Geschrieben am 06.12.2018 2018-12-06| Aktualisiert am
08.12.2018
Besucht am 26.09.2018Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 162 EUR
Die Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehntgrößter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt./Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck./Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker/Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es ja tatsächlich nur an den abgehobenen Ansprüchen.
Schaun mer mal, wie die üblichen Verdächtigen sich so schlagen...
VI. Der Grillmeister
The Grill ist das einzige High-End-Steakhouse der Stadt; seit einem Jahr gibt es einen Ableger auf der Düsseldorfer Kö. Die Preise der regulären Angebote gehen bis 130€. Ob einem ein Stück Rindfleisch so viel Geld wert ist, muss jeder für sich entscheiden; das ist letztlich ja bei Kaviar etc. nicht anders. Man serviert hauptsächlich US-Nebraska-Beef, daneben südamerikanische (argentinische?) und australische Ware, näher wird die Herkunft nicht aufgedeckt. Gegrillt wird im Ofen bei bis zu 800 Grad. Die Schnitte reichen bis 1200g für Porterhouse und Tomahawk. Ich hab hier vor Jahren mal das 600g Rib-Eye verdrückt, plain war das kein Problem. Mehr Fleisch am Stück hab ich auch nur einmal mit 870g Chianina im Sheraton am Frankfurter Flughafen geschafft. Tempi passati.
Die mir erinnerliche Präsentation der Stücke am Tisch gab es an diesem Donnerstagmittag um 12.00 Uhr nicht. Bis 13.45 Uhr verirrten sich auch nur noch drei weitere Gäste in den Carnivoren-Tempel.
Die Innengestaltung als luxuriöse Rocky-Mountains-Lodge mit eindeckten Tischen
ist hochwertig, völlig stimmig und überzeugt mich auch nach Jahren noch voll.
Insbesondere die Plätze auf der Galerie gefallen mir, sind aber bei gut besetztem Lokal recht laut. Bei unserem Besuch mangels Belegung aber nicht, so dass wir in den zweifelhaften Genuss der wummernden House-Musik kamen. Muss der Angler nicht dem Wurm schmecken, oder so ähnlich?
Die Toiletten auch sauber und schick; Mann sieht zudem auf erotische Fotografie.
Mit einem Campari-O (9,5€) und einem alkoholfreiem Bellini (6,5€ für 0,1l Industriesirup mit Softdrink...) stimmten wir uns seelisch auf das PLV ein...
Ein Kritikpunkt war die leider befleckte, zweiseitig bedruckte Karte, die schon auf den Tischen auslag und auch preiswerteren Mittagstisch offerierte. Wir wählten dagegen eine möglichst breite Auswahl:
Surfˋnˋturf kalt = Tatar von Rind und Thunfisch (17,5€)
300g U.S. Rib-Eye (43,5€)
Surfˋnˋturf warm = 200g Rinderfilet und eine Riesengarnele, mit grünem Spargel, Kartoffelpüree und Kalbsjus (56,5€)
Egg florentine (6,5€)
Gebratene weiße Zwiebeln (4,5€)
Pommes frites (5€)
Zum Fleisch trank ich noch einen Fingerhut fruchtigen H3 Merlot aus Washington (6,5€)
mein jugendlich wirkender Begleiter blieb seiner alkoholfreien Linie treu.
Die erfahrene Dame im Service bediente uns freundlich und engagiert. Es kam z.B. das Angebot, die frühzeitig georderten und dann übrig gebliebenen Pommes zum Fleisch nochmals zu servieren und solange heiß zu halten. Wir sollten allerdings bitte nicht schimpfen, wenn die Kartoffelstäbchen dadurch etwas hart würden. Taten wir nicht, denn an den Serviceleistungen gab es auch sonst nichts auszusetzen. Die Frage nach amerikanischem Bier verneinte sie trocken: „Der Chef ist mit Krombacher verheiratet.“ Was hier übrigens wörtlich zu nehmen ist.
Toller Opener im The Grill ist seit der Eröffnung ein kleines ganzes Zwiebelbrot
das jeder Gast heiß aufgebacken erhält. Knusprig, fluffig, zwiebelig, herrlich! Mit Butter und Andensalz mit BBQ-Seasoning
serviert, könnte man sich daran wirklich schon satt essen!
