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Zur Erinnerung: Deidesheim liegt malerisch an der Deutschen Weinstraße und glänzt mit einer historischen Innenstadt. Nur 20 Autominuten von Oggersheim entfernt, reüssierte der Deidesheimer Hof zu Helmut Kohls zweitem Wohnzimmer. Manch einem soll dieser Umstand zu späten Wallfahrten verleiten – mich jedoch eher nicht. Ostentativ wende ich mich daher eher für ein frühes Mittagessen den Deidesheimer Stuben zu, die recht zentral am Stadtplatz gelegen sind, nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt, mit der Stadthalle und dem wirklich prächtigen Weihnachtsmarkt gleich ums Eck. Sommers verbreitet diese Ecke sicherlich einen mediterranen Flair, winters freut man sich eher über die wohlige Wärme in den Gasträumen. Das helle, freundliche Gebäude neueren Baujahrs strahlt eine angenehm heimelige Atmosphäre aus. Mir persönlich gefiel die rustikale, aber nicht anbiedernde Einrichtung tatsächlich mal ganz gut: reines Weiß, warmes Rot und dicke Holzpaneelen dominieren das Ambiente, die schmiedeeisernen Gitter zur Abtrennung der Sitzbereiche nehmen zwar traditionelle Bezüge auf, wirken aber nicht altbacken. Auch mit der jahreszeitgemäßen Deko geht man behutsam um, übertreibt nichts. Sehr angenehm!
Bei einem frühen Mittagessen an einem Adventssamstag ist man noch überraschend allein im Gastraum. Vermutlich stapfen die Massen erst mal durch den Weihnachtsmarkt. Der weibliche Service ist überaus freundlich, herzlich, offen und zugewandt. Sehr sympathisch finde ich sowohl die Wein- als auch die Speisekarte. Bei den Weinen kann man aus dem Angebot von acht Weingütern rund um Deidesheim wählen, die Gerichte orientieren sich an regionalen und saisonalen Speisen, wobei zu Erwartendes wie Saumagen oder Ochsenbacken nicht fehlen dürfen, aber auch eher Überraschendes angeboten wird: bei einem weiteren Besuch würde ich schrecklich gerne als Vorspeise das Rote-Bete-Carpaccio mit Ziegenkäse und Pinienkernen probieren oder mal das sogenannte Geißbockbrett antesten (das Angebot einmal quer Beet durch die Vesperkarte, und das für 2 Personen). Heute brauche ich aber erst mal ein richtiges Mittagessen, ehe ich mich im Laufe des Nachmittages noch auf andere Leckereien einlassen werde.
Meine Wahl fällt auf die Rinderzunge in Madeira-Sauce mit Nudeln und Salat, was freundlicherweise auch als kleine Portion angeboten wird. Glücklicherweise kennt dieses Lokal nicht den verabscheuungswürdigen Begriff „Seniorenteller“. So rasch, wie hier die Bestellung aufgenommen wird, so zuverlässig werden auch die Speisen serviert (was vermutlich bei vollem Haus dann doch etwas länger dauernd wird). Als Gruß aus der Küche kommt ein Töpfchen Gänseschmalz samt Brot. Sehr schmackhaft, wäre jedoch nicht nötig gewesen. Die kleine Portion Rinderzunge (10,50 Euro) reicht nämlich vollkommen aus: drei überraschend zarte Scheiben Rinderzunge, die das feine Aroma des Madeira tragen; ausreichend Nudeln, die aber eher Spaghettis nachempfunden sind als den angekündigten breiten Nudeln; ein frischer und würzig angemachter Beilagensalat, der hervorragend als Begleiter mit der Hauptspeise harmoniert. Von der umfangreichen Weinkarte wähle ich zu diesem herzhaften Gericht einen feinen Spätburgunder mit Schmelz vom Weingut Zimmermann zu sehr angemessenen 4 Euro für das Glas. Die Lage Ruppertsberg kannte ich noch nicht, davon würde ich jedoch gerne mehr probieren.
Erwähnenswert finde ich noch die gepflegte Tischkultur, mit gestärkten Decken, hochwertigem Geschirr, schwerem Besteck und hochstieligen Gläsern, dazu farblich abgehobenen Servietten. Ob man im Hause auch übernachten kann, habe ich jetzt leider nicht erfragt. Bei der hochinteressanten Weinkarte stellt sich die Frage jedoch zwangsläufig… Glücklicherweise nicht für mich, denn ich werde heute gefahren. Wiederkehren möchte ich dennoch, denn ich habe mich ein kleines bisschen in diesen Ort verkuckt…