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Schon das Ankommen erwies sich als stressfreie Angelegenheit. Keine 100 Meter entfernt befand sich ums Eck ein Parkhaus mit vernünftiger Preispolitik. Nähert man sich dem Ort des kulinarischen Geschehens strömt einem schon die wohlige Atmosphäre gehobener Gastlichkeit durch die hohe Glasfront entgegen. Das geradlinig-moderne Interieur wirkte schon auf den ersten Blick sehr einladend.
Drinnen wurden wir von einer jungen Service-Dame sehr herzlich in Empfang genommen und an unseren reservierten Tisch geführt. Getreu dem Motto der beiden Gastgeber: „wohlfühlen und genießen“, ließen wir uns auf gut gepolsterten Stühlen mit Kunstlederbezug nieder und waren auf Anhieb begeistert. Die warmfarbig-dunkelrote Wandgestaltung, die hübsch eingedeckten Tische und die stimmungsvolle Beleuchtung des Gastraumes sorgten in der Summe für eine anspruchsvolle, aber dennoch zwanglose Umgebung, in der wir uns sofort willkommen fühlten. Das hochwertige Zweifach-Besteck von Sambonet, die putzigen Brottellerchen und die vorbildlich polierten Wein- und Wassergläser zeugten von aparter Tischkultur.
Frau Bultmann und ihr junges Service-Team hatten alle Hände voll zu tun, da an diesem Abend nahezu alle Plätze belegt waren. Allem Anschein nach waren viele Stammgäste zugegen. Paare, Familien und kleinere Gesellschaften füllten das Innere des kleinen, aber feinen Restaurants. Es war einiges los im Atable, aber das schien die Mädels vom Service nicht davon abzuhalten, stets den Überblick zu bewahren und ihren Gästen die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Um es gleich vorweg zu nehmen, einen Service auf so hohem Niveau hätten wir hier nicht erwartet. Selbst in besternten Häusern geht das nicht besser.
Ohne in die Karte zu schauen wurde die Aperitif-Frage nach kompetenter Beratung mit der Bestellung eines Martini und eines nach Kräutern duftenden Pastis von Henri Bardouin aus der Provence hinreichend beantwortet. Beim Blick in die Speisenkarte erfuhren wir, dass neben dem regulären Angebot ein Hummermenü zu drei, vier oder fünf Gängen offeriert wurde. Daneben konnten sich Austern-Esser an feinen Fines de Claires von Roumégous erfreuen. Neben den Edelprodukten aus dem Meer lockte ein weiteres Menü, das ebenfalls in variierender Anzahl an Gängen sowie mit der passenden Weinbegleitung erhältlich war. Wer lieber à la Carte bestellen möchte, hat die Wahl zwischen vier Vorspeisen und ebenso vielen Hauptgerichten bzw. Desserts.
Neben ambitionierten Vorspeisen wie sanft gegarter Perlhuhnbrust mit pochiertem Wachtelei, Artischockensalat und Trüffelvinaigrette (19 Euro) und Fischsuppe „Bourride“ mit gebratener Rotbarbe, Sauce Rouille und Croutons (14 Euro), sind es vor allem die verlockend klingenden Hauptgerichte, auf die unser Augenmerk fiel. Bretonischer Seeteufel mit geschmortem Fenchel, cremigen Carmargue-Reis und confierter Tomate (34 Euro) klang wie eine kleine kulinarische Frankreich-Tour. Tournedo vom Rinderfilet „Rossini“ mit gebratener Entenstopfleber, Blattspinat, Dauphine Kartoffeln und Périgord-Trüffel (38 Euro) mutete dagegen eher klassisch an.
Trotz der bewusst übersichtlich gehaltenen Auswahl an Gerichten war es gar nicht so leicht das Passende auszusuchen, klang doch alles sehr reizvoll und lecker. Unsere Entscheidung fiel letztendlich auf die beiden Menüs, wenn auch jeweils in der etwas abgespeckten 4-Gang-Version. Für 75 Euro beinhaltete das Lobstermenü einen klassischen Hummercocktail mit Orangen-Chicorée und Feldsalat als Vorspeise, eine kräftige Hummerbisque mit Hummerklößchen im Zwischengang, einen halben Hummer Thermidor mit feinen Nudeln als Hauptgericht und einem geeisten Schokoladentrüffel mit Sauerkirschkompott, Sorbet und Vanille-Crème fraiche zum Dessert. Vier klassisch französisch beeinflusste Gänge, auf die wir sehr gespannt waren.
Auch beim Standardmenü (vier Gänge für 65 Euro) bediente sich Chefkoch Bultmann aus dem kulinarischen Fundus unseres Nachbarlandes Frankreich. Gebratene Jakobsmuscheln kombinierte er einfallsreich mit Elsässer Blutwurst, Sellerie und Calvadosschaum. Das auf der Haut gebratene Seehechtfilet lag auf dicken Fava-Bohnen, die in intensivem Krustentierjus badeten. Das Kalbsfilet im Hauptgang kam ganz klassisch mit einer Café de Paris-Buttermischung, Puy Linsen und gebratenen Kräutersaitlingen auf den Teller. Das Dessert war das gleiche wie beim Hummermenü.