Dann standen die Vorspeisen auf dem Tisch:
Das Florentiner Ei
kräftig gebräunt, aber noch schön flüssig. Dafür der Spinat TK-Ware, die nicht nur ordentlich quietschte, sondern auch recht ungewürzt daher kam; ein etwas zweischneidiger Genuss.
Besser die Tatars:
Beide handgeschnitten, Rind schon klassisch angemacht, dazu Wachtelei, Kapernapfel und Schwarzbrot. Der Thun auch gewürzt und mit Avocado vermengt, dazu eine extra Sojasauce und einen Sesamchip. Das war ordentlich.
Die schon erwähnten Pommes
enttäuschten ein wenig. Gute Industrieware, dünner Schnitt, heiß. Pommes halt. Dazu Ketchup und Mayo von Heinz, was mich doch in dieser Preisklasse negativ überraschte. Man könnte befürchten, dass damit der Verkauf der (selbst gemachten?) Saucen und Dips angekurbelt werden soll. Immerhin gibt es eine Barbecue-Zubereitung gratis zum Fleisch. Die Jus dürfte ein vorgefertigtes Produkt gewesen sein, hatte aber Fleischgeschmack und Süffigkeit.
Alle Beilagen waren ordentlich gemacht: Das Kartoffel-Püree war sehr buttrig. Die nicht matschig gebratenen weißen Zwiebeln
süß, wenn auch ohne eine Röstnote, die der grüne Spargel ebenso hatte, wie Biss und Geschmack.
Und die Hauptsache im Steakhouse?
Gut!
Außen stark gebräunt, teilweise sogar knusprig. Gargrad medium-rare perfekt, mein Rib-Eye saftig, das Filet meines Tischgenossen super zart. Allenfalls hätte ich mehr Eigengeschmack erwartet. War aber ja auch nicht dry-aged oder Txogitxu...
Fazit:
Tolles Ambiente, versierte Bedienung, gutes Fleisch, solide Beilagen. Schon das beste Steakangebot der Stadt. Kann man jederzeit machen, aber für mich gibt es auch keinen zwingenden Grund, die sehr hohen Preise häufiger als alle Jubeljahre zu zahlen.
Die Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehntgrößter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt./Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck./Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker/Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es... mehr lesen
The Grill Bremen - Steaks in Style
The Grill Bremen - Steaks in Style€-€€€Restaurant, Bar042187825640In der Vahr 64, 28329 Bremen
3.5 stars -
"6. Heimspiel: Mein Streifzug durch die Bremer Top-Gastronomie" DerBorgfelderDie Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehntgrößter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt./Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck./Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker/Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es
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Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt./Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck./Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker/Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es ja tatsächlich nur an den abgehobenen Ansprüchen.
Schaun mer mal, wie die üblichen Verdächtigen sich so schlagen...
VI. Der Grillmeister
The Grill ist das einzige High-End-Steakhouse der Stadt; seit einem Jahr gibt es einen Ableger auf der Düsseldorfer Kö. Die Preise der regulären Angebote gehen bis 130€. Ob einem ein Stück Rindfleisch so viel Geld wert ist, muss jeder für sich entscheiden; das ist letztlich ja bei Kaviar etc. nicht anders. Man serviert hauptsächlich US-Nebraska-Beef, daneben südamerikanische (argentinische?) und australische Ware, näher wird die Herkunft nicht aufgedeckt. Gegrillt wird im Ofen bei bis zu 800 Grad. Die Schnitte reichen bis 1200g für Porterhouse und Tomahawk. Ich hab hier vor Jahren mal das 600g Rib-Eye verdrückt, plain war das kein Problem. Mehr Fleisch am Stück hab ich auch nur einmal mit 870g Chianina im Sheraton am Frankfurter Flughafen geschafft. Tempi passati.
Die mir erinnerliche Präsentation der Stücke am Tisch gab es an diesem Donnerstagmittag um 12.00 Uhr nicht. Bis 13.45 Uhr verirrten sich auch nur noch drei weitere Gäste in den Carnivoren-Tempel.
Die Innengestaltung als luxuriöse Rocky-Mountains-Lodge mit eindeckten Tischen
ist hochwertig, völlig stimmig und überzeugt mich auch nach Jahren noch voll.
Insbesondere die Plätze auf der Galerie gefallen mir, sind aber bei gut besetztem Lokal recht laut. Bei unserem Besuch mangels Belegung aber nicht, so dass wir in den zweifelhaften Genuss der wummernden House-Musik kamen. Muss der Angler nicht dem Wurm schmecken, oder so ähnlich?
Die Toiletten auch sauber und schick; Mann sieht zudem auf erotische Fotografie.
Mit einem Campari-O (9,5€) und einem alkoholfreiem Bellini (6,5€ für 0,1l Industriesirup mit Softdrink...) stimmten wir uns seelisch auf das PLV ein...
Ein Kritikpunkt war die leider befleckte, zweiseitig bedruckte Karte, die schon auf den Tischen auslag und auch preiswerteren Mittagstisch offerierte. Wir wählten dagegen eine möglichst breite Auswahl:
Surfˋnˋturf kalt = Tatar von Rind und Thunfisch (17,5€)
300g U.S. Rib-Eye (43,5€)
Surfˋnˋturf warm = 200g Rinderfilet und eine Riesengarnele, mit grünem Spargel, Kartoffelpüree und Kalbsjus (56,5€)
Egg florentine (6,5€)
Gebratene weiße Zwiebeln (4,5€)
Pommes frites (5€)
Zum Fleisch trank ich noch einen Fingerhut fruchtigen H3 Merlot aus Washington (6,5€)
mein jugendlich wirkender Begleiter blieb seiner alkoholfreien Linie treu.
Die erfahrene Dame im Service bediente uns freundlich und engagiert. Es kam z.B. das Angebot, die frühzeitig georderten und dann übrig gebliebenen Pommes zum Fleisch nochmals zu servieren und solange heiß zu halten. Wir sollten allerdings bitte nicht schimpfen, wenn die Kartoffelstäbchen dadurch etwas hart würden. Taten wir nicht, denn an den Serviceleistungen gab es auch sonst nichts auszusetzen. Die Frage nach amerikanischem Bier verneinte sie trocken: „Der Chef ist mit Krombacher verheiratet.“ Was hier übrigens wörtlich zu nehmen ist.
Toller Opener im The Grill ist seit der Eröffnung ein kleines ganzes Zwiebelbrot
das jeder Gast heiß aufgebacken erhält. Knusprig, fluffig, zwiebelig, herrlich! Mit Butter und Andensalz mit BBQ-Seasoning
serviert, könnte man sich daran wirklich schon satt essen!
Dann standen die Vorspeisen auf dem Tisch:
Das Florentiner Ei
kräftig gebräunt, aber noch schön flüssig. Dafür der Spinat TK-Ware, die nicht nur ordentlich quietschte, sondern auch recht ungewürzt daher kam; ein etwas zweischneidiger Genuss.
Besser die Tatars:
Beide handgeschnitten, Rind schon klassisch angemacht, dazu Wachtelei, Kapernapfel und Schwarzbrot. Der Thun auch gewürzt und mit Avocado vermengt, dazu eine extra Sojasauce und einen Sesamchip. Das war ordentlich.
Die schon erwähnten Pommes
enttäuschten ein wenig. Gute Industrieware, dünner Schnitt, heiß. Pommes halt. Dazu Ketchup und Mayo von Heinz, was mich doch in dieser Preisklasse negativ überraschte. Man könnte befürchten, dass damit der Verkauf der (selbst gemachten?) Saucen und Dips angekurbelt werden soll. Immerhin gibt es eine Barbecue-Zubereitung gratis zum Fleisch. Die Jus dürfte ein vorgefertigtes Produkt gewesen sein, hatte aber Fleischgeschmack und Süffigkeit.
Alle Beilagen waren ordentlich gemacht: Das Kartoffel-Püree war sehr buttrig. Die nicht matschig gebratenen weißen Zwiebeln
süß, wenn auch ohne eine Röstnote, die der grüne Spargel ebenso hatte, wie Biss und Geschmack.
Und die Hauptsache im Steakhouse?
Gut!
Außen stark gebräunt, teilweise sogar knusprig. Gargrad medium-rare perfekt, mein Rib-Eye saftig, das Filet meines Tischgenossen super zart. Allenfalls hätte ich mehr Eigengeschmack erwartet. War aber ja auch nicht dry-aged oder Txogitxu...
Fazit:
Tolles Ambiente, versierte Bedienung, gutes Fleisch, solide Beilagen. Schon das beste Steakangebot der Stadt. Kann man jederzeit machen, aber für mich gibt es auch keinen zwingenden Grund, die sehr hohen Preise häufiger als alle Jubeljahre zu zahlen.