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Aus dem Kommilitonen wurde ein enger Freund, und wir sehen uns regelmäßig im Rahmen einer sechsköpfigen Kochtruppe, die unter dem Diktat sehr abgefahrener Themenvorgaben (momentan das Kochen in Dekaden, weiß jemand, was man sich unter der Küche der 1940er Jahre vorstellen muss?) regelmäßig ein Mehrgang-Menü in den jeweiligen heimischen Küchen entstehen lässt.
Leider war aber ein solcher Themenabend dem lästigen Corona Virus zum Opfer gefallen, die gestiegenen Ansteckungszahlen erlauben es nur noch Personen aus zwei Haushalten, sich privat zu treffen. Der Abend war frei, und so ergab es sich, dass wir (meine Frau und ich) uns mit dem Freund und seiner Frau zum Essen verabredeten. Er hatte da auch gleich einen Vorschlag eingebracht. Vermutlich um zu verhindern, dass ich das Kesselhaus oder das IKO vorschlagen würde. Beruflich ist er Controller, und der monetäre Sternemenü-Aufwand lässt ihn dann immer ein wenig verzweifeln. Bevor ich also dazu kam, diese zwei Ziele in unsere Diskussion zu werfen, wurde per WA (also ohne mich) mit meiner Frau ein Ziel fest gelegt. Das Haus Rahenkamp eben in Voxtrup.
Davon hatte ich den Freund schon ein paar mal schwärmen hören und nun sollte es also dahin gehen. Aber die gut gestaltete HP lässt auf ein Haus mit ordentlichen Anspruch schließen und so akzeptierte ich ohne Widerrede die Wahl der drei Tischgenossen an unserem Besuchsabend. Auf das Wiedersehen freute ich mich sowieso mehr als auf das Essen.
Ca. 50 Kilometer sind es vom heimischen Rheine in den Osten von Osnabrück nach Voxtrup an die Meller Landstraße Hausnummer 106, dann standen wir bei beginnender Dunkelheit vor dem großen Haus. Nach einer Extrarunde fanden wir auch den Parkplatz. Einmal U-Turn, und wir konnten uns in Innere begeben.
Das Haus Rahenkamp hat eine lange Historie und ist vor nicht allzu langer Zeit von zwei jungen Herren übernommen worden. Die haben das Innere recht heftig umgekrempelt und modernisiert, und den Gastraum von gediegen, altmodisch, dörflich in einen ansprechenden Gastraum mit moderner Gestaltung überführt. Das konnte schon mal sehr gefallen. Platz hat man auch in einigen separaten Räumen, so das auch bei gutem Zuspruch der Gäste keinerlei Abstandsprobleme auftreten können. Die Tische stehen in einem Abstand von mindestens 4 Metern untereinander. Ein sehr guter Aspekt in heutigen Zeiten.
Wir waren vor den Freunden da, aber unser Tisch war vom Service sofort zugeordnet. Coronabedingt hängte ich die Garderobe selber auf. Mit Maske und nach Desinfektion der Hände ging es dann zum Tisch.
Beim Platz nehmen traten dann auch unsere beiden Tischgenossen in den Gastraum, stehen bleiben und Coronagerechtes Ellenbogendrücken, dann saßen wir alle am Tisch. Die Beiden sind bekannt, und wurden von den Betreibern herzlich begrüßt. Insgesamt machte die Begrüßung der Gäste Freude. Hier sind Betreiber am Werk, die Freude an Gastronomie haben, man fühlt sich augenblicklich wohl. Ein Aperitif wurde geordert.
Der nannte sich Fuchsschwanz, wurde empfohlen von den beiden Freunden und so genossen wir einen Mix aus Sekt, Pimms No. 1, Orangenschale und Minze. Mit dem Aperitif konnten wir uns den Speisekarten widmen. Das las sich dann schon mal appetitanregend. Eine nicht zu umfangreiche Karte wurde gereicht, ein Klassikerteil und ein Saisonaler. Bei den Vorspeisen gab inklusive der Suppen nur 4 Alternativen. Die Weinkarte auch recht kompakt, aber darin doch einige Verlockungen, zum Beispiel ein GG von Künstler Rheingau für unter 60 EUR. Der Service servierte in unserer Findungsphase noch einen kleinen Küchengruß. Hausgebackenes Brot mit einer Meerrettich-Creme.
Die beiden Damen hatten sich entschieden, die jeweiligen KFZ nach Hause zu fahren, somit besprach ich mit meinem Freund einen Wein. Wir hatten schon entschieden, keine Vorspeise an diesem Abend, sondern gleich einen Hauptgang, gefolgt von Desserts, die sich verheißungsvoller lasen als die angebotenen Vorspeisen. Für ihn sollte es Rindfleisch sein, für mich Huhn mit Trüffelsauce, also kein Riesling. Das Brainstorming in Sachen Wein ergab eine Order an der Service für diese Flasche.
Edition Tour Spätburgunder für € 40,00 die Flasche, trocken, duftig, saftig, reintönig, im Barrique ausgebaut für 17 Monate von Jean Stodden (VDP) von der Ahr aus Resch, so die Weinkarte. Das WG ist mir ja recht gut bekannt, auch wenn ich meine Ahr Weine dann doch eher in Dernau bei Kreuzberg einkaufe.
Diesen Wein und sein Etikett konnte ich aber nicht zuordnen, auch nach Recherche auf der JS HP nicht. Im Burgunder Glas entfaltete sich dann aber ein typischer, trockener Ahr-Spätburgunder, wenig Frucht, kräftige Tanine, der durfte gerne bleiben.
Wir hatten dem Service dann irgendwann unsere Bestellung auf den Block gesprochen und nach angemessener Zubereitungszeit kamen dann die vier Hauptgänge an den Tisch. Die liebste Ehefrau von allen (meine) hatte sich ein Schmorgericht ausgesucht.
Ochsenbäckchen | Belugalinsen | Kartoffel-Sellerie-Püree | Balsamicosauce verkündete die Karte zu Ihrer Wahl. Eine sehr klassische Kombination, sie würde satt werden bei Linsen und Kartoffeln. Ich durfte vom Fleisch probieren, dass äußerst gut geschmort war, so zart, dass man das Messer auch zur Seite hätte legen können. Wenn ich vielleicht etwas anders gewollt hätte, dann die Anrichte, die Sauce hätte aufs Fleisch gehört. Aber ich bin mir auch sehr sicher, dass meine Frau als Liebhaberin puristischer Anrichte es genau so gut fand. Jedenfalls war sie sehr zufrieden mit ihrem Teller. Der Herr zu meiner Rechten nahm das, was er, glaube ich, immer nimmt.
Flat Iron Steak | Rotkrautsalat | Fritten | Rotweinbutter hatte er sich bestellt. Probiert habe ich nicht. Aber sein Steak wurde auf den Punkt medium an den Tisch gebracht. Und die Mühelosigkeit, mit der es zerteilt wurde, ließ auf sehr ansehnliche Produktqualität schließen. Er lobte dann noch den Rotkohl, den ich in Unkenntnis der Order als solchen recht skeptisch betrachtete. Bis ich dann beim erstellen dieser Kritik ersehen konnte, dass es kein klassischer Rotkohl war auf dem Teller, sondern ein warm servierter Krautsalat aus Rotkohl. Aber Hauptsache es hat ihm geschmeckt! Zwei von vier Gerichten konnten überzeugen. Die Frau meines Freundes und ich hatten uns Geflügel bestellt.
Maispoularde | Wirsing | Birnen-Kartoffel-Püree | Trüffeljus wurde vom Chef so in der Karte extra empfohlen. Und mich reizte tatsächlich das Birnen-Kartoffel-Püree! Dies Kombi kennt man ja so auch von Birnen-Bohnen-Speck, Klassiker aus dem hohen Norden, den es auch in meiner Küche ab und zu gibt. Der Teller kam und erst mal machte sich an den Geruchsrezeptoren in der Nase Trüffel breit! Das sollte perfekt zur Poularde im Supremeschnitt passen. Die Poularde war auf den Punkt, wie schon die beiden anderen Fleischgerichte, saftig und zart! Dazu die sehr gut abgeschmeckte Jus, restlos mit dem restlichen Brot aufgesaugt und gegessen. Das fruchtige Püree und der knackig blanchierte Wirsing waren gute Begleiter. Gegenüberliegend war man ebenso wie ich sehr zufrieden mit dem Hauptgericht. Und da wir keine Vorspeisen bestellt hatten, widmeten wir uns ohne schlechtes Gewissen der Dessertkarte. Für meine Frau
Schokoladentörtchen | Quitten-Birnenkompott, perfekt zur Jahreszeit passendes Kompott, auch in unserer Küche zu Hause wandern zur Zeit Quitten und Birnen in sehr viele Gerichte die wir kochen. Spätestens als der flüssige Kern übers Kompott lief, war meine Frau glücklich mit ihrem Dessert. Mein Freund und seine Frau bestellen sich einen Klassiker der französischen Küche.
Creme Brûlée von dunkler Schokolade | Ingwer | Pistazieneis hatten sie sich bestellt. Dunkle Schokolade statt klassisch Vanille in der Creme ist ja schon eine Abweichung, aber dann noch Ingwer rein? Die Kombi Schokolade und Ingwer finde ich außerhalb einer Creme Brûlée schon sehr passend, aber hier? Ich war skeptisch! Von beiden Herrschaften gab es aber nur lobende Worte für Ihr Dessert. Ich hatte zum Abschluss was Gefrorenes bestellt.
Schwarzbrot-Birnen-Parfait | Zuckerrübensauce, und wieder hatte mich eine ungewöhnliche Zutat verlockt, das zu bestellen, nämlich die Zuckerrübensauce. Das Parfait war klasse! Fruchtig durch Birne, mit Crunch durch die (möglicherweise Pumpernickel) Brösel von Schwarzbrot. Und darüber gut dosiert die knackige Karamellnote der Zuckerrübensauce! Fein! Guter Abschluss. Wir beschlossen unser Essen mit einem Digestif für die beiden Herren.
Auf Empfehlung eines der beiden Chefs gab es einen Rum! Ich weiß nicht, wie lange ich keinen Rum mehr getrunken habe, aber dieser hier konnte sehr gefallen. Guter Abschluss eines sehr guten Abendessens!
Der Service wurde durch die beiden Chefs erledigt, mit Unterstützung einer jungen Dame. Insgesamt war das eine Freude! Die beiden Herren widmen sich mit Hingabe ihren Gästen und überzeugen durch Fachwissen und Schlagfertigkeit. Da gab es keinen Grund zur Kritik!
Kann ich also zum Fazit einer Einkehr im Haus Rahenkamp in Voxtrup in Osnabrück kommen. Das Restaurant Vox Drin & Dine im Haus überzeugt durch liebevoll gestaltetes Ambiente, engagierte Besitzer und eine sehr ordentliche Küche, die nicht dogmatisch gut-bürgerlich kocht! Ich komme gerne wieder, wenn es sich ergibt!