Bei der Weinkarte lag der Schwerpunkt eindeutig auf namhaften Pfälzer Gewächsen. Dabei merkte man gleich die jahrelange Sommelière-Erfahrung von Frau Bultmann, die ihre Weinauswahl mit sehr viel Bedacht zusammengestellt hat. Ihr gelingt auch der Blick über die Pfälzer Weinhügel, indem sie andere bekannte deutsche Anbaugebiete, wie beispielsweise Rheinhessen, Rheingau und Mosel, passend mit einbezieht. Zusätzlich stand eine große Anzahl an Flaschenweinen, deren Provenienz einmal quer durch Frankreich verlief und auch in Italien und Spanien Station machte.
„Wir hätten gerne eine Flasche Grauburgunder vom Volker!“ Da wusste Frau Bultmann gleich, welche Wahl wir getroffen hatten. Und tatsächlich stellte sich der 2015er Grauburgunder Calcit vom Weingut Gies-Düppel aus Birkweiler (22 Euro) als toller Begleiter unserer fisch- und meeresfrüchtelastigen Gerichte heraus.
Auch sehr lobenswert, dass zu jedem Gericht in der Karte eine Weinempfehlung im 0,1l-Format gegeben wird. Der im Barrique ausgebaute Kindenheimer Katzenstein Syrah vom Weingut Ludi Neiss (0,1l für 8 Euro) wäre sicherlich die perfekte Ergänzung zu meinem Kalbsfilet gewesen, blieb jedoch nur eine Anregung für den nächsten Rotwein-Kauf.
Man brachte uns etwas salzige Butter und zwei Sorten Brot. Zusätzlich wurde uns ein wenig hocharomatisches Olivenöl eingegossen und dazu ein Schälchen Fleur de Sel gereicht. Kaum hatten wir das erste Brotkörbchen geleert, stand es schon wieder frisch aufgefüllt vor uns. Dann folgte als Amuse-Gueule ein auf Linsen gebetteter, hausgebeizter Lachs, dessen feine Würze von einem Curry-Mousse-Quader in gepuffter Amaranth-Panade kongenial begleitet wurde. Ein erster Gaumenschmeichler, der sowohl optisch, als auch geschmacklich einiges her machte. Unsere Geschmackspapillen waren danach justiert.
Jakobsmuscheln und Hummercocktail eröffneten unsere beiden Menüs. Uns fiel gleich beim ersten Bissen die hohe Produktqualität der exakt zubereiteten Meeresbewohner auf. Die Muscheln waren im Inneren noch schön glasig und lagen neben einer angebratenen Blutwurst, deren deftiges Aroma zusammen mit dem Apfelnachhall vom Calvadosschaum und der knackigen Frische des Staudenselleries zu einer kleinen Geschmacksexplosion im Mund führte. Die leicht süßlich schmeckenden Hummerstücke punkteten mit saftiger Konsistenz und gingen mit der Cocktail-Sauce eine äußerst leckere Liaison ein.
Unsere beiden Zwischengänge hielten das hohe Niveau, das die Vorspeisen eingeschlagen hatten. Bei beiden Gerichten merkte man, dass es Swen Bultmann in erster Linie um die einwandfreie Zubereitung guter Produkte und deren Geschmack geht und weniger um technische und optische Sperenzchen. Die Hummerbisque hatte ein unglaublich intensives Krustentieraroma, während der Seehecht auf den Punkt gebraten und nach mediterranen Gewürzen duftend vor uns stand.
Absolut stimmig war auch die Zeit, die man uns zwischen den einzelnen Gängen einräumte und die den kulinarischen Spannungsbogen über die gesamte Menülänge hinweg aufrechterhielt. Der Hummer Thermidor, der zu den Klassikern der französischen Küche zählt, war ein in der Karkasse gratiniertes Hummerragout, das mit Champignons und etwas Cognac verfeinert worden war. Dazu passten die hausgemachten Tagliatelle hervorragend. Das rosa gebratene Kalbsfilet mit appetitlicher Café de Paris-Haube wurde von einer ausgezeichneten Jus, noch leicht bissfesten Puy-Linsen und noch knackigen Kräutersaitlingen begleitet. Das zartmürbe Fleisch wurde somit von einer verführerischen Aromenallianz eskortiert, die ihm jedoch nicht die Schau stahl.
Die Kombination aus kräftiger, dunkler Schokolade und eingekochten Kirschen zum Dessert ließ erkennen, dass die Pâtisserie des Atable mit den anderen Posten in der Küche locker mithalten kann. Ein süß-saurer Abschluss, der geschmacklich und texturell zu überzeugen wusste.
Fazit:
Mit solch einer Küchen- und Serviceleistung wundert es nicht, dass sich das Atable zu Ludwigshafens erstem Haus am Platz entwickelt hat. Die schnörkellos-stilsichere Küche von Swen Bultmann harmoniert vortrefflich mit dem geradlinigen Interieur des Restaurants. Und dass Frau Bultmann die passenden Weine bereit hält, macht das Ganze zu einem außergewöhnlichen Erlebnis für Feinschmecker und Liebhaber guter Tropfen.