte ich es auf den Tisch gelegt und wäre gegangen. So musste ich leider länger warten; für den "Service" gibt es deshalb insgesamt eineinhalb Sterne. Ach ja, einen Kassenbeleg gab es auch nicht.
Essen und Trinken: Die Speisekarte ist ein Konglomerat aus englischen und französischen Begriffen; wer lediglich der deutschen Sprache mächtig ist, steht hier vor dem Bestellen doch ziemlich auf dem Schlauch, sofern das Personal zu den aufgeführten Gerichten nicht erklärend Hilfestellung leistet. Bei der Formulierung der Karte wurde offensichtlich auf eine sprachlich durchgängige Linie (z.B. alle Gerichte jeweils auf Deutsch, Französisch mit Rücksicht auf unsere Nachbarn, und Englisch erklärt) absolut kein Wert gelegt; ein solches Kuddelmuddel habe ich weder hier noch im Ausland auf Karten je zu Gesicht bekommen. Wenigstens die Aufteilung der Speisen ist logisch: Entrées /Garnitures, Mafias Special Entrées, Salades, Burger, Notre Vionde (soll wohl Viande heissen), Wings & Nuggets, Quesadillas (Hoppla, jetzt kommt auch noch Spanisch ins Spiel), Gains-Section, Veggie & Vegan sowie Desserts & Milkshakes. Eine Getränkekarte hat man sich gespart; der Gast hat hilfsweise Ausblick auf in einem Schrank stehende Flaschen, das muss wohl genügen.
Ich wollte etwas aus der Abteilung "Burger"; hier reicht das Angebot vom schnöden "Hamburger" (Salade, oignons, concombres, tomates) für EUR 6,50 bis hin zum gewichtigen "400g-Luca Brasi-Burger" (Handmade Bun, Double Black Angusbeef, Double-Bacon, Käse (Hurra, eines der ganz wenigen deutsche Begriffe auf der Karte) , Irish Cheese, BBQ Sauce, Mayo, rondelles d´oignons, concombres, tomates, salade) für EUR 16,50. Dieser Burger ist nach Luca Brasi (Figur aus dem Roman und dem Film "Der Pate"; Brasi ist dort zuverlässiger Vollstrecker in Diensten von Don Vito Corleone, der irgendwann im Verlauf der Handlung bei einer "Flurbereinigung" selbst Opfer einer Vollstreckung wird), benannt. Hörte sich interessant an, war mir aber vor einem Kinobesuch dann doch etwas zu mächtig. Ich beschränkte mich auf das Modell "200g-Boston BLACK Angusburger" (Handmade Bun, Double-Blackangusbeef, Double-Bacon, Käse, Irish Cheese, Irish-Burger-Sauce, salade, oignons, concombres, tomates (auf die tomates für mich bat ich bei der Bestellung zu verzichten) für EUR 9,50. Was das Ganze mit Boston zu tun hat wissen die Götter, ich weiss es nicht. Getrunken habe ich hier nichts weil ich im Kino immer eine Flasche Bier trinke und ja mit dem Auto unterwegs war.
Am meinem Burger gab es geschmacklich wirklich nichts auszusetzen; ich war angenehm überrascht. Der Burger selber innen noch rosa und wirklich schmackhaft, die Burger-Sauce stimmig und geschmacklich auf die anderen Komponenten abgestimmt. Bun o.k., nur die Salatkomponente war nicht mehr die allerfrischeste. Etwas störend für mich, der ich den Burger mit Besteck zerteilte und ass, war das flächendeckende Papier zwischen Teller und Burger; nach jedem Schnibbeln musste ich bevor ich die Gabel zum Mund führte Papierfetzelchen entfernen.Insgesamt ist mir das Essen drei Sterne wert.
Preis-/Leistungsverhältnis: Ein solcher Burger ist, wenn ich mir die Kettenprodukte der goldene Möwe & Co. sowie deren Preise anschaue, seine EUR 9,50 allemal wert. Drei Sterne.
Fazit: Vor Kinobesuchen möglicherweise gelegentlich wieder, auch wenn ich nicht zur Zielgruppe der "Burger Mafia" gehöre. Weitere Besuche der Nassräume werde ich mir allerdings verkneifen.
P.S. Ich habe in Zusammenhang mit der Speisekarte alles ganz genau so wiedergegeben wie es dort stand. Also weder Tippfehler von mir noch Schwächen bei der Groß-/Kleinschreibung.
Und den Film fand ich spitzenmässig; es sollte mich nicht wundern wenn Frances McDormand für ihre Leistung nach "Fargo" den zweiten Oscar für die weibliche Hauptrolle bekommt.