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Im Hinblick auf die Entscheidung wohin wurde wir im Vorfeld kontaktiert. Eigentlich geht es dann häufig in das Wald Café in Pfullingen, aber dieses Mal sollten neue gastronomische Pfade beschritten werden. Letztendlich, nach einiger Recherche und einer Emaildiskussion einigte sich der Schwabenclan auf das Restaurant Karlshöhe in Reutlinger Stadtteil Betzingen. Ich gebe zu, ich war nicht unerheblich an der Entscheidung beteiligt. Berichte hier in GG sowie die HP ließen auf eine ambitionierte Gastronomie und vor allen Dingen Küche schließen und wir verhinderten so die von meinem Schweigervater immer bevorzugte schwäbische Hausmannskost-Küche.
Samstagabend machten wir uns also quasi von einem Vorort Reutlingens (Pfullingen) auf in den anderen (Betzingen)…….ja, wir sind in der „ingen“ Area, so nenne ich es, wenn BW betrete.
Mit dem Eintreffen auf dem Parkplatz kam in mir etwas Panik auf, hatte ich einen falschen Eindruck bekommen von der medialen Präsentation? Und die Familie in das falsche Etablissement gelotst? Von außen präsentiert sich die Karlshöhe im 70er Jahre Vereinsheimcharme. Asbestplatten auf einer weiß-grauen Fassade. Das sah sehr lieblos aus. Für Fotos war es schon zu dunkel und regnerisch, deswegen kann ich meinen Eindruck nicht optisch hier belegen. Auch der renovierte Eingangsbereich mit einer schmalen Terrasse links und rechts vom Eingang konnte den Eindruck nicht recht heben. Ich hatte ein mulmiges Gefühl, als ich vom Auto zum Eingang ging.
Hier allerdings schöpfte ich wieder Hoffnung! Sofort mit betreten wandelte sich die Karlshöhe vom grauen Entchen außen zum weißen (wahrhaft) Schwan innen.
Das sah ja schon viel anspruchsvoller aus! Ich nahm den Innenraum in Augenschein, während Schwiegermutter unsere Reservierung (dringendst angeraten) klärte. Hier im Inneren ein absoluter Kontrast zu außen. Der Gastbereich war durchgehend sehr professionell nach einem festen Konzept durchdesignt worden, definitiv das Werk eines Profis. Insgesamt in Weiß gehalten, lockerten Rosa bis Pinkfarbene Details den Innenraum auf, passend die farb-angepasste Beleuchtung. Das beeindruckte schon sehr!
Ebenso tadellos die Tischdekoration und das Eindecken.
Unsere siebenköpfige Gruppe nahm an dem gezeigten runden Tisch Platz. Schön, dass es noch ein paar Restaurants gibt, die etwas größere runde Tische im Gastraum dulden, auch auf Kosten einer optimalen Platzausnutzung. Ein runder Tisch ist für eine größere Gruppe immer der schönste Platz für ein gemeinsames Mahl (meine ganz persönliche Überzeugung).
Die Karten wurden gereicht, nach einem Getränkewunsch gefragt, Bier und Wasser wurden fürs Erste geordert. Die Weinkarte wurde mir gereicht. Nach dem erfassen der Essenswünsche aller derjenigen, die sich ein Weinglas vom Service auf den Tisch hatten stellen lassen, stand meine Wahl schnell fest. Weingut Ellwanger, Riesling trocken VDP 1. Lage von 2013. Das sollte auf alles passen.
Ich konnte nicht alle bestellten Gerichte fotografieren, und die Lichtverhältnisse (Blitz ist für mich im Restaurant Tabu) waren auch nicht optimal, aber diese Gerichte wurden geordert und serviert und von mir fotografiert:
Ein sehr gut abgeschmecktes Krustentiersüppchen, sehr sahnig und mit viel Safran in Farbe und Geschmack. Das war ein wohlschmeckender Start in den Abend. Nicken auch vom überzeugten nicht Meeresfrüchte essenden Hochlandschwaben von der Alb!
Vorspeisen:
Besagte Schwaben gingen in der Wahl ihrer Vorspeisen mit einer Flädlesuppe und einer Grießklöschensuppe traditionelle Pfade. Es gab keine Klagen zu meiner Linken und hier wird aus Erfahrung mit feiner Zunge die vertraute schwäbische Küche genossen. Der Koch hat es nicht einfach bei diesen Gerichten unter seinesgleichen.
Die jüngeren Schwaben und die norddeutsche Begleitung fanden in der Karte ein paar sehr verlockende nicht so regionale Angebote.
Marinierte Ochsenherztomate mit feinem Burrata ~ Käse und frischem Basilikum
Pulpocarpaccio mit Olivenöl und Zitrone mariniert, frischer Blattpetersilie und Basilikum
Die außerdem noch gewählte, aber nicht abgelichtete mediterrane Tomatencremesuppe mit Brotcroutons vervollständigte die gewählten Vorspeisen. Über die Tomatensuppe ließ sich keine Klage vernehmen. Äußerst verlockend ausschauend die Ochsenherztomate mit dem Burrata. Der mit Sahne gefüllte Büffel-Mozzarella gefiel optisch sehr. Kritisch bewerten kann ich das Pulpocarpaccio. Weil selber auch gegessen. Optisch machte es schon was her. Schön, dass der Koch es sehr puristisch servierte, so wie ich es gerne esse. Die paar Salatblätter waren schnell durch aufessen entfernt und dann kam ein wenig Zitronensaft drüber. Dann eine kleine Überraschung beim näheren betrachten. Das war kein Carpaccio im klassischen Sinn! Die Scheiben waren gebunden wie in einer Terrine durch eine gelierte Füllung. Davon hatte man ganz dünne Scheiben wie von einem Sülze-Aufschnitt geschnitten und auf den Teller gelegt. Ich war etwas verstört und besorgt ob das noch in Richtung Pulpo-Carpaccio gehen konnte. Ging es aber, geschmacklich war das Gelee nicht wahrnehmbar und in der Konsistenz war der Pulpo sehr zart. Das wichtigste, er schmeckte ausnehmend gut. Ich war zufrieden mit meiner Wahl.
Hauptspeisen:
Kalbsrückensteak vom Grill, auf Rahm Kohlrabi und getrüffeltem Kartoffelpüree
Medaillons vom Landschwein im Speckmantel in Cognac ~ Pfefferrahmsoße, dazu handgemachte Spätzle
Seeteufelmedaillons und Jakobsmuscheln vom Grill auf Ratatouillegemüse und gebratener Rosmarinpolenta
Schopf Topf, Rinder- und Schweinefilet, hausgemachte Maultasche, Pilzrahmsoße und, handgeschabte Spätzle (Der Chef heißt Schopf)
Tagesempfehlung für mich. Ein gegrilltes Kalbskotelett für mich, serviert mit einem Risotto.
Wieder kann ich nur von mir gegessenes fair bewerten. Auch wenn die Fotoqualität es bei manchen Bildern nicht vermitteln kann, alle servierten Teller waren optisch eine Verlockung. Besonders verlockend in Optik und Duft das Kalbsrückensteak. Ich durfte Kohlrabi und vor allen Dingen Püree kosten und war sehr angetan von diesem Gericht! Meine Frau hatte den Seeteufel geordert. Der Fisch, die Muscheln und das Ratatouille fanden Anklang, nicht so sehr die Polenta. Hier hatte der Koch etwas übertrieben, diese war noch mal paniert und angebraten worden und viel zu trocken dadurch. Warum? Polenta ist auch so einfach lecker. Allerdings passt sie besser, meine Meinung, zu Gerichten mit mehr Sauce als zu diesem Gericht. Madame stibitzte sich getrüffeltes Kartoffelpüree, so war es besser. Mir wurde ein wunderbar gegrilltes Kalbskotelett serviert. Leicht rosa nach dem Anschnitt, ca. 3 cm dick am Knochen geschnitten. Einfach Lecker! Nur Salz drauf und gut! In Kombination mit dem Risotto lecker. Das Risotto war gut zubereitet, leicht al dente, mit einem Restbiss im Korn. Verfeinert mit schmalen Streifen getrockneter Tomate und mediterran gewürzt.
Dessert (was noch ging)
Mangoparfait
Crème brûlée
Das Parfait mit Minz-Joghurt und einer Passionsfruchtsauce konnte optisch und geschmacklich gefallen. Nicht so gut, und als einziges Gericht dieses Abends zu kritisieren, die Crème brûlée. Da war zu viel Zucker auf die Crème gelangt. Mit dem Resultat das die Karamellkruste viel zu dick war. Und zusätzlich war zu heiß geflämmt worden, die Kruste war an einigen Stellen sehr bitter geworden. Ebenso konnte die Crème selber nicht gefallen. Sie war nicht konsistent, nicht glatt gerührt und nicht stichfest. Da war beim Zubereiten etwas geronnen. Nur leicht, aber bei Crème brûlée bin ich pingelig, das war nicht gut.
Trotzdem, wir haben mit 7 Personen einen sehr schönen Abend gehabt und in Anbetracht einer Rechnungssumme von 300 EUR war das eine sehr, sehr ordentliche Küchenleistung. Alle waren zufrieden.
Die Chefin und ihre Damen im Service ließen sich nicht zu Schwächen hinreißen. Alles klappte wunderbar. Es gab nichts auszusetzen am Service.
Fazit eines Abends in der Karlshöhe. Empfehlenswert. Bis auf den Crème brûlée-Aussetzer hatten wir gute und leckere Gerichte. Wir kommen sicher wieder, da waren sich alle einig